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Deutsche allgemeine Zeitung : 28.11.1844
- Erscheinungsdatum
- 1844-11-28
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-184411288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18441128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18441128
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1844
- Monat1844-11
- Tag1844-11-28
- Monat1844-11
- Jahr1844
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 28.11.1844
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2982 Dir Abbe von Aigrigny blieb sitzen, wies Rodin mit der Hand nach einem Tisch und'sagte barsch und hochfahrend zu ihm: Schreiben Siel Der SociuS stellte seinen Hut auf den Fußboden, erwiderte den Befehl des Abbe von Aigrigny mit einer ehrfurchtsvollen Verbeu gung, ging mit verdrehtem Hals, gesenktem Haupt und schrägem Schritt hin, setzte sich auf den Rand eines vor dem Schreibtisch stehenden Stuhls) nahm Feder und Papier und erwartete, dann stumm und regungslos das Dictiren seines Obern. Erlauben Sie, Fürstin? — sagte der Abbe von Aigrigny zu der Fürstin von Saint-Dizier. Diese antwortete durch eine ungeduldige Bewegung, welche dem Abb? von Aigrigny einen Vorwurf über seine Förmlichkeitsfrage zu machen schien. Der Abb? von Aigrigny verbeugte sich und dictirte dann mit dumpfer und erstickter Stimme das Folgende. „Alle unsere Hoffnungen, die neuerdings fast zur Gewißheit erhoben, sind plötzlich vereitelt worden. Die Nennepont'sche Sache ist aller Sorgfalt, aller Geschicklichkeit, die bisher darauf verwendet worden, ungeachtet, vollständig und unrettbar verloren. Leider sind die Dinge dabei so weit gediehen, daß dies nicht blos ein Mislin- gen... sondern eins der nachtheiligsten Ereignisse für den Orden ist, dessen Rechte auf diese Güter, die einer zu seinen Gunsten ge schehenen Confiscation betrügerisch entzogen worden, moralisch übri gens augenscheinlich waren.... Ich bin mir wenigstens bewußt, bis zum letzten Augenblicke zur Verthcidigung und Geltendmachung un serer Rechte Alles gcthan zu haben. Aber diese wichtige Sache ist, wie gesagt, als gänzlich und ewig verloren zu betrachten und nicht weiter zu beachten." Dies dictirte der Abbe von Aigrigny, Rodin den Rücken zu wendend. Bei dem plötzlichen Geräusch, was, statt weiter zu'schreiben, aufstehend und die Feder auf den Tisch werfend der Socius machte, drehte der Abbe von Aigrigny sich um, blickte ganz erstaunt Rodin an und sagte zu ihm: Nun?... was machen Sic? Das muß ein Ende nehmen... der Mensch ist nicht bei Sin nen!! — sagte Rodin zu sich selbst und ging langsam zum Ka min hin. Wie!... Sie verlassen Ihren Platz... Sie schreiben nicht? — sagte der Abb? von Aigrigny staunend. Dann wendete er sich gn die Fürstin, die seine Ueberraschung theilte, wies mit einem ge ringschätzigen Blick auf den Socius hin und fügte hinzu: Wahrhaftig... er verliert den Verstand.... Verzeihen Sie ihm — erwiderte die Fürstin von Saint-Dizier — Gewiß ist der Kummer schuld, den ihm das Mislingen dieser Angelegenheit macht. Danken Sie der Frau Fürstin, kehren Sie an Ihren Platz zurück und schreiben Sie weiter — sagte der Abbe von Aigrigny im Tone mitleidiger Geringschätzung zu Rodin und wies ihn gebie terisch mit dem Finger an den Schreibtisch. Völlig gleichgültig gegen diesen neuen Befehl, näherte sich der Socius dem Kamin, stellte sich mit dem Rücken daran, richtete seine krumme Haltung gerade, spannte seine Knie, trat mit dem Absatz seiner plumpen geschmierten Schuhe fest auf den Teppich, steckte die Hände unter die Schöße seines fettigen alten Nocks, hob den Kopf empor und blickte den Abbe von Aigrigny starr an. Der Socius hatte kein Wort gesagt, allein in seinen widri gen, jetzt leicht gerötheten Zügen sprach sich plötzlich ein solches Be wußtsein seiner Ueberlegenheit, eine so tiefe Geringschätzung gegen den Abbe von Aigrigny, eine so ruhige, fast heitere Kühnheit aus, daß der Abbe von Aigrigny und die Fürstin von Saint-Dizier in Verwirrung geriethen. Sie fühlten sich sonderbar beherrscht und beeinflußt von dem kleinen alten Mann, so häßlich und so schmuzig er war. Der Abbe von Aigrigny kannte die Gewohnheiten seines Or dens zu gut, um seinen dcmüthigen Secretair für fähig zu halten, ohne Veranlassung oder vielmehr ohne bestimmte Berechtigung diese Miene unbedingter Ueberlegenheit anzunehmen. ... Sehr spät, zu spät begriff der Abbe von Aigrigny, dieser Untergebene könne wol ein Spion und zugleich ein erfahrener Gehülfe sein, der nach der Ordensverfassung Macht und Auftrag hat, den unfähigen Beamten, dem man ihn einstweilen zur Ueberwachung beiordnet, in dringenden Fällen abzusehen und einstweilen zu vertreten. Der Abb? von Aigrigny irrte sich nicht. Vom General bis zum Pater Provinzial und bis zum Director eines Seminars her ab haben alle Obern des Ordens, oft ohne daß sie "es wissen, in anscheinend höchst untergeordneten Stellungen versteckt, Männer um sich, die vollkommen fähig sind, jeden Augenblick ihre Stelle zu be kleiden und zu diesem Zweck unaufhörlich und unmittelbar mit Rom in Briefwechsel stehen. Sobald Rodin so ausgetreten war, verwandelte sich das ge wöhnlich hochfahrende Benehmen des Abbe von Aigrigny augen blicklich. Wir schwer eS ihm auch wurde, sagte er doch, stockend, aber ehrfurchtsvoll: Sie besitzen gewiß die Befugniß, mir zu befehlen... mir... der Ihnen bisher befohlen? Ohne zu antworten, nahm Rodin aus seiner schmierigen und zerfetzten Schreibtafel einen an beiden Seiten bestempelten Brief heraus, in dem einige lateinische Zeilen standen. Sobald der Abbe von Aigrigny diese gelesen hatte, führte er das Papier ehrfurchtsvoll, fromm an seine Lippen, gab es dann Rodin zurück und verbeugte sich tief vor diesem. Als der Abbe von Aigrigny den Kopf wieder emporhob, glühte er vor Acrger und Scham. Ungeachtet seiner Gewöhnung an pas siven Gehorsam und seiner unerschütterlichen Ehrfurcht vor dem Willen des Ordens war er doch bitter, heftig erzürnt, sich so plötzlich ab gesetzt zu sehen.... Und das war noch nicht Alles.... Obwol schon längst jedes Liebesverhältniß zwischen ihm und der Fürstin von Saint-Dizier aufgehört hatte, war diese für ihn doch eine Frau... und seine demüthigende Erniedrigung in Gegenwart einer Frau zu erleiden war ihm doppelt empfindlich, da er trotz seines Eintritts in den Orden den Weltmann nicht ganz abgelegt hatte.... Ja noch mehr: statt über diese plötzliche Verwandlung des Vorgesetzten in einen Untergebenen und des Untergebenen in einen Vorgesetzten bekümmert, empört zu erscheinen, blickte die Fürstin von Saint-Dizier mit einer Art neugieriger Theilnahme auf Rodin. Als Frau... und als glühend ehrgeizige, sich an jeden hohen Einfluß anzuklammern bemühte Frau, liebte die Fürstin von Saint- Dizier solche Contraste. Sie sand es mit Recht merkwürdig und interessant, diesen fast in Lumpen gekleideten, kümmerlichen, widri gen und häßlichen Menschen, der eben noch der demüthigste Unter gebene war, mit der ganzen Ueberlegenheit der Einsicht, die man nothwendig bei ihm kennen mußte, den Abb? von Aigrigny be herrschen zu sehen, einen Grandseigneur von Geburt wie durch die Eleganz seiner Manieren, der eben noch so bedeutend in seinem Orden war. Von diesem Augenblicke an verdrängte Rodin als Mann von Bedeutung den Abbe voy Aigrigny vollständig im Geiste der Fürstin von Saint-Dizier. Als die erste Wallung der Demüthigung vorüber war, setzte dagegen der Abbe von Aigrigny, obwol sein Stolz blutete, seine ganze Eitelkeit, seinen ganzen Anstand als Mann von Welt darein, die Höflichkeit gegen Rodin, der durch einen so plötzlichen Glücks wechsel sein Oberer geworden war, zu verdoppeln. Allein der vormalige Socius war nicht fähig, Kiese zarten Schattirungen zu würdigen oder vielmehr anzuerkennen. Er trat derb, plump, gebieterisch in seine neue Stellung ein, nicht zur Be friedigung eines verletzten Selbstgefühls, sondern im Bewußtsein sei nes Werthes. Eine lange Erfahrung hatte ihn seine Ueberlegenheit über den Abbe von Aigrigny kennen gelehrt. Sie warfen die Feder weg — sagte der Abbe' von Aigrigny mit der tiefsten Ehrerbietung zu Rodin — als ich Ihnen dieses Schreiben nach Rom dictirte;... wollen Sie mir die Gnade erwei sen, mich zu belehren, worin ich... unrichtig gehandelt. Den Augenblick — antwortete Rodin mit seiner schrillen, schnei denden Stimme. — Obwol dieses Geschäft mir Ihre Kräfte zu übersteigen schien... hielt ich mich doch lange zurück.... Jndeß... welche Fehler!... welcher Mangel an Erfindungskraft!... Was für plumpe Mittel wendeten Sie an, um dasselbe zum Ziele zu führen! Es fällt mir schwer, Ihre Vorwürfe... zu begreifen — ant wortete der Abbe von Aigrigny mit Sanftmuth, obwol ein innerer Aerger bei seiner anscheinenden Unterwürfigkeit durchblickte.— War das Gelingen nicht sicher ohne dieses Codicill?... Haben Sie nicht selbst zu den Maßregeln beigetragen... die Sie jetzt tadeln? Damals befahlen Sie... ich gehorchte... Auf dem Punkte des Gelingens befanden Sie sich übrigens nicht vermöge der Mittel, deren Sie sich bedient... sondern ungeachtet dieser Mittel... voll Ungeschicklichkeit und von einer empörenden Rohheit.... Sie sind ... streng — sagte der Abbe von Aigrigny. Ich bin gerecht... Gehört etwa erstaunliche Geschicklichkeit dazu, Jemanden in ein Zimmer zu sperren und die Thür dann zwei Mal zu verschließen?... Wie?... Haben Sie aber wol etwas Anderes gethan?... Nein, nichts!... Die Töchter des Marschalls Simon? ... Zu Leipzig im Gefängnisse, zu Paris im Kloster eingcsperrt!... ihr > welc strer ich 2 Es Adrien, Im Ge zigeS sü tausend angLwei ... uici halb?. mit Ge feiner, j gehen, hehlen 3 wir doc werden, durch M räusch t geheime: Kerkerkr Nur ein Verzeiht He Fürstin Rodin'S bei an, als die gewohnt — Sie: bisher ei Ihnen 1 ling, de heit, du schmucker sten, Äi sind Sie eine unti wird stet Menscher nung det halb?... stets häß Als schrecklich Die heit und Der sen unwi letzten Er Ei, und von Die Sie, bei weise.) i Wa: der Abbe kein Wor Ich nehme, d betrachten Sie' Ich Abe: Um Abei Um Wat kung nich Ich wieder ve: Das Ich' muß... v sichtiger äi Haftes Ge jetzt keine Millionen unumschrä
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