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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 23.01.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-01-23
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-188101238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-18810123
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-18810123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-01
- Tag1881-01-23
- Monat1881-01
- Jahr1881
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Einer Mitteilung aus Berlin zufolge wird von Leopold v. Rankes „Weltgeschichte" der erste Band demnächst bereits in zweiter Auflage erscheinen. In 5000 Exemplaren gedruckt, ist derselbe in nicht vier Wochen nahezu vergriffen. Es arbeiten englische und französische Gelehrte an der Übersetzung der kaum voll endeten „Weltgeschichte" des 85jährigen Gelehrten; wahrscheinlich wird dieselbe auch in italienischer Sprache erscheinen. brücke bei Freiberg verunglückte am Mittwoch ein Hütten arbeiter tötlich. — Die Zahl der Sträflinge in der Kgl. Straf anstalt Zwickau betrug am 1. Dezbr. v. I. 833, wäh rend zu gleicher Zeit in der Kgl. Strafanstalt Wald heim 1726 Züchtlinge sich befanden. - I sprünglich zu einem Waffenmagazin bestimmt, seit langer I Zeit aber, da es zu dem genannten Zwecke bei weitem - I nicht mehr auSreichtc, zu einem Waffenmuseum gewor- > I den, ist bekanntlich in der Umwandlung zu einer Ge- - I denkhalle für die Thatcn der brandenburgisch-preußischen ! Armee begriffen. Nachdem das preußische Abgeordneten haus im Jahre 1877 zu diesem Zwecke 4,330000 M. I bewilligte, ist der Umbau nach den Plänen des Gel I Oberbaurat Hitzig, des Präsidenten der kgl. Akadem der Künste, vorgcnommen worden und kann jetzt in ar- I chitektonischer Beziehung als beendet angesehen werden, so daß zur gänzlichen Bollendung nur noch der Schmuck der Malerei und Plastik fehlt. Die Herstellung einer solchen Ruhmeshalle war immer ein Herzenswunsch un seres greisen Kaisers und die Besichtigung, welche er am I vorletzten Sonntag vorgenommen, kann als eine Art I Bauabnahme gelten. Er hat seine vollste Befriedigung I über die Art der Ausführung des Baues und der Auf stellung der Waffen, Trophäen rc„ die man an einzelnen Stellen probeweise gemacht hatte, kund gegeben. In der That wird die Architektonik als eine so herrliche bezeichnet, daß man nur den Wunsch hat, die innere Ausschmückung in ebenbürtiger Weise ausgeführt zu scheu. — Wie einem berliner Blatte aus Schwerin ge meldet wird, ist die Verlobung des Herzogs Paul von Mecklenburg-Schwerin, des Sohnes des regierenden Groß herzogs, des Majors der Rathenower Ziethen-Husaren, I mit seiner Cousine, der Prinzessin Marie Windischgrätz, I zurückgegangen. Den Grund für diesen Rückgang der Verlobung bildet die Weigerung des Papstes, den Dis- I pens für die Vermählung des protestantischen Herzogs mit der katholischen Prinzessin zu erteilen. — Mit dem Befinden des früheren Botschafters I Harry v. Arnim steht es laut Nachrichten an seinen I Bruder, den Hauptmann Bernhard v. Arnim in Berlin, sehr traurig. Es scheint kein Zweifel mehr obwalten I zu können, daß der Tod dem früheren Diplomaten sehr nahe bevorsteht. Der Körper ist vollkommen im Sta- I dium der Auflösung begriffen und der Patient ohne Be- I sinnung. - — Bei einem am 18. d. abgehaltencn, von 3000 I Personen besuchten Commers, den die berliner Studenteu- I schäft zur 10jährigen Feier der Gründung des deutschen Reiches veranstaltet, hielt Rektor Hofmann eine mit leb- I haftcm Beifall aufgenommenc Rede, worin er hcrvor- I hob, daß außer der Tapferkeit der Hohenzollern und der Staatskunst des Reichskanzlers zur Erhaltung des I Reiches die Arbcitseintracht des deutschen Volkes nötig sei. Er forderte daher die Studenten auf, dem Fluch der Zwietracht und des Hasses, der von außen herein- I zudringen drohe, sich cntgegenzusetzcu und Auffassungen I und Ansichten entgegcnzutrcten, welche dem akademischen Leben fremd seien und den akademischen Frieden bedrohen. Die Corpsstudenten verließen demonstrativ den Saal. — Der Führer der badischen Konservativen, Ober kirchenrat und Landtagsabgeordnetcr vr. Mühlhäußer, ein um das Werk der innern Mission hochverdienter Manu, ist am 20. d. gestorben. — Die patriotischen Mtramontancn! Das ultra- montane „Bayerische Vaterland" vom 21. Januar ist mit schwarzem Trauerraude erschienen, weil der 21. der Jahrestag der am 21. Januar 1871 von der bayerischen Abgeordnetenkammer erteilten Genehmigung der Versail ler Verträge ist, welche» Tag cs als einen Tag „voll tiefster Trauer" für Bayern erklärt. Schweiz. — Aus Genf wird der „K. B." geschrieben: Im Kanton Bern giebt es 8000 Schnaps-Brennereien, welche jährlich 5^ Million Liter Branntwein produzieren. Dazu werden noch 1H Million Liter Sxiritns vom Ans lande eingcführt. Kann man sich da noch wundern, daß im Bcrnerlande einerseits ein Geschlecht von Siechen und Krüppeln hcranwächst, und andererseits das Verbrecher tum in nie gekannter Blüte steht? Türkei. — Dem österreichischen Kronprinzen sollen bei seiner bevorstehenden Reise durch Syrien auf Befehl des Sul tans große Auszeichnungen zu teil werden. Mehrere Hofbeamtc sind deshalb bereits von Konstantinopel ab gegangen, um die bezüglichen Arraugements^einzuleiten. Amerika. — Nach London gelaugte Privattclcgramme melden die Einnahme von Lima, der Hauptstadt Perus, und von Calloa, der peruanischen Hafenstadt, durch die Chi lenen. Der Einnahme Limas ging eine Schlacht bei Miraflores voraus, wobei die Peruaner vollständig ge schlagen wurden. Der Präsident Picrola floh, sein Bru der und der Kriegsminister wurden gefangen genommen. Die Besetzung Limas erfolgte am 17. Januar ohne ein neues Gefecht. Das diplomatische Korps in Lima be müht sich um einen Waffenstillstand und die Respektie rung der Person des Präsidenten. Tagestzeschichte. Deutsches Reich. — Die Kaiserin stattete am 19. d. der Alters-Ber- sorgungsanstalt der berliner jüdischen Gemeinde einen längeren Besuch ab und verkehrte dabei mit den Hospi- taliten in der leutseligsten Weise. Der 92jährige Rab biner Mendelssohn empfing die, Monarchin mit einem Segensspruche. — Der Reichskanzler hat dem Bundesrat wiederum den Gesetzentwurf wegen Einführung der zweijährigen Budget- und vierjährigen Legislatur-Periode in unver änderter Fassung vorgelegt. — Der Finanzminister Bitter hat in der Budget- Kommission des preußischen Abgeordnetenhauses erklärt, daß die Einnahmen aus Reichs-Zöllen sich in den letzten 3 Monaten erheblich verbessert haben und er diese Ver mehrung der Steuer als eine dauernde ansehe. — Staatssekretär vr. Stephan, unser großer Post reformator, debütiert fortwährend mit neuen Vorschlägen. Der jüngste davon geht nun dahin, für die schwcrgeplag- ten Landbriefträger Einspänner zu beschaffen und soll hierzu die Summe von 900000 M. von den Reichs voten verlangt werden. , — Der dem Bundesräte zugegangene Gesetzentwurf bezüglich der Versicherung der in Bergwerken, Fabriken rc. beschäftigten Arbeiter wird fortgesetzt in den betreffen den Kreisen eifrigst besprochen, namentlich seitdem die Motive dazu bekannt geworden sind. Dieselben gehen davon aus, daß schon bei der Beratung des Sozialisten gesetzes auf die Notwendigkeit hingewiesen sei, die be denklichen Erscheinungen könnten nur durch positive, die Lage der Arbeiter bessernde Maßnahmen bekämpft wer den. Daß der Staat sich in höherem Maße als bis her seiner hilfsbedürftigen Mitglieder annimmt, so heißt es in dieser Hinsicht, ist nicht nur eine Pflicht der Humani tät und des Christentums, von welchem die staatlichen Einrichtungen durchdrungen sein sollen, sondern auch die Aufgabe jeder staatserhaltenden Politik, welche das Ziel zu verfolgen hat, auch in den besitzlosen Klassen der Be völkerung die Anschauungen zu Pflegen, daß der Staat nicht nur eine durchaus notwendige, sondern zugleich eine wohlthätige Einrichtung sei. Soweit dies wirklich der Fall, handelt cs sich um Weiterentwickelung der aus der I christlichen Gesittung erwachsenen modernen Staatsidee, I nach welcher dem Staat neben der defensiven, auf den I Schutz bestehender Rechte abzielenden, auch die Aufgabe ! obliegt, durch zweckmäßige Einrichtungen und Verwen dung der zu seiner Verfügung stehenden Mittel der Ge samtheit das Wohlergehen aller seiner Mitglieder, na mentlich der schwachen und hilfsbedürftigen positiv zu fördern. Daß aber dieser erste Schritt nicht länger hin ausgeschoben werden dürfe, ist die Überzeugung, auf welcher die Einbringung der gegenwärtigen Vorlage be ruht. Das Präsidium des Bundesrats würde, selbst wenn die Hoffnung, ein Gesetz dieser Art von den Fak toren der Reichsgcsctzgebung auf den ersten Versuch an genommen zu sehen, geringer wäre, als sie es in der That ist, es für seine Pflicht halten, der Erfüllung jener Zusagen und Wünsche näher zu treten, welche bei den Verhandlungen über das Sozialistengesetz von mehr als einer Seite besprochen worden sind. — Das berliner Zeughaus, das älteste und stilvollste Baudenkmal Berlins aus der Zeit Friedrichs I., ur- sellschast schweifen, dann — brachte er einen feurigen Toast auf Irma aus, Irma atmete leichter auf, die Gesellschaft fand sich enttäuscht, sie hatte die Verkündung ! von Irmas Verlobung erwartet, stimmte aber jubelnd I in das muntere, von der Musik rauschend begleitete I Hoch ein. Irma erhob sich ; Gras Otto führte sie wiederum in I den Saal zurück, die Gäste folgten und lockend erklang der Lannersche Walzer „die Werber". Irma und Otlo eröffneten den Ball; beim Tanzen flüsterte sie ihn« hastig zu: „Erwarte mich in einer I Stunde unten im Gartenhaufe", dann folgte sie beiter I lachend einer Aufforderung des alten Obersten zum Tanz. (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. * In Agram wurde am 19. d. nachts j12 Uhr wieder ein starker, explosionsartiger Erdstoß wahrgenom men, darauf ein ziemlich heftiges Beben in der Dauer von 3 Sekunden. . * Die äußerst intensiven Fröste, welche sich seit dem Beginne dieses Monats über Europa einstellten, erstreckten sich mit außergewöhnlicher Heftigkeit bis über die südlichsten Teile unseres Festlandes, so daß am Sonn tag noch aus ganz Italien bis Rom und aus Dalmatien bis nach Albanien, ganz Südfranlreich und selbst aus Spanien Kälte bis zu 6 Grad gemeldet wurde. * Über den schon gemeldeten Schneesturm in Eng land wird unterm 19. aus London berichtet: London ist seit 24 Stunden fast völlig isoliert. Die Umgegend bie tet einerseits die Ansicht einer sibirischen Steppe, andrer seits das Bild einer Gletscherlandschaft, «seit Jahr hunderten oder vielleicht noch niemals trafen so viele Umstände zusammen, deren Zusammenwirken einen sol chen Zustand zur Folge hatte. Wir hatten entsetzliche Kälte, ungeheuren Schneefall, heftiges Schneetreiben, ei nen furchtbaren Sturm und die höchste Sturmflut, und zivar alles gleichzeitig. Natürlich wurden hierdurch alle Kommunikationeu zu Land und Wasser, vermittelst Ei senbahn, Wagen und Telegraph gestört. Die Themse ging infolge der Sturmflut so hoch mit Eis, daß die Eisblöcke die hohe Terrasse im zweiten Stock des Unter hauses fast erreichten. Postschiffe kamen weder an, noch gingen sie ab ; ebenso haben alle Eisenbahnen den Ver kehr eingestellt. Wie viele Unglücksfälle vorgekommen sind, ist wegen der mangelnden Kommunikation noch nicht bekannt. — Ein zweites Telegramm meldet: Ein er neuerter gewaltiger Schneefall macht alle Versuche einer Herstellung des Verkehrs unmöglich. Alle kontinentalen Posten blieben seit gestern morgens aus. Die Nach richten ans dem Innern des Landes lauten schrecklich. In Dover wurde der Admiralitätsdamm fast zerstört. Steine im Gewichte einer Tonne wurden aufgcwirbelt und in die See geschleudert. * Eine Duell- und Entführungsgeschichte erregt gegen wärtig in Kassel großes Aufsehen. Bor einigen Mo naten kam es in Kassel, wie wir seinerzeit gemeldet, zu einem Duelle zwischen dem Rittmeister v. d. Goltz und Premierlieutenant v. Schönfeldt, wobei der Erstere fiel. Während nun jetzt Lieutenant v. Schönfeldt die ihm vom Kriegsgerichte zuerkannte Fcstungsstrafe verbüßt, hat cs vor einigen Tagen seine von ihm getrennt lebende Frau, derentwegen der Zweikampf stattfand, im Einverständ nisse mit einer Bediensteten ermöglicht, die drei Kinder, die in der Familie des Vaters verblieben waren, zu ent- ühren. Die Dame, welche in die Richtung nach Frank- ürt a. Ai. abgereist ist, wird von der Polizei verfolgt. * In Mühlheim a. Rh. wurde vor mehreren Tagen eine Arbeitersfrau erschlagen gefunden. Wie sich jetzt hcrausstellt, ist dic That eine der gräßlichsten, welche das nächste Schwurgericht beschäftigen werden. Anfangs hatte man den Atan» der Erschlagenen im Verdacht, der jedoch, wie sich herausstcllte, erst abends von der Arbeit heimkehrtc, als dic That schon geschehen war. Nun hat der 14jährige Sohn der Erschlagenen sich als Thätcr bekannt. Als Niotiv giebt er an, daß dic Mut ter morgens in stark angetrunkenem Zustande seiner klei nen Schwester mit dem Messer gedroht habe. Darauf habe er zunächst die Schwester aus dem Zimmer ge bracht und dann die Mutter mit dem Beile erschlagen, um sich und seine Geschwister vor ihr zu schützen. Der Kopf der Erschlagenen war von 26 Hieben, die teils mit der scharfen, teils mit der platten Seite des Beiles bei gebracht waren, vollständig zertrümmert. * Im Maricnkirchturm zu Stendal wurde in voriger Woche der Sohn des Unterküsters, welcher das tägliche Abendläuten besorgte, unter der Glocke tot vorgefunden. An seinem Kopfe waren Verletzungen, und daher anzu- nehmcn, daß der Verstorbene beim Läuten der Glocke, die durch Treten voll oben herab in Bewegung gesetzt wird, herabgcstürzt ist. Ob er durch den Sturz selbst, chon getötet ist oder ob er nur betäubt — es waren in dem betreffenden Abend 16 Grad Kälte — erfroren t, konnte nicht festgestellt werden. Es ist dies seit ca. 5 Jahren der dritte Fall, daß jemand beim Läuten in encr Kirche um das Leben gekommen ist. * Italienische „siamesische Zwillinge" werden näch tens in Wien zu sehen sein. Es ist dies ein Zwillings- -aar, welches die berühmten siamesischen Zwillinge weit iberholt. Dic beiden Oberkörper sind von der sechsten stippe ab zu einem Unterleibe verwachsen, so daß die beiden Brüder nur ein Paar Füße haben. Nach ärzt lichen Beobachtungen haben die beiden Knaben getrennte Mägen, wie denn überhaupt alle Lebensfunktionen un abhängig von einander verlaufen; der eine schläft, der andere ist wach, der eine lacht, der andere weint, der rechte Fuß gehorcht dem Willen des rechten Bruders, ! der linke dem des linken Zwillings. Jedes Kind sieht : und hört, fühlt, denkt, plaudert, ißt und trinkt für sich. Beide Kinder sind gesund, heiter und unterhalten sich:
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