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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 12.11.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-11-12
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-191511128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19151112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19151112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1915
- Monat1915-11
- Tag1915-11-12
- Monat1915-11
- Jahr1915
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fäumni» Precht ungnädig. „Wenn Du bet der Iwanowna vorbeigerittm bist", sagte ste, „so hättest Du die alle Olga mitbringcn können. Du weißt, sie sagt die Zukunst voraus, und da hätte ste eine Abendunterhaltung für die Gäste bieten können, die zum Heere einberufen find. Aus den Deutschen werden sie sich freilich nicht viel machen und aus den Oesterrelchern, den Schwaben noch weniger. Aber die Kugeln kümmern sich am Ende nicht um die Natton l" Tia verächtliche» Lächeln kräuselte dabei spöttisch ihre Lippen. Der Baron Sergei zuckte die Achseln und sagte: „Ich kenne mtter unseren Gegnern manche gute Klinge, die ich in der Feldfchlacht zu treffen hoffe. Die Kugeln geh« mich gar nichts an". Die Damen und Herren in der glänzenden Gesellschaft waren nur einer und derselben Meinung, daß die Kavallerie desZaren mtt den deutschen und österreichtsch»ungarischen Reitern schnell auftäumen werde, da ste in mafimhaster Überlegenheit vorhanden sei. Immerhin sagte eine ganze Anzahl, die Mutter Olga hätte ja kommen können, um au» der Hand der Krieger ihr Schicksal auf dem Feldzüge zu lesen. So etwas höre man doch nicht alle Lage. So verging unter Witzen und Scherzen der Abend, bis «blich beim Becherklang de» Champagners der Krieg ver. Mm wurde und ein wüster Rausch die Köpfe umfing. Taumelnd brach man nacheinander auf, um sich nach Hause zu begeb« und in später Stunde das Nachtlager zu er» «ich«. Al« alle Gäste da» ebenfalls ziemlich baufällige Schloß verlassen hatten, stand dcr Baron Sergei noch ge» raume Zett am Fenster und beobachtete dm gestirnt« Himmel. Er lachte leise vor sich hin. „Die Stervguckerei ist gerade solch ein Unfinn wie da» Wahrsagen, immerhin find doch seltsame Dinge eingetroffen. Wir werdm ja sehm, was mir alles in dm kommenden Gefechten passieren wird." Er ging in sein Schlafzimmer, wo er seine Gattin noch wachend antraf. Sie streifte sein nachdenklich gewordene» Gesicht mtt einem gleichgültigen Blick. Es schien daraus der Gedanke zu sprechen: ob er leben bleibt, ob er fallen wird, was kann ich dazu tun? Von Liebe war in diesem Blick nichts zu finden. Der Kosak Gregor und der Infanterist Sascha schliefen . bei ihren Waffen. Ueber die Möglichkeiten des Krieges mach« tm ste sich keine großen Gedanken, sondern sorgtm für gründliche Füllung ihrer Feldflaschen. Daran, daß starker Alkohol verboten war, dachten sie nicht; Branntwein brachte Kraft in die Knochen. > In seinem armselig« Hause, nahe der kleinen Kirche traf der wrißbärtige Pope die Vorbereitungen für die morgige Hoch« zeit. Sascha dachte an die dunkelblonde Iwanowna, und die lag wachend auf ihrem Lager von Heidekraut. Sie verhielt sich still, dmn sie vernahm noch die Atemzüge der Großmutter. Einige Stundm warm erst vergangen, seitdem es ihr ganz angenehm vorgekommm war, Saschas Frau zu werden. Doch jetzt in den stillen Stunden der Nacht wandelten sich ihre Ge« danken, und ihre Blicke flogen denselbm Gestirnen zu, die Baron Sergei vorhin beobachtet hatte Und die Mutter Olga war fest davon überzmgt, daß die Feierlichkeit ihrer Tochter ihr al» Geschenk mehr als eine Handvoll kleiner Münze ein« bringen werde. Als tm Morgengrauen Tag und Nacht in der bleichen Steppe miteinander zu kämpfen begann«, huschte aus einem Laden in Olgas Hütte ein Schatten. Bunt wickelte sich das Leben in der weiten Steppe ab, aber die dunkelblonde Zwanowna ward nicht mehr gesehen. Der Pope packte seine Hochzeitsgeräte wieder bei Sette. Iwanowna hatte große Mühe gehabt, dm Sturm, den das Erscheinen des Barons in ihrer Seele heroorgerufm hatte, zu fchwichtigen. Sie hatte den elegant« Offizier vor seiner Ver mählung gekannt, und er hatte niemals ein Geheimnis aus feinem Wohlgefallen an der in der Steppe so seltenm dunklen Schönheit gemacht. Sie hatte nie daran gedacht, seine Frau zu werdm, sie war ihm treu, wie ihr selber der Hund Betscha. Große Reisen des Borons hatten da» Mädchen ihn ver« Mm lassen. Nun war er zurück, und die Leidenschaft schlug Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i.S lichterloh in ihrer Brust empor. Sie fühlte, ste würde neb« dem ehrlichen, aber auch einfältigen Sascha nicht leben könnm Mochte in der Steppe leben und weben, was da wollte, ste schwand dahin. ^2 Auf dem Wege beugte ste sich einmal zum Wege nieder und küßte den Strauch einer wilden Rose, von dem der Baro» Knospen zu brechen pflegte. Sie, die selbst eine wilde Rose war. tzerbltsbrnd. Zur Erde senkt sich sacht die Dämmerung. Vom Turm die Abendglocken klingen. So still ist'S in der herbstlichen Natur, Daß ste inS fernste Häuschen dring«. Auch in daS kleine trauliche Gemach, Drinn' frohe Kinderstimmen schallen. Am Fenster lauscht ein junge» sinnend Weib Der Glockentöne leis Verhall«. — — .O, liebe Mutter, böre uns doch zu, Wann wird denn Vater Wiederkehr«?" De» Spieles müde, setzen sich die Zwei Zu Mutters Füßen, um zu hören. „Erst wenn daS Vaterland nicht mehr bedroht. Kehrt er zurück in uns're Mitten. Doch müßt ihr beide jeden Tag aus'- neu Den lieb« Gott recht herzlich bitten. Der Feinde sind gar viele an der Zahl, Sie trachten all' uns zu verderben. Drum kämpfen unsre Truppen voller Mut, Für unS die Freiheit zu erwerben. Wie viele komm« aber nie zurück In ihre Heimat, zu den Lied«. — Geb' Gott, daß, er den Vater unS erhält, Bar lang ist Nachricht ausgeblieben." Da schellt eS Plötzlich heftig au der Tür, Nur mühsam kann ste sich erheben. — Jetzt steht er vor ihr — nach dem sie gebangt. Ihr ist's ein wundersam Erleben. „Grüß Gott, mein Weib, herzliebr Kinder mein, Welch Glück bringt mir dies Wiedersehen. Weil' ich bei Euch auch jetzt nur kurze Zeit, Wills Gott, wird'S immer dann geschehen." Frankenberg Johanna Prebitzer. Literatur «ugefichts des lebhaften Jutereffes für das Sanitäts« hnudewese», das in dieser Zeit die weitesten Kreise beherrscht, wird es manchen unserer Leser eine Anregung bieten 'zu wissen, daß der Landesausschuß für daS Königreich Sachsen des deutsch« Vereins für SauitätShunde eine sehr wirkungsvolle Porzellan plastik durch seine Sammelstellen und eine Anzahl angesehener Kunsthandlungen zu Verkauf bringt. Der Ertrag dient den Zweck« deL Vereins und das kleine Kunstwerk ist sehr geeignet, für seine Idem wirkend zu werden. ES ist von den Schwarzburger Werk stätten für Porzellankunst zu Bolksftedt nach dem Entwurf deS jetzt zur Fahne einberufenen Malers und Bildhauers Paul Riet schel (Dresden) in künstlerisch hervorragender Weise auSgrfübrt worden. In der Wochenschrift .Hundespott und Jagd" schreibt der Kynologe I. Berta u. a. folgendes: „Rietschel hat den Aire» dale zum Sinnbild für alle Sanitätshunde ausersehen und hat, ihn mit grober aber sicherer Hand aus dem Block herauSgehau«, ein typisches Bild geschaffen, das jedes Kennerauge erfreuen muß, wie er auch die Handlung erschöpfend zum Ausdruck brachte, in dem er den suchenden Hund in dem Augenblick festgehalten, wo er sich bedächtig dem gefundenen Verwundeten naht. — Man glaubt die vorsichtige Annäherung des Hundes an den Gefunden« wahr- zunehmm und wartet förmlich darauf, bis er sich tiefer neigt und, sicher seiner Sache, Hals gibt oder wendet, um in fliegender Elle seinen Führer zu holen. Dem Werk deS Künstlers ist daS Por zellan der Schwarzburger Werkstätten zu Volkstedt in vollem Maße gerecht worden". Wir möchten nur noch hinzufügm, daß das kleine Kunstwerk wohl auch auf manchem Weihnachtstisch viel Freude machen wird. Pünktliches Steuerzahlm erhöht 1 die Wehrkraft des Vaterlandes! f — Druck und Verlag von T. S. R^^rg i« Frankenberg t.v.
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