Deutsche Uhrmacher-Zeitung

Abonnementspreis: iür Deutschland u. Oestr.-Ungarn bei direktem Bezüge von der Ex pedition in Streifbandsendun vierteljährlich 1,75 Mnrk, Jährlich 6,75 Mark pränumerando. Bestellungen nimmt ferner jede Postanstalt oder Buchhandlung zum Preise von 1,50 Mark pro Quartal entgegen. Abonnementspreis iür’s; Ausland läbrllch 7,50 Mark prännni eraudo. W Kessels A. Lange Fr.Tiede Preise der Anzeigen: die viergespaltene Petit-Zeile oder deren Raum für Geschäfts- und vermischte Anzeigen 30 Pf*., für Stellen-Angebote und Gesuche 20 Pf« Die ganze Seite (400 Zeilen ä 30 Pfg.) wird mit 100 Mark berechnet. Die Deutsche Uhrmacher-Zeitung erscheint am 1. und 15. eines jeden Monats. Einzelne Nummern kosten je 30 Pfg Probenummern (aus überzähligen Beständen) werden auf Verlangen gratis und franko zugesandt. fHy WüvxiiiaoJIeir» Post- Zeitungsliste No. 1826. Verlag von Carl Marfels, Berlin W., Jäger-Strasse 73. Fernsprech-Anschluss: Amt I, No. 2984. XX. Jahrgang. Berlin, den 1. Dezember 1896. No. 23. Nachdruck ohne ausdrückliche Genehmigung der Redaktion unbedingt untersagt. Inhalt: Claudius Saunier. — Die schweizerischen Uhrmacherschulen auf der Landes-Ausstellung in Genf. —• Das Schaufenster des Uhrmachers.— Vorrichtung zur selbstthätigen Regelung des Schlagwerks in Pendeluhren mit Schlussscheibe. — Rieflers neue Präzisions-Pendeluhr. — Aus der Werkstatt (Federnde Schneidkluppe für Taschenuhren-Schrauben. — Wälz-Einrichtung am Drehstuhl „Lorch“). — Wie’s gemacht wird. — Vermischtes. — Briefkasten. — Patent-Nachrichten. — Anzeigen. Claudius Saunier. Gedenkblatt von Carl Marfels. Wie wir in unserer vorletzten Nummer kurz berichtet haben, hat die Uhrmacherei einen ihrer grössten Männer verloren: Claudius Saunier, der berühmte Theoretiker unseres Faches, ist im Alter von 80 Jahren am 25. Oktober in Paris verschieden. Ueber den Lebens- und Bildungsgang des Verstorbenen ist eigentlich nur wenig bekannt geworden, jedenfalls viel zu wenig im Ver- hältniss zu der Bedeutung, die er für die Uhrmacherei hatte. Saunier ist in Mäcon (Frankreich), der Vaterstadt des französischen Dichters Lamartine, im Jahre 1816 geboren und besuchte nach Absolvirung seiner Schul jahre die in jenem Orte von Henriot ge gründete Uhrmacherschule. Als diese nach kurzer Zeit einging, wandte er sich nach der Schweiz, wo er seine Lehre beendigte. Im Alter von 32 Jahren kehrte er nach seiner Vaterstadt zurück, mit dem Plane, im Hin blick auf die daselbst bestehende Uhren fabrikation eine neue Uhrmacherschule zu gründen; die Kurzsichtigkeit seiner Lands leute, die ihm jede Unterstützung versagten, hinderte ihn jedoch an der Ausführung seines Vorhabens. Er war nun gezwungen, sich weiter der praktischen Uhrmacherei zu widmen, fand jedoch genügende Müsse, nebenbei sein erstes theoretisches Werk zu schreiben, eine „Ab handlung über die Hemmungen und Eingriffe“. Sein reger Geist und der Drang, sein reiches Wissen der Mitwelt zugänglich zu machen, veranlassten ihn, die „Revue chrono- metrique“ zu gründen, eine Monatsschrift, welche sich durch gediegene fach wissenschaftliche Artikel auszeichnet und von ihm bis an sein Lebensende redigirt wurde. Leider reüssirte sie nicht recht, woran zum grössten Theil die Abneigung der französischen Kollegen gegen Fachlitteratur die Schuld tragen mag; im übrigen dürfte auch der Umstand ungünstig eingewirkt haben, dass diese Zeitschrift zu wissenschaftlich gehalten war und den lebendigen Bedürfnissen des Lesers, der Behandlung der Praxis und der grossen wirthschaft- lichen Tagesfragen, zu wenig Beachtung schenkte. Jedenfalls muss die ungünstige finanzielle Lage des Ver blichenen und sein sorgenumdüstertes Alter auf die Nichtrentabilität der von ihm geleiteten Fachschrift zurückgeführt werden. Im Jahre 1858 veröffentlichte Saunier ein weiteres Werk: „Die Zeit und ihre Messung in früheren Jahrhunderten und jetzt“. Vom folgenden Jahre an liess er alljährlich einen Uhrmacher-Kalender erscheinen, der aber im Jahre 1870, wohl infolge des deutsch-franzö sischen Krieges, einging. Im gleichen Jahre liess er ausser zwei kleineren Arbeiten („Guide manuel de l’horloger“ und „Recueil de procedes pratiques“ — „Handbuch des Uhrmachers“ und „Sammlung praktischer Arbeitsmethoden“) sein grosses Hauptwerk „Lehrbuch der modernen Uhrmacherei“ erscheinen, an dem er fünfzehn Jahre lang gearbeitet hatte, und welches ihm die hohe Staatsauszeichnung des Kreuzes der Ehrenlegion eintrug. Wohl hatte Saunier die Freude, sein grosses Werk in viele Sprachen übersetzt zu sehen, aber einen nennenswerthen pekuniären Nutzen, der nur einigermassen im Verhältniss gestanden hätte zu der ge habten Mühe und Arbeit und zu den vielen durchwachten Nächten, scheint er auch von diesem Werke nicht gehabt zu haben. Um dasselbe ganz würdigen zu können, muss man sich vergegenwärtigen, welch’ gewaltige Aufgaben darin zu lösen waren. Wohl hatte er manchen Vorläufer auf dem Gebiete der Uhrmacher- Litteratur, u. A. den bekannten Louis Moinet; aber Saunier beweist durch sein epochemachendes Werk, dass er nicht wie mancher heutige