Deutsche Uhrmacher-Zeitung

Abonnementspreis: iflr Deutschland u. Oestr.-Ungarn bei direktem Bezüge von’ der Ex pedition in Streifbandsendung vierteljährlich 1,75 Mark, Jährlich 6,75 Mark pränumerando. Bestellungen nimmt ferner jede Postanstalt oder Buchhandlung zum Preise von 1,50 Mark pro Quartal entgegen. Abonnementspreis iür’s Ausland Jährlich 7,50 Mark pränumerando. m Juergensen. Kessels A. Lange fhT/ede * Verlag von Carl Marfels, Berlin W., Jäger-Strasse 73. Post-Zeitungsliste No. 1920. Preise der Anzeigen: die viergespaltene Petit-Zeile oder deren Raum für Geschäfts- und vermischte Anzeigen 30 Pfg., für Stellen-Angebote und Gesuche 20 Pfg. Die ganze Seite (400 Zeilen A 30 Pig.) wird mit 100 Mark berechnet. Die Deutsche Uhrmacher-Zeitung erscheint am 1. und 15. eines jeden Monats. Einzelne Nummern kosten je30Pfg Probenummern (aus überzähligen Beständen) werden auf Verlangen gratis nud franko zugesandt. Fernsprech-Anschluss Amt I, No. 2984. XXII. Jahrgang. Berlin, den 15. März 1898. No. 6. Nachdruck ohne ausdrückliche Genehmigung der Redaktion unbedingt untersagt. Inhalt: Hermann Sievert t- — Abonnements-Einladung. — Deutscher Uhrmacher-Bund. — Die Uhrmacherei und die Zwangsinnung. — Ver zeichniss der Prüfungs-Arbeiten. — Spiralklemme für Taschenuhren, ein Ersatz für das Spiralklötzchen. — Neuer Versuch der Konstruktion eines Perpetuum mobile. ■— Anleitung zum Repariren von Schmueksachen. III. — Aus der Werkstatt (Zange mit Kreissäge zum Aufschneiden eingewachsener Fingerringe). — Sprechsaal (Die elfstündige Arbeitszeit. — Undeutliche Zifferblätter). — Die Pforte zur Unendlichkeit. II. — Vermischtes. — Briefkasten. — Patent- Nachrichten. — Anzeigen. Hermann Sievert f. Aus Plön gellt uns die erschütternde Nachricht zu, dass unser langjähriger und hochverehrter Mitarbeiter, Herr Kollege H. Sievert am 10. März, nachmittags 4 Uhr, nach längerem Nierenleiden im 53. Lebensjahre sanft entschlafen ist. Die Uhrmacherei verliert in ihm einen ihrer hervorragendsten Vertreter, der Deutsche Uhrmacher-Bund einen selbst losen Berather, das Städtchen Plön einen seiner besten Bürger. Wer jemals sich an der Lektüre seines uniibertreffliehen Werkchens „Leitfaden für Uhrmacherlehrlinge“ erquickt hat, wer jemals den ganzen Zauber genossen hat, der in diesem anspruchslosen, aber ausserordentlich praktischen und zum Herzen sprechenden Buche verkörpert liegt, wird mit uns die Grösse des Verlustes ermessen können, der die deutsche Uhrmacherei betroffen hat. Wir müssen gestehen, dass uns noch selten eine Trauerbotschaft stärker niederdrückte, als die vom Ableben des einfachen Mannes, dessen Wirken sein Heimathstädtchen Plön in der Uhrmacherwelt so bekannt gemacht hat. Wir selbst haben noch besondere Ursache, ihm unsere Dankbarkeit bis weit über das Grab hinaus zu bewahren: er war nämlich einer der Ersten, der sich uns anschloss, als wir uns anschickten, eine grosse Vereinigung der deutschen Uhrmacher ins Leben zu rufen, ungeachtet der Gefahr, die er lief, von anderer Seite angegriffen zu werden. Er folgte seiner Ueberzeugung, von Nichts beirrt, ruhig, treu, wahr, der echte Sohn des holsteinschen Landes. In seiner grossen Anpassungsfähigkeit an die Erfordernisse unserer Zeit, und seiner daneben einhergehenden unwandelbaren Charakterfestigkeit erinnert er uns an das Lafontaine’sche Wort: Le moindre souffle plie le roseau, La plus violente tempete ne le deracine pas. (Der schwächste Windhauch biegt das Schilfrohr, Der stärkste Sturm entwurzelt es nicht.) Seine Selbstbiographie, die wir in der vorigen Nummer veröffentlicht haben, ist seine letzte Arbeit für uns gewesen; in seinem Begleitschreiben sagte er uns, er fühle sich recht schwach, eine unbeschreibliche Apathie mache ihm alles Arbeiten nahezu unmöglich. Und diese Biographie, wie interessant ist sie in all ihrer Einfachheit! Wer hätte hinter dem Verfasser des weltbekannten Buches einen Autodidakten vermuthet? Einen Mann, der so gut wie gar keine Lehre durchgemacht hatte, und dem die Vortheile einer Gehilfenzeit nicht vergönnt waren? Wer hätte geglaubt, dass all’ das grosse Wissen, die reiche Erfahrung, die brillante Praxis und Theorie, die der „Leitfaden“ bei seinem Verfasser voraussetzen lässt, erst im reiferen Mannesalter erworben worden seien? Zeigt dies nicht, dass sich das Talent stets Bahn bricht, und dass es zum Lernen nie zu spät ist? Kein Zweifel, die einfache Lebensgeschichte des Dahingeschiedenen muss die Hochachtung vor ihm noch erhöhen! Leider war es uns nicht vergönnt, dem Begräbniss persönlich beizuwohnen, doch haben wir es ermöglichen können, wenigstens einen Kranz mit der Widmung: n , , T , . , Seinem hochverehrten Vorstandsmitgliede , der Deutsche Uhrmacher-Bund auf das Grab niederlegen zu lassen. Möge der liebe Verstorbene sanft ruhen, und möchten seine Werke auch in Zukunft reiche Saat in die Herzen der Nach kommen streuen zu ihrem und des Faches Vortheil! Carl Marfels.