Deutsche allgemeine Zeitung : 10.05.1845

Leipzig. Die Zeilung erscheuu lägUch Abends. Zu b»p«v.n durck »ilr PostLmier deS In- und . Äuvi>md»«. Deutsche Allgemeine Zeitung. Preis für das Viertel» jadr 2 Tdlf. — , Jns-rtlonkgebuhr für den Raum einer Seil» 2 Ngr. -Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Ueve-vlick. Deutschland. **Lamberg. Fürst v. Wrede. * Stuttgart. Kammerver handlungen über die Universität. Das Lurnwesen. — Die zweite Kam mer über Militairexigenzen. * Kassel. Auswanderung. Hr. v. Wrede. Hr. v. Berlepsch. Der Mord in Fulda. — Deutsch-Katholische in Hanau. — Die Deutsch-Katholischen in Vorms- — Die rendsburger Adresse. — Gustav-Adolf-Verein in Eutin- Preußen. st Naumburg. Verein für die Deutsch-Katholischen. chÄrcs- lau, Die jüdischen Reformen. — Die Deutsch-Katholischen in Schlesien. — Die Deutsch-Katholischen in Saarbrücken- Spanien. Der Congreß. Großbritannien. Oberhaus. Das Bankwesen. Die Repeal. Einsturz einer Brücke. 0r. Wolff. Frankreich. Deputirtenkammer. Die Journale über die Jesuitenfrage. Die Bank. Hrn- Guizot'S Vertreter. * Paris. Die christlichen Lehrbrüder. Belgien. * Müsset. Hr. Defacqz für die Freimaurer. Schweiz. * Non der Schweizerarense. Der Freischarenzug. Die Auslo sung der Gefangenen. Lusern. Verurtheilung des Ur. Steiger. Die Aus lösung der Gefangenen. > Schweden und Norwegen. Der Reichstag. Das Storthing. Griechenland. "Leipzig- Gesetzentwürfe. Das Ministerium. Mauro- kordatos. Türkei. "Konstantinopel. Der Sultan. Die Fabriken. Geschenke aus Ber lin. Gewaltthätige Pilger. Albanien. Griechenland. DietripoliserFoderung. Wissenschaft und «unss. "Aus Oesterreich. Schuselka's „Jesuiten krieg gegen Oesterreich". Handel und Industrie. "Leipzig. Börsenbericht. — Die Oberschlesische Eisenbahn. — Berlin. Leipzig. Skukündigungen. Deutschland. **Sam!ierL, 6. Mai. Vorgestern wurden die irdischen Reste des Appellationsgerichtspräsidenten Fürsten Eugen v. Wrede zur Ruhe ge bracht, und gestern fanden in der Martinspfarrei die Cxcquicn statt. An beiden Feierlichkeiten nahmen nicht nur die meisten Staatsdiener und viele Geistliche trotz des stürmischsten Regenwetters ungeladen Theil, son dern auch sehr viele andere Einwohner zollten ihm den Tribut der allge meinen Liebe und Achtung, die er sich im Dienste für das Vaterland seit seiner öffentlichen Wirksamkeit zu Speier erworben hat. Seine Rechtlich keit, seine Entschiedenheit des Charakters, seine Unparteilichkeit und Offen heit in allen Angelegenheiten, seine tiefe Verachtung der religiösen Heu chelei hatten ihn den Bewohnern des Rheinkrcises um so verehrungswür diger gemacht, je weniger er in Geschäften oder im geselligen Umgänge seinen fürstlichen Rang fühlen ließ. X Stuttgart, 4. Mai. Unsere Kammer drischt seit einigen Tagen, wie aus dem Schwäbischen Merkur, dem Beobachter rc. zu ersehen, bei Berathung des Etats für das Ministerium des Kirchen- und Schulwe sens ziemlich viel leeres Stroh. Während sie, wie nicht mehr denn billig, diesem sehr ökonomischen Ministerium alle Positionen bewilligt, lege»"einzelne Mitglieder mancherlei oft sich widersprechende fromme Wun sche über Gcgenstömde dar , welche nothwendig dem Ermessen der betref fenden Stellen und Personen überlassen bleiben müssen; fast sollte man meinen, cs handle sich dermalen bei uns um eine neue Kirchen-, Schul- und Studienorganisation. Wer aber zu viel und Widersprechendes desi- derirt, dem wird gewöhnlich auch Das nicht gewährt, worauf er ge gründete Ansprüche hätte. So begehrten z. B. die Prälaten und Pro fessoren die Errichtung eines neuen Lehrstuhls für die praktischen Fächer der evangelischen Theologie auf der Universität Tübingen, statt einfach das Verlangen zu stellen, cs sollten die Candidaten des Predigtamts in bei den Dienstvrüfungcn über Kirchenrecht und Pädagogik cxaminirt und mit zählenden Noten über die darin bewiesenen Kenntnisse versehen werden, wo sie dann schon von selbst diese Diöciplincn studircn würden. Die Landcs- universität Tübingen ist von der gegenwärtigen Regierung aufs reichlichste bedacht, mit einem neuen Collegiengebäude, einer neuen Anatomie ver sehen, mit zwei Facultäten bereichert und mit Cabincten, Büchern und wissenschaftlichen Apparaten freigebig ausgestattet worden. Die Zuschüsse Les Staats zu ihrem Bestände haben sich jährlich um das Doppelte ver mehrt gegen früher, obwol die Studcntcnzahl ungefähr dieselbe, wie sie im Jahre 1817 war, geblieben ist. Dennoch sind manche Anstalten noch ziemlich mangelhaft, zumal das physikalische, mineralogische und techno logische Cabinet und die Bibliothek in den Fächern der Naturwissen schaft, Technologie und Publicistik. Der Minister erkannte die Lücken an, der Kanzler auch; allein Hr. v. Schlayer gab der Kammer zu bedenken, daß er, im Interesse der Steuerpflichtigen, den ganzen Etat überschlagen und sich auf allmälige Erweiterung der wissenschaftlichen Institute be schränken müsse. Dennoch setzte Hr. Schweickhardt, Abgeordneter von Tü bingen, seinen Antrag durch, daß die Kammer zu einer Mchrverwilligung für die Bedürfnisse der Universität bereit seit, wenn die Regierung eine weitere Exigenz einbringe. Gleich darauf wurde eine Lcbcnsbedingung des Studentenwesens von den Abgg. Seeger und Römer zur Sprache ge bracht: die Milderung der enormen Strafen, welche auf burschcnschäft- liche Verbindungen seit dcm Bundesbcschluß von 1834 gesetzt sind. Zwar behauptete Hr. v. Schlayer, der Bundcsbeschluß habe nur alte Strafge setze nachhaltig wieder aufgefrischt, allein er konnte nicht widersprechen, daß die geschärfte Relegation ein Resultat der Bundesbeschlüsse gewesen. Erfreulich war es, daß er das Wort „burschenschaftlich" mit „politisch" und „hochvcrrätherisch" intcrpretirte, wodurch Hoffnung gegeben ist, daß gegen die harmlosen Verbrüderungen, wenn sich eine auch Burschenschaft nennte, nicht mehr so bitterböse werde verfahren werden wie bisher, wo verbotene politische Zwecke von vorn herein in diesen Namen gelegt wur den. Allerdings wäre indcß zu wünschen, daß mit dem Jahr 1846 die Wirksamkeit des BundeSbcschluffes von 1834 erlösche, schon darum, weil die landcsväterlichen Begnadigungen zwar gewöhnlich eintreten, aber oft erst nach vielem und langem Familienkummer. Warum sich die Kammer bei dieser Gelegenheit nicht gegen das Universitätsstatut ausfprach, warum die Vache des studentischen Geselligkcitstricbs nicht wärmer geführt wurde, mag darin seinen Grund haben, daß gar manche besorgte Väter in der Kammer sitzen, welche ihren Söhnen Veranlassung zum Erstaunen zu geben fürchteten, wenn sic, was sie ihnen als Väter verboten, als Abge ordnete in Schutz nähmen. Mit größerer Redseligkeit ging die Kammer auf die Lehrmethode an der Universität ein. Man bedauerte, daß manche Professoren mit den wichtigsten öchrgegenständen nicht fertig würden und der Zuhörer dadurch nur einen fragmentarischen Unterricht im Collegium erhalte, ein Ucbel- stand, den der Minister und der Kanzler daraus ableitctcn, daß eben manche Professoren ihren Stoff nicht beherrschen, und dabei meinen, sie müssen dem Zuhörer Alles und Jedes mitthcilen, statt daß sie die allge meinen Grundsätze und Grundzüae vortragen und dem Privatstudium aus Büchern die Ausfüllung des wissenschaftlichen Rahmens zum Theil über lassen sollten. Mit Recht wurde auch das geistlose Dictiren gerügt, und Hr. v. Schlayer fragte, wozu denn die Presse erfunden sei? Ein Professor sollte seinen Leitfaden drucken lassen und freie Vorträge danach halten. Abg. Römer empfahl besonders Colloquien und Disputationen an; doch limitirte Abg. Binder die Vorzüge dieses Verfahrens auf Erörterungen über Principicn und Resultate. Die Entwickelung eines Systems könne nicht dis- putatorisch gegeben werden, sorgst würde man vollends zu keinem Ende ge langen.— Nicht minder weitläufig ging die Kammer auf das Turnwe- sen in unsern höher» Schulen ein. Die Opposition federte für diese freie Kunst nur eine freie Thcilnahme der Lehrer und Schüler, während das Ministerium eine Verbindlichkeit der Lehrer zur Beaufsichtigung, wenn auch nicht grade zur Selbstlcitung als nothwendig darstellke. Die Theil- nahme der körperlich fähigen Schüler wurde dem Ermesse« der Aeltcrn anheimgestellt. So steht denn das Turnen in dem Lehrplan unserer la teinischen und Realschulen; auch ist es bereits in den meisten derselben cingeführt und blüht so gut es kann. Die frühere Begeisterung dafür aber ist mit dem Reize des kalb Verbotenen, nicht gern Gesehenen ver schwunden, und das geistige Moment der Geistesturnerei hat sich in leib liche Gymnastik aufgelöst. — Am 3. Mai wurden von der württembergischen zweiten Kam mer die Federungen für das Kriegsministerium, die Adjutantur des Kö nigs und des Kronprinzen — gegen letztere erklärten sich Römer und Wiest zu Protokoll—die Adjutantur des Kricgsministcrs, den General-Quar tiermeisterstab und die Pioniercompagnie ohne weiteres angenommen, die für die Offizicrbildungsanstalt, wobei eine Mehrcxigcnz von 6400 Fl. vor kam, ging nur mit 44 gegen 41 Stimmen durch. (Schw. M.) * Kassel, 5. Mai. Gleich nach Wiedereröffnung der Seeschiff fahrt in Bremen im vorigen Monat haben 54 Familien aus der Pro vinz Nicderhessen die Reise über Münden apf der Weser dahin angctre- ten, um sich nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika übcrzuschiffen und dort anzufiedeln. Das Vermögen, das sie zusammen aus der Heimat mitnehmen, beläuft sich auf 300,000 Lhlr. Es sind arößtcnthclls Ackerbauer, die ihre kleinen Grundbesitzungcn in Hessen, die sie nur kümmerlich nährten, zu Gelde gemacht haben, um Ländereien von größerm Umfang in Amerika anzukaufcn. Von dcm hannoverschen Haupt mann a. D. und vormaligen Gutsbesitzer in Hessen Fr. W. v. Wrede, der schon früher eine Reihe von Jahren hindurch (1836—43) in.Tejas zubrachte und nachdem er von da auf kurze Zeit nach Deutschland zu- rückgekchrt, im vorigen Jahre mit dcm Prinzen Karl von Solms- Bräunfcls wieder dahin abgegangen war, sind Briefe an seine hiesigen Freunde einaetroffen, worin die gegründete Hoffnung ausgesprochen wird, daß dieser Colonisationsplan gelingen werde. Der vor kurzem hier verstorbene Generalmajor v. Berlepsch, der sich in der jüngsten Zeit in den Ruhestand versetzt befand, war der Va ter der Baronin v. Bergen, der jetzigen Gemahlin deS Kurfürsten. Der selbe hatte als Capitain in der königl. westfälischen Jägergarde den ver-