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Deutsche allgemeine Zeitung : 07.07.1843
- Erscheinungsdatum
- 1843-07-07
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-184307072
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18430707
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18430707
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1843
- Monat1843-07
- Tag1843-07-07
- Monat1843-07
- Jahr1843
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 07.07.1843
- Autor
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S46 Zungen vor, welche auf beide Extreme aufmerksam ma- Mreußen. Ami. Jul. hat zu Berlin die feierliche Einsetzung des Ober-Cen- - I surgerichts und zwar durch den Justizminister Mühler stattgefundcn. — Einem Gerücht, als sei ein berliner Geistlicher bei seiner Bewer bung um eine Superintendcntur deshalb zurückgcwiesen worden, weil er Freimaurer sei, wird in der Königsberger Allgemeinen Zeitung wider sprochen. I Berlin, 4. Jul. Nach einem Artikel der augsburger Allge- I meinen Zeitung, datirt von der türkischen Grenze vom iS. Jun., soll I sich in der Begleitung des von Wien nach Konstantinopel abgereisten, zum Minister der auswärtigen Angelegenheiten an die Stelle Sarim- i Bey'ö ernannten Nifaat-Pascha der Gesandlschaftssccrctair Hr. Da von t, welcher als Charge d'Affaires in Berlin einige Jahre hindurch dem hiesigen Gesandtschaftspostcn vorgestandcn habe, befinden. Es ist dies eine Verwechselung der Personen. Es existiren nämlich drei Brüder, gewöhnlich Davout von Dawd oder David, richtiger aber Davout-Oplon, d.i. David-Sohn genannt; Söhne eines in Kon stantinopel verstorbenen armenischen Bankiers. Von den beiden jün ger» war der eine ungefähr ein Jahr zu seiner Ausbildung in Ber lin, kehrte dann nach Konstantinopel zurück und ist jetzt in London bei der türkischen Gesandtschaft attachirt. Der andere war in Wien in derselben Eigenschaft und ist jetzt mit Rifaat-Pascha nach Kon stantinopel gereist. Von Beiden läßt sich in ihrem jetzigen Alter nicht mehr sagen. Anders verhält es sich aber mit dem ältesten Davout, welcher bis jetzt in Berlin als Charge d'Affaires dem Gesandtschafts- Posten mit vieler Umsicht und Talent vorgestandcn. Derselbe ist jetzt nach Paris berufen als premivr intvrpröt« ckv I» l^Zation, und wird ehestens dahin abrcisen, wo er gewiß nicht die Beziehungen Frank reichs zur Türkei verschlimmern wird. Einsender dieses rechnet es sich zur bcsondern Ehre, mit diesem viel versprechenden, eben so geistreichen und talentvollen als unermüdeten Orientalen in näherer persönlicher Bekanntschaft zu stehen. Hier in Berlin genießt derselbe nicht nur in den diplomatischen Kreisen und am Hof einer vorzüglichen Achtung, sondern er hat sich auch durch seine Forschungen in der gelehrten Welt bereits bei den Koryphäen der Wissenschaften einen nicht gewöhnlichen Ruf erworben. Es darf hier nur gesagt werden, daß er in beständi gem wissenschaftlichen Verkehre mit Männern wie Alexander v. Hum boldt, Grimm, v. Savigny, Pcrh, Homeyer rc. steht, um von sei nen Fähigkeiten eine gute Meinung zu erhalten. Da er katholischen Glaubens ist, gab er den hiesigen katholischen Waisen einen jährlichen Beitrag von 50 Thlr. Vorurtheilsfrei schaut er auf den Orient und den Occidcnt, und sein scharfes Auge kennt die Vortheile und Män gel beider. In diesem Augenblicke legt er die letzte Hand an eine Ar beit in französischer Sprache über die altgermanischcn Gesetze. Durch ein cigcnthümliche neue Bearbeitung jener größtentheils in lateinischer Sprache verfaßten sogenannten lege« bsrburorum der Thüringer, Sachsen, Fusionen, Angelsachsen, Ripuarier, Salier, Wcstgothen, Longobardcn, Burgundioncn, Alamannen und Bajuwarier löst er mit geschickter Hand eine Menge der schwierigsten Räthsel, welche sich in den Denkmälern der kindlichen Männlichkeit des echt deutschen Rechts finden; und durch eine glückliche Gruppirung deS in den Urquellen wild durch einander laufenden Stoffes wirft er ein neues Licht über jene , man mit der Methode deö Stillschweigens anfinge, aber keineswegs die gänzliche Jsolirung deS Sträflings als das letzte Mittel seiner sittlichen Wiederherstellung betrachtete." ** Stuttgart, 30. Jun. Unsere Lied er feste unterscheiden sich wesentlich von den Musikfesten in andern Ländern durch die Verbrei tung der thätigcn Thcilnehmcr über alle Stände bis zu den Dorfbe wohnern herab, und so im Allgemeinen durch ihre vorzugsweise volks- thümliche Gestaltung. Aus diesem Grunde war aber auch längere Zeit eine solche Feier in der Residenzstadt von den Behörden beanstandet und nur in den letzten Jahren in anderer höherer Form bei der Ent hüllung des Denkmals Schillcr's und bei dem Fcstjubiläum gestattet worden. Noch größeres Bedenken hatte diese Feier bis jetzt in der Universitätsstadt Tübingen gefunden. Erst in diesem Jahre setzte man sich darüber weg. Der Erfolg hat das Vertrauen der Behörden in das Volk auch hier vollkommen gerechtfertigt. Der Einladung zufolge kamen am Johannistage 45 Liederkränze mit 1600 Sängern zusam men. Mehre Hundert Studirende schlossen sich an. Erhebende und begeisternde Lieder wurden gesungen; vor dem Hause des als Dichter und Vatcrlandsfreund gleich geachteten Bürgers von Tübingen, Uhland, wurden Chöre gesungen, doch konnte man die Ordnung vollkommen erhalten, ohne Soldaten und Polizeibeamte, nur durch die von den Sängern selbst gewählten Ordner aus der Zahl der Studirenden und der Bürger. Das Fest war eins der heitersten und gelungensten.— Der König ist am 29. Jun. nach Livorno abgercist. men, und die Bessern so viel möglich in der Mehrzahl. Auf diese Weise werden sic mild behandelt, und Obcrmaycr behauptet, dadurch zu außerordentlichen Resultaten gelangt zu sein, denen noch Niemand widersprochen hat. Ob dieses Verfahren das bessere sei, lasse ich da hingestellt sein. Es scheint doch jedenfalls diese Erscheinung einer sorgfältigen Prüfung zu bedürfen, denn die Aufschlüsse der Literatur darüber sind ungewiß, und schriftliche Nachrichten nicht verlässig. Mein Wunsch ging nun dahin, die geehrte Staatsrcgierung zu ersuchen, diesen Gegenstand einer sorgfältigen Prüfung zu unterwerfen, dadurch, daß sie einen Beamten abordne, um diese Institute kennen zu lernen, und das dicsfallsige Resultat der Ständcversammlung mitzuthcilcn. Ich stelle daher folgenden Antrag: «Die hohe Staatsrcgierung zu er suchen, über die Frage, ob und welches der sogenannten Pönitcnlial- systeme für Sachsen anwendbar sei, durch Bereisung der vorzüglichsten Anstalten des Auslandes durch einen inländischen Beamten Erörterung anzustcllcn und über das Resultat und die etwa darauf zu gründen den Plane der nächstenStändcversammlung Mittheilung zu machen.»" Der Staatsminister v. Lindenau erwiderte: „Da Se. königl. Hoh. das Vcrwaltungssystcm unserer Strafanstalten zur Sprache gebracht hat, so muß ich mich verpflichtet finden, über das zeither Geschehene und sür die Zukunft Beabsichtigte der geehrten Kammer eine kurze Mittheilung zu machen. Sowol meine dienstliche Stellung als mein Interesse an der Sache ließ mich das neue Strafanstalt-Vcrwallungs- system, wie es seit 10—15 Jahren aus Amerika zu uns herübergekommen ist, mit großer Austnerksamkeit verfolgen und von den wichtigsten dar- ! über erschienenen Schriften Einsicht nehmen. Daraus, verbunden mit mündlichen Mitthcilungcn sachverständiger Männer, habe ich mir vor läufig ein System gebildet, was in unsern Anstalten, soweit es de ren Localität und Einrichtung gestatteten, zeither in Anwendung ge bracht worden ist. Es ist dies im Wesentlichen dasjenige, waö Se. königl. Hoheit mit dem Namen des Auburn'schen Systems bezeichnete und das in Waldheim in der Art zur Ausführung gebracht wird, daß die Mehrzahl der Detinirten in einsamen Zellen schlafen, bei Tag aber in größern Räumen unter Beobachtung strengen Schweigens gemein schaftlich arbeiten, und daß sehr verderbte und gefährliche Verbrecher ganz isolirt, und somit etwas von dem pennsylvanischen System auch in das unserige mit ausgenommen wird. So weit die jetzigen Erfah rungen reichen, scheint dieses System günstige Wirkungen zu bezwecken. Gegen eine vollständige Einführung des Systems der absoluten Jsoli rung glaube ich mich aus folgenden Gründen erklären zu müssen: weil es an ausreichenden Erfahrungen über die Vorzüglichkeit deö einen und andern Systems noch zu sehr fehlt, um zu den durch letzteres erfo- derten tief eingreifenden Acnderungen veranlassen zu können; weil mehre berühmte Criminalisten, von denen ich nur Geheimrath Mitter maier und Criminaldircctor Temme nenne, sich dagegen erklären; ganz neuerlich schrieb mir Ersterer darüber Folgendes: «Die Einseitigkeit, mit welcher in manchen Staaten einige Anhänger des Systems der absoluten Jsolirung nur dieses, als das einzig richtige, emzuführen suchen, schadet dem Gedeihen der Gcfängnißverbesserung. Die neueste Schrift von Verdeil über die Erfahrungen in Lausanne sollte endlich die Verthcidiger der absoluten Jsolirung warnen: weil die absolute Jsolirung mit der menschlichen Natur zu wenig im Einlaute steht, um davon deren moralische Verbesserung erwarten zu können; weil die mehrjährige Trennung von allen gewöhnlichen Berührungen mit Men schen den freien Rücktritt unter selbige nur desto gefahrvoller machen müßte; weil damit eine cigcnthümliche pietistisch-religiöse Tendenz verfolgt zu werden scheint, die ich zur meinigen nicht machen kann; weil eine strenge, absolute Jsolirung mit unsern langjährigen Frei heitsstrafen unvereinbar ist, und weil endlich das große Mehrerfo- dcrniß von Beamten und der dadurch nothwcndig werdende Um- und Neubau unserer gejammten Strafanstalten einen Aufwand von Hun derttausenden erfodcrn würde.» So wenig ich also gegen den Antrag Sr. königl. Hoh. irgend etwas Wesentliches zu erinnern finde, so fürchte ich doch, daß daraus ein praktisches Resultat darum nicht her- vorgehcn würde, weil beide Systeme in Deutschland noch zu neu und noch nicht mit der Consequcnz durchgeführt sind, um deren Resultate I bereits jetzt als entscheidend annchmen zu können." Nach einigen Wechselnden bemerkte noch vr. v. Ammon: „Die von Sr. königl. Hoh. und dem Hrn. Staatsmimster ausgcgangencn Anregungen sind nicht dankbar genug anzucrkcnnen; indessen liegen doch schon Erfahrungen vor, welche auf beide Extreme aufmerksam ma chen müssen. Ganz gewiß ist die Methode des gänzlichen Stillschweigens von der größten Wichtigkeit und geeignet, den Menschen in sein In neres zurückzuführcn, ihn stufenweise zur Besonnenheit zu leiten und auf diesem Wege religiöse und moralische Gefühle bei ihm zu wecken. I Von der andern Seite lehrt aber auch eine lange Erfahrung und na mentlich die Verirrung mancher Schwärmer, welche die höchste Tugend im Nichtsdcnken suchen, daß Einsamkeit und Gedankenlosigkeit der Tod I alles geistigen und sittlichen Lebens sind. Mehre Beispiele von Lau sanne und Genf und namentlich aus Nordamerika haben bewiesen, daß Menschen, welche ganz und gar dem Umgang entzogen waren, allmälig I allen Muth, alle Klarheit und Freudigkeit dcs eignen Bewußtseins ver loren. Aus der Anstalt hcrausgctrctcn, haben sie gar keine Bcrüh- ! rungSpunkte weiter mit der Welt und dem Himmel, zehren den letzten I i Nest ihrer sittlichen Kräfte auf, und von Besserung kann dann nicht mehr I j die Rede sein. Mithin würde das Wichtigste immer dies sein, daß l
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