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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 10.08.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-08-10
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-189708103
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-18970810
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-18970810
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-08
- Tag1897-08-10
- Monat1897-08
- Jahr1897
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«utstand am Sonnabend abend in der 8. Stunde in der an der Schützenstraße in Roßwein gelegenen Scheune deS FleischcrmeisterS Haake ein Brand, wel cher dieses Gebäude, sowie die angrenzende Scheune des Viehhändlers Oehme völlig zerstörte. — Dir Tochter des Restaurateurs Richter in Ullrichs birg bei Roßwein war Ansang voriger Woche ihrem Bruder bei der Erntearbeit behilslich. Da» Mädchen zog sich beim Zureichen der Garben vom Wagen nach dem oberen Teile der Scheune — wahrscheinlich durch Ueberanstrengung — so schwere innere Verletzungen zu, daß das Mädchen bald darauf im Elternhause verstarb. — Aus dem Plauenschen Grunde. Am Mittwoch und Donnerstag sind allerorten Leichen gefunden worden, in Deuben, Potschappel, Plauen rc. Die meisten Ertrunkenen sind arg zugerichtet, denn bei dem Anprall an Brücken und Gebäuden hat der Körper ganze Teile verloren. Die Kleidung ist bei den meisten Leichen vom Körper gerissen worden und oackt treiben sie thalwärtS. Bon der „Beegerburg" übersteht man die VerwüstungSttätte. Trostlos und verzweifelt stehen die bedauenSwerten Leute vor der Stätte ihre» ehemaligen Glücke». Herzbrechende Szenen spielen sich noch jetzt in den einzelnen Ortschaften ab. Auf dem Bahndamm bei Potschappel liegen Holzstöße in Häuserhöhe ausgefchichtet und aus dem einen ragt ein menschlicher Körper heraus. Man kann aber die Leiche nicht befreien, denn nur einzeln müssen die gro ßen Stämme und sonstigen Möbelstücke entfernt wer den. Hinter Döltzschm ist ein Gebäude verschwunden, auf dessen Balkon kurz vor dem Zusammenbruch die Bewohner standen. Bon ihnen fehlt jede Spur. — Zur Wasserkatastrophe schreibt das „Dr:Sdn«r Journal" r Ein furchtbares Unglück ist durch di« Wett«r- lAläge der vergangenen Woche Über unser Vaterland hereiugebrochen. Wie Etaat und Gemeinden, so haben Tausende unserer Mitbürger Verluste schwerster Art erlitten. Die entstandenen Schäden find so groß, daß neben der bereits in erfreulicher Weise sich geltend machenden Privatwohlthätigkeit und neben den von den Gemeinden und nach Befinden von den Bezirksverbän den zu leistenden Unterstützungen auch die Mitwirkung des StaateS zur Linderung der vorhandenen Not viel seitig erwartet wird. Diese Erwartung wird nicht ge täuscht werden. Von seilen der Regierung, deren Ver treter von der wärmsten Teilnahme für die von dem Unglück Heimgesuchten bewegt werden» find sofort die in dieser Richtung erforderlichen eingehenden Erörte rungen veranlaßt und die geeigneten Erwägungen ge flogen worden. Die letzteren, die ununterbrochen fort gesetzt werden, Haden bisher noch nicht zu bestimmten Entschließungen sühren können, weil eS zur Zeit an sicheren Unterlagen für den Umfang der erwachsenen Schäden und der hiernach zu bemeßenden staatlichen Mithilfe gebricht. Es darf indessen schon jetzt die Zu sicherung gegeben werden, daß der Staal unter Be nutzung der dem Vernehmen nach in hinreichender Höhe vorhandenen baren Bestände seine helfende Hand wie in früheren Fällen so auch dieses Mal den Betroffenen nicht versagen und sich hierzu um so eher und leichter entschließen wird, als an der nachträglichen Genehmi gung der Stände zu einem derartigen Vorgehen der StaatSregierung bei der von der LandeSverlretung in ähnlicher Lage wiederholt bethätigten hochherzigen Ge sinnung nicht gezweifelt werden kann. — In Weesenstein ertrank in der immer noch stark angeschwollenen Müglitz das drei dis vier Jahre alte Söhnchen des Maurers und Hausbesitzers Krause. DaS Kind war aus irgend ein« unvorsichtige Weise von der Brücks welche sich zwischen der Pfarre und dem Gasthofe befindet, in die brausende Flut gefallen, und ohne daß dem armen Kinde Rettung gebracht werden konnte, war dasselbe bis unterhalb des Bahn- hofSrestaurantS fortgetrirben worden. — Ein bedauerlicher UnglückSfall ereignrte sich dieser Tage in der Scheune eines Mühlengrundstücks in Radeberg. Das 16jährige Kindermädchen des Besitzers war, mit dem 7 Monate alten Söhnchen des Besitzers auf dem Arm, auf den Boden der Scheune gegangen und hatte dabei nicht auf das mit Stroh überdeckte Balkenloch geachtet, sodaß das Mäd chen durchbrach und mit dem Kinde auf die Tenne herabstürzte. Letzteres erlitt hierdurch einen Schädel- bruch, infolgedessen es bald verstarb, während das Mädchen mit leichten Verletzungen an Armen und Beinen davonkam. — Ja Werdau verstarb an Blutvergiftung im kräftigen ManneSalter der Steuerausseher Klug. Der Bedauernswerte hatte sich diese Blutvergiftung infolge einer kleinen Verwundung an einem Fuß zugezogen. — Die Hochwasserschaden in Sachsen werden nach neuerer Meldung ohne Einrechnung des Ernteverlustes auf mindestens 70 Millionen Mark geschätzt. Bei der Dresdener Stadthauptkasse gingen für die Wasser- beschädigten bisher über 150000 Mark ein. — Die kgl. sächs. Gesandtschaft in Berlin hat mit Rücksicht darauf, daß die in Berlin in großem Maßstabe für die Ueberschwemmten eingeleitete Hilfsaktion in hoch herzigster Weise auch auf die Geschädigten im König- reich Sachsen erstreckt werden soll, davon abgesehen, ihrerseits einen besonderen UnterstützungSausruf zu er lassen, und der kgl. sächs. interimistische Geschäftsträger hat seinen Beitritt zu dem sich in Berlin konstituieren den Hilfskomitee erklärt. Tagesgeschichte. Datsche» Reich. — DaS deutsche Kaiserpaar in Rußland. Kaiser Wilhelm und Kaiserin Auguste Viktoria sind am Sonnabend mittag nach brillanter Seefahrt wohlbe halten auf der Reede von Kronstadt angekommen. DaS Wetter war prächtig. Die Ausschmückung der Petersburger Straßen, auch in den entferntesten Quar tieren, macht einen imposanten Eindruck. Das-rus sische Kaiserpaar fuhr aus der 'Jacht „Alexandra" den hohen Gästen entgegen. Die Begrüßung war «ine sehr herzliche; man küßte sich wiederholt. Ganz be sonders innig war die Begrüßung der beiden Kaiserin- nen. Der eigentliche große Empfang fand am An- legeplatz deS kaiserlichen Hafens in Peterhos statt, wo als Ehrenwache eine Kompanie der Garde-Flotten- Equipage Aufstellung genommen hatte. Die Batte rien und die Kriegsschiffe feuerten Salut. Zehn deut sche und acht russische Kriegsschiffe bilden zwei Linien mit der Richtung auf die Nikvlaileuchttürme. Die Mannfchaften waren auf Deck verfammelt und ent boten den Majestäten ihren Gruß. Ein Sonderdam pfer mit den Mitgliedern der deutschen Kolonie war ebenfalls dem deutschen Kaiserpaar zur festlichen Begrüßung bis auf die Außenreede entgegengesahren. Das Publikum bereitete den Majestäten große Ova tionen. Die Stunden bis zum Spätnachmittag wid- mete das deutsche Kaiserpaar Besuchen bei den Groß- Fürsten und Grydsürstinnen. Abends war Prunktasel in Peterhof. — Am Sonntag besuchten die Majestäten Petersburg. Am Dampfersteg in der Nähe der Ni- kolaibrücke hatte eine Kompanie vom 88. PetrowSky- Jnsanterirregiment Ausstellung genommen. Die Väter der Stadt überreichten auf silbernen Schüsseln Solz und Brot, eine ungeheure Menschenmenge begrüßte die Majestäten. Dieselben begaben sich zunächst nach der Peter-PaulSkathedrale, wo an den Kaisergräbern Kränze niedergelegt wurden, dann zum deutschen Ale- xanderhospital; hier fand die mit einer gottesdienst lichen Feier verbundene Einweihung des neuen Flü gels diefeS Hospitals statt. In der deutschen Bot schaft empfing das Katjerparr hierauf noch einem Frühstück die Deputierten der reichsdeutschen Kolonien, während nachmittags die Botschafter und diplomati- schen Missionen die Ehre des Empfanges im Winter. Palais hatten. Es folgte der Umritt der Majestäten im Lager von Krasnoje-Selo mit großem Zopsen- streich. Den Schluß des TageS bildete eine Prunk- Vorstellung im Theater, woselbst ein neues, besonders prächtiger militärisches Ballett zur Aufführung kam. — Die russischen Marineoffiziere gaben am Sonntag den deutschen Martneosfizierrn ein großes Frühstück im Lronstädter Marineklub. — Der Petersburger Gemrinderat hat für die deutschen Marinesoldaten 4000 Pakete Zigaretten übersandt; außerdem wird die Stadt an drei aufeinanderfolgenden Abenden je 500 Mann der deutschen Marine im Zoologischen Garten bewirten. Ferner ist auf verschiedenen Eisen bahnlinien den deutschen Osfizieren und Mannschaften freie Fahrt eingeräumt. Zahlreiche BergnügungSan- stallen haben Tausende von Freikarten zu Konzerten und öffentlichen Lustbarkeiten eingesandt. Auch von verschiedenen Privatpersonen sind sehr reichliche Wid mungen erfolgt. — Ein entschiedener Schritt Deutschlands gegen Amerika ist soeben erfolgt. Die „Nordd. Allg. Ztg." berichtet darüber: Nachdem der neue amerikanische Zolltarif als „Gesetz zur Beschaffung von Einkünften für dte Regierung und zur Ermutigung der Industrien in den Bereinigten Staaten" unter dem 24. Jul: Gesetzeskraft erlangt hat, ist durch den deutschen Ge schäftsträger in Washington gegen die Erhebung eines Zuschlagzolles auf Zucker in Höhe der im Herstellungs lande gezahlten Prämie erneut schriftliche Verwahrung eingelegt worden. — Premierleutnant Werther ist von Ostafrika nach Deutschland zurückgrkehrt. Man wird nunmehr erwarten dürfen, daß die Angelegenheit seiner Zurück- berufung aufgeklärt wird. Seine Reise im letzten Winter im Norden deS Schutzgebietes zusammen mit Herrn v. TiPpelSkirch hat mancherlei Interessante- und Neues ergeben. Als geographische Neuheit stellte sich heraus, daß der Hohenlohe-See nur den tiefsten Punkt einer langen Nvrdostjüdwest streichenden Gra- bensenkung bildet. Diese hat Werther Hohenlohe- Graben genannt. In Ussongo hat Herr v. Ttppels- kirch die Nataberge aus angebliches Goldvorkommen untersucht, ohne indessen ein positive» Resultat zu er zielen. In einem Bericht über die Expedition erzählt Leutnant Werther von zwei Zusammenstößen mit Ein geborenen ; beide scheinen nach seiner Schilderung nicht so ernster Natur gewesen zu sein, daß sie Anlaß zu der Rückberufung dürsten gegeben hoben. Allein man wird in dieser Hinsicht auch eine Bestätigung der An gaben abzuwarte« haben. — Dte Mitteilungen über den bevorstehenden Rück tritt de» UnterstaatSselretärS im Reichpostamt, Or. Fi- scher, sind grundlos. Oefterreich-Ungar«. — Zu tschechischen Ausschreitungen ist eL in Brüx , gekommen. Schon die ganze verflossene Woche hin- durch wurden dte Deutschen jeden Abend von den Tschechen verhöhnt und beschimpft. Nunmehr kam e» zu Thätlichkeiten; in geschlossenen Reihen marschierten große Trupps Tschechen durch dte Straßen der Stadt und stachen mit Messern auf die Deutschen ein. Wie derholt von der Polizei vertrieben, sammelten sich die Tschechen immer aufs neue zu Angriffen gegen Deutsche, von denen 6 schwer und 2 lebensgefährlich verwundet wurden. Auswärtige Gendarmerie wurde zur Hilfe herbeigeruseo. Weitere Ausschreitungen wer den befürchtet. — Der abessinische König Menelik wird im Jahre 1900 die Pariser Weltausstellung besuchen. — In den diplomatischen Vertretungen Frankreichs- stehen große Veränderungen bevor. Die jüngsten Schießverfuche der Marine unweit Toulon sind un günstig ausgefallen. Spanien. — Wie der grelle Blitz die unheimliche Gewitter schwüle in der Natur verrät, so kennzeichnet folgendes Telegramm aus Madrid die grgenwärttaen verderben, schwangeren Zustände in Spamen: „Der Ministers Präsident Canovas wurde am Sonntag gegen Mit tag von Anarchisten durch drei Revolverschüsse töd lich verletzt. Der Tod des Mtnisterprüsideuten trat gegen 1 Uhr ein." Dieses furch'bare Ereignis, von dem wir durch eine Anzahl Extrablätter weiter- hin Kunde gaben, dürfte zunächst auf einen Racheakt der Anarchisten für die Hinrichtungen ihrer Parteige- nassen in Barzelona zurückzusühren sein; bei den zer rütteten gewitterschwülen Zuständen in Spanien ist es aber sehr leicht möglich, daß dieser Mord den Aus gangspunkt weittragender, sogar für daS gegenwärtige Herrscherhaus verhängSniSvoller Bewegungen bilden wird. — Der in den Vororten von Madrid wegen der Verpachtung der Verzehrsteuer entbrannte sogenannte „Zonenkrieg", der am Montag mit dem Schließen der Läden und Kundgebungen von Weibern und Zigarrenmädchen begann, wurde am Dienstag durch einen Waffenstillstand unterbrochen. Abordnungen von Bewohnern der Vororte begaben sich zum Bür germeister Sanchez de Toca, um die Abstellung der verhaßten Maßregel zu erwirken. Aber dieser wür digte die Abordnung keiner Antwort und ging hinaus. Viel versöhnlicher zeigte sich der Gouverneur von Madrid, Graf v. Pena Ramiro, welcher d«n Bürger meister vergeblich zum Einlrnken zu bewegen suchte. Die Abordnung mußte, wie man hier sagt, von Cecca nach Mecca, d. h. von PontiuS zu Pilatus, lause« und gelangte auf ihren Irrfahrten endlich zum Mi nister des Innern CoS-Gayon, welcher auswrichend antwortete. — Aus Anlaß der Verpachtung der Verzehrfteuer »errfcht in Madrid große Erregung. Biele Lädeu ind geschlossen. Menschenhaufen durchziehen die Straßen und fordern laut die Schließung der noch geöffneten Geschäfte. An den Schlagbäumen kam eS u erregten Auftritten. Bulgarien. — Einen fast dramatischen Abschluß hat, wie be reits telegraphisch kurz gemeldet, die jüngste Reise deS Bulgarenfürsten genommen. Au» Rustschuk wird be richtet: Gerade al» der Zug deS Fürsten Ferdinand hier einlief, fand in den Patronenlagern eine Explosion von mehreren Millionen au» dem russisch-türkischen kriege übrig gebliebenen Patronen statt. Bisher wur- >en 48 Personen tot aufgefunden, 60 Verwundete Legen in hoffnungslosem Zustande, nur sehr wenige werden voraussichtlich am Leben zu erhalten sein. Der Fürst spendete eine bedeutende Summe für die Hinterbliebenen und besuchte die Unglücksstätte, sowie ne Verletzten im Hospital. Sämtliche BergnügungL- okale der Stadt sind geschlossen. Am Sonntag wurde ein TrauergotteSdienst abgehalten. Unter den Opfern befinden sich viele Armenier und Juden. — Die An nahme eines Attentats auf den Fürsten liegt nahe, doch fehlt es bis jetzt an der Bestätigung dieser Ver mutung. Vermischtes. * Ein schweres Unwetter herrschte in ganz Süd england, durch welches Gebäude und Nerkehrswege stark gelitten haben. Der Blitz tötete 12 Personen.
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