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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 21.03.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-03-21
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-190703217
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19070321
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19070321
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1907
- Monat1907-03
- Tag1907-03-21
- Monat1907-03
- Jahr1907
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 21.03.1907
- Autor
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bin Schreck vom Gesicht ablesen, denn lachend sagte sie: »Seh, ich denn so fürchterlich au-, daß Sie Angst vor mir haben?" „Aber gnädige« Fräu- lein," sagte er, über und über rot werdend, „eine größere Freude hätte mir ja nicht widerfahren rönnen! Wie gut, daß Ihre Kopfschmerzen nach gelassen haben." Sie lachte silberhell auf. „Ich hab« ja gar keine gehabt! Nur um der langweiligen Abfütterung bei Ezrllenz Hernau zu entgehen, habe ich simuliert. Ich ziehe einen Abend in Ihrer Ge sellschaft bet wrttem vor und hoffe, wir werden einig« gemütliche Stunden verleben." Lin flammen der Mick ihrer stahlblauen Augen traf ihn und ließ ihm da» Blut siedend heiß zum Herzen strömen. »Trocken wollen wir aber nicht sitzen", meinte sie dann, schellte dem Diener und gleich daraus standen ein« Wasche allen Portwein» und zierlich geschliffene Gläser vor ihnen. Elfriede füllte sie mit der leuch tenden» dunkelroten Flüssigkeit. Sie erhob ihr Gia» und ihre Blicke tief tn die Augen de» errötenden jungen Manne» senkend, sagte sie bedeutungsvoll: „Auf «ine glückliche Zukunft!" Hell klangen die Gläser aneinander. Wie Feuer strömte der starke Wein durch Leopolds Adern. Gin« ungelannte Kühnheit überkam ihn, und al» sich Elsrteoe dicht an seine Seite setzte, hatte er plötzlich den Arm um ihre üppige Gestalt geschlungen und sie fest an sich gedrückt. Sie wehrte ihm nicht, fest legte sie sich an ihn, leidenschaftliche Küsse wurden gewechselt, Ort und Zeit versanken um da» glückliche Prar. Erst al» die Stutzuhr auf dem Kamin zwölf Uhr schlug, macht« sich Glsrtrde sanst aut LeopolvS Armen srei und begab sich nach zärtlichem Abschied tn ihr Zimmer. von der alten Schwungkraft begann sich wieder in ihm zu regen. Zum ersten Male erschien e» ihm seiner unwürdig, um einer herzlosen Kokette willen sein ganze» Leven zu vernichten. Hatte da» große Frühltngsrtngen in der Natur da draußen die» Wunder bewirkt? Da» Wetter war freundlicher ge worden. Zwar blte» der Wind noch immer recht tüchtig, aber das Gewölk hatte sich zerstreut und di« Sonne lächelte mild aas da» erste junge Grün, das sich schlicht«« an Bäumen und Sträuchkrn hervor wagt«, herab. Auf dem durchweichten Waldwege wurde jetzt eine schlanke Mädchrngestalt sichtbar, die sich vor sichtig zwischen den zahllosen Psützen hindurch arbeitete. Sie trug ein schlichte» wollenes Kleid, aber ihr frisches, vom Wind gerötete» Gesichtchen, um da» mutwillige dunkle Locken spielten, sah aller liebst aus. Das schien auch der Träumer am Fenster zu finden, der zuerst gleichgültig, dann mit lebhaftem Interesse auf da» zierliche Mädchen blickte. Wäre er möglich? Konnte die niedliche junge Dam« da unten wirklich das kleine LehrerSlenchen sein, da» vor einigen Jahren noch eifrig mit Puppen spielte? Al» sie jetzt zu ihm hinauf sah und ihm «nen freundlichen Gruß zuwinkte, schwanden die letzten Zweifel, daS war wirklich Lenchen. Freundlich erwiderte er ihren Gruß, und alS sie ins Hau» trat und er sie gleich darauf munter mit seiner Mutter plaudern hörte, stieg Herr Leopold Bergfeld tatsächlich die Truppe hinab, um da» Lenchen zu begrüßen. Lenchen wurde zuerst rot und befangen tn de» jungen Mannes Gegenwart, bald aber ge wann sie ihre gewohnte Lustigkeit zurück und die beiden neckten sich, wie einst der Primaner mit dem Gin« Reihe selig« r Tage und Wochen folgte. So kam die Weihnachtszeit heran. Im freiherr- ltchen Hause wurden große Vorbereitungen getroffen, denn ein entfernter Verwandter, der Graf Berken- Holm, der al» Oberleutnant bei den Gardereitern stand, gedachte daS Fest bei Reifhausen» zu ver leben. Allerlei versteckte Anspielungen de» BaronS, bei denen Elfriede unwillig »lötete, weckten die Eifersucht Leopolds und mit geheimem Bangen sah « der Ankunft des jungen RettrrosfizierS entgegen. Elfriede lachte ihn zwar au» und versicherte, daß sie ihn einzig und allein liebe, aber di« Unruhe ließ sich nicht bannen. ifGraf Berkenholm kam und gewann bald alle Herzen. Auch Leopold, der den Ankömmling mit ÜrguSaugen überwachte, mußte sich gestehen, daß der Traf ein schöner und liebens würdiger, wenn auch etwas oberflächlicher Mann sei. Schmerzlich aber empfand er eS, daß Elfriede bald nur noch Augen für den Vetter hatte. Vorbei war es mit den Spaziergängen, von den traulichen Abenden im Bibltothekzimm» ganz zu schweigen. Benutzte er einmal einen unbewachten Augenblick, um Elfriede vertraulich zu sprechen, da wies sie ihn sichtlich ungeduldig mit dem Bemerken ab, daß jetzt keine Zeit dafür sei und entfernte sih schnell unter irgend einem Vorwand. MU blutendem Herzen mußte Leopold B ergfeld mit ansehen, wie daS Verhältnis Elfriede» zu Graf Berkholm immer inniger wurde. Sundenlang ritten sie mit einander au», oder der Graf saß mit ihr allein im Musikzimmer und lauschte ihrem meister haften Klavirrspiel. Leopold verzehrte sich in innerem Gram, und al» um die Mitte de» Januar, Graf Berkholm hatte seinen Urlaub bedeuteno ver- länger» lassen, die Verlobung der beiden veröffent licht wurde, glaubte er vor Weh vergehen zu müssen. Elfriede hatte nur mit ihm gespielt, da» «kannte er jetzt deutlich. Er löst« sein ihm jetzt unerträglich gewordenes Verhältnis im Reifhausenschen Haus und hatte nun sein Leid in- Elternhaus, in da» er im März über gesiedelt war, mitgebracht. Das ganze alte Leid war in die Seele der noch immer regungslos am Fenster Stehenden wieder lebendig geworden, aber merkwürdig, etwa» Backfischchen. Mit Erstaunen bemerkte Mutt r Bergfeld die mit ihrem Einzigen oorgezangene Ver änderung; dir Schwindsucht schien er also, Gott sei Dank, doch noch nicht zu haben. Als Lenchen end- lich ging, gab er ihr ein gutes Stück Weg» das Geleite und beim Abendbrot langte er herzhaft zu und lachte und scherzte mit dem Vater. Auf seine Wangen lag die wiederkehrende Räte der Gesundheit. Vater Bergs eldaber sagte, nachdem Leopold auf sein Zimmer gegangen, lustig zu seiner Frau: „Die FrühUnzSstürme sind vorübergebraust; wenn nicht alle» trügt, werden wir bald lachenden, sonnigen Frühling haben. Gin Wrttermädel, dies Lenchen!" In So! bis SuN'MiliO. Die Banffo (Kamerun) hauen tn Erfüllung der ihnen auferlegten Friedensbedingungen den Kops des Bamum Häuptlings Sango auSgeltefert, der vor 8 Jahren im Kampfe mit ihnen besiegt und getötet war. Urber die jetzt erfolgte Rückgabe de» Kopfes an Sango» Sohn Joja berichtet Leutnant von Wenckstern in der neuesten Nummer de» amtlichen „Kolonialblattes" im wesentlichen folgendes: Als er sich daran machte, den Kopf aus dem Korbe herauSzunehmen, drängten sich JojaS Großleute um den Häuptling zusammen. Joja selbst verriet aus seinem Gesicht die Frage, ob e» auch wirklich der richtige Kops sei. Mit einem unendlich vielsagenden Blick betrachtete Joja eine Erkunde den htngehal- tenen Schädel, dann brach der starke, große Mann laut schluchzend wie rin Kind zusammen. Von seinen meist heftig weinenden Leuten ausgehoben und auf einen Stuhl gesetzt, brauchte er lange Zeit, bis er sich beruhigt hatte. Dann erbat er sich den Kopf, streichelte ihn und drückte ihn unter Tränen an sich. Schließlich ließ er den Schädel mit Tüchern tn einen schönen Korb packen; die Tücher waren Reste der von Sango auf seinem letzten KriegSzuge getragenen Kleidung. Nachdem Joja den Korb lange unverwandt angesehen hatte, drückte er dem Leutnant von Wenckstern heftig die Hand und sagte: „Ich danke dir, tausendmal, daß du mir den Kopf meine» Vater» gebracht hast. Ich und mein Volk werden die» den Weißen nicht vergessen, und ich sage dir offen, erst jetzt sehe ich wirklich, daß der Weiße e» gut mtt mir meint." — Andern Tage» forderte Joja in einer Ansprache das Volk zur Dankbarkeit gegen den Weißen auf. Don Barnums hörte Leutnant von Wenckstern, daß Joja erst jetzt, im Besitze.des Kopfe» seine» BaterS, von vielen als Häuptling geachtet würde. Die Bamum» bewahren nämlich die Köpfe ihrer Häuptlinge auf; deshalb wird der Verstorbene bis zum Hal» senkrecht ein gegraben und über den Kopf stellt man rin Ton- gesäß. Ist die Verwesung etngetreten, dann wird der Schädel fortgenommen und in einem besonderen Hause untergebracht, wohin der Nachsolger bei be sonderen Gelegenheiten Palmwein bringt. Martinas Hochzeit. Roman von Konstantin Harro. S8. Fortsetzmig. Nachdruck Verbote». Mtt keinem Laut gedachte die Gattin fein» schnel len Abreise. Und innerlich mußt« doch wenigstens ihr Stolz empört über seine ihr angetane Nichtachtung sein, oa e» die Liebe nicht sein konnte. Hier an dem Schmerzenslager des totkranken Knaben sollten sie nun beide Heuck,-ln? E» schien th en eine Unmöglichkeit. Aber ket.les wollte den Platz neben Otto dem anderen einräumen. Sir saßen stumm. In dtesrn qualvollen Stunden hätten sie höhnisch ausgelacht, wäre ihnen von einer Höll« gesprochen worden. Was sie litten, war Fegefeuer. AVer es schmolz tn ihnen nichts zu Weichheit und Lauterkeit. Im Gegenteil: härter, spröd« wurden ihre Herze«. Da» Kind merkte nicht die Fehde, die sich, über fern mattes, sieches Körperchen hin, fortspaun. Es hatte nicht dl« Kraft, nm seinem Uaschulvblick Seelen aneinander zu ziehen, seine zuckenden Finger- chen waren zu schwach, Hände, die sich widerstrebten, zufammenzuschrmeden tn reiner Liebe. . Sir bttevrn sitzen und bewachten den Knaben. Wenn er sich wimmernd zur Sette drehte, wenn er mit starren Augen geradeaus blickte, wenn der Speichel au» dem bläulich«», verzerrten Munde floß, oann war e» immer Martina, die aufsprang uno ihn ans Herz nahm, die zärtlich,seine feuchte Stirn küßte. s»e lockerte die Klffen, sie reichte di« Medizin, sie erneuerte die Umschläge. Und sie tat Vies alle» in stiller, anmutender, geräuschloser Weise, ohne die Wärterin, die im Nebenzimmer schlief, zu beanspruchen. Doch so sehr sich Martina in der Sewan halte, das leise Beben ihrer Hände konnte sie »lcht unterdrück««, konnte die Frostschauer, nicht dannen, die jäh ihren Körper überlies««. Welch eine Nacht! Sie saß dem Manne gegenüber, den sie i« ein« Minute »eit, »eit sortwünschte, ' dem sie im nächste» Augenblick hätte ans Herz stürze» möge« mit dem Rufe: „Es ist alle» ei« entsttzlicher Traum l Du bist mcht untreu, und der Knabe wird leben!" Ab« nur ihr Herzschlag hämmerte diese Worte, der blaffe Mund blieb fest verschlossen, und aus dem wunden Herze« rang sich nicht einmal ei» Gebet empor sür die Rettung deS einzige« KindeS. Mit dem Morgengrauen legte sich allmählich eine dumpfe Fühllosigkeit über alle ihre Sinne. Die Kälte in ihr teilte sich de« Glieder« mit, starr lehnte sie i« dem Sessel. Jetzt war sie jedersHoffnung bar. Hatte doch »och der Funke eines Wunderglauben» m ihr aufgezuckt: jetzt war er erloschen! — Sie bewegte sich nur »och mechamsch. Sie hatte zarte Liebkosung«» für das Kind, doch ihre Seele lag gefesselt und blutete au» tausend Wunde«. Al» endlich der Morgen völlig hrrauszog, fühlte Martina, daß sie der doppelten Pein „an dem Lager de» kranke« Kinde» nicht mehr gewachsen war. Sie wollte nicht von den Hände« de»-Manne» berührt werde«, wex« «ine Ohnmacht ihre Sinne ge fangen nahm. Mühsam erhob sie'.sich und schritt mit wanken den Knien hinaus. Sie schleppte sich, stöhnend, tn angstvoller Herzenkqual in ihr Schlafgemach. Der Schweiß brach au» ihren Poren, alles drehte sich um sie. In der Dunkelheit, die sich plötzlich vor ihren Augen auSgebreitet, tastete sie sich vorwärts und fil schwer auf den Diwan. Ihr Be wußtsein schwand. Martina» Ohnmacht war in «inen wohltätigen Schlaf übergegangen. Al» sie die Augen wieder öffnete, lag daS Sonnenlicht tn breiten Streifen auf der.Diele. Sie sah erstaunt um sich, sie wußte zuerst nicht, wie sie hierher gekommen. Ab« in demselben Moment kam auch schon die Erinnerung an daS Furchtbare, da» ihrer an dem Bettchrn de» Kindes noch harrte. Herr Sott! Sie hatte schlafen kö rnen, während der Knabe ihrer Hilfe bedurfte? Wenn nun in dessen der düstere Engel ihm zu Häuptrn schwer und schwerer seine dunklen Schwingen über ihren Liebling gebreitet, ihm den Atem genommen hätte? Beflügelten Schritte» .eilte st« dem Kinder- zimmer zu. Doch sie hielt vor der nur angelehnten Lür den Fuß zurück, weil eine Stimm« an ihr Ohr klang — leise flüsttrad nur — und dennoch sie durschauend, wt« «in niederschmetternder Wetter schlag. (Fortsetzung folgt.) Lmck mid von 0 t«» « » ch »WtlhitwPip»». 8«» su »»dpttio« v«ravUv»rUt-r vtl^elmPipie.für de« Inseratenteil Vito K o.ch; sämtlich ix StihtenSet»
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