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Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung : 03.08.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-08-03
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426615816-192008030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426615816-19200803
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426615816-19200803
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und ...
- Jahr1920
- Monat1920-08
- Tag1920-08-03
- Monat1920-08
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den Tie Bewilligung von Ausnahmen, für dte der englische Administrator in Daressalam zushändtg ist, toll nur in ganz besonderen Füllen erfolgen Alle deutschen Besitztümer in OsvqsrKa werde« sßiuwteiH, ihr Ankauf durch Deutsche wird nicht gestittet. Zn den britischen Teilen von Kamerun und Toao, in denen sich keine Deutschen mehr befinden, wird, abgesehen von Ausnahmesüllen, Deutschen ebenfalls hie Erlaubnis zur Niederlassung nicht erteilt. Dais deutsche Eigentum soll enteignet und verkrust warben Zugunsten einzelner Personen, die aus besonderen Gründen eine blondiere Behandlung verdienen, können Ausnahmen hiervon mit Genehm migung des Staatssekretärs für die Kolonien ge macht rverden. Für die Ausnahmebewilligung ist hinsichtlich Kameruns der Gouverneur von Nigeria, Hinsichtlich Togos der Gouverneur der GoUMsle zu ständig Polen. Die Wafsenstillstandsverhawdluu- gen. Die Havas Agentur meldet: Freitag abend 7'/z Uhr haben bei Baranowitschi die ersten Besprechungen zwischen den Beauftragten der Sowjetregierung und dem polnischen Oberkommando über den WassenstiU stand begonnen. Das erste Verlangen der Polen, die Frvntoperationen bis zum Schluß der Per-- Handlungen einzustellen, wurde von de« Rus-- scn abgelehnt. Die russischen Friedensbedtngun- gen wurden alsdann dem polnischen Vertreter über geben. Fraukreich i - Annahme des Kohlen ab komme ns in Frankreich. Die französische Kammer hat Freitag mit 393 gegen 83 Stimmen den Gesetzent wurf der Negierung, der die Durchführung des Kohlen abkommens von Sp aa vorsieht, an genommen. Damit sind auch die van der französi schen Regierung an Deutschland zu leistenden Vor schüsse für die Bezahlung von Nahrungsmitteln br- willigt worden. Sonnabend wurde dann das Gesetz von der Regierung dem Senat eingereicht. Dessen. Finanzausschuß und Ausschuß für auswärtige Ange legenheiten hielten eine gemeinsame Sitzung ab, in der Millerand und Marsal referierten. Die Annahme des Entwurfs auch durch den Senat dürste trotz gro ßen Widerstandes tkr Anhänger Poincares und Ele menzeaus als gesichert gellen HMtze und Sächsische Nachrichten Eibenstock, 2. August. Morgen Lienstag I abend wird im „Feldschlößchen" die Direktion des Zwickauer Sommertheaters eine Gastvor stellung geben, und zwar die 3rktige Operette „Die Schöne vom Strande" von Bikcor Hol lander. Der gute Ruf des Unternehmens bürgt für einen genußreichen Abend, umsomehr, als auch der Stern des Zwickauer Sommertheaters, Frl. Erik« Bär, sich unter den Darstellern befindet. Wir wün- schen der Direktion wie dem Wirt ein volles Haus, r Eiben st ock, 2. August. „Martin Gun-- j der" ist der Titel des neuen Romans, mit dessen, - Abdruck wir in vorliegender Nummer beginnen Dir s beliebte Schriftstellerin C. Dressel hat für diese präch - tige Arbeit, die kräftiger deutscher „Erdgeruch" durch weht, ihre Helden der oldenburgischen Bauernschast i entnommen. „Martin Gunder" kann so recht als f deutscher Volksroman bezeichnet werden. — Leipzig, 30. Juli. Billiges Gas hat z ein Klempnerinelster in Leipzig in seiner Wohnung und ! seinem HUHnerüalle zu dessen Erwärmung im Winter seit i etwa 12 Jahren verbraucht. Er hat die Genehm« gung zur Ausführung von PrwotaasIeitungLarbciten und legte sich eine Nebenleitung, aber vor der Gasuhr abzwei- gend, nach dem Stall an; später, in den letzten Jahren, auch noch eine solche für seinen Laden und die Wohnung, an. Jetzt endlich ist der Diebstahl zur Kenntnis der Be hörde gekommen. Er wird dein Klempner meister teuer zu stehen kommen. — Zittau, 31. Juli Hier kam es gestern abend im Anschluß an eine Versammlung der unabhängigen So zialdemokraten zu Unruhen, wobei die Sicher, hettswehr schließlich nach vorangegangenen Tätlichkei ten Schüsse abgab, durch welche 2 Personen verwun det wurden. Infolge dieser Vorgänge ist für heute vor mittag von unabhängiger Seite eine Versammlung einbe- rufen. Die Arbeiter des in der Nähe gelegenen Hirschfel der Kraftwerkes beschlossen, zu dieser Versammlung in ge schloßenem Zuge zu erscheinen, so daß der Betrieb dieses Werkes sowie die von ihm mit Kraft versorgten Betriebe deS sächsischen Oberlandes stillgelegt find. — Falkenstein, 30. Juli. Am 29. Juli, früh ' nach 5 Uhr, erschienen in einem hiesigen Barbier- und - Schnittwarengrschäst zwei unbekannte Männer und verlangten Hemden. Weil sie aber angaben, daß sie kein Geld Hütten, verweigerte der Inhaber die Herausgabe der Ware. In diesem Augenblick hat letzterer von einem der Männer einen heftigen Schlag mit einem harten Ge genstand auf den Kopf bekommen, so daß er zusammen- gestürzt und besinnungslos liegen geblieben ist, bi» später da» Dienstmädchen hinzukam. Währenddessen haben die Unbekannten 15—20 Stück graue Herrenhemden, etwa 80 Meter roten Blusenstoff, einen Posten seidenen bunten Damenkleiderstoff, einen größeren Posten leinene dunte Damenschürzen, einen Posten seidenen bunten Damenklei- derstoff und den Kaffeninhalt gestohlen. Der Schaden -ettägt 80-25000 M. Sitzung des Stadtrates zu Eibenstock vom 24. Juli 1920. Anwesend: 5 Rat«mitgli»d«r. Vorsitzen der: Herr Bürgermeister Hefse. 1) Auf Vorschlag deS Bauau«slduffe« » wird da» vnstreichen der Fenster de« Rathaus«» vergeben; d. soll wegen der Veränderung der Heuanlage de» Realschule gebäudes zunächst rin Fachmann gehört werden; e. wird die Beratung de» Land«»verem» „Sächsischer Hetmat- schutz" in Dre»den zu einer vauplanung in Anspruch ge- nommen; ä «erden die erforderlichen Beschlüsse wegen baulicher Her stellungen in den Schulgebäuden während der Ferien gefaßt; «. find über die Beschaffung einer elektrischen Klingelanlage für da» Jndustrieschulgebände Kostenanschläge etnzufordern; 5. will man KostenanschSge für di« Erneuerung der Blitzob- leiteranlage aus den Schulgebäuden «trutrhrn. 2) Der Bericht der städtischen Abordnung über die Verhandlungen mit dem Finanzministerium wegen Erbauung der geplanten Straße Blauenthal—Bockau wird vorgetragen. E» ist zunächst di« wettere Entwicklung der Angelegenheit abzuwarten. 3) Aus Borschlag der Realschulkommlssion vertagt der Rat die Ve- schlußsassung wegen Erhöhung »er Schulgelder sür di» Realschule. 4) Bom Ergebnis der Neuwahl de» Slternrate» der Realschule wird Kenntnis genommen. S) Nachdem da» Ministerium de» Innern — Landeswohnungs amt — dem Stadtrat die Besugni« zu der Anordnung verliehen hat, daß die Vermietung, Ueberlassung und Ingebrauchnahme von Wohnräumen, insbesondere auch von möblierten Zimmern nur mit stadträtlicher Zustimmung zulässig ist, beschließt der Rat die Anordnung in Kraft zu setzen. S) Zur Steuer der Wohnungsnot sollen alle Hausbesitzer schristlich aufaefordert werden, daß sie alle irgendwie zu Wohnzwecken verfügbaren Räume nunmehr umgehend zum Bewohnen srei- geben. 7) Die Satzung sür den Gemeindeverband „Gemeinschaftliches Met» etniaungSamt Eibenstock" ist vom Ministerium des Innern — LanbeswohnungSamt — genehmigt worden. Es soll nun noch die Genehmigung der Krrtshauptmannschast für die Ordnung des Gemeinschaftlichen MteteinigungSamles erbeten werden. s) Der Rat erklärt sich scrner damit eino^standen, daß bei der Eisenbahngeneraldirektion da« Gesuch um Herstellung der Kraft- . wagenvcrbmdung Eibenstock—Hundshübel zur Ermöglichung eine« unmittelbaren Verkehrs mit Schneeberg eingereicht wor den ist. 9) Eine Abordnung de« LebensmittelauSschusscS hat die Aufbewah rungsstellen der städtischen Vorräte von Trockcngemüse usw. be sichtigt und dabei sestgestellt, daß sämtliche Vorräte tadellos ge lagert sind. 10) Au« den vorliegenden Rechnungen wird ersichtlich, daß di« hier gesorde-ten Kirschenpreise nicht unangemeffen hoch gewesen sind. 11) Die Festlegung de« Kleinhandelspreis«« für Frühkartoffeln mit 5V Pfg. jr Pfund billigt der Rat. 12) Der Herr Vorsitzende teilt mit, daß «ine Quäkcrkommission heute die Schulkinderspeisungen hier anderweitig in Augenschein neh men wolle. 13) Vom 1. August 1950 an werden bi« auf weitere« statt 305 nur noch 145 Kinder täglich an den Schulkindcrspeisungen beteiligt sein. Tie Kinderspeisungen sollen bi« 1. Juni 1S2l fortgesetzt werden. 14) E« wird Kenntnis genommen u. von einer Verordnung des ReichSwirtschastSminister« über Maßnahmen zur Bekämpfung des Wuchers und Schleich. Handels; d. von einer Abhandlung de« Biehhandelsverbandcs über ; Lockerung der Zwangswirtschaft bei Fleisch. ! l») Die Sammlung für die Grenzspend? hat einen Ertrag von ; 1423,65 M. erbracht, wovon noch dis Unkosten zu decken sind- « Wund urn Kivenstock. <39. Fortsetzung.) j Schweigend ziehen wir dahin, das Herz voll über- ' fließender Gedanken nnd die Augen im Genüsse der ' schönen Landschaft, die durch die vollen Laubkronen und i über die Häuserchen links sich so lieblich malt, hinab in ! die Tiefe zieht und dann wieder hinauf in die Höhe > und Weite, uns innigst erfrenend und den Zeichner be- ? geisternd. Die Kinder weisen wir erneut auf all die f Herrlichkeiten vor und um uns hin nnd lehren sie, auf, den wunderbaren, violetten Schatten zu achten, der heute - in den Tälern und an den waldigen Hängen wie ein zartes, duftiges Gewebe sich ausgebreitet hat. Mit je- l dem Schritte verkleinert sich das Bild. Bald wird es ! verschwinden. Uns begleiten zu beiden Seiten grüne ! Fluren, durchflossen rechts vom Bornkindelbach, der von ' den niedersten Häusern aus torfigem Qucllgebiete kommt ! und zwischen Neidhardtsthal und Wolfsgrün bei der j Holzschleiferei mündet, unweit der ehemaligen Bornkin- ; delfundgrube. Das Waldgelände rechts zwischen uns, der Mulde und Neidhardtsthal ist die niedere Zimmer- leite, links der Hahn- oder Spitzberg (622 m). Das , Wiesengelände links des Ortes und der Straße durch fließt das Steinbüchel, das unterhalb des Freigutes auf mooriger Wiese entspringt, zwei Teichen das Wasser zu- f führt, die jedenfalls von Seifnern angelegt worden sind, < und westlich um den Herdhübel (637 m) eilt, während - auf der Ostseite eine andere Quelle ihm zustcebt und ! gemeinsam zwischen Spitzleite und der „Hohen Mauer" ! (Felspartie) sich in die Mulde ergieße«. Beide sind in r früherer Zeit ausgeseifnet worden, wie auch hier die ' Mulde ober- und unterhalb der Mündung des Stein- l bächels. Links beginnt der Wald; die hier abgehende ' Straße führt nach der Fabrik in der Spitzleite. Am s Straßenknie zweigt auf der gleichen Seite der Zweier < weg ab; geradeaus zeigt sich vor uns die lange Schneise j über den Spitz- oder Hahnberg, die vom Schulze-Stein ! an als Zackensteig jäh nach Blauenthal hinabfällt. Wir j folgen der Landstraße, in die später rechts ein Fahrweg s einmündet, dessen linker Arm zur Holzschleiferei beim : Bornkindel an der Mulde, der rechte über den Born- kindelbach nach Neidhardtsthal führt. Bald darauf ver- l lassen wir die Hauptstraße, die einen großen Bogen um die Küchenleite beschreibt, und pilgern aus der steilen, kürzeren und vor allem aussichtsreichen alten Straße in den prächtigen Talkessel von Wolfsgrün hinab. Lang sam schreiten wir aus, um recht lange das schone Bild , schauen zu können. Vollkommener genießt man es, ! wenn man rechts einem Rasenwege durch die Schonung ! folgt, der hinüber an den Rand des Hochwaldes führt. ! Der Name Wolfsgrün ist alt. Den Fuhrleuten ' früherer Zeit war er berüchtigt wegen des allzusteilen - Aufstieges der Straße (alte) nach Burkhardtsgrün und > nach Eibenstock. Hier mußte regelmäßig Vorspann zu: Hilfe genommen werden. Erst die neue schöne Straße i brachte den armen Tieren Erlösung. Die Karlsbader Fahrgäste legten gewiß dieses Stück Weges wegen der Gefahr und aus Mitleid mit den Pferden zu Fuße zurück. Wir kommen wieder an einer Bildungsstätte der Jugend vorbei und. an dem Forsthaus. Hier erfreut uns ein neuer schöner Blick durch das Muldental ab wärts nach Blauenthal und aufwärts. Auf steinerner Brücke (477 m) überschreiten wir den Fluß, auf dessen breites Bett mit den klaren Fluten wir unsere kleinen Begleiter aufmerksam machen. Nun schicken wir mrS zum letzten Aufstiege an, aber weder auf der alten, steilen Straße neben der Villa, noch auf der bequemen, neuen im Talgrunde. Wir wollen die füllen Reize deS Waldes genießen und biegen deshalb von der neuen Straße rechts ab, überschreiten den Wolfsgrüner Bach und den alten Grüner Graben, der einst das Gebläse des Hochofens in Tätigkeit setzte, steigen durch Wiesen und Fluren auf steilem Feldwege aufwärts, gehen am Sachsengütel (rechts drüben ani Waldrande) vorbei und erreichen den Wald. Am Eingänge in denselben steht eine Bank, auf der wir gern ausruhen und schauen. Die Kinder können nicht ruhen und locken das Echo. Am Wegrande liegen große Granit- und Schiefer blöcke, die uns an die Grenze beider Gesteinsarten erin nern. Schließlich treffen wir wieder den Neidhordts- thaler Weg, später links den Pflanzgarten, rechts die schwarze Binge, durchwandern die Grün bis zur Silber- quclle, biegen rechts ab, kommen durch Bingen und Halden zur Rehwiese, Brendelzeche und an den Biel berg. Droben winkt das schöne Bielhaus und damit die liebe Heimat. (Fortsetzung folgt.) Martin Kunöer. Roman von C. Dr «ss«l- " NachdruL r n" rn«». Di« müde Frau im Korb such! spürte nichts von der Kraft und Fülle des sruchtschwcrm Spätsommertages. Ihr SuM-um stellte ihr Sciu außerhalb der Lasten und Segnungen «es ländliche» Lebens. Jenes emsige, fröhliche Wirken in Mühen und Hoffen, da» die Bebauung der eigenen Scholle in sich tragt, war ihr längst versagt, obschon sie drn Jahren nach zu den Lebens- rümgen zählte. Eine durch jähen furchtbaren Schreck entstandene Läh mung der Beinnerven, die an dem Tage begonnen, da inan ihr den blühenden Mann, voni Hnsschlag eines störri che« Pferdes zerschmettert, tot heimgebracht, hatte die stattliche Fra» zu dem Schatten ihres früheren Selbst gemacht. Den, Namen nach war sie freilich noch die angesehen« Gunderhofbäuerin, allein im Hause schalteten willkürlich die Mägde, denen sie kaum mehr denn Schrinherrin galt, die Landwirtschaft aber besorgte ebenso tüchtig als unb.schrinkt der einzige Sohn. Martin Gnnder ehrte die Mutter, nur war seine Sobues- liebe, je kraftvoller und selbständiger er heranwuchs, mehr da» tragende Mitleid des Starken, denn kindliche Unterwerfung und Anlehnung Sie wollte ihn auch nicht anders. Sie war stolz auf den über seine Jahre starken gescheiten Bursch, der als kaum Neunzehnjähriger sich energisch au seine» VaterS leeren Platz gestellt und mit Kraft und Geschick den großen Hof gedeihlich förderte, entgegen aller Unkenrufe der weisen Vetternschast, die sich danach gedrängt, für den Minder jährigen zu wirtschaften und Vie Zurückweisung mit dunklen Oralelsprüchen vergalt Aber sie ließ die Familie rede» und den Sohn gewähren und hatte es noch keine Stunde bereut. Ihr durch den jähen Verlust des Mannes verstörte» Gemüt klärte sich allmählich an der Hellen Lebensfreuöigkeit seines jungen Nachfolgers. Neidlos sah sie ihre verkümmerte« Rechte in dem starken Sohn aufleben und fand sich so damit ab, ihre fast tatenlosen Tage im Umkreis des Hauses oder gar nur der engen Haft ihres Krankenzimmers abzuspnmen. Draußen glühte eine warme Septenibersonne, die de» letzten Hafer goldig gereift. Tie heißen Luftwellen trugen der einsamen Frau ,den würzigen Geruch von Korn- und Frucht reife zu. Aus den vollen Scheunen klang der monotone Taktschlag der Dreschflegel hinüber, Gesang und Gelächter der Knechte und Mägde gaben dazu die muntere Begleitung. Und die Frau im Lehnstuhl horchte jetzt in Qual auf diese volle LebcnSmusik, die einst auch die ihre gewesen und kein Echo mehr in den verstummten Registern weckte Ein dunipfeS Stöhnen brach aus ihrem Munde. Sie hatte beut einen bcsonvers schlimmen Tag. Arge Nerven schmerzen peinigten sie, vor denen die Resignation nicht stand hielt. Die Einsamkeit, die Stille des Hauses wurde ihr uner träglich. Die Leute waren sämtlich draußen beschäftigt; selbst die Hausmagd mochte irgendwo eine Hand leihe» zu den drän genden Anforderungen dieser letzten Erntetage oder auch sie suchte draußen die lustige Geselligkeit, die ihr im Haus« irhlte. Marianne Gunder ertrug die Todesstille und Ein samkeit um sie her nicht länger. Jäh setzte sie die in ihre« Perrich stehende Klingel in Bewegung. Das laute Getön verklang, ohne jemand herbeizurufen. Nichts regte sich im stillen Haus, aber draußen lärinte die frohe Lust weiter. Die Frau schleppte sich ans offene Fenster. /Stine — Gustei" rief sie mit allem Stimmenaufwand über den Hof, zwei-, dreimal, immer lauter, angeürengter. Zuletzt war's ein Kreischen fast, das dennoch machttos in dem lauch» zenden Leben draußen untergiug, wie der einzelne Laut im Herdengeichrei Möglich auch, daß die Leute nicht hören wollteil auf den Rus kranker Hilflosigkeit. Die Bäuerin vermeinte es; denn als nun die Tur ging und Martin einlrat, den sie am wenigsten erwartet hatte, da sie ihn auf dem Feld geglaubt, rief sie ihm ausgebracht entgegen: .Heißt das Zucht halten aus dem Glinderhos? Niemand gehorcht mehr, und du selber scheinst aus aller Ordnung. Noch steht die Sonne hoch. Wer macht denn um vier Uhr Feierabend?" «Reg' dich darum nicht aus, Mutter, lieber kurzem geht » sowieso drunter und drüber auf dem Gunderhos. Na, und Sa» wütern die Leute eben, und " Der junge, groß und kräftig gewachsene Mensch ver- stummte finster und ließ die verdrossen«» Blicke über den Wirt» fchastshos schweife». Die Mutter sah den Sohn unruhig an Zu den Laute» und Ausgelassenen hatte er ja nie gehört, denn auf seinen jungen Schultern trug er di« Bürde emes nicht Ileinen Lcmd- besitzrs und dazu das Wohl und Wehe der ihm zugehörige» JnsUeute, und so war er immer in ruhigem Ernst seinen Weg gegangen, der jungen Würde bewußt und pfliäugetreu mit jedem Gedanken. Diese Bitternis in dem frische» gs» stlndgefärbten Gesicht mußte besondere Ursache haben »Was redest du da, Marlin? WaS meinst du eigent lich?" tragt« sie ängstlich geworden. »Daß ich jetzt erst mal drei Jahre lang den bunten Rock trage» muß, und der Hof derweil zum Trubel gehe» wird," stieß er hervor . »Der Landrat stammelte sie »Hat getan, was er kau» Dem öarf ich nicht noch mals mit Bittvorstellungen kommen. Weißt ja, Mutter, «ti seine Fürivrach« hin wurde tch zweimal »urückaestrüt als
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