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Sächsische Staatszeitung : 21.06.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-06-21
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480731217-192406211
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480731217-19240621
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480731217-19240621
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Staatszeitung
- Jahr1924
- Monat1924-06
- Tag1924-06-21
- Monat1924-06
- Jahr1924
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 21.06.1924
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124 Frage, die die. Kohlen liefern — nicht ve»denken, daß sie sagen: Wenn wir euch jetzt aushelfen sotten, müßt ihr uns einen Teil eures Bedarfes für längere Zeit überlassen. Dieser Teil wird uns dann fehlen, und cs wird nichts übrig blecken, al- daß in erhöhtem Maße Feierschichten eingelegt werden. Run wird man viel leicht sagen: Dann ist es nicht zu verstehen, daß inan jeht darauf beharrt, daß nicht 7, sondern 8 Arbeits stunden in der Grube gearbeitet werden. Das hat je doch einen wesentlichen Einfluß, weil bei der sieben- stündigen Arbeitszeit unter Tag und der achtstündigen über Tag die Leistung pro Schicht noch nicht ganz die Hälfte der Friedensleistung war, während dnrch die Einführung der achten Stunde unter Tag die Leistung aus 60 bis 70 Proz. der Friedensleistung gebracht wurde. Ter Hauptgrund ist darin zn suchen, daß der Bergbali mit vielen Störungen zu rechnen hat, die cs unmöglich machen, längere Zeit so durchznarbeitcn, wie das in einem anderen Betriebe möglich ist. Tie Lage der Werle ist augenblicklich geradezu kata strophal und die schlimmste Sorge ist, daß sie kein Geld haben, um bei Beendigung des Streiks den Betrieb wieder aufzumachen. Es ist ganz natürlich, daß die Arbeiter, d,e zurückkehrcn, Lohnvorschüsse haben wollen, daß sic Abschläge fordern. Aber die Gelder der Werke sind vollständig aufgebraucht, sie haben nichts mehr, brauchen aber für mindestens 6 Wochen Kapital, bis die Einnahmen aus dem Kohlenverkauf wieder regel mäßig zu fließen anfangcn. Für die Zwischenzeit mnß irgendwie Geld beschafft werden, und zwar kommen für die 6 Wochen bei rund 1,3 Mill. M. Wochenlohn und Gehaltsbedarf, abgesehen von Materialien usw., rund 5 bis 6 Mill. M. in Betracht, die beschafft werden müssen, wenn der Betrieb wieder ausgenommen wird. Schon seit ziemlich 14 Tagen bemühen sich die Werke, Geld auszubriugeu. Deputationen reisen haupt sächlich in Berlin umher, um bei allen möglichen Stellen Geld, insbesondere zu einem erschwinglichen Zinsfuß, geliehen zu erhalten. Bis jetzt sind diese Be mühungen vergebens gewesen mit der Ausnahme, daß sich die Neichseisenbahn bereit erklärt hat, a conto der späteren Lieferungen 2,5 Mill, in Aussicht zu stellen. Wenn also der Streik, wie wir annehmcn, in den nächsten Tagen sein Ende findet, so ist damit über die Betnebsaufnahme noch gar nichts gesagt, wenn es nicht gelingt, bis dahin die nötigen Geldmittel zu be schaffen. Wir hoffen, daß die sächsische Regierung den Bergbau in dieser Beziehung wesentlich unterstützt, denn es handelt sich nicht nur um die Arbeitgeber, sondern auch nm die Arbeitnehmer, für die die Gelder insbesondere als Lohnvorschüsse und Abschläge bestimmt sind. Wir wollen hoffen, daß die Vernunft in den Bergarbeiterkrcisen wieder durchdringt. Im übrigen möchte ich dazu sagen: Die Herren Kommunisten können hier so viel reden, wie sie wollen, das hat alles keinen Zweck, wenn sie nicht das Geld mitbringen, um die über die Gestehungskosten hinans gehenden Löhne zu decken. Tie volkswirtschaftlichen Verhältnisse können sie nicht umkehren. Ich hoffe, daß der Landtag sowohl die Anträge des Haushaitaus- schusses L als auch selbstverständlich die der Kommu nisten ablehnen wird. (Beifall bei den Deutschnat.) Abg. Graupe (Soz.): Wenn durch die langen Reden, die bereits im Landtage jetzt gehalten worden sind, den Bergarbeitern geholfen werden könnte, könnten diese allerdings zufrieden sein. Lange Reden nützen aber nichts, man mnß handeln. (Abg. Günther, Plauen: Sehr richtig!) Attes Reden, auch was Herr vr. Eckardt heute zu wiederholten: Male hier vorgetragen hat, ändert doch an der Tatsache nichts, daß heute ein Häuer monatlich 80 M. Lohn ausgezahlt erhält, eine Steno typistin in der Lohnbuchhalterei 92 M. 50 Pf. Wie will man diese Leistungen gegenseitig bewerten? Uber die Löhne sich heute noch zu streiten, wo selbst die Landwirte im Bezirk Glauchau unter Führung des früheren deutschnationalcn Landtagsabgeordneten Leit hold diese Löhne der Bergleute als viel zu gering erachtet haben, der erklärt hat, daß den Bergarbeitern geholfen werden müßte, ist meiner Meinung nach un nütz. Herr Abg. vr. Eckardt hat gesagt, daß die Arbeit geber im Bergbau wünschten, die Löhne der Arbeiter zu erhöhen. Wenn das wirklich die Arbeitgeber im Bergbau wünschen, so könnten diese Wünsche der Berg arbeiter allerdings schon längst erfüllt sein. Wenn aber in den Kreisen der Direktoren der Ausspruch getan worden ist: Ach, wir haben früher, im Vorjahre und m früheren Jahren, längere Streiks ausgehalten, da werden wir diesen Streik auch noch überstehen (Abg. Kaula: Wer hat denn das gesagt? Tas ist nicht wahr!), so zeigt das letzten Endes doch, daß tatsächlich die Berg werke noch ganz lukrativ sind. Die Anträge, die hier vorlicgen und die dem Land tage bereits vor Pfingsten Vorlagen, haben sich durch die Erklärung des Herrn Ministerpräsidenten erledigt Allerdings haben die Verhandlungen, die durch die sächsische Regierung herbeigeführt worden sind, zu einem Schiedsspruch geführt, der leider den allgemeinen Ver hältnissen der Bergleute nach meiner Überzeugung nich Rechnung trägt, und wir haben uns mit der Tatsache abzufindcn, daß eben der Kampf noch länger dauern mnß. Ich wundere mich aber, nebenbei bemerkt, daß sich die kommunistischen Abgeordneten so sehr für die Be endigung der Aussperrung cinsetzen. In einem Rund schreiben nämlich der Kommunistischen Partei vom 4. Juni heißt es: Tie Partei hat die Aufgabe, mit aller Energie die Kämpfe zu unterstützen und andere Berufsgruppen in die Kämpfe hincinzuziehen. Daß sich also Herr Abg. Granz jetzt so für die Been dignng des Bcrgarbeiterkampfes einsetzt, widersprich doch eigentlich diesen Richtlinien. Das ist aber eben der Widerspruch, den ich immer bei den Anträgen der Kommunisten und ihren Parlamentsreden feststellen muß. Tas wollte ich zu den Anträgen der kommu nistischen Anfragen sagen, weil die Herren Abg. Granz und Lieberasch gesagt baben, die Rolle, die die S. P. D bei der ganzen Frage spiele, sei weiter nicht- als eine schöne Geste. Auch der kommunistische Minderheits antrag, die Bergwerksbetriebe, die sich in den Händen Privater befinden, zu beschlaguahmen, ist nicht- als eine Geste, denn diese Forderung ist gar nicht zu erfüllen. Abg. Siewert: Wieso denn nicht?) Tas wissen Sie wch selbst, daß aus Grund de» Reichsgesetzes die Re gierung eine» Landes die Beschlagnahme irgendtoelcher irivater Unternehmungen gar nicht vornehmen kann. Abg. Günther, Plauen: Sehr richtig!) Dieser Antrag verfängt auch nnr bei solche:» Leuten, die die Rcichs- verfassung und Neichsgcsetze nicht genügend kennen. Der gefällte Schiedsspruch, der den Bergarbeitern qar nichts bringt, zeugt von einem Dilettantismus in» Reichsarbeitsministcrium, wie ich ihn schon vor den Psingstfeiertagen in einer Sitzung des Landtags gc- ennzeichnet habe. Mit solchen Schiedssprüchen wird dieser Kampf der Bergarbeiter nicht so bald beendet werden, er wird weitergchcn, da nützt alles Geschimpfe über den Terror nichts, Herr Abg. vr. Eckardt. Der Terror, der heute in den wirtschaftliche»» Kämpfer» auS- geübt wird, wird von seilen der Arbcitgebergrnppen »nsgeübt (Abg. Siewert: Sehr richtig!), besonders von wr Groß- und Schwerindustrie, die die einzelnen Be- rufsgruppen und ihre Angehörigen durch bei» wirt- chaftlichcn Terror, durch Boykott einfach existenznnfähig macht. Jetzt bei der Holzarbeiteraussperrung hat ein prominenter Führer im Holzgcwerbe erklärt: Das ist mir ganz gleichgültig, ob die kleine»» Betriebe zurück gehen, aber von unserem Standpunkte wird nicht zurückgegangen. DaS ist der Standpunkt der Groß unternehmer, der Großbetriebe, die Kleinbetriebe voll- tändig an die Wand zu drücken. Das scheint auch bei riesen» sächsische»» Bergarbeiterkampf eine große Rolle zu spielen. Wie Herr vr. Eckardt an die Vernunft der Bergarbeiter appellierte, so möchte ich ar» die Vernunft und an das foziale Gewissen der Herre»» Werkdircktoren appellieren, wenn bei dieser» Herre»» überhaupt noch etwas Vernunft vorhanden ist. Die Bcrgbattunter- uchmer müssen sich doch vorn volkswirtschaftlichen Stand- .mnktc ans sagen, daß sich die Konknrrenz der englische»» gohle immer mehr bemerkbar macht. Unter diesen» Kampfe leiden ja nicht nur die bergbauliche»» Unternehmer, die Arbeitgeber, die die Kuxe haben, es leiden auch die gesamte»» Steuerzahler. Deshalb hat nach meiner Über zeugung auch der Landtag ein Interesse daran, daß die Dinge so bald wie möglich beräumt werden. Durch derartige Schiedssprüche werden leider die Kümpfe nicht beräumt, die Tinge gehe»» weiter. Deshalb müssen »vir, soweit cs möglich ist, auch den Gemeinden, wo ausschließlich Bergarbeiter wohnen, eine Beihilfe ge währen, um die Leute zu unterstützen, damit sie nicht vollständig verhungern. Daß viele Bergarbeiter gerne arbeite»» wollen, »nag richtig sei»», aber ei»» Arbeite»» zu diese»» Hungerlöhne»» ist ausgeschlossen, da hunger»» die Leute lieber mit ihrer Familie. Tas ist der Fatalismus, )er sich hellte bemerkbar macht. Wir dürfe»» ihn nicht hoch komme»» lassen, sonder»» habe»» als sozial denkende Menschen die Pflicht, der» Bergarbeiter»» zn helfe»», so weit es möglich ist. Ta hat uns insofern auch die Er klärung des Herr»» Ministerpräsidenten befriedigt. Noch einige Worte zum Schutze der Arbeitswilligen. Da muß ich als Abgeordneter des Zwickauer Bezirkes feststellen, daß mir von irgendwelchen Terrorfällen nichts bekannt ist, und ich mnß offen sagen, daß bis jetzt die Sipo noch keine Veranlassung hatte, in einem einzigen Falle cinzugrcifcn. Infolgedessen steht bei» Bergarbeitern in ihrem Kampfe anch die öffentliche Meinung zur Seite; aus allen Schichten der Bevölkerung wendet sich bei» Bergarbeitern die Sympathie zu. Das zeige»» doch auch die Unterstützungen, die den Bergarbeiter»» selbst aus bürgerlichen Kreisen zugewendet werden. Der Kampf kann aber nur beendigt werden, wer»»» es ge lingt, bei» Wünschen und Forderungen der Bergarbeiter mehr Rechnung zu tragen, als es bisher der Fall ge wesen ist. Abg. Siewert (Kom.): Herr Abg. vr. Eckardt be hauptete heute wieder, daß der Schichtlohn mindestens 5 M. betrügt (Abg. Vr. Eckardt: Durchschnittlich!) Der spontane Zuruf der Tribüne wird auf Herr»» vr. Eckardt zum mindesten dei» Eindruck gemacht haben, daß seine Behauptung nicht stimmen kann. Ich stelle fest, daß Behauptung gegen Behauptung steht. Tie Berg arbeiter, die sich heute auf der Tribüne befinden, habe»» deshalb erklärt, daß sie bereit seien, dem sächsischen Landtage wahllos 1000 Lohnbücher der Bergarbeiter zur Verfügung zu stellen. Ans der Prüfung dieser Lohnbücher wird hervorgehen, daß die Schichtlöhne sich pro Tag weit unter 5 M. bewegen. Wir könnten an Hand dieser tatsächlichen schriftlicher» Unterlage»» fest- stellen, ob Herr Vr. Eckardt sich in» Rahmen seiner Aus- sührungen ar» die Wahrheit gehalten hat, oder ob er einseitig de»» Standpunkt des Bergbaulicher» Vereins zum Ausdruck gebracht hat. Ich habe hier eine Auf stellung der tariflichen DurchschnittSlöhne im sächsischen Bergbau im Jahre 1923, die sich alle unter 2 M. be wegen. Ta muß »na»» sich wirklich darüber wundern, daß die Bergarbeiterschaft so lange geduldig bei diesen Hungerlöhnen gearbeitet hat. In einem Artikel der „Dresdner Volkszeitung" voin 30. Mai 1924 wird her vorgehoben, daß der Loh,» der Bergarbeiter ungeheuer schlecht ist, daß der Grundlohn 2,14 M. pro Schicht be trägt. Wenn auf diesen Grundlohn 100 Proz. darau kommen — Herr Vr. Eckardt wird nicht bestreiten, das 100 Proz. ein Satz ist, der nur bei ungeheurer Arbeits leistung erreicht werden kann; es gibt Bergleute, die an bevorzugte Stelle gestellt werden, die vielleicht 125 bis 150 Proz. hcrauSholen; das sind aber Ausnahmen — so kommt immer noch kein Durchschnittsschichtlohn von 5 M. heraus. Und auch 5 M. Schichtlohn ist noch ein Hungerlohn. Eine ungeheuer verelendete Arbeiter schaft ist es, die wir in» sächsischen Bergbau finden, und diese verelendete Arbeiterschaft soll vom Bergbaulichen Verein noch mehr ausgebeutet werden, wie das bisher schon der Fall war . Die Rede, die Herr vr. Eckardt heute gehalten ha und die sich mit all den Reden deckt, die er und seine Parteifreunde und die Herren von der Deutschen Bolkspartei und die Demokraten halten, alle diese Reden zeigen den deutschen Arbeitern und in diesem Falle den sächsischen Bergarbeitern, daß ihre Lage nich eher ander» wird und werden kann, ehe sie nicht dazu übergehen, den Kapitalisten ihr Eigentum zu entreißen und auf Grund der wissenschaftlichen Erfahrungen und der praktischen Erfahrungen an die Neuordnung der Dinge herauzugcheu. ES wird heute z. B. gesagt werden, daß der Terror, >er von de»» Streikenden geübt wird, ungeheuerlich ist. Ich sage, das ist eine bewußte Lüge. Der Terror wird voi» dem Bergbaulichen Verein, nicht von den Berg arbeitern an de,» Streikenden geübt. Ter Bergbauliche Verein» die Grubenbesitzer haben durch Festhalten an hrcm Standpunkt bisher eine Verständigung ver- sindert. Sic wollen durch diesen Kampf einmal be weisen, wer Herr im Hause ist. Sie «vollen den Berg arbeitern die Löhne diktieren, die ihrer Ansicht nach genügend sind, damit die Bergarbeiter ihr Leben fristen önncn. Im Ruhrgebiet, »vo die Kohlennahrung eine ganz andere ist, wo die Arbeit eine leichtere ist — das vird von allen Bergarbeitern bestätigt —, sind die Löhne weit höher als bei unS in» sächsischen Revier. Im sächsischen Revier besteht man auf den» Gedinge- verfahren. Man zahlt den Bergarbeitern einen Schicht- ohn, ich weiß nicht, wie hoch er nach dein neuesten Schiedsspruch sein wird, aber man zahlte bi« vor kurzem einen Schichtlohn von 2,14 M. pro Schicht. (Abg. Lippe: Das ist nicht wahr!) Was ist nicht wahr? Sie sind eben so ein Vertreter der kapitalistischen Interessen wie ^err vr. Eckardt. (Abg. Lippe: Trotzdem bleibt man ,ci der Wahrheit, die Wahrheit paßt Ihnen aber nicht!) Tann fragen wir die Bergarbeiter auf der Tribüne, wie hoch der Grundlohn eigentlich vor dem Kampfe war, und sie werden es bestätigen, es war 2,14 M. Lebhaftes Sehr richtig! auf der Tribüne.) Der Präsident verwarnt die Tribüne zum letzten Male und wiederholt, daß er sonst die Sitzung unter brechen und die Tribünen räumen lassen werde. Abg. Siewert (fortfahrend): Wir haben auch gar 'eine Ursache, Herr Präsident, Sie daran zn hindern, ich so gut zu blamieren, wie Sie es «vollen. Ter Präsident ruft den Abg. Siewert wegen dieser beleidige»,den Bemerkung zur Ordnung. Abg. Siewert (fortsahrend): Die „Dresdner Volks zeitung" hat mit Recht erklärt, daß die Bergarbeiter mit aller Entschiedenheit gegen diese Hundecntlohung Front niachen nnd im Kampf aushalten müssen, bis sie höhere Löhne erkämpft haben. Ich habe gesagt, daß das Ge- )ingeverfahren im sächsischen Bergbau eine ganz be- ondere Niedertracht ist, die von den sächsischen Berg- muindustriellen augewcndet wild. Warum? Weil die Kohlennahrung in» sächsischen Bergbau eine solche ist, )aß die Arbeit ungeheuer erschwert wird. Tie Flötze lausen quer. Sie haben eine sehr flache Schichtung. Bergleute, die man schikanieren will, »veil sie vielleicht polititisch regsam und lebendig sind, stellt man an einen Ort, wo sie den ganzen Tag in krummer Stellung, auf dem Bauche liegend arbeiten müssen, wo sie niemals in der Lage sind, 100 Proz. bei den, Gedingeverfahren zu verdienen, auch wenn sie noch so tüchtig und arbeit sam sind. Herr vr. Eckardt wird nicht abstreiten können, daß in diesem Sinne gehandelt wird. (Sehr richtig! bei den Kom.) Die andere Methode, die von dem Bergbaulichen Verein angewendet wird, um zu zeigen, welch hohe Löhne verdient werden, ist die, daß man bestimmte Bergarbeiter an einen besonders guten Ort stellt, wo sie mit Leichtigkeit bei schwieriger Arbeit 150 Proz. herausholen können. Aber diese Methoden haben die Bergarbeiter durchschaut, und deshalb wenden sie sich mit aller Entschiedenheit gegen eine solche Be hauptung. «vie sie heute von Herrn vr. Eckardt aufge stellt worden ist. Mit den, Terror der Arbeiter verhält es sich so, daß die Bergarbeiter in diesem Kampfe eine Disziplin, eine Ordnung, eine Ruhe zutage legen, wie das in einem solch umfassenden Kampfe, an dem die gesamte Arbeiterschaft der Industrie beteiligt ist, „och niemals zu verzeichnen war. Sechs Wochen stehen die Berg arbeiter im Kampf, Herr vr. Eckardt; wissen Sie, was das bedeutet, wenn man als Familienvater mit 3, 4, 5, 6 Kindern mit wenigen Pfennigen Unterstützung wochenlang aushaltcn muß, Ruhe hält nnd sich nicht provozieren läßt? Wisse», Sie, welches Maß von Er ziehung, welches Maß von Disziplin nnd welche Ord nung dazu gehört, nm solch einen Kampf in dieser Weise zu führen? Dabei muß betont werden, daß die Polizei, die in, Grubengebiet verwendet wird, nicht etwa die staatliche Sipo »st, die Staatspolizei, sondern die vom General Mütter ausgestellte Hilfspolizci. Und die Bergarbeiter haben seftgcstcllt, daß »licht nur die Führer dieser Polizei Reaktionäre sind, sondern daß sich unter den Polizeimannschaften der Hilfspolizei aus gesprochene Hakenkreuzler befinden, die nur darauf brennen, mit den Bergarbeitern ins Handgemenge zu kommen. Dcshrlb ist es anch in de», letzten Tagen an einige», Orten zu Zusammenstößen gekommen. Die Arbeiter sind provoziert worden, sind in maßloser Weise verprügelt worden. Wenn die Tinge sich so weiter steigern, so trägt die Sipo die Verantwortung dafür und die Sozialdemokratische Partei mit. Wenn man die Polizei weiter im Grubenrevier läßt und wenn die Polizei weiter provoziert, wie in der letzten Woche, dann werden die Bergarbeiter zu entschlossener Abwehr gegen diese», Terror der Polizei übergehen müssen; dann werden sie, wenn Abhilfe von Staats- stelle nicht erfolgt, zur Selbsthilfe greifen müssen. Herr Graupe erklärte, seine Partei werde die An träge der Kommunisten ablehnen. Die Mehrheit der Sozialdemokratischen Fraktion hat ja überhaupt die schnellste Verabschiedung und Behandlung dieser Anträge unmöglich gemacht. Sie hat damit in dieser Frage ganz offen zum Ausdruck gebracht, daß sie in ihrer Mehrheit nicht mehr empfindet, nicht mehr fühlt mit den Bergarbeitern, sondern die Regierungskoalition höher stellt als die Hilfe, die den Bergarbeitern fchnell- stcns geleistet werden muß. Kann man in einer Rcgierungskoalition mit der Deutschen Volkspartei und mit den Temokratcn überhaupt die Interesse», der Arbeiterschaft wahrnchmen? Das ist eine Frage, auf die sich die Bergarbeiter nach den heutigen Vorgängen und nach den Vorgängen der letzten Zeit selbst die Antwort geben müssen. Und ich glaube, die Antwort wird sp au-fallen. daß sie mit un- zu der Überzeugung
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