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Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung : 21.09.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-09-21
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426615816-191209219
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426615816-19120921
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426615816-19120921
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und ...
- Jahr1912
- Monat1912-09
- Tag1912-09-21
- Monat1912-09
- Jahr1912
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Nied, Airck L«t --r«: für Schulbauten Er Be- A dolph. Pfarre die M „0n Dein sj. St«-! » r kretär, sender, heim. kenhau S Handle 1 SÄ wird ges Erped. dj 8»r« Wohn- v Zubehör vember z IS. September. Von giftigen S j, - ck« » ob«! Wem Linke, S Asm.,' Leipzig Lhemi vormittag 1l Uhr. — Dresden, Er gebt wirklich, ohne ihr den Brief zu zeigen. Hetta fühlt einen stechenden Schmerz in der Brust, verbirgt etwas vor ihr. — Hätte Hilde Dallw.tz doch recht gehabt mit ihrer hauptuug? sechsstündige Sitzung ab. Es wurde unter anderen über die in 8 17 behandelte Frage der Rücklagen s" Ern Jahr dc§ Glücks. Novelle von Maria Hellmuth. (12. ,s»rtsetzung.) „Frank!" Mehr als hundert Worte es vermocht hätten, liegt in dem Ton dieses Ausrufes. Ein ganz leiser Borwurf, rührende Bitte. Nun macht er eine Bewegung, als wolle er ihr zu Füßen stürzen, dann aber fährt er — wie sich besinnend — mit der Hand über Stirn und Augen, „dlv — no," murmelt er, und in fast fluchtähnlicher Hast eilt er aus dem Zimmer. — lau, S «lasen Tochtei fitzer», ter hiei u. Ma Tchuhr Her, E Emilie da Um Lohn i Hildega jetzt vei Her, S u Müller, ner in chen u. ans. St G Marie < G Betrüb Alfred ael. 24 245) Er Gl Edwin Hans l 23 T. des, 28 Vermischte Nachrichten. Die Leichen oer verschütteten Berg leutegeborgen. Die Leichen der verschütteten Berg leute aus Zeche „Auguste Vitt'ria" bei Recklinghausen lonnten in der Mittwoch Nicht nach süjnftägigen an strengenden und gefahrvollen Bemühungen geborgen werden Im Laufe der Nacht wurde zuerst der Berg mann Stucke und Donnerstag vormittag der Revier steiger Ragalla zutage gebracht. Beide waren tot. Wie man annimmt, sind sie gleich beim Einsturz des Schach tes ums Leben gekommen. Tie Leiche des dritten Ver schütteten konnte ebenfalls geborgen werden. Eisenb a h nz u s a in m en st o ß. Bei Mürbe- han (Belgien) ist, wie uns telegraphiert wurde, ein Gü terzug mit einem Personenzug zusammengesteßen Von den Fahrgästen des Personcnzuges sollen ungefähr 30 verletzt worden sein. Der Lokomotivführer und der Heizer wurden getötet. — W u r st g e g e n W u r st. Dr. med. Kaspar Säck- le macht als alter Knabe sein Halbjahr unter der Mas se, was ihn gar nicht freut, da er ein schlechter Sol dat ist. Eines Tages soll eine anstrengende Exerzier übung stattsinden. Beim Rapport wird der Einjähr ige Kaspar Säckle krank gemeldet. Er ist aber in Wirklichkeit gar nicht krank, sondern sitzt daheim auf seiner Bude bei einem guten Frühstück und einer Fla sche Wein, in welcher Situation er auch von dem visi tierenden Unteroffizier angetvoffen wird. Natürtich wird er von diesem dem Hauptmann gemeldet. Beim Dienstantritt fragt ihn dieser, welcher Arzt rhn behan delt und ihm die stärkende „Medizin" verschrienen ha be, worauf der Einjährige meldet: „Zu Befehl, Herr Hauptmann, der Dr. med. Kaspar Säckle." — „Gut", meint der Hauptmann; „dann fliegt der Dr. med. Kas par Säckle wegen unrichtiger Verordnung drei Tage ins Loch!" Kindermund. Everets Vater ist Kirchen- bcamter und sehr genau in der Erfüllung all feiner religiösen Pflichten. Während einer kurzen Reise wird sein Platz am Tisch von seinem Bruder eingenommen, der kein .Tischgebet spricht. Everet sieht einige Au genblicke ängstlich von seiner Suppe auf, und als der Onkel ruhig den Löffel zum Munde führt, ruft er aus: Leichenparade bot einen imposanten Anblick. Als oer Leichenzug auf dem Friedhöfe eintraf, auf dem Taufen de von Personen anwesend waron, wurden die beiden Särge nach einem Schrein gebracht, vor dem eine graste Leichenfeier abgehalten wurde Nach Beendigung des Gottesdienstes legten Prinz Arthur von Eonnaught, Prinz Fushini und andere japanische Prinzen Zweige der Trauerbäume auf die Särge uieder und unter Hornsig nalen und unter Abfeuern von Salven euoete die Trau erseier. Japans „Parseval" nur wenig be schädigt. Wie die japanische Botschaft m Berlin milteilt, ist das Parseval-Lnftschisf bei einem Sturm in der Nacht zum l. September nur wenig beschädigt worden. Le diglich des schlechten Wetters wegen sind weitere Fahr ten bis zum nächsten Monat ansgeschoben worden- Ocrtlichc und sächsische Nachrichten. Eibenstock, 2t). September. Für Handlings gehilfen und Lehrlinge wird in der nächsten Zeit die Frage ihrer Krankenversicherung eine wesentliche Aen- derung erfahren. Die Reichsversicherungsordnung hat anerkannt, daß die Zwangskrankejnkassen (Orts- und BetncbsUankenkassen) den besonderen Bedürfnissen ih res Standes nicht gerecht werden und deshalo die Be stimmung getroffen, dast der Prinzipalsanteil am Bei trage von den Zwangskassen zu vier Fünftel an die Bcrnsskrankenlassen abzuführen ist. Dadurch wird die Versicherung für die Handlungsgehilfen weitaus am günstigsten in ihrer Berufskasse möglich sein. Nachdem im Juni dieses Jahres das Gesetz über die Aufhebung der freien Hilfskassen in Kraft getreten ist, find die bis herigen freien Hilfskrsscn dem Kaiserlichen Aufsichts amt für Privatversicherung unterstellt, sie müssen ihre Satzungen,abändern, um als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit als Ersatzkasten zugelassen zu werden. Als erste ist die D eu ts ch n ati o n .rl e Kr a n t e n - und Begräbniskasse in Hamburg auf dem Plan erschie nen. Sic hat in einer außerordentlichen Gcneralvcr sammlung in Erfurt eine erhebliche Erhöhung ihrer Leistungen beschlossen, ohne die Beiträge zu erhöhen. Besonders hervorzuheben ist dabei, daß die dcutjchnatio- nale Kasse, als einzige von den großen kaufmännischen Krankenkassen alle Handlungsgehilfen und Lehrlinge ch ne ärztliche Untersuchung aufnimmt. Sie ist ruch die einzige von diesen Kassen, die eine Familienversicherung ermöglicht und zwar nicht nur in ausreichender, son dern in ganz vorzüglicher Form. Die hiesige Orts gruppe im Deutschnationalen Handlungsgehilsen-Ver- band versendet auf Wunsch ausführliche Drucksachen über Beiträge und Leistungen umsonst. Zur weiteren Aufklärung veranstaltet die hiesige Ortsgruppe Sonn abend, den 21. Sept., abends halb 9 Uhr im Reichs hos einen öffentlichen Vortrag, und zwar wird Herr Kreisvorsteher R. Schambach aus Plauen über die Deutschnationale Kranken uns Begräbniskaste sprc chen. — Eibenstock, 20 September . Da in den Kreisen der Herren Arbeitgeber sowie auch der Angestellten noch vielfach Unkenntnis über die verschiedenen Bestimmungen des Angc- stelltenversicherungs-Gesetzes vorhanden ist, veranstaltet die hiesige Ortsgruppe des Verbands der Kunst- gewerbezeichner morgen Sonnabend abds ', S Uhr im Restaur. Bürgergarten eine öffentliche Zeichnerversammlung, in welcher über das Angestelltenversicherungs-Gesetz referiert wird — Dresden, 19. September. Die Zwischende putation der Zweiten Kammer zur Vorberatung des Volksschulgesetzentwurfes hielt heule, Donnerstag, eine nach dem Sladlkrankenhause zu überführen. Hoffentlich ge lingt es, sie wieder herzustellen. — Dresden, 19. September. Am 18. September starb in Klessig bei Meißen Privatier Gäbel im 84. Le bensjahre. der von 1898-1900 und von 1907 bis Ende der Session Mitglied des Reichstages (Reformpartei) war. — Chemnitz, 19. September. Auf dem sozialde mokratischen Parteitag sprachen heute einige Redner über das Stichwahlabkommen mit der fortschrittlichen Volks- partei. Schließlich wurde auf Antrag des Abgeordneten Scheidemann mit großer Mehrheit folgendes beschlossen: Der Parteitag geht über alle Anträge betreff- des Ski ch- wahlabkommenS zur Tagesordnung über. Damit haben alle Anträge, die dem Parteivorstand einen Tadel wegen deS Stichwahlabkommens aussprachen, Erledigung gefunden. Darauf sprach Huä, der frühere Reichstagsabgeordnete in ausführlicher Weise über die Unglücksfälle in den Bergwerken und teilte mit, daß der deutsche Kaiser bei dem Unglück auf der Zeche „Lothringen" absichtlich falsch unterrichtet worden sei. Dies sei um so bedauerlicher, da der Kaiser als die höchste Person im Reiche nicht ohne Einfluß auf die Gesetz gebung wäre. — Riesa, 19. September. Im hiesigen allen Hafen ist der Schlosser Vinzenz Storch aus Schöna bei Schandau, wahrscheinlich als er von der Hafenmauer auf seinen Kahn steigen wollte, ins Wasser gestürzt und ertrunken, Die Leiche konnte bereits geborgen werden. Storch war verhei ratet und Vater mehrerer Kinder. Zwickau, 19. September. Während des Ma növers am 8. d. Mts. wurde in Leisnig SoldatJobst vom hiesigen Regiment Nr. l33 von einem Küchenwa gen überfahren und schwer verletzt. Am 16. d Mts. ist er diesen Verletzungen erlegen. , — Oberwiesenthal 18. September. Das Neue Haus, das allen Erzgebirgswanoerern als Pslegstätte erzgebirgischer Lieder bekannt ist, wird ge genwärtig einem großen Erweiterungsbau un terzogen. -- Im Streit um dieJesuiten hat Professor Meyer in Göttingen ausgeführt, daß ein Ausnahme gesetz nicht angebracht und aussichtsvoll sei, es müsse vielmehr die geistige Ueberwindung des Jesuitlsmus erstrebt ,werden. Dabei darf aber doch nicht über sehen werden, daß gegenüber einem Oxden, des sen Mitglieder eine eigne Ueberzeugung nicht haben dür fen, geistige Waffen versagen oürsten. Darum kann es gar nicht anders geschehen, soll einem Eindringen des gefährlichen Ordens in deutsches Gebiet und ei nem Vordringen desselben im deutschen Vaterlande gewehrt werden, daß Staatsgewalt zunächst die Mit glieder der Gesellschaft Jesu fern halte und ihre Or dcnstätlgkeit unterbinde. Gegenüber der Weltanschau ung des Ultramontanismus soll der Geisteskamps die dringendste Forderung an den deutschen Protestantis mus sein. Mit dieser Frage wird sich die diesjährige Haupt-Versammlung des sächsischen Landesvereins vom Evangelischen Bunde am 23 September in Lengenfeld im Vogtland beschäftigen. Für sie ist ein Vortrag des Kirchenrates D. Dr. Katzer angetündigt: „Die geistige Ueberwindung des römischen Katholizismus." Ueber die Jesuitengesahr wird am Tage zuvor, abends 8 Uhr) Herr P. lie. Wüstmaun aus Chemnitz sprechen. „Es ist traurig und niederdrüktend für mich, daß ich nicht sein ganzes Vertrauen besitze. O, ich würde ihm ja alles verzeihen," flüstert Hetta erregt. Nanni erfaßt ihre Hände. „Hettachen," sagt sie eindringlich, „Kind, sei nicht ungestüm I Du wirst nicht vergessen haben, daß ich nach Möglichkeit von einer Verbindung abmahnte, dann aber hoffte ich,Hetta Rackow könne wirklicheine Ausnahme machen und wahrhaft groß lieben. Jawohl," bekräftigt sie nachdrücklich, — „wahrhaft groß, so nenne ich eine Liebe, die sich nicht in kleinlicher Eifersucht quält. — Eifersucht auf die Vergangenheit ist nun gar unklug. Sicherlich hat sich ein« alte Flamme durch den Brief in unliebsame Erinnerung ge bracht. Mit dem Anvertrauen derartig heikler Sachen ist das manchmal so —so: es kommt dabei ganz gewaltig auf die Auffassung an. Etwas wirklich Schlechtes traue i ch sogar deinem Manne nicht zu. — Wenn wir es nun recht überlegen, so spricht es einigermaßen f ü r ihn, wenn er bestrebt ist, dir unangenehmes fern zu halten. Also, kleine Frau, nur keine Empfindlichkeit! Schenkt er dir sein Vertrauen, nimm es dankbar an: schweigt er jedoch über Vergangenes, so denke, er meint es erst recht gut, wenn er fatale Rückblicke allein bekämpft; immer aber suche ihn nach Möglichkeit zu entschuldigen; dann, nur dann wirst du ein rechtes Glück an seiner Seite finden." , Hetta umarmt die Freundin stürmisch. „Nanni, du, — ach jetzt sehe ich erst ein, wie gut du es mit mir meinst. Du weißt für alles das rechte Wort!" „Nu ja!" lacht Nanni trocken. „Schau, mit dem Alter kommt halt Erfahrung, wenn man oer- steht, mit offenem Äug' ins Leben zu schau'n. Nun ist es allerdings leichter, andern schöne Raischläg' zu geben, als selbst darnach tun. Gut gemeint war er auf alle Fälle. — Daß meine Erfahr ung heute und hier zur Geltung kommen könnt', das hält' t aber nit gedacht. Oha, liebster Himmel, das ist ja schon halb neun Uhrl Oweh, Nanni Brandt kommt auf die Zuspätliste. Adieu, Kindl Grüß' deinen Tyrannen!" Und sie auf die Stirn küssend, flüsterte sie noch bedeutsam: „Aber kein Schmollgesichtel machen!" Sie ist fort, und Hetta steht einige Minuten mit oorgeneigtem Kopf und lauscht nach dem Nebenzimmer; es regt sich dort nichts. Sie seufzt. Ja, aber Nanni hat recht. Sie darf nicht empfindlich sein. Hat sie sich denn nicht oft genug vorge halten, daß die Vergangenheit für sie nicht existieren dürfe? Und wenn sie ihm auch alles verzeihen würde, bliebe es für ihn doch demütigend, Verirrungen einzugestehen. Die Unruhe in ihrem Innern schwindet. Nach einem Weilchen bleibt nur noch der Gedanke eines schmerzlichen Be dauerns, ihm etwaige Unannehmlichkeiten nicht fortschmeicheln zu können. — Unterdessen sitzt Frank in seinem Zimmer vor dem Schreibtisch. Die Ellbogen auf die Platte gelegt, starrt er un verwandt in das Briefblatt, das er vor sich ausgebreitet hat. „Der Fluch der Verlassenen treffe den Wortbrüchigen! .Er soll kein Glück, keinen Frieden finden in einem Bündnis, das auf Verrat gegründet ist." Wie von dämonischer Macht angezogen, hat er die Wort« wieder und immer wieder gelesen. Fluch! — Ihm, wie einst seiner armen Mutter, die, — ach! die wahrlich kein Glück gefunden. Ein Beben schüttelt seinen Körper. — Hat er jenen Fluch nicht mitgetragen alle die Jahre der öden, trau rigen Kindheit hindurch? Und soll er, nachdem er das Joch abgeschüttelt und sich ihm ein reines Herz in Liebe zu neigt, wieder unter den finsteren Bann eines Fluches ge zwungen werden? Nein — nein — nein! Er wird sich nicht so leicht beugen und niederdrücken lassen, wie seine schwache Mutter. Sind alle jene düsteren Erzählungen von Schuld und Strafe, die sich in den niederen Schichten der Bevölkerung eines an melancholischer Poesie so reichen Landes fortge pflanzt, auch nicht ohne Eindruck auf seine Anschauung ge blieben, so hat Frank Wood doch wohl zu viel von dem leichten Sinn seines Vaters geerbt, um nicht allmählich da» Grauen abzuschütteln, das die böse Verwünschung hervor- gerufen. Der kraftvolle Mann bäumt sich auf gegen ein un sichtbar drohendes Verhängnis. Er streckt die Arme aus, al» weise er etwas von sich. (Hnrt'rtwnfl Irig». In allen diesen Wochen, so reich an Liebe und Zärtlichkeit, ist ihr der Gedanke an jene Verdächtigung völlig geschwunden. Sollte er sich jetzt störend zwischen sie und ihr Glück drängen? Nein, das darf nicht sein. Sie wird Frank bitten, ihr sein Vertrauen zu schenken, — gleich — noch in dieser Stunde. „Frank! — Lieber! — Geliebter!" Sie ruft in gedämpftem Ton und drückt leise auf den Drücker der Tür, — er gibt nicht nach — Frank hat sich eingeriegelt. — Sie wird ganz blaß. Ah, das ist nicht hübsch! Und nun rollen ein paar große Tränen über ihre Wangen — „Hettachen, ist das möglich? Sind es wirklich Tränen?" Nanni Brandt ist leise eingetreten und sieht erschrocken auf die weinende junge Frau. Sie umfaßt sie herzlich. „Kindchen, mas soll das bedeuten? Kaum wage ich einzutreten, um das Turteltaubenpaar nicht zu stören, und muß jetztsehen —" Hetta hat sich aus der Umarmung befreit und trocknet hastig die verräterischen Tränen. »Ich — ich — ach Nanni, — ich bin ja nur, — ich weine, weil ich so glücklich bin." Nanni schaut ihr mit ernster Frage in das gerötete Gesicht. „Sv, so, meine kleine Frau! Nun, ich will's glauben. Muttchen aber, die mich am liebsten begleitet hätte, würde diese „Glückstränen" vielleicht anders deuten. Schade, daß ich es so eilig habe, die Pflicht ruft, ich plauderte sonst noch gern ein Weilchen. Doch zu einem guten Rat langt die Zeit noch, wenn's auch ein undankbares Ge schäft ist, sich zwischen Eheleute zu stecken. Also, Hettachen, schreib's hinter deine kleinen Ohren: Eine Frau müßte nie mals an sich denken, nicht in erster Linie glücklich sein wollen, sondern nur glücklich machen! Dies sollte da» vornehmste Gebot jeder Frau, und ganz besonders das der Frau Frank Wood sein." Hetta nickt eifrig. „Ja, ja, Nanni, du triffst immer das Richtige!" Seit dem Hochzeitstage haben sie das schwester liche Du zwischen sich vereinbart. „Ja, Nanni, aber augen blicklich liegt die Sache doch anders." Und nun zieht sie die Freundin in die Fensternische und erzählt den Vorgang. Nanni sieht nachdenklich vor sich nieder. Da ist es schon, was sie für Hetta, die sie so warm liebt, gefürchtet hat! Trotz aller ernstgemeinten, guten Vorsätze werden sich die Geister der Vergangenheit nicht völlig bannen lassen, sie werden mit ihrem gespenstischen Schatten das junge Liebes- alück verdunkeln. Gasen betäubt wurden gestern nachmittag im Heizhause der Königlichen Gefangenenanstalt zwei Kesselsteinklopfer, wel che beauftragt waren, die Reinigung deS Kessel- vorzunehmen. Nach der Entfernung des Kesselsteins wurde das Innere mit einer Säure ausgest«chen, wodurch sich giftige Gase entwickel ten. Zwei der Kesselsteinklopfer wurden bewußtlos, weshalb die Feuerwehr herbeigerufen wurde. Mehrere Feuerwehrleute versuchten, die beiden Bewußtlosen auS dem Kessel herauszu holen, doch wurden sie selbst bewußtlos und wurden sofort nach dem Feuerwehrhouptdepot gebracht. Schließlich gelang es auch, dir beiden Arbeiter aus dem Kessel zu bringen und debattiert und Bedenken geltend gemacht, ob in der beabsich tigten Nötigung der Gemeinden zur Zurücklegung der Rech nungsüberschüsse nicht ein zu weit gehender Eingriff in das Selbstverwaltungsrecht der Schulgemeinden zu erblicken sei. Kultusminister Dr. Beck nahm diese Bestimmung namentlich mit Rücksicht auf das immer bedenklicher werdende Anwachsen der Schuldenlasten der Gemeinden und das Bestreben der Gesetzgebung, dem auch in anderen Fällen entgegen zu wirken, in Schutz. Zu dem die wichtige Frage der Schulleitung be treffenden 8 23 unterbreitete Kultusminister Dr. Beck eine neue Fassung, über die erst in der nächsten Sitzung beraten werden soll. Dann wurden die Bestimmungen über die Fortbildungsschule in Beratung genommen. Auf konservativer Seite war man im allgemeinen mit der im Gesetzentwürfe vorgeschlagenen Regelung der Frage einverstanden, wandte sich aber mit Entschiedenheit gegen die Ausdehnung deS Zwanges auf Errichtung von Mädchenfortbildungsschulen auch in rein ländlichen Gemeinden, sofern dort weder eine Notwendigkeit für solche Schulen besteht, noch auch deren Errichtung ohne weitere unerschwingliche Opfer und schwere Beeinträchtigung der Landwirtschaft, namentlich der kleineren und mittleren Betriebe, möglich sei. Auch gegen die Ver mehrung der Zahl der Fondildungsstunden wurden von kon servativer Seite auS denselben Gründen Bedenken erhoben. Abg. Biener (Ref.) beantragte die Zulässigkeit der Ausdehnung der Unterrichtsdauer beiKnabensortbildungschulen bis zu4 Jah ren. Der Antrag Biener fand, nachdem die Regierung ihre Be denken gegen ihn fallen gelassen hatte und der Antrag auf die Be rufe mit länger als dreijähriger Lehrzeit eingeschränkt worden war, einstimmig Annahme. Ein Antrag des Abg. Uhlig (Soz.) auf Verlängerung der Schulzeit bei den Mädchenfortbildungs- schulen wurde gegen die Stimmen der sozialdemokratischen Deputationsmitglieder abgelehnt. Nächste Sitzung: Dienstag
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