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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 20.07.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-07-20
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-189707204
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-18970720
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-18970720
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-07
- Tag1897-07-20
- Monat1897-07
- Jahr1897
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extra. Amtsblatt der König!. Amtshauptmannschaft Flöha, des König!. Amtsgerichts und des Stadtrats M Frankenberg. Erscheint täglich, mit Ausnahme der Gönn- und J-sttoge, abends für den sol lenden lag. Preis vierteljährlich . 1 M. so Psg., monatlich so Psg-, Einzel-Nrn. s Psg. Bestellungen nehmen alle Post anstalten, Postboten «tnd die Ausgabe stellen der Tage blattes an. L«»7 örtliches mW SSchfischeS. Frankenberg, 19. Juli 1897 f Seitens der städtischen Kollegien zu Waldheim ist an die Ministerien des Innern und der Finanzen eine Eingabe um Einmündung der geplanten Zscho- pauthalbahn in Döbeln gerichtet worden. Bekannt lich bestand schon ursprünglich der Plan, die Bahn von Flöha über Frankenberg, Mittweida, Waldheim nach Döbeln zu führen, und dürfte derselbe auch heute noch als der einzig richtige zu bezeichnen sein, da dadurch allein ein fehlendes Verbindungsglied unsere- Eisenbahnwesens zwischen zwei Knotenpunkten ge- schaffen wird. Nach Bewilligung der Teilstrecke Waldheim Kriebethal hat man Döbeln vorläufig fallen lassen und als das zunächst zu erstrebende Ziel die Fortführung dieser Bahn dis Flöha angesehen und in diesem Sinne haben auch die Verhandlungen mit der Aktiengesellschaft für elektrijche Anlagen und Bah nen in Dresden (früher Kummer u. Ko.) wegen Er bauung einer elektrischen Zschopauthalbahn stattge sunden. f Wie von zuverlässiger Seite verlautet, wird trotz der beiden großen Brände (Kreuzkirche zu Dresden und Kaserne in Zwickau) eine Erhöhung der Brand- kassmbeitcäge bei der LandeSbrandversicherungSanstalt nicht eintreten, sondern auch beim zweiten JahreS- termin der bisherige Erlaß gewährt werden. — Der Prinz und die Frau Prinzessin Friedrich August sind mit den kleinen Prinzen nach dem Nord seebad Norderney abgereist, wo die prinzliche Familie bis Ende August Aufenthalt nehmen wird. — Die Erbauung eines Bürgerschulgebäudes bil dete den Beratungsgegenstand der am Mittwoch abend abgehaltenen gemeinschaftlichen Sitzung deS Stadtrate- und der Stadtverordneten in Mittweida. Nachdem Bürgermeister Ap-lt die Annahme deS RatSantrageS: zum Bau eines BürgerschulgedäuveS 375000 M. zu bewilligen und der Einräumung deS nördlichen Flü gels für Zwecke der Realschule zuzustimmen, empföhle« hatte, wurde aus der Mitte der Versammlung ei« Antrag gestellt, in welchem das Stadtverordnetenkolle gium die Dringlichkeit der Beschaffung einer Schule anerkennt, den Bau von zwei Drittel beschließt und dazu 280000 M. bewilligt ausschließlich derEinrich- tungSgegenstände, worüber vom Rate ein weitere- Projekt erwartet wird. Bei der nach längerer De- batte erfolgten Beschlußfassung über den RatSantrag, nach welchem das ganze Bürgerschulgebäude mit einem Kostenaufwand« von 375000 M. (hiervon 100000 M. aus der alten Anleihe, 275000 M. als eine neue Anleihe) zu bauen und der nördliche Flügel der Real schule einzuräumen ist, wurde derselbe vom Stadt verordnetenkollegium mit 14 gegen 7 Stimmen, vom RatSkollegium einstimmig angenommen. Andraes Flug zum Nordpol. Am Sonntag, den 11. Juli (nicht, wie irrtümlich in dem Telegramm in unserer Sonntagsnummer an- gegeben, am Fr«tag) nachmittag 2z Uhr ist Andree unter günstigen Verhältnissen mit dem Luftballon auf- gestiegen. Der kühne Ingenieur hat also mit seinen Begleitern daS Wagnis unternommen, an das sich so viele Hoffnungen und so viele Zweifel knüpfen. Der König von Schweden erhielt folgendes von Tromsö aus Freitag nachmittag 3 Uhr 40 Minuten übermittelter Telegramm: Spitzbergen, Virgvhafen, den 11. Juli, 2 Uhr 25 Min. nachmittags. „Im Augenblicke der Abreife ersuchen die Mitglieder der Polar-Expedition Ew. Majestät, ihren unterthänigsten Gruß und wärmsten Dank anzunehmen. Andree." Der Zeitung „Aftonbladet" ist folgendes Tele gramm von Tromsö aus übermittelt worden: „Uebcr- einstimmend mit dem bereits früher mitgeteilten Be schluß, trasen wir heute, Sonntag, 10 Uhr 35 Min. vormittag, Vorbereitungen zur Abreise und sind jetzt, 2j Uhr nachmittag, bereit aufzusteigen. Wir werden wahrscheinlich in der Richtung Nord-Nord-Ost geführt werden, hoffen aber, nach und nach in den oberen Regionen in günstigere Windverhältnisse zu kommen. Im Namen aller Teilnehmer bringe ich dem Vater- lande und den Freunden unseren wärmsten Gruß Androe." DaS „Astondladct" erhielt ferner Freitag abend von seinem Berichterstatter sollende Depesche aus Tromsö: „Da die Windverhältnisse am Sonntag früh günstiger waren, wurde Befehl zur schleunigsten Abreise gegeben. Die Vorbereitungen dauerten 3z Stunden. Der Ballon erhielt den Namen „Adler". Der Ausstieg ging glücklich unter Hurrarusen und Glückwünschen von statten. Trotz des schwachen Windes stieg der Ballon schnell bis zu 2000 Meter, w rrde abec wieder bis auf die Nähe der Meeres spiegels niedergedrückt, stieg dann Wiede nach Aus weisen von Sandsäcken und wurde von einem frischen südlichen Winde in nördlicher Richtung geführt. DaS Wetter war hell. Der „Adler" war während einer Stunde sichtbar und ging mit einer Schnelligkeit von mindestens 35 Kilometer in der Stunde. Die Rich tung war Nord-Nord-Ost. Der Abschied war er- 'greifend. Der Aufstieg machte einen majestätischen Eindruck. Nach dem Ausstieg herrschte südlicher Wmd. „SvenSkjund" verließ die dänische Insel am 13. d. M. abends und hatte auf der ganzen Reise bis Tromsö starken südwestlichen Wind." Einer Privatdepesche der Zeitung „Dagen" aus Tromsö zufolge herrscht laut allen in der letzten Woche eingetroffenen Nachrichten über Spitzbergen, Norwegen und den ElSregionen Südwind und Süd westwind. Aus diesem Umstande vermuten die Eis meerfahrer, daß AndröeS Ballon in der Richtung nach Ostsibirien getrieben wird. Einem Bericht des „Lokal-AnzeigerS" entnehmen wir folgende Einzelheiten: „Der Morgen des 11. Juli brachte Sonnenschein und blauen Himmel. Von Bord deS „SvenSkjund" erschall:« feierlich «in Choral, den die Mannschaft zum SonntagSzotteSdienst sang. Kaum hatte die Klocke an Bord die 11. Stunde ge- melde«, da entdeckte ich drüben eine ungewohnte Le- bendigkeit. WaS war das? Wollte Andro« heut« am Sonntag aufsteigen bei diesem starken, in einzelnen Stößen sturmartigen Wind? Während ich noch über Lie Sache nachdachie, bemerkte ich, daß mehrere Leute an dem oberen Teil der Vorderseite der Halle thätig waren. Schon wurden Bretter heruntergeworfen, Balken durchsägt, Schrauben und Klammern entfernt. Wahrhaftig? daS wird Ernst! Ich beeilte mich, mvg- lichst zur Stelle zu sein, und erfuhr auch sofort, daß Andro: heute aufsteigen wolle. Alles war in äußer- fier Spannung und angestrengter Thättgkett. Androe selbst erschien bald oben auf dem Gerüst, bald nef er den Leuten seine Befehle deS herrschenden Sturmes wegen teilweise durch daS Sprachrohr zu. Er und seine Begleiter trugen schon Reisekleider. Im Pike. House wurden ein paar kleine Versuchsballons gefüllt, die dann aufgelassen wurden und genau die erwünschte Nordrichtung einschlugen. Mit Krachen stürzten die gelösten Teile der Vor derwand der Halle nach außen. Am Strande waren Mannschasten beschäftigt, die Schleppleinen in voller Länge auszulegen, damit sie sitz nicht verknoteten. In der Halle selbst herrschte die regste Thätigkeit. An jeder Ecke stand ein Mann, um die oberen Fessel leinen zu halten. Alles griff mit zu, selbst der Kom- Mandant des Schiffes. Ballastsäcke wurden in einen engeren Kreis gehängt, um den Ballon zu heben. Dann, als ine Vorderwand entfernt war bis auf die beiden mittelsten Stockwerke, wurde dieser Kreis noch verengert. Endlich hingen die Säcke im letzten Rmg, und der Ballon schwebte etwa 2 Meter über dem Boden. Ich half Strindberg, die Taudenbauer ein stellen. Sie werden oberhalb der Gondel, wo auch der Proviant liegt, verschnürt. Der Koch verstaute sorgfältig, in ein Fäßchen verpackt, daS erste MittagS- essen, das man in der Luft einnehmen wollte. Die Befestigung der Gondel ging glatt von statten. Die überflüssigen Ballastsäcke wurden kurzerhand abge schnitten, einig- für den ersten Bedarf mit in die Gondel genommen. Von der Westseite deS Ballons wehte di« schwedische Fahne, darunter eine weißseidene mit blauem Anker, die sinnige und hoffentlich Glück bringende Spende einer Dame. Unmittelbar unter dem Ballon ist in der Querlage eine BambuSstange befestigt, welche die Segel, die wie zwei Flügel zu beiden Seiten angebracht sind, trägt. Von der Gondel aus können die Segel durch dazu angebrachte Schnüre gelenkt werden. Kurz vor 2z Uhr war Andro- völlig reisefertig. Er drückte den rn der Halle Anwesenden sämtlich zum Abschiede herzlich die Hund, und richtete laute, warm- empsunbene DankeSworte an alle, denen er nicht mehr die Hand reichen konnte, weil sie ihren Posten nicht verlassen durften. Ebenso nahmen Fränkel und Strind berg mit kräftigem Händedruck Abschied. Strindberg erschien tiefbewegt, und der feierliche Ernst dcS Augen- blickes teilte sich auch allen Zuschauern mit. Dann ries Andro laut: „Fränkel, StrindbergI" Alle drei schnitten, schon in der Gondel stehend, die dünnen Fesselleinen fort. Andre- zählte dann: „Eins, zwei, drei!" Bei „drei" lösten sich auch di- letzten Seile, die, auf dem Boden der Halle befestigt, den Ballon noch gehalten hatten. Stolz und maj-stätisch stieg er empor, direkt durch die geöffnete Nordwand seiner einstigen Behausung. Anvroe schaute mit frohem, vertrauensvollem Blick auf die Zurückbleibenden. Als dann schwenkte er mit seinen Gefährten noch einmal die Mütze und rief laut: „Hilson Homms til LvoriZo l" („Einen Gruß zu Hause an Schweden!") Wir eilten alle ans User und sahen den Ballon schon etwa 60 Meter über dem Wasser schweben. Aber noch einmal folgt; ein Augenblick äußerster Spannung: Der Ballon trieb gerade auf die Felsen- Vorsprünge an der Ostseite deS Smeerenburgsund zu, wo ein Anstoß drohte, wenige Meter von der Halle im rechten Winkel zu dieser. Da faßte ihn p ötzlich ein durch den Sund kommender südöstlicher Windstoß, warf ihn nach Nordwesten aus die See zurück und tras ihn so von oben, daß die Gondel einige Sekun den ins Wasser getaucht wurde. Zugleich entdeckten wir, daß die drei Schleppleinen, von denen Andro: sich soviel versprochen hatte, ruhig am Ufer lag«n. Der sie am Ring haltende Haken mußte sich beim Aufsteigen gelöst haben. Wie daS möglich war, wird nie aufgeklärt werden. Eine Gefahr für die Luft- chiffer wird durch den Verlust der Leinen nicht her- vorgerufen, da sie einen Reservrsatz Leinen als Ballast mttführen. Inzwischen hatte man einige Ballastsäcke auSge- worfen. Nur wenige Minuten waren nach der punkt 2 Ubr 35 Minuten erfolgten Abfahrt verstrichen, da steuerte der Ballon genau, wie Andree «S wünscht^ über die flache Halbinsel HEndeln-eS fort nach Norden. Zwar faßte ihn noch Einmal am Nordende des SmeerenburgsundS ein südwElrch»LuW drückte ihn scheinbar g'grn die Felsklippe von Vogel sang. Aber mit bewaffneten Augen konnten wir er kennen, wie er in einigen Metern Höhe darübtt schwebte und nunmehr ganz frei wieder gerade nach Norden ging. Punkt 3 Uhr verschwand er am nörd- lichen Horizont. Wann werden wir wteder von Androe und seinen kühnen Begleitern hören? Diese bange Frage stieg wohl jedem von uns auf, auch al- wir ein paar Stunden später an Bord vom „SvenSk- sund" bei schäumenden Sektkelchen saßen und Graf EbrenSvaard noch einmal der abwesenden Männer, die alle in der Zeit deS Beisammenseins lieb gewönne« hatten, mit kernigem Trinkspruch gedachte. Nach der wahrscheinlichen Berechnung dürfte der Ballon nach Grönland oder der Nordküste Amerikas getrieben werden. Dienstag, -en 2«. Juli Jnseral-Pkdllhrvn K:ankn»>crger ' EMW Offertcn-Nnnahm, pro Inserat 2H Pkt. »A // A V* »lrlnstcr Jnserat«, "t» betrag 20 Psg.
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