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Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung : 31.01.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-01-31
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426615816-191501315
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426615816-19150131
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426615816-19150131
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und ...
- Jahr1915
- Monat1915-01
- Tag1915-01-31
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- Jahr1915
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„Eines neuen Sanatoriums?" „Ja, einer modernen Heil- und Kurieranstalt, die ich nächstens hier eröffne, mit fünfzig Zimmern, ausschließlich und ganz speziell für Kranke, die gesund sind oder — wenn Sie wollen — für Gesunde, die sich einbilden, daß sie krank wären. Also mit einem ganz exklusiven Wir kungskreis nach allermodernster Auffassung. Brom und Veronal sind absolut verpönt und werden innerhalb der Anstaltsmauern nicht geduldet. Wasser und Sonne, Frei- luftliege-Therapie und — nun ja — die berühmte Auto suggestion. Das sind die einzigen Kurbehelfe. Alles ist schon fix und fertig. Das Haus, die Einrichtung, die Fi nanzierung, die Prospekte, die Luft, die Sonne, der sanfte Zuspruch, — alles parat — nur der Direktor fehlt noch." „Der Direktor . . ." „Ich meinte nämlich — am Ende — wie ich die Sache auch im Lichte der neuen Zeit betrachte — ein Frauenzimmer bin und bleibe ich und bei allem Selbstbewußtsein, bei allem stolzen Selbstgefühl — an die Spitze der Anstalt gehört immerhin ein Mann. Ueber gewisse Selbst verständlichkeiten werden wir eben auf dieser Erde Wohl niemals hin wegkommen können, und wenn wir Weiber noch so reichlich vom Baume der wissenschaftlichen Erkenntnis naschen. Also ein Direktor muß an der Spitze meiner Anstalt stehen. Mein Mann . . ." „Ihr Mann .... Fräulein Olga . . . ." Der Doktor blickte die Kollegin immer verwunderter, ver wirrter an. „Ja, so dachte ich mir's allerdings, ich speziell mit der Nerventherapie beschäftigt, mit dem sanften Zuspruch und daneben — nun ja, halt auch mit der Küche und Wirtschaft, wie sich das gehört, damit das Geschäft ordentlich geht. Und der Direktor — mein Mann — der natürlich ein tüchtiger Internist sein muß, der behandelt die Patienten, die schließ lich doch etwas weniger als gesund sind und die vielleicht in speziellen Fällen doch mit unseren schrecklichen Medizingiften behandelt werden müßten. Und nebenbei hätte der Herr Direktor — mein Mann — auch mit der äußeren Repräsentation sich zu befassen und mit der inneren Verwaltung. Denn so eine Anstalt mit fünfzig Zimmern für kranke Gesunde, die täglich mindestens zwan zig Mark zahlen, will doch ver waltet und behütet sein, und da ich —" „Fräulein Olga," rief der Doktor schon sanfter und verständnisvoller. „Da ich auch schon zweiund- dreitzig Jahre alt bin und noch keine Zeit fand, mich früher während des Studiums und in der ersten Zeit des Praktizierens, nach einem — Di rektor umzuschauen, so hielt ich jetzt den Moment für gekommen. Und da musterte ich alle Kollegen hier unter dem großen Gesichtspunkte und fand, daß Sie, Sie gewiß der geeignetste sind, um in der neuen Anstalt dieses Amt zu übernehmen. Und ich freute mich sehr, als Sie mich heute zum Konsilium beriefen, denn da konnte ich ja die Gelegenheit benützen, um Sie gleich in der modernsten Weise, der »neuen Zeit' entsprechend, zu fragen, ob Sie gewillt sind, die Stelle anzunehmen?" „Olga —" rief' der Doktor nun, „Sie wollten wirklich so einen alten vertrockneten, verfilzten Kollegen —" „Wenn der Filz mich altes Mcdizinalweib nehmen mag —?" Und sie hatten sich auch schon umarmt und herzhaft geküßt. Aber Fräulein Doktor entzog sich ihm rasch. „Für längere Arssprache in privaten Angelegenheiten ist jetzt keine Zeit, Herr Kollege. Vielleicht nachmittag um vier, nach meiner Sprechstunde. . . . Jetzt wollen wir zur Patientin hinaus, um ihr das Ergebnis der Diskussion zu verkünden. Denn vor allem die Pflicht des Berufes!" „Aber, Olga, wir haben doch aber eigentlich gar nicht dis " „Das überlasse mir nur!" Sie gingen ins Krankenzimmer hinüber, wo die Patientin schon zitternd und zagend auf die Be endigung des sich beängstigend lang hinziekenden Konsiliums wartete. „Also, guädigste Frau Kommer zienrat," begann Fräulein Doktor sofort, „wir haben nach reiflicher Ueberlegung im gegenseitigen ärzt lichen Einverständnis festgestellt, daß Ihr Zustand zu irgendwelchen Besorgnissen absolut keinen Anlaß gibt." „Gott sei Dank," seufzte die Kommerzienrätin, „ich hatte schon so große Angst, weil Sie so lange verhandelten." „Nun ja, bis man sich über ge wisse Dinge klar wird. Also gar keine Sorge haben, gnädige Frau, in der Hauptsache ist Ihr Leiden rein nervöser Natur, demnach ab solut harmlos und wird unbedingt schwinden, besonders — eh — —" „Nun besonders . . . ?" „Besonders, wenn Sie sich et was gedulden wollten — sagen wir drei, vier Wochen nur, bis wir unsere Anstalt für Nervenkranke eröffnen." „Ihre Anstalt?" „Jawohl, Frau Kommerzienrat, das Sanatorium Frontz-Reinprecht, ausschließlich für Nervenleiden der leichtesten Natur." „Was, Sie beide haben sich assossnert?" „Und verlobt." „Verlobt — ja, wann denn?" Die Kommerzienrätin sprang förm lich elektrisiert von der Ottomane auf. „Vor nicht langer Zeit, vor nicht langer Zeit, und in drei Wochen wollen wir heiraten und zugleich das Sanatorium eröffnen. Nicht wahr, Hetznrich?" „Ja, Olga, wie Du sagtest, in drei Wochen." „Nun, dann gratuliere ich Ihnen von ganzem Herzen," rief die Kommerzienrätin, „und wenn Sie mich als Hoch zeitsgast willkommen heißen " « „Aber mit Freuden, gnädigste Frau, Sie werden unser liebster Hochzertsgast sein und die erste Patientin in unserem Sanatorium, zu dessen Vollendung Sie mehr beigetragen haben, als Sie ahnen." 5plitter. Hoffnung ist das beste, wenn man sonst nichts hat „In dieser Urne bewahre ich die Asche meiner verstorbenen ersten Frau auf — und hier die Äsche meiner lebenden zweiten!"
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