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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 29.09.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-09-29
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-192309290
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-19230929
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-19230929
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1923
- Monat1923-09
- Tag1923-09-29
- Monat1923-09
- Jahr1923
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MlWMN Mr Zschopau und Umgegend Der Grundpreis Mr Inserate beträgt für die 6 - gespalten« Petit,eile oder deren Raum im Amtsgerichtrbezirb Zschopau 50 Mark, außerhalb 60 Mk Im amtlichen Teile die 3- gespaltene Zeile 100 Mb. Reklamen, die 3- gespaltene Zeile 120 Mb. Für Nachweis u. Offerten.Annahme 40 Mark Extrogebühr. Obige Grundvreise sind mit der Schlüffet» zahl 3VV0V zu multiplizieren Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 42884. Gemeinde-Girokonto: Zschopau Nr. 306 Fernsprech-Anschluß Nr. 12. Erscheint Dienstag, Donnerstag und Sonn abend und wird am Abend vorher ausge geben und versendet. Halbmonatlicher Be zugspreis 6500 000 M., ausschließlich Boten- und Postgebühren. Für den Fall des Ein tretens von Produbtionsverteuerungen, Erhöhungen der Löhne und Materialien- preise behalten wir uns das Recht der Preis erhöhung und Nachforderunaen vor Be stellungen werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten, sowie von allen Post anstalten angenommen. Das „Wochenblatt" enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Flöha, des Amtsgerichts und des Stadtrqts zu Zschopau. Schristleitung: R. Voigtländer in Zschopau. — Druck und Verlag: Wochenblatt für Zschopau und Umgegend Richard Voigtländer in Zschopau, Oststraße 2t. IIS Sonnebend, den 29 September 1923 91. Jahrgang Auf Blatt 291 des Handelsregisters, betr. die Firma Wil helm Wlvbler in Zschopau, ist heute eingetragen worden: In das Handelsgeschäft sind eingetreten die Kaufleute Mar Bruno Winkler, Ernst Richard Winkler und Karl Friedrich Winkler, sämtlich in Zschopau. Die hierdurch begründete offene Handelsgesellschaft hat am 1. Januar 1923 begonnen Von den Gesellschaftern sind immer je zwei ge meinschaftlich zur Vertretung der Gesellschaft berechtigt. Der Gesellschafter Karl Wilhelm Winkler hat '.seinen Wohn sitz nach Zschopau verlegt. Amtsgericht Zschopau, den 26. September 1923. Neriliches unk Sächsisches Zschopau, am 28. September 1923. - Kon morgen aö —! Von morgen ab — drei harmlose Worte. Man hat .sie früher auch mitunter gesprochen, aber ohne viel Nach denken, so wie man manch anderes Wort spricht. Heute beherrschen sie unser Leben. Sie sind das Entsetzen der Hausmutter, die wirtschaften soll, das Grauen des Familien vaters. Alt und jung spricht und hört sie mit Schrecken. Selbst der ruhigste Phlegmatiker fährt entsetzt in die Höhe, wenn sie vor seinen Ohren klingen. „Von morgen ab? Um des Himmels willen! Ist schon wieder etwas von morgen ab!" — „Von morgen ab" hetzt uns umher, stört noch die wenigen Ruhestunden, die uns in der Unrast des Lebens geblieben sind. Du willst einmal rasten bei einem guten Buch — schon klingt cs: „Dn mußt doch Briefe schreiben; schreib' sie ja heute, von morgen ab ist die Post teurer." — „-Von morgen ab kostet", das Ust das häßliche Leitmotiv unseres Daseins geworden. „Von morgen ab steigt der Preis" — er steigt mit jedem „morgen" von neuem. Er steigt für die Milch, für die Kohlen, für die Sticfelsohlen, für Fleisch, für Wurst, für Butter — gibt cs überhaupt noch etwas, für das er nicht steigt? Kanin daß der Abend noch dem Vormittag gleicht. Ueber ein Einerlei in der Wirtschaftsführung kann keine Hausfrau mehr klagen. „Von morgen ab" ist die harte Geisel, die uns allen um die Ohren klatscht,, im Hause wie im Leben draußen. Das Schicksal gebe, daß uns bald der Morgen kommt, der diesem schrecklichen „Von morgen ab" ein Ende macht. * — Die letzte Wrotkarte gelangt am heutigen Freitag zur Ausgabe. Nach länger denn 8'/sjährigem Bestehen geht sie nun gleich ihren Schwestern: der Butterkarte, der Fleisch karte und wie sie alle heißen, zur Ruhe ein. Ob die Auf hebung der Zwangswirtschaft des wichtigsten Lebensmittels gerade zur jetzigen Zeit ein glücklicher Griff der deutschen Negierung ist, mag dahingestellt bleiben, sicherlich dient diese Maßnahme nicht zur Verbilligung unseres täglichen Brotes. Jetzt, wo der passive Widerstand an der Ruhr zu Ende geht — was einen zweiten verlorenen Krieg für nns bedeutet — wird diese Maßregel nicht viel Verständnis finden in weiten Kreisen unseres Volkes. Die Zukunft wird cs lehren, ob diese Konzession an die Landwirtschaft ihre guten Früchte trägt. Die Brotkarte hat eine so einschneidende Bedeutung in der Dolksernährung gespielt, daß es wohl angebracht ist, ihr einen kurzen Nachruf zu widmen' Die Absperrung der Einfuhr zwang im Jahre 1915 die Regierung Maßregeln zur Sicherung der Volksernährung zu ergreifen. So wurde am 5. Januar das Verfüttern von Brotgetreide und Mehl verboten, am 25. Januar erfolgte die Beschlagnahme des Brotgetreides und des Mehls und am 12. Februar wurde eine Bekanntmachung der Amtshauptmannschaft Flöha und der Stadträte zu Frankenberg, Oederan und Zschopau ver öffentlicht, die im Prinzip eine Brotmenge von 2 Kilogramm für die Woche auf. den Kopf der Bevölkerung festsetzte. Eine weitere Bekanntmachung dieser Behörden vom 20. Februar brachtedicEinführungderBrotkarte. AmSonnabend, den27.Fe bruar fand die erste Brotkarten-Verteilung in der hiesigen Turnhalle statt; vom Sonntag, den 28. Februar ab durften die Bäcker Brot, Mehl und Brötchen nur noch gegen Marken verkaufen. Am 16. März wurde den Kindern unter einem Jahre die Brotkarte entzogen und vom 18. April begann man mit dem Zusatz von Kartoffeln zum Brot. Die ersten Karten, die allwöchentlich verteilt wurden, lauteten auf vier Pfund Brot, im Kohlrübenjahr wurde die Nation auf 3 Pfund herabgedrückt, um später wieder auf vier Pfund zu steigen. Erst in den letzten Jahren wurden nur 1900 Gramm gewährt. Eine Zeit lang wurden auch Zusatzkarten ans- gegeben für Schwer- und Schwerstarbeiter, die die Ration auf 5, 6 ja 7 Pfund pro Woche erhöhten. Wer hätte da ¬ mals im Lenz 1915 bei der ersten Verteilung der Brotkarten daran gedacht, daß wir fast 9 Jahre unter ihrer Herrschaft stehen würden, wer hätte geglaubt, daß das Vierpfundbrot von damals sich von 64 Pfennigen im Laufe der Zeit auf 14 200 000 Mark für ein kleineres schwärzeres 1900-Gramm- Brot entwickeln würde. Sicher niemand. Ihn hätte man reif für das Narrenhans gehalten. Eine ähnliche Entwick lung hat auch die Brotkarte selbst durchgemacht. Die ersten Karten waren auf starkem farbigem Karton gedruckt, von dem jetzt der Bogen gegen 3 Millionen kostet, waren geritzt und hatten Umschläge; die letzte Karte ist zu einem kleinen Blättchen zusammengeschrumpft auf simplen Bütten-Prospekt- Papier gedruckt. Ein Spiegelbild unseres Wirtschaftslebens, wie es drastischer Uicht gedacht werden kann. Unser Volk ist verarmt. Wir sind zwar samt und sonders Millionäre, ja Milliardäre geworden, aber große Kreise unseres Volkes können kaum das nackte Leben fristen und müssen auf die Annehmlichkeiten des Daseins verzichten. Wir würden zu frieden und glücklich sein, wenn die Zeiten der Vorkriegszeit, in denen ja oft auch über Teuerung und geringen Verdienst geklagt wurde, wieder zurückkehrten. Wir glaubten uns in ein Paradies versetzt, wenn es so wäre. Möchten die kom menden Zeiten uns den ersehnten Aufstieg bringen, möchte die Zukunft uns vor Not behüten, damit die am 14. Ok tober verschwindende Brotkarte nicht eilte neue Auferstehung feiert. — Das Solisten-Konzert, das anläßlich der Weihe des Konzert-Flügels der Stadt, am Sonnabend, den 29. September abends 8 Uhr im Schulsaale der Bürgerschule stattfindct, bietet doch den Zschopauer Musikfreunden wieder etwas ganz Ausgezeichnetes. Unsere einheimischen Künstler sind auf dem Plane, und wir hoffen, .daß alle die Treue beweisen durch recht zahlreichen Bestich und daß die vielen Mühen der Veranstalter reichlich belohnt werden. — Der Vorverkauf nummerierter Eintrittskarten hat bereits am Mittwoch begonnen bei Herrn Hausmeister Denke, Bürger schule, Sonnabend Aufschlag. Näheres in der Anzeige. — Komm zur Jugendevangelisation S So heißt die Einladung, die an vielen Stellen unserer Stadt und Um gebung unter dem Zeichen des Kreuzes zu lesen ist. Nie mand versäume, dieser Einladung Folge zu leisten und die Evangcliumsverkündigung besonderer Art — denn das heißt Evangelisation — zu hören. In unserer Zeit der großen Not brauchen wir unbedingt die frohe Botschaft von der Liebe Gottes, die sich am herrlichsten in Jesus Christus, dem Gekreuzigten, offenbart hat. Attes Nähere über die Evangelisation findet sich in den Kirchennachrichten dieser Wochenblattnummer.- 8t. — Die Firma Hustav Windrich. Dachdeckungsgeschäft, kann auf ein 25jähriges Bestehen zurückblicken. Der Firma wurden aus diesem Anlaß zahlreiche Glückwünsche zuteil. . — Mei der gestrigen Feuermekr-Nevung verunglückte der Feuerwehrmann Winkler. Er wurde mittels Tragbahre nach seiner Wohnung gebracht. — Kistorische Filme sind für die Freunde des guten Films immer ein großes Zugstück. Der neue Spielplan der Städtischen Lichtspiele: „Der Graf von Monte Christo, die Totenhand", nach dem Roman von Dumas wird sicher tagelang ein ausverkauftes Haus bringen. Die Haupt rollen liegen in den Händen erstklassiger Schauspieler. Neben ganz wundervoller Ausstattung sind die Einzel- und Massendarstellungen, die Volksszenen, von geradezu über wältigender Pracht. Das Spiel atmet vom ersten bis zum letzten Akt den Geist der damaligen Zeit und ist so stilecht und lebenswahr, daß man auch die Begeisterung versteht, dir allerorts gerade für diesen Film herrscht. — Ein reizendes Lustspiel, „Wenn zwei Hochzeit machen", ver vollständigt das Programm in recht vorteilhafter Weise. — Freitag und Sonnabend Beginn 8 Uhr, Sonntag 2 Vor stellungen '/r8 und '/2IO Uhr. — Die Begleitmusik wird wieder von Mitgliedern der Städt. Kapelle ausgeführt. Der Besuch dieses Spielplans verspricht ein paar genuß reiche, angenehme Stunden, ist doch das Kino heute noch die billigste angenehmste Unterhaltung, und der gute Film ist der Unterstützung aller Volkskreise wert. — Der Dostar wurde am Donnerstag in Berlin amt lich mit 142,5 Millionen, eine Goldmark 33,93 Millionen. Nachmittags 5 Uhr aber bereits mit 200 Millionen gehan delt, eine Goldmark 47,61 Millionen. — Der Hokdumrechrmngssatz für die Landakgave beträgt vom 29. September bis 2. Oktober einschließlich 31900000 Mark. - Die Worauszahtungen für die Einkommensteuer für das dritte Steuer-Quartal für jetzt erhöht worden. Die Vorauszahlung, die für das zweite Steuer-Quartal das 400fache beträgt, ist für das dritte Steuer-Quartal aus das 30000fäche festgesetzt. — Die Mcichsinderziffer für die Lebenshaltungskosten stellt sich nach den Berechnungen des statistischen Reichs - amtcs für den 24. September auf das 28 Millionenfache der Vorkriegszeit. Die Steigerung gegenüber der Vorwoche (14,2 Millionen) beträgt somit 97 Prozent. — Der Williardenschein wird in den nächsten Tagen in den Verkehr gegeben. Diese neuen Banknoten werden aus Reichsbanknoten vom 15. Dezember 1922 zu Tausend Mark hergestellt. Diese Noten, die auf gutem, mit Fasern und Stosfauflage versehenen Wasserzeichenpapier gedruckt sind, und die auf der Vorderseite das Kopfbild des Nürn berger Münzmeisters Jörg Herz von Georg Penz tragen, sind auf der Vorder- und Rückseite mit einem von links unten nach rechts oben gehenden Ueberdruck in roten Buch staben versehen, welcher lautet: „Eine Milliarde Mark". Da die Noten bisher noch niemals in den Verkehr gelangt sind, so ist die Fälschnngsgefahr außerordentlich gering. Es wird besonders darauf hingewiesen, daß sich außer ihr keine Reichs banknote im Umlauf befindet, die durch Uebcrstempelung einen höheren Wert als den ursprünglichen Ausgabewert hat. — Die Personen- und Gütertarife werden ab 2. Oktober um 50 Prozent erhöht. — Die Plünderungen auf dem Lande wollen kctn Ende nehmen. Am Moniag kamen etwa 150 junge Bur schen aus dem Plauenschcn Grunde nach Wendischcarsdors. Die Hofbesitzer, die den Zug kommen sahen, schlossen sofort ihre Tore. Im Freigut verlangten sie Eintritt, forderten Getreide und drohten, ihre Genossen nicht halten zu können, wenn ihrer Forderung nicht nachgekommen werde. Mittler weile brachen die Draußenstchcndcn das Hoftor auf, er zwangen die Herausgabe von Getreide und zogen dann ab. cinein anderen Hofe stahlen sie die Kartoffeln, die eben ab geladen wurden. — Vom Landbund Leipzig wird geschrieben: Wie wir während der vergangenen Erntewochen wiederholt berichten mußten, nehmen die Plünderungen auf dem Lande trotz aller Sicherheitsmaßnahmen und behördlicher Ermah nungen einen Umfang an, von dem man sich in der Groß stadt keine richtige Vorstellung macht. Waren es anfänglich Futter- und Getreidcdiebstühle, deren Ausmaß sich in ganz unerträglichen, die Landwirtschaft wirtschaftlich ruinierenden Grenzen bewegte, so sind es neuerdings Plünderungen der Kartoffelfelder. Unzählige Berichte stehen uns zur Ver fügung, die diese Vorkommnisse einwandfrei dokumentieren Am Hellen lichten Tage treiben mit Knüppeln bewaffnete Banden ihr Unwesen, verjagen die mit Ausnehmen der Kartoffeln beschäftigten Landarbeiter vom Felde und stehlen sorglos nach Herzenslust. Mehrfach hat sich dieser Vorgang wiederholt. Hunderte von Zentnern find den in Frage kommenden Betrieben verloren gegangen. Die ungeheuren auf eigenem Felde bereits vorgekommenen Kartoffeldiebstähle veranlaßten einen Besitzer, mit seinen Beamten nachts zu wachen. Sie wurden mit Gewehrschüssen von einer mehrere hundert Mann zählenden Bande vom eigenen Felde ver trieben, worauf die Diebe unbehindert weiter plünderten. Auch hier wird der Verlust mit 250 Zentnern angegeben. Ein anderer Betrieb in der nächsten Umgebung Leipzigs meldet, daß seine Kartoffelpläne Tag und Nacht von Dieben überflutet seien. Der Schaden wurde bereits vor einiger Zeit auf 400 Zentner geschätzt. — Der Hieichskohlenrat hat seinen Sachverständigeu- ausschuß für Kohlenbergbau beauftragt, mit aller Beschleuni gung einen Bericht über Ansmaß, Gründe und Mittel zur Abhilfe des Sinkens der Leistung im Kohlenbergbau vor zulegen. Der Ausschuß hat diese Aufgabe sofort in Angrifi genommen. Es werden unverzüglich vier Teilberichte für das rheinisch-westfälische, obcrschlesische, sächsische Steinkohlen und das mitteldeutsche Brannkohlenreviet durch je einen Sachverständigen von der Arbeitgeber- und Arbcitnchmerseite erstattet werden. Der zusammcnfassende Gesamtbericht dürste so schnell erfolgen, wie es der großen Wichtigkeit und Dring lichkeit der Frage entspricht. — Wettervericht. Sonnabend : Vielfach heiter, trocken, nachts sehr kühl. Tag milder. — Sonntag: Vorwiegend heiter, trocken, Tdmperatnr dieselbe, strichweise Morgennebel. — Montag : Zunehmende Bewölkung, zunächst trocken, mild. — Dittersdorf. Anläßlich der Verlobung seiner Tochter stellte Herr Hermann Gräfenstcin dem Frnuxnverein 200 Millionen für die armen Alten der Gemeinde zur Verfügung.
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