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01 Deutsche allgemeine Zeitung : 05.06.1851
- Titel
- 01
- Erscheinungsdatum
- 1851-06-05
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-18510605012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-1851060501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-1851060501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1851
- Monat1851-06
- Tag1851-06-05
- Monat1851-06
- Jahr1851
- Titel
- 01 Deutsche allgemeine Zeitung : 05.06.1851
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' Rein» Herren! Ich wünsche, daß Diejenigen, wesche an der gukunft ver zweifeln, mich auf meiner Reise durch die Departement« der Könne und CSte d'or hätten begleiten können; sie hätten sich «»dann selbst von dem wahren gu- stand« der öffentlich«« Meinung überzeugen können. Sie würden gesehen haben, daß weder die Intriguen, noch die Angriffe, noch di« leidenschaftlichen DiScusfio- Nen der Parteien mit den Gefühlen und der Lag« de« Lande« Harmoniken. Frank- reich wünscht weder die Rückkehr zu dem alten Regime, in welcher Form e« auch vorgebrgcht werden mag, noch den Versuch trauriger und unautführbarer Uto pien. E« ist, weil ich der natürlichste Feind beider bin, daß Frankreich sein Vertrauen in mich gesetzt hat. Wenn die« nicht der Fall wäre, wie könnten wir sonst die Sympathie, die da« Volk für mich hat, erklären? Dieselbe wider steht der verderblichsten Polemik und spricht mich von der Ursach« ihrer Leiden frei. Wenn meine Regierung nicht im Stande gewesen ist, alle Verbesserun gen, die sie in Autsicht hatte, zu bewerkstelligen, so müssen wir die« den Manoeuvre« der Factionen zuschreibcn, welche die guten Absichten der Ver sammlungen sowol, al« der Regierungen paralysiren, die der öffentlichen Wohl fahrt ganz ergeben sind. Weil Sie den Stand der Frage auf eine solche Weise verstanden haben, so habe ich in dem patriotischen Burgund einen Empfang gehabt, der für mich eine Billigung und eine Ermuthigung ist. Ich benutze diese« Banket al« eine Tribun«, um mein Herz meinen Mitbürgern zu öffnen. Eine neu« Zeit hat in unserm politischen Leben begonnen. Bon einem Ende Frankreich« zum andern werden Unterschriften für die Revision der Verfassung un terzeichnet. Ach erwarte mit Vertrauen die Kundgebungen de« Lande« und die Entscheidung der Versammlung, welche nur von dem Gefühl de« öffentlichen In teresse« inspirirt sein wird. Seit ich an der Gewalt bin, habe ich bewiesen, wie ich angesichts der großen Interessen der Gesellschaft Alle-, was mich per sönlich angeht, unbeachtet lasse. Die ungerechtesten und heftigsten Angriffe konn ten meine Ruhe nicht erschüttern. Welche Pflichten mir das Land auch noch auf- erlegen mag, e« soll mich bereit finden, seinem Willen zu gehorchen; und lesen Sie versichert, meine Herren, Frankreich wird in meinen Händen nicht zu Erunde gehen. Die Rede hat bei der Majorität eine ungeheure Sensation hervor gebracht. ES soll deshalb beschlossen worden sein, Vie Rede in bedeutend gbgeänderter Form durch den Moniteur veröffentlichen zu lassen, und Non Fancher laut mit seinem Rücktritte gedroht haben, wenn er dies nicht durchsetzen könnte. — DieGesammtzahl der Unterschriften aller Petitionen um Verfas sungsrevision erreicht noch nicht 250,000. Paris, 2. Juni. DaS gestrige Fest der Eisenbahneinweihung in Dijon, daS eigentlich zu Ehren des Präsidenten gegeben wurde, fiel außerordentlich glänzend auS. Die MuNicipalität von Dijon hatte 25,000 Hr. dafür ausgesetzt und die Materialien zur Ausführung außerdem noch äuS den ehemaligen Kronmeubeln von Paris erhalten. Der Empfang, Ler Ludwig Napoleon in den Departements Nonne und Cöte d'or zu- theil wurde, wird seine Hoffnungen. außerordentlich erweitern. Ich habe Ihnen längst geschrieben, daß die Neckereien der Nationalversammlung ganz geeignet seien, dem Präsidenten beim Volke Recht zu verschaffen, und diese Prophezeiung scheint eingetroffen zu sein. Ludwig Napoleon Hat infolge dessen auf dem Banket, das ihm gestern Abend im Stadt hause von Dijon gegeben wurde, eine Rede gehalten, die an Kühnheit seine bekannte „Ausago" an die Nationalversammlung weit übertrifft. Sie werden diese Rede morgen in den Zeitungen finden,- aber nicht so, ivie sie gehalten worden ist. Obgleich die Theilnehmer am Banket, von denen etwa 250 mit von Paris herübergekommen waren, die Rede mit Enthusiasmus aufnahmen, bemerkte man unter den Hauptmitglie dern der Nationalversammlung und namentlich bei Dupin eine derartige -Empörung, daß man für gut fand, die Rede für den Druck in den Zei tungen augenblicklich zu mildern. Dupin verbrachte den übrigen Theil LeS Abends für sich und man sah ihn während des Balles nicht mehr in Gesellschaft des Präsidenten. Daß es zu Interpellationen in der Kam mer kommen wird, ist höchst wahrscheinlich. Der Rede kurzer Sinn war einfach folgender: „Ich will das Wohl Frankreichs, aber die National versammlung, die dynastischen Parteien, hindern mich daran, meine Ab sichten ins Werk zu setzen. Die Bewohner der Departemrntö, die ich eben besuche, haben mir gezeigt, daß sie mich den Dynastien vorziehen. Ich stelle meinen Muth zur Verfügung der Nation, wie ich bisher meine Geduld zu ihrer Verfügung gestellt habe. Frankreich wird unter meinen Händen nicht untergehen." (Wört ich.) Man denke sich nun einen Mann wie Dupin, der in aller Freundschaft mit dem Präsidenten speist und nun beim Dessert dergleichen Complimente aufaetischt bekommt. Mon« talemhert drehte sich, nachdem die Rede des Präsidenten beendet war, um und sagte ganz laut: „Solches Zeug soll man hören müssen!" Dupin ging mit dem Bischof von Dijon in die Empfangszimmer und von dort in die anstoßenden, festlich erleuchteten Galerien des Museums. Das Gespräch drehte sich um die Kunst des Mittelalters und um die merkwürdigen Monumente auS jener Zeit, die in dem Museum aus gestellt sind. Dieser Seitensprung war offenbar absichtlich. Um 10'/- Uhr eröffnete der Präsident den Ball. Er wurde beim Eintritt in den Saal und dann bei seinem Erscheinen in der Loge glänzend empfangen, seine Physiognomie aber war sichtbar bewegt. Er blieb bis Montag Mittag in Dijon. OLondon, 2. Juni. Der Geburtstag der Königin wurde am 3t. Mai bet Hofe wie gewöhnlich b^angen. Die Feier in der Stadt dagegen war ungewöhnlich festlich. Es war zwar keine befohlene Illu mination, aber die Hauptstraßen des Westendes erglühten in einem Feuermeer von Gasflammen und waren bis spät nach Mitternacht mit Menschen und Wagen so überfüllt, daß. die Passage an manchen Stel len mit großen Schwierigkeiten verknüpft war. London zeigte sich den Fremden im loyalste» Festglanze. ES gibt wol keine Stadt des Kon tinents, welche eine so ungezwungene, großartige Festlichkeit aufweisen könnte. Dabei hielt Jeder selbstthätig Ordnung so gut er vermochte. Offenbar finden unsere deutschen Gäste an diesem selbstthätiaen Con- stablerthum Geschmack. ES impontrt ihnen, nach ihrem einstimmigen Geständnisse mehr als Themse, Docks, Ausstellung und alle andern Merkwürdigkeiten Londons. Sämmtliche Minister und andere Personen vom höchsten Adel hatten am 31. Mai Tafeln und SoireeS gegeben. Die glänzendste war bei Lord Palmerston. Sämmtliche Repräsentanten der fremden Mächte fanden sich in vollem Staate ein. Die Prinzen Heinrich der Niederlande und Eduard von Sachsen-Weimar waren unter den Abendgästen. Hr. Thiers wurde durch den ehrenwerthen Hrn. Edward Ellice eingesührt und vom Herrn des Hauses mit großer Herzlichkeit empfangen. ES ist nun definitiv entschieden, die Königin ist am 2. Juli dec Gast des Lord Mayor. ES soll ein Fest werden, wie es die Annalen der reichen City noch nicht beschrieben haben. Ein gewisser Stolz, den fremden Gästen zn zeigen, wie die Eity ihre Monarchin ehrt, muntert zu ungewöhnlichen Anstrengungen und AuSg'aben auf. Die Guildhall wird zum Empfange von 2000 Gästen hergerichtet; die bedeutendsten Parlamentsmitglieder, die Minister und Gesandten, die Ausstellungscom- misston und daS Erecutivcomite, die eben anwesenden fremden Hoheiten und vielleicht alle MayorS von England werden eingeladen. Die Kö nigin, welche seit 1837 nicht in der City war — bekanntlich kann dies nur mit einem gewissen Ceremoniell und nach früherer officiöser Anmel dung bei den Cityautoritäten geschehen — wird bei Temple Bar (dem einzig noch stehenden Thorwege) vom Lord Mayor rc. empfangen und nach der Guildhall begleitet werden. Die City wird an diesem Abende vollständig illuminirt. Rußla«-» Kalisch, 30. Mai. Vor mehren Wochen habe ich mitgetheilt, daß im Königreiche Polen, und insbesondere in Warschau, mehre Personen distinguirten Ranges wegen politischer Vergehen, deren sie beschul digt waren, plötzlich aufgegriffen und in die Gefängnisse der Citadelle von Warschau und der Festung Zamosc zur Haft gebracht worden sind. Der in Posen erscheinende Goniec Polski vom 25. Mai bringt jetzt in einem Schreiben aus Warschau ein ausführlicheres Klagelied über die vielen Verhaftungen und TranSportirungen, welche im Monat April dieses Jahres in Lithauen und Polen vorgenommen worden sind, und welche zum Theil Literaten betrafen. So sind z. B. aus Wilna Eduard Zeglinowski und Polubinöki nach Wologda, und in Warschau der Her ausgeber der Wissenschaftlichen und literarischen Denkwürdigkeiten, Pod- pereSki, nach Archangel, und Sophia Brzozowska nach Wjatka tranS- portirt worden. August Wilkenski, Mitarbeiter am Dziennik WarszawSki, mußte zu gleicher Zeit in: April mit seiner Familie die Stadt Warschau binnen 24 Stunden verlassen. Noch immer sind einzelne Verhaftungen an der Tagesordnung. Die neuern, von der russischen Regierung er griffenen Maßregeln gegen daö Königreich Polen, als da sind: die Ein verleibung des Direktoriums der Land- und Waffercommunication, des Zoll- und Postwesens in das Petersburger Generaldirectorium, die Ein führung russischer Münzen, die Bevorzugung der russischen Sprache und Confession, die Nichtbesetznng der sämmtlichen katholischen Bisthü- mer und viele andere die polnische Nationalität verletzende Neuerungen sind es, welche in Polen besonders unter dem nieder» Adel böses Blut machen. (C. Bl. a. B.) Königreich Sachse«. * Dresden, 3. Juni. vr. Scheve, dessen Vorlesungen hier vergan genen Winter eine Art phrenologisches Dilettantenfieber hinterließen, hat, wie wir auö guter Quelle vernehmen, die Annehmlichkeiten seines hiesigen Aufenthalts nachträglich mit einer Fatalität bezahlen müssen, wie sie freilich in unserer Zeit nichts Ungewöhnliches ist. ES ist ihm nämlich eine De- nunciation wegen Hinneigung zu destructiven politischen Bestrebungen nach gefolgt, sodaß er nöthig gehabt, sich in Baden vor seiner Behörde von der gegen ihn erhobenen Anklage zu reinigen, was ihm auch leicht und sofort gelungen. Neuerdings hat er Schritte gethan, von der hiesigen Polizeibehörde ein Zeugniß über sein Verhalten während seines Aufent halts in Dresden zu empfangen, um sich auf den Fall eines wiederhol ten Besuchs vor etwaigen Bedenklichkeiten gegen seine Person sicher zu stellen. ES unterliegt keinem Zweifel, daß ihm ein solches Zeugniß, sei nem Wunsche entsprechend, ausgestellt werden wird, da er mit zu vielen Personen aller Stände in Berührung gekommen, die sich im Urtheil über seine politische Harmlosigkeit vereinige» werden, vr. Scheve hat allge mein den Eindruck eines Mannes gemacht, der all sei» Interesse auf seine phrenologische Wissenschaft concentrirt und die Erscheinungen im Geisterleben nur vom rein wissenschaftlichen Standpunkte betrachtet. Aller Wahrscheinlichkeit nach bastrt sich die oben angedeutete Denunciation auf zwei Aeußerungen in seinen Vorträgen, von denen die eine bei Gelegen heit deS Nachweises des Vereinigungsorgans am menschlichen Kopfe, dahin gegangen sein soll: „daß die Regierungen nicht klug handelten, wenn sie den Vereinigungstrieb der Menschen zu sehr beschränkten", die andere aber dem Vernehmen nach sich auf daS Verheimlichungsorgan an Köpfen von Schauspielern bezogen, das auch den Diplomaten eigen
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