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Deutsche allgemeine Zeitung : 22.08.1844
- Erscheinungsdatum
- 1844-08-22
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-184408222
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18440822
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18440822
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1844
- Monat1844-08
- Tag1844-08-22
- Monat1844-08
- Jahr1844
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 22.08.1844
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roir gleich Desjenigen, was eine gleiche Anzahl von Familien in beiden Länder- theilen jährlich an den Staat und die Gemeinde zu steuern und auf Befrie digung an Bedürfnissen der Nothwcndigkeit, des Wohllebens und der geisti gen Bildung zu verwenden und an Rekruten zu stellen vermag, in Geld und Zahlen ausgcdrückt, Beide sehr abweichend von einander finden, während der Landumfang und dieBevölkerung einander entweder völlig oder verhältnißmäßig gleich sind. Trocken hingenommen geben Zahlen weiter nichts als einen An halt für daß Gcdächtniß, ohne den Geist mit staatswirthschaftlichcn Gedan ken zu befruchten- Die Zeit, in welcher man die Statistik bloß nach nume rischen Ergebnissen^ behandelte, ist, dächte ich, oder sollte wenigstens vor über sein- Cs mußte dieser Jrrthum mein Erstaunen um so mehr erregen, da der Correspondcnt nicht .über ackerbauliche und industrielle Verhältnisse spricht, deren pragmatische Behandlung durch die unendlich häufige Wieder kehr schon in die Masse selbst der Laien in der Wissenschaft einigermaßen ein- gedrungcnsein dürfte, sondern über die deutschen Hochschulen, insofern sich deren geistige Bedeutung nach dem numerischen Besuche von Ausländern be messen lassen soll. Er meint nämlich, und.dies nicht ganz mit Unrecht, daß der Besuch inländischer Universitäten von Seiten der Landcskindcr von man cherlei äußern Verhältnissen, z. B- der geringer» Entfernung, Stipendien, Freitischen u. dergl. häufig bedingt sei, diese Umstände aber keine Folgerung für die geistige Bedeutsamkeit der Anstalt zulasscn- Ein solches Kriterium will «r dagegen in dem Besuche von Seiten der Ausländer finden und stellt deshalb in Bezug auf 14 deutsche Universitäten die Zahl der dieselben im laufenden Semester besuchenden Ausländer einander gegenüber. Von Kiel, Rostock, Greifswald, Halle und Erlangen waren ihm die nöthigen Mate rialien nicht zu Gesichte gekommen, die österreichischen Universitäten, von de nen wenigstens Wien in Bezug auf Arznei- und Naturkunde ebenfalls von Ausländern ziemlich besucht wird, übergeht er mit Stillschweigen, während er Königsberg mit zu den deutschen Universitäten zählt, was ich im Allge meinen sehr gern geschehen ließe, wenn cs nur seiner geistigen Bedeutung nach durch des Korrespondenten Rechnung nicht viel zu kurz käme. Der Be such der Ausländer auf nachstehenden Universitäten ist aber gegenwärtig fol gender: Breslau 8, Königsberg 20, Marburg 3, Freiburg 64, Würzburg 66, Tübingen 80, München 95, Gießen t20, Bonn 155, Zena I9l, Göt tingen 199, Leipzig 262, Berlin 4II, Heidelberg 535. Ehe ich meinen An griff gegen den Korrespondenten fortsetzc, will ich ihm zugcstehen, daß sein Schluß auf den ersten Anschein und sogar in einzelnen Fällen viel Richtiges für sich hat, im Allgemeinen aber, wie das Nachstehende beweisen soll, noch viel mehr Falsches. Um ebenfalls mit Breslau anzufangcn- so schließt man aus den acht Ausländern sehr fehl auf die geistige Bedeutung der Hochschule- Breslau liegt in einer Provinz des preußischen Staats, durch deren weite überwiegende Umgrenzung von österreichischen und russischen Ländern, die be kanntlich sehr wenige Landeskinder auf ausländischen Universitäten studircn lassen, die Hochschule fast ganz zur Provinzialuniversität hcrabgedrückt wird. Ist Breslau durch Eisenbahnen dem übrigen Deutschland einmal näher ge bracht, so wird sich dieses Vcrhältniß sehr wahrscheinlich in etwas ändern, obwol die Entlegenheit von kleinern deutschen Staaten, durch deren Nach barschaft das bloß numerische Ausländcrverhältniß einer Universität sehr be günstigt wird, Breslau stets zum Nachtheil gereichen dürfte. An tüchtigen Lehrern und Lehrmitteln fehlt es aber der Hochschule so wenig wie ihren Zög lingen an regem wissenschaftlichen Geiste. Zum Beweise will ich eine Lhat- sache anführen, durch welche die Anstalt namentlich gegen das von 262 Aus ländern besuchte Leipzig einen sehr günstigen Standpunkt in einer Hinsichr erhält. Als vor 7 — 8 Jahren alle Sternwarten der gebildeten Welt durch Alexander v. Humboldt aufgefodert wurden, Beobachtungen über die Zahl der in einen gewissen Zeitraum fallenden Sternschnuppen anzustcllcn, da war das Anerbieten der brcslauer Studirenden, zu diesen Beobachtungen sich abwechselnd auf der Sternwarte einzufindcn, aus allen Facultätcn so groß, daß sie nicht alle in einem Semester verwendet werden konnten, während Professor Mö bius in Leipzig sich über eine sehr geringe, beiwcitcm nicht ausreichende Bc- thciligung yon Seiten der leipziger Studirenden zu beklagen hatte. Breslau zählt vorherrschend arme Inländer unter seinen Zöglingen^ Leipzig ebenfalls sehr viele unbemittelte Inländer und sehr viele wohlhabende, selbst reiche Jn- und Ausländer. Welche Universität erfreut sich nun einer höhern Bedeutung in Hinsicht auf den uneigennützig sich opfernden wissenschaftlichen Geist der Studiren- denö Wenn ich die Ucberzeugung hätte, daß die leipziger Professoren an dieser Lauheit des wissenschaftlichen Geistes Schuld trügen, so würde ich sie nicht verschweigen; aber nein, mit vorherrschendem Rechte läßt sich das Gegentheil behaupten. Leider bietet Leipzig der Eitelkeit, der Zerstreuung und der blo ßen geistigen Unterhaltung so mannichfaltige Gelegenheit zur Befriedigung dar, daß der ernste wissenschaftliche Sinn nur zu sehr darunter leiden muß. Königsberg,eine Hochschule, an welcher gewiß höchst ausgezeichnete Männer wirken und eine lebhafte geistige Bewegung unter den Studirenden sich fin det, die ich ihrer augenblicklichen Entfaltung nach jedoch als eine streng wis senschaftliche nicht bezeichnen mag, Königsberg leidet, wenn dies ein geistig zu beklagendes Leiden ist, ebenso wie Breslau, an einer unverhältnißmäßigcn Entfernung vom Ausland, und es fragt sich, ob nicht die moderne Neigung der Jugend, sich an jener fast schwindelhaften geistigen Bewegung zu bc- theiligen, ihm nicht einen Theil jener 20 Ausländer momentan zugcführt hat. Bei Gießen und Göttingen treten eigcnthümliche Verhältnisse ein, welche die Zahl der Ausländer theilwcisc erhöhen helfen. Dort müssen die nassaui schen Studirenden der katholischen Theologie ihren Kursus machen, und Göt tingen ist für die übrigen Nassauer und die Braunschweiger Landesunivcrsität. Man weiß, daß seit 1837 in Göttingen viele wichtige und zum Theil rein wissenschaftliche Lehrstühle erledigt und noch nicht wieder besetzt sind; aber Göttingen hat von je her die Mode für sich gehabt, von Adeligen und sochcn Bürgerlichen, die eine gewisse Befriedigung der Eitelkeit darin suchten, in dem äußerlich feinen Göttingen zu studircn, besucht zu werden, wodurch übrigens der ehemals mehr als jetzt ausgezeichneten göttinger Professorenwclt kein Ab bruch geschehen soll, wie auch die jetzige durch manchen ihrer Vertreter nock- Fremdländische hcrbeilockcn mag. Mehre andere deutsche Universitäten ziehen neben den docircndcn Notabilitatcn auch durch ihre romantische und geogra phische Lage eine nicht unbedeutende Zahl von Jünglingen an, und unter die sen vor allen andern Heidelberg mit seinen 535 Ausländern- Ein Gleiches läßt sich von Bonn und Freiburg sagen, und Zena verdankt seinen Zuzug von außen, neben dem wissenschaftlichen Geiste, welcher noch von der großen Epoche her dort heimisch geblieben ist, auch seiner idyllischen Umgebung und der sich einer fittigen Gemüthlichkeit immer mehr nähernden Geselligkeit. Ebenso hat Tübingen seine Frequenz von Ausländern nicht allein der großen Tüchtigkeit vieler seiner Lehrer, sondern auch äußern Verhältnissen zu zuschreiben. Die vorzügliche Vertretung einzelner Fächer, wie in Würzburg der praktischen Medicin, in Jena der Cameralwisscnschaften, sind hin und wieder Ursachen jener Erscheinung, ohne daß deshalb, z. B- in Würzburg, die Anstalt im Ganzen eine hohe Bedeutung hätte. Daß München nicht mehr Ausländer zählt als 65 ist allerdings überraschend und wirft kein besonderes Licht auf diese, mit Mitteln der wissenschaftlichen Belehrung und der Bildung des Kunstsinns sowie der äußern Zerstreuung so reichlich versehene Hochschule. Befremdender aber würde Berlin mit 411 gegen Heidelberg mit 535 Aus ländern erscheinen, wenn nicht das kostbare Leben und der gänzliche Mangel an fast kostenlosen gemüthlichen Freuden, wol auch die Befürchtung mancher Aeltcrn, ihre Söhne möchten sich dort mehr zerstreuen als belehren und jenen geistigen Dandyismus cinsaugen, der eigentlich ver deutschen Natur so ganz fremd ist und den Geschmack an ernster Beschäftigung mit schwierigen Din gen nachhaltig untergräbt, in dieWagschale zu legen wären; denn daß Berlin eine höhere Bedeutung habe als Heidelberg, wo grade die Grundsäulc aller wissenschaftlichen und sittlichen Geistesbildung, die Philosophie, so total da nieder liegt, wo Theologen fast eine Seltenheit zu nennen sind: das wird wol Niemand bestreiten. Ich hoffe, man wird sich nach diesen Bemerkungen überzeugen, daß „Zahlen nicht entscheiden!" *AscI>akkenburg, 16. Aug. Das Licdcrfest zu Wertheim ist auf den 9. Sept. d. I. festgesetzt. Die Liedertafel zu Wertheim, deren erster Vorstand der Fürst von Löwenstein-Wertheim ist, hat schon längst die freund lichen Einladungen zu diesem Feste ergehen lassen und den verschiedenen Lie dertafeln oder Licdcrkränzcn, die Antheil nehmen wollen, die bestimmten Ge sänge zugesendct. — Mit dem Pompejanischen Königsbauc dahier geht cs immer mehr vorwärts, und die Neugierde wird immer reger und die Sehn sucht nach der Vollendung immer größer. — In unserer Literatur ist es stille. Außer Schulprogrammcn werden andere wissenschaftliche Stoffe wenige Fe dern in Berührung gesetzt haben oder noch setzen. — E. Förster ruft eben zu einem würdigen Denkmal Herd er's auf. Hier, in Aschaffenburg, leben noch eine Schwiegertochter, zwei Enkel und eine Enkelin Herdcr's. * Posen, 15. Aug. Nachdem durch die bekannte Ministcrialverfügung das Turnen in den Kreis der ordentlichen Untcrrichtsgegenstände ausgenommen ist, wird dasselbe auch bei uns mit so großem Eifer betrieben, daß die er freulichsten Früchte — das körperliche Gedeihen der Jugend — davon zu er warten steht. Man hat eingesehen, daß sogenannte Turnlehrer, die nicht zu gleich bei den öffentlichen Unterrichtsanstalten als Lehrer fungircn, auf die Heranwachsende Jugend den crfodcrlichen Einfluß nicht haben, indem das Tur nen zugleich auf Gcmüth und Charakter cinwixkcn soll, und deshalb sind von beiden hiesigen Gymnasien ordentliche Oberlehrer — die Professoren Schönborn (der bekannte asiatische Reisende) und Spiller — auf längere Zeit nach Ber lin geschickt worden, um unter Eisclen's Leitung das Turnen gründlich und vollständig zu erlernen. Der Zweck ist erreicht; beide Herren sind zurück, und seitdem turnt unsere Jugend alle Abende, daß cs eine Freude ist. Es war aber auch die höchste Zeit, daß etwas geschah, um neben dem Geist auch dem Körper sein Genüge zu thun, denn wenn man erwägt, mit welcher Masse von Unterrlchtsgcgcnständcn unsere Jugend' gegenwärtig auf den Gymnasien gefüttert wird, so muß man die Nothwcndigkeit einer physischen Gegenwehr, wodurch allein das Gleichgewicht hcrgcstcllt werden kann, als unerläßlich er-, kennen. Rehmen wir ein Schulprogramm zur Hand, so. sehen wir, daß der Geist unserer Söhne befruchtet wird mit: I) Latein, 2) Griechisch, 3) Deutsch, 4) Polnisch, 5) Französisch, 6) Hebräisch, ') Mathematik, 8) Arithmetik, 9) Geschichte, 10) Naturgeschichte, I I) Physik, 12; Geographie, 13) philo sophischer Propädeutik, 14) Rcligionslchrc, 15) Kirchengcschichtc re- Wie kann der Geist das Alles gleichzeitig fassen und dergestalt verarbeiten, daß es Frucht trägt? Muß der Jüngling nicht ermüden und erschlaffen, wenn Nicht durch eine körperliche Auffrischung der Geist zugleich wieder die nöthige Spannkraft gewinnt? Darmstadt, 18. Aug. Der hundertjährige Geburtstag Johann Gott fried v. Her der's, welcher am 2'. Aug. d. I. eintritt, ist, wie auch öffent liche Blätter bereits berichteten, von mehren deutschen Freimaurerlogen, na mentlich denen zu Weimar und Darmstadt, aufs würdigste begangen worden. Sie hatten sich früher zu dieser Feier gerüstet, ehe noch öffentliche Blätter dieselbe bei der Nation anrcgten Die Maurcrci führte Herdern zur Huma nität hin, welche er durch Schrift, Wort und Lhat seinem Volke verkündete. Im Jahre 1766 war er in Riga Maurer geworden und blieb dem Geiste des großen Mcnschhcitsbundcs bis zu seinem letzten Athemzuge treu- Die deutschen Maurer hielten cs deshalb für ein Recht und eine Pflicht, dicftm Priester der Humanität an seinem hundertjährigen Geburtstag auch ihren Zoll der Ehrfurcht und Liebe darzubringen. Jene Heiden genannten Logen haben bereits seit längerer Zeit die Errichtung eines Standbildes Herdcr's durch „maurerische Mittel, aber für die ganze Nation", vorbereitet, dessen glückliche und würdige Ausführung um so mehr jetzt schon verbürgt ist, als die beiden Scholl, Vater und Sohn in Darmstadt und Mainz, ein vorzügliches Modell vollendet, und der Großherzog Karl Friedrich von Sachsen-Weimar den schö nen Plan für Weimar bereits genehmigte und einen Platz für die Statue bestimmte. Diese aus guter Quelle fließende Mittheilung fühlt man sich ge drungen, auf die in der augsburger Allgemeinen Zeitung erschienene Auffo- derung des vr. Ernst Förster in München, welchem die schon längere Zeit vorbereitete Absicht der deutschen Maurerwelt nicht bekannt gewesen zu sein scheint, hiermit vorläufig der Oeffcntlichkeit zu übergeben. Alle verehrlichen Redaktionen deutscher Blätter sind gebeten, zur Verbreitung dieser Mitthei lung durch Aufnahme in ihre Spalten, ohne besondere Auffoderung dazu, im Interesse der schönen Angelegenheit beizutragen. (Frkf. I.) — Die philosophische Facultät zu Münfter hat durch Kabinctsordre vom 23. Jul. die bisher noch ausgesetzt gebliebene Ausübung des Rechts, akademische Grade und Würden zu ertheilen, erhalten. Verantwortliche Redaction: Professor Bülau. Druck und Verlag von U . St. Broekhau« in Leipzig.
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