Deutsche allgemeine Zeitung : 04.08.1844

Montenegro. Der Vladikq. Fürst Vasoevich. Serbien. Hr. v. Simich. Unruheversuch. Uebevblick. Deutschland, ckChemnitf. Die Fabrikanten und die Fabrikarbeiter- -Aus Schleswig-Holstein- Die Spielsucht, fWcimar. Die Entbindung der Erbgroßherzogin. Preußen. **Kerlin. Das Attentat. Verordnung in Betreff der Juden im Posenschcn- * Aus Schlesien. Ur. Ritter. Köln. Das Attentat.— Einweihung der Erlöserkirche. — Die Universität Halle. — Die Cartcl- convcntion. — Die Staatsbuchhalterei. Vefkerreich. Prag. Fabrikhausordnung. Spanien. * Paris. Das Ministerium. Kürassicrrcgiment. Die portugie sischen Flüchtlinge. Großbritannien. Das Morning Chronicle über das Parlament. Das Armengesetz. Frankreich. Bittschrift in Betreff der Franzosen in Montevideo. Die Bauten, f Paris- Die Proletarier. Niederlande. Exceß der Truppen in Mastricht. Schweiz. Aus Wallis. Die dortigen Vorgänge und Zustände. — Hr. Hurter. Intoleranz. ' Dänemark. Kopenhagen. Die Preßfreiheitsvcrordnung. Schweden und Norwegen. L Christiani«. Die Wahlen. Die Parteien. ausspricht? Wir finden diese Noth in so manchem Dorf in unsern deut schen Gauen, in welchem keine Fabrikation betrieben wird, häufiger viel leicht, aber gewiß vorübergehender finden wir dieselbe unter den Fabrik arbeitern. Aber dieser Zustand der Bethciligten ist in vieler Hinsicht ein leider unabwendbarer, und hier führt uns das Thema auf die argen Beschuldigungen, die man überall und immer wieder gegen Diejenigen ausspricht, die man im steten äußern Zusammenhänge mit jener Klaffe von Leuten sieht, welche man so häufig, aber irrthumlich, als die unglück lichste im Volke bezeichnet. Es sind hierdurch die Fabrikanten, die viel verfolgten, immer wieder geschmähten Fabrikanten, die man allgemein als die Hebel des Nothstandcs unter den Fabrikarbeitern ansicht, gemeint. Wir wollen hier keine Verthcidigung derselben schreiben, cs soll keine schuld, die sie trifft, von ihnen abgewälzt, cs soll in diesen Zeilen nur dargethan werden, daß die Fabrikanten im Ganzen so wenig Schuld ha ben an dem allgemeinen Nothstandc, wenn er da ist, oder dem partiel len, wo er cxistirt, als jeder andere nicht fabricücndc Staatsbürger um die Noth der Armen seiner Stadt hat, und daß man in den Eingeweide» des eignen Staatslebcns wühlt, wenn man glaubt, durch die Entfernung und Verwünschung der Fabrikanten ein Rcttüngsmittcl gegen das „Pro letariat" gefunden zu haben. Man muß hierbei auf die Entstehung der eigentlichen Fabrikindustrie selbst zurückkommen, und diese möchten mir von jener Zeit «bleiten, in welcher in England das Maschincnspinnen erfunden wurde. Damals fing man in diesem Lande zuerst an, geschlossene Werkstätten zu bilden, in welchen ungewöhnliche Mengen von Menschen zu gleichem Zwecke versam melt wurden, um mittels Maschinen Das zu ersetzen, was früher einzel ner Menschen Hände unvollkommen geleistet hatten. Ehre dem Geiste, der den Grund zu der ersten englischen Spinnmaschine gelegt hat, Ehre ihm, der hierdurch die Bahn gebrochen hat, den Menschen nach und nach frei und unabhängig zu machen. In der ersten Spinnmaschine liegt der Keim zu Englands Größe, zur Freiheit seiner Institutionen, zu seinem Reichthume, zu seiner Macht, und wir glauben wohl, auch der Keim zu einer freiem Lcbensanschauung in Deutschland selbst! Bei Entstehung der Fabriken—wir wollen diese Erstlinge der Indu strie unter solchem Namen erscheinen lassen—, befanden sich die dabei An gestellten mindestens eben so gut als bei ihrer frühem Handbcschäftigung, sonst würden sie dieselbe nicht aufgegcben haben. Nach und nach sah man die Leiter und Arbeiter wohlhabend werden, die englischen Manufactc ver breiteten sich immer mehr, man mußte die Vorzüglichkeit des Erzeugnisses erkennen, und so kam es denn, daß sich auch deutsche Regierungen ent schlossen, cinschend, daß der Fortschritt der Industrie Fortschritt des Na tionalwohlstandes ist, Prämien für Einrichtung von dergleichen Etablisse ments auSzuschen. Wäre man doch auf diese Weise fortgcfahrcn! wir hätten heute nicht die Alles erdrückende englische Concurrenz gegen uns, und würden in dem zur Industrie geschaffenen Deutschland nichts von Proletariern und dergleichen hören. Also hat man die gemishandelte, von so vielen Seiten als unglücksschwangcr betrachtete Industrie früher förmlich herbcigezogcn, und würde dies nicht gcthan haben, wenn da mals das Glück der Unterthancn und deren Ernährung gar keine Sorge verursacht hätte. Man hatte aber auch damals unendlich viel arme Menschen, die aber zu jener Zeit nicht sprachen und auch keine Ver- theidigung in öffentlichen Blättern fanden. Genug, die geschaffene In dustrie, die Fabrikindustrie, war auch in Deutschland eingeführt (Vor würfe hierüber gehören der verstorbenen Generation), und sie hat sich, so weit cs die Umstände zulicßcn, forlbcwegt und hat sich, wie in England, eine Volksklassc mit herangczogen, deren Wohlbefinden von ihr abhängig und deren künftige Existenz auf ihre natürliche Fortentwickelung einzig und allein angewiesen ist. Das Alles ist unumstößlich wahr, und wer nicht für Deutschland mit Millionen große Armenhäuser aufbauen kann und wer nicht die Sccnen, die sich in Biclau, Pctcrswaldau, Prag re. ereignet haben, aber in anderer Richtung wiederholt sehen will, da sich das Dasein der Massen einmal nicht abläugnen läßt, der wünsche mit voller Seele, daß die Industrie Deutschlands cmporblühc und daß die rechten Mittel angcwendct werden, die nothwendig find, um fie, wenn es nicht schon versehen, zur möglichsten Ausdehnung gelangen zu lassen. Wir haben die Meinung nämlich, daß durch die geeigneten Mittel — wir ge denken hierbei nicht allein der vielfach angcfeindctcn Schutzzölle —, alle die Hände ausreichend beschäftigt werden können, die jetzt der Industrie an- gchörcn, aber die Besprechung hierüber liegt außer unserm Zwecke. Wir wollen lediglich darthun, daß cS nicht die Fabrikanten sind, welche jene unglücklichen Ereignisse, wie wir sic in der Neuzeit sehen, hcrbcigefuhrt haben. Wenn wir nämlich auf die eigentliche Stellung eines Fabrikanten Türkei, i Konstantinopel. Die Conscription in Syrien- Die Walachei. DieAlbanesen. Admiral Bandicra- Der armenische Patriarch. Hr-Katakazi. Perfonatnachrichten. Wissenschaft und Munst. ^Berlin. Die Universität. — Die Vcrpflc- gungsanstalt für Studirende in Vonn. Handel und Anbuftrie. * Frankfurt a. M. Börsenbericht- **Lcip- fig. Die Sächsisch - Baiersche Eisenbahn. Frequenz der Bahn- — Äre7 mens Handelsverkehr- — Berlin. Neueste Nachrichten. Paris. Die Julifeste. Wnkündigungen. Deutschland. -f Eljemnitf. I. Aug. Wir dürfen kaum zehn Jahre zurückdenken, so finden wir die meisten Zeitungen «»Deutschland noch sehr dürftig aus gestattet und lediglich darauf gerichtet, die gewöhnlichen Tagesncuigkeitcn unter scharfer Ccnsur mitzutheilcn, und sehen sie selten oder gar nicht in die Hauptmasse des Volks belehrend cindringcn. Seit jener Zeit aber, und dies bezeichnen wir als einen wesentlichen Fortschritt, hat man den Inhalt der schon lange bestehenden Blätter vermehrt , und beschränkt sich nicht allein auf Mitthcilung des Vorgefallcncn, sondern man beschäftigt sich auch mit Betrachtungen der jetzigen Zustände, und viele neue Tagcsschrif- ten entstanden, die entweder für einzelne Parteien die Vcrthcilugungei- nes besondcrn Interesses übernahmen, oder die, ihrem eigentlichen Vor haben gemäß, der Volksaufklärung dienen wollen, so weit cntfcrnt nun wie diese Einleitung von unserm eigentlichen Thema scheint, so steht sic doch unmittelbar mit Allem im Zusammenhänge, was in den nachfolgen den Zeilen gesagt sein wird. Die nähere Beleuchtung der gegenwärtigen gesellschaftlichen Zustände hat nämlich hauptsächlich dahin geführt, daß man die unvollkommene Lage der untern Volksklasscn aufdecktc und auf Mittel sann, dieselbe zu verbessern. Alle Blätter haben wol ihre Spal ten mehr oder weniger solchem Austausche der Ansichten geöffnet, und cs sei dies dankend und ehrend erkannt; denn welcher bessere und einsichts vollere Mensch wird nicht mit Freude die Gelegenheit ergriffen sehen, dem leidenden Bruder zu helfen, und wer würde verkennen, daß die öffentliche Unterredung über unläugbarc Mängel nicht schon ein Schritt zu deren Be seitigung sei? Allein je mehr wirkliche Liebe für das wahre Wohl unse rer Mitmenschen in uns wohnt, und je mehr wir die Beseitigung von allem den Menschen geistig Nicdcrdrückcnden wünschen, um so größer ist das Verlangen, kein entstelltes Bild der verschiedenen Lagen des Daseins zu erblicken, sondern die Wahrheit gründlich zu kennen, aus welcher allein eine wahre Besserung „so weit sie durch menschliche Leistungen möglich ist", entspringen kann. Aber in dieser Hinsicht ließen die Mittheilungen in den Zeitungen über die Lage der armen Volksklaffen meistcntheils zu wünschen übrig, denn sie waren und sind großenlhcils nicht vorurthcils- frci geschrieben und scheinen ganz von dem Gesichtspunkt abzugchen, der doch in jeder Acußerung des uncrforschlichcn Willens der Vorsehung ab zunehmen ist, daß nämlich die Güter der Erde nicht gleich verthcilt sein können, daß cs immer arme und reiche Menschen geben wird und gege ben hat, und daß dieser Zustand nicht ein Act der menschlichen Schö- pfung, sondern ein Grundprincip der Natur selbst ist. yavcn. Wenn nm nämlich auf vic eigentliche sieuung eines «avrirantcn Wer könnte cS läugnen, daß viel Noth unter den Armen herrscht, zurückkommcn, so ist dies ein Staatsbürger, der entweder mit schon gc- das heißt offenbar Noth um Brot, und daß sich diese zeitweise sichtlich habtcm oder mit nach und nach erworbenem Vermögen (das Bestreben, auf Deutsche RIlgemeiue Zeitung. LM «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!»