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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 09.11.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-11-09
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-188011090
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-18801109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-18801109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-11
- Tag1880-11-09
- Monat1880-11
- Jahr1880
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,7.: Pionnierkaserne; von da zurück denselben Weg und zum Abfahrtspunkte, an welchem die Droschke nach 20 Minuten wieder anlangte. Die Lei stungsfähigkeit der Maschine, welche auf glatter hindernißloser Bahn 35 Kilometer in der Stunde durchlaufen kann, ist durch diese erste Fahrt je denfalls bewiesen. Im Laufe des Tages fanden noch mehrere Probefahrten nach allen Theilen der Residenz statt, für den Sonntag war eine solche nach dem Weißen Hirsch bestimmt und Sonntag Mittag sollte das Gefährt Sr. Maj. dem König vorgeführt werden. Die Fahrten am Sonnabend sind bis auf das Scheuwerden einiger Pferde glücklich verlaufen. -- Bei dem am 4. d. in Zwickau unterWe- theiligung von Delegirten aus mehr als 20 Städten abgehaltenen Delegirtentage des „Bäcker zweigverbandes Vogtland zu Greiz und Zwickau" wurde der Antrag gestellt, es solle das Brod fernerhin nicht wie zeither nach Pfunden, son dern nach Groschen! verkauft werden, welcher Antrag zum Beschlusse erhoben wurde. Nach vorgängiger Vernehmung mit dem Erzgebirgi- schen Bäckerverband wird der Verband sich in gedachter Richtung mittelst Petition an das kgl. Ministerium des Innern wenden und um Auf hebung der bisherigen diesfallsigen polizeilichen Einrichtungen bitten. — Nach der mit Ende October in Sachsen allerorts beendeten Weinlese und Mostpresse ist hinsichtlich der Erträgnisse unserer Weingelände dieses Jahr leider, der bekannten traurigen Na- tureignisse — Frost, Hagelschlag und wolken bruchartiger Regen — wegen, wenig Erfreuliches zu berichten. Waren die beiden Vorjahre „gut und mittel" zu benennen, so ist das heurige Jahr als Mißernte zu bezeichnen. Im Jahre 1878 wurden auf dem Hektar Weinberg in Sach sen 25 bis 78 Ctr. Trauben geerntet und zwi schen 650 und 2600 Liter Most gepreßt; dieses Jahr kommen auf den Hektar etwa 1^ bis 6^ Ctr. Trauben und 20 bis 190 Liter Most. Trotzdem die Trauben schadhaft, der Zuckerstoff geringer, wurde der Centner je nach Lage, sorg- sälliger Lese und Ausschnitt, der vielen Nachfra gen behufs Mostproduction wegen, mit 10 bis 24 M. bezahlt. Die schlechtesten Weinjahre im letzten hundertjährigen Zeiträume waren 1785, 86, 92, 1800, 3, 6, 13, 14, 16, 20, 21, 23, 38, 44, 54, 55, 65, 71 und 80. Den Gesammt- ertrag der sächsischen Weinberge an Trauben in diesem Jahre wird man zu ungefähr 3000 Ctr. annehmen können. — Die Oschatzer Pflege ist den Wachmännern günstig: in Terpitz-Merkwitzer Flur wurden bei einer Jagd am Sonnabend 265 Hasen geschossen. — Unglücksfälle und Verbrechen. In einer Zelle des städtischen Arresthauses zu Chemnitz hat sich am Sonn abend srüh ein 53jähriger Handarbeiter aus Reichenbach — vermuthlich wegen eines langwierigen körperlichen Lei dens und aus Furcht vor Bestrafung eines von ihm ver übten Diebstahls — erhängt- — Durch unvermuthetes Hereinbrechm einer kleinen Erdwand wurden in einem Kalksteinbruche in Borna bei Liebstadt zwei Steinbreche so verschüttet, daß der eine nur todt unter der Erdmas hervorgezogen werden konnte, der andere einen Beinbruch erlitt. TageSgeschichte. Deutsche- Reich. — In der Zollanschlußsrage Bremens liegt eine neue Kundgebung vor. Der Bremer Ge werbe- und Jndustrieverein hat am 5. d. nac 4tägiger Verhandlung mit bedeutender Majoritc folgende Resolution angenommen: „In Erwä gung, daß die noch bestehenden Zollschranken zwischen den deutschen Staaten der nationalen Einheit des deutschen Volkes widersprechen, da also der Zollanschluß .der Hansestädte Bremen und Hamburg nur eine Frage der Zeit sein kann, daß aber die Beseitigung der Zollschranken mit um so größeren Schwierigkeiten verknüpft sein wird, je länger dieselbe hinausgeschoben wird — beschließt der Gewerbe- und Industrie-Ver ein, den hohen Senat der freien Hansestadl Bremen zu ersuchen, den verbündeten Regierun gen seine Willfährigkeit zum Eintritt in das Zollgebiet kundzugeben. Zugleich möge er die Bedingungen mittheilen, deren Gewährung er für nothwendig erachtet, damit Bremen für die Opfer, welche es bei dem Uebergange aus den jetzigen, nicht durch seine Schuld erwachsenen Zuständen, jedenfalls zu bringen hat, seine Exi stenzfähigkeil nicht in Frage gestellt steht." — Es wird dazu allerdings bemerkt, daß der ge nannte Verein nicht den Willen der Mehrheit der bremischen Bevölkerung repräsentire, deren Kundgebungen nicht ausbleiben würden. — Die Straßburger Tabaknianufactur erfährt immer weitere Ausdehnung. Jetzt hat ihre Ver waltung die große Walter'sche Cigarreufabrik in Durlach in Baden angekaust, um dieselbe als Filiale einzurichten, die mindestens 500 Arbeiter beschäftigen soll. — Nach einer Bekanntmachung der Direction der Südwestlichen Eisenbahngesellfchaft in St. Petersburg wird für Frachtbriefe, welche nicht die deutliche Unterschrift des Absenders oder den Stempel der Versandtstaliou enthalten, seitens der russischen Grenzzollämter eine Strafe von 1 Rubel pro Frachtbrief eingehoben. Oesterreich - Ungarn. — Zum Landmarschall von Niederösterreich ist an Abt Helsenstorter's Stelle der frühere Bür germeister von Wien, vr. v. Felder, ernannt worden. — Ju Budapest, wo jetzt die Delegationen der Volksvertretungen beider Reichshälsten ta gen, ist der Botschafter am Berliner Hofe, Graf ßig Kkhlin; dir dreißig Dkckkl dkl Gläser wurden auf ein Tempo wieder zugeschlagen; dreißig Hände erhoben sich grüßend an dreißig Mützen — und der Wagen fuhr unbehelligt von dannen. Lachend kehrte man an die Plätze zurück; Kathi aber, die vom Hause aus den Vorgang angesehen, ging mit einem lebhaften Anfluge von Eifersucht in ihr Zimmer. — DaS vierte Fäßchen kam auS den dunklen Tie fen des Keller» herauSgerollt; mancher der Herren hatte daS Cereviü bedenklich schief auf dem Kopfe, auch Han- halte ein lebhaft gerütheteS Gesicht; doch sah er häufig an seine Brust hinab, um sich zu überzeugen, daß Rose und Bouquet da gebor gen seien. Der CemmerS nahm seinen Fortgang und endlich war der feierliche Augenblick herangerückl, in wel chem nach alter Väter Sitte der „LandeSvater" ge sungen werden sollte. Gottlieb und auch der Witth, der zu diesem ActuS sein besondere- Käppchen trug, halten da- Recht, qm Ende der Tafel der Feier lichkeit beizuwohnen. Man stellte die frischgefüllten Gläser vor sich hin, legte Pfeifen und Cigarren bei Seile, der Fuch»- majvr rüffelte gewohnheitsmäßig noch einmal di« Füchse und nun begann von dreißig jungen, kräf tigen Kehlen mit voller ernster Stimme gesungen oaS alte, ewig iwöne, unvergeßliche Lied: „«Ille» schweige! Jeder neige — ernsten Tönen nun sein Ohr!" Da erhob sich der lolle HanS und bei der Strophe: „Seht ihn blinken in der Linken, Diesen Schläger nie entweiht! Ich durchbohr' dm Hut und schwöre: Halten will ich stets ans Ehre, Stets ein braver Bursche sein!" stieß er den Hieber durch sein CereviSkäppchen, ihn also beschwert weiter gebend. Von Hand zu Hand wandert« b«i dem Gesänge die blanke Waffe, deren Klinge beinahe bi- an die Spitze mit durchstochenen Mützen bedeckt war und eben wollt« Bornheim, mit schon zitternder Hand, da- unter solchen Umständen nicht ganz leichte Ma növer au-führen, al» plötzlich, alhemloS und mit Staub bedeckt, der Kutscher der beiden Damen an langte. „Hilfe, meine Herren, Hilfe, bei un- ist Revo lution!" Der Gesang verstummte. „WaS ist lo», altes Kameel?" rief Han». „Die Hofleule sind in'S Schloß ringebrochen, ruiniren Alle-, schlagen die Fenster ein, bringen di« gnädigen Damen um!" „Mordbombenelement, da glebi'r 'ne Holzerei. Vorwärt-, wir müssen hin! Meinen Schläger her!^ (Fortsetzung folgt.) Szechenyi, eingetroffen. Seine Anwesenheit soll mit den wichtigsten Fragen der auswärtigen Po litik zusammenhängen, vornehmlich mit der Stel lung der Monarchie und Deutschlands gegenüber Rußland. Der Botschafter machte auch dem Mi nisterpräsidenten Tisza und anderen hervorra genden Persönlichkeiten Mittheilungen darüber, welchen tiefpeinlichen Eindruck die jüngste Deut schenhetze in Berlin und allenthalben in Deutsch land gemacht hat; dies sei um so bedauerlicher, als die Magyaren bisher im deutschen Reiche Sympathien genossen, während jetzt entschieden und allgemein gegentheilige Stimmungen herrschen. Frankreich. — Die Aufhebung der Klöster in der Pro vinz ist noch nicht beendet. Man erklärt sich die Energie und Schleunigkeit, mit der jetzt die Märzdecrete ausgeführt werden, aus der unmit telbar bevorstehenden Eröffnung der parlamen tarischen Session, in der andernfalls die Regie rung wegen ihres Zögerns hätte angegriffen werden können. — In Paris schickten die Obern der Ordensgemeinschaften an alle Schlosser eine Berwarnung, worin sie bedeutet wurden, daß sie gerichtlich verfolgt werden können, wenn sie der Regierung Hilfe beim Oeffnen der Klvster- thüren leisten. — In welchem Fahrwasser die communistische Bewegung wieder ist, zeigt, daß „Bürger" Blan- qui, der alte Wühler, um einem tief gefühlten Bedürfnisse zu entsprechen ein neues Blatt ,M Oien ni Mitre!" („Keinen Gott und keinen Herrn!") gründet. England. — Der neue Aufstand im Kaplande ist in vollem Gange. In London am 6. d. vom Kap eingelaufene Nachrichten melden: Montagu, wel ches von dem Häuptling der Basutos, Moletsane, befestigt und besetzt war, wurde am 31. Octbr. im Sturm genommen. Während des Sturmes griffen indessen 5000 Basutos ein Detachement der Colonialtruppen an, welches das Dorf Te- rothodi besetzt hatte, und zwangen dasselbe, sich zurückzuziehen. Der Stamm der Tembus befin det sich in vollem Aufruhr, nach den Haupt punkten werden Verstärkungen gesandt. — Die irische Stadt Limerick hat dem Führer der Landliga, Parnell, das Ehrenbürgerrecht verliehen und ihm daS Diplom in einer Scha tulle übergeben, welche aus dem über 700 Jahre alten Holz vom Dachwerk der Limericker Kathe drale angefertigt ist. Italien. — Die Feier des Erinnerungsdenkmals an die Schlacht von Mentana ist in Mailand ohne Ruhestörung vorübergegangen. Bei dem Feste prachen Garibaldi's Schwiegersohn und Roche ort. (Im Kampfe von Mentana, 1861, unter- agen die Garibaldianer gegen die Franzosen, welche den päpstlichen Truppen Beistand leisteten!) Garibaldi's Zustand ist von Rochefort selbst als ehr bedenklich bezeichnet worden. Nach Mel dungen aus Mailand war sein Aussehen mitleid erregend; er sah fahl und leichenhaft aus, die Augen blickten gläsern und starr auf die Menge. Manche gaben ihrer Entrüstung Ausdruck, daß man den kranken Mann, welcher der Einsam keit und Ruhe bedürfe, im Land« Herumschleppe, und man.schimpfle auf die Aerzte, die von der Mailänder Reise nicht abgerathen hätten. Gleich wohl wird von einem Besuche Garibaldi's in Zaris gesprochen, der natürlich zu einer großen )emonstration der Radicalen Veranlassung ge- >en wird. Rußland. — Vor dem Petersburger Militärgericht hat m 6. d. der große politische Prozeß — wegen Teilnahme an der Ermordung des Fürsten Rapotkin, an Solowjeff's Attentat, an dem Ei- enbahnattentat auf den Kaiser bei Moskau, an >er Explosion im Winterpalast rc. — begonnen. — Aus der Schweiz, wo Fürst Gortschakoff seit vorigem Monat weilt, sind in den letzten Tagen sehr beunruhigende Nachrichten über den Zustand des greisen Staatsmannes in Peters burg eingelaufen.
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