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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 16.01.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-01-16
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192001162
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19200116
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19200116
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1920
- Monat1920-01
- Tag1920-01-16
- Monat1920-01
- Jahr1920
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Nachtgehrimniffe. Roman von K. Orth. 16. Kapitel. Eine tiefe, fast beklemmende Stille lastete auf dem Hause des Konsuls. Seine wenigen Bewohner schlichen aus den Fuß spitzen über Treppen und Gange, das Gebell der Hunde draußen im Garten war längst verstummt, und die Leitung der elektrischen Klingeln war durchschnitten, damit kein schriller Ton die zu jeder Stande des Tages und der Nacht sorglich gehütete Patientin erschrecke. Seit vorgestern schon war übrigens nach der Erklärung deS Sanitätsrats eine Gefahr für ihr Leben nicht mehr vor handen, und die eine der beiden Pflegerinnen war darum mit seiner Zustimmung ihre» Dienstes enthoben worden. Während der wenigen Siunden, die der zurückgebliebenen Diakonsisin für ihre Erholung vergönnt werden maßte», konnte Lina recht wohl die Wartung der Kranken übernehme»; denn Margarete war nach Ablauf der ersten kritischen Tage eine gar stille Patientin gewesen, die ihrer Hüterin herzlich wenig zu schassen »achte. So hatte Lina auch an diesein Vormittag in Vertretung der Pflegerin ihren Platz unweit des Krankenbettes einge nommen. Es war nicht hell genug, daß sie sich mit einer Handarbeit die Langeweile hätte vertreiben können, und so war sie denn nach unterschiedlichen Seufzern, die ohne Zweifel der Erinnerung an ihren so kurzen Liebestraum gegolten, in «inen sanften Schlummer gesnukeu. Seit eiuer Vierielstunde schon hatten sich dagegen Mar garetes Lider gehoben, und sie hatten sich diesmal nicht, wie es bisher noch immer geschehen war, schon nach Verlauf weinger Minuten wieder gejchlvlsen. Die bleischwere, lähmende Müdigkeit, die solange auf ihrem Gehirn gelegen, war zu ihrer eigenen Verwunderung heute ganz von ihr gewichen. Wenn es ihr anch nicht in den Sinn kam. ihre Stellung zu ändern, wenn auch ihre Glieder uoch matt und kraftlos in den Kissen ruhten, so glich diese Schwache heute doch jener fast wohligen Mattigkeit, die den Gesunden nach glücklich voll brachter, angestrengter Arbeit überkommt, jener Erschöpfung, die willig ertragen wird, weil ihr Bewußtsein mit der be haglichen Gewißheit wiederkehrender Kraft gepaart ist. Auch der Anblick ihrer eigenen mager und durchsichtig gewordenen Hände hatte heute nichts Erschreckendes für Margarete. S.e betrachtete sie mit einem gewissen neugierigen Interesse, und dann, nachdem sie wieder lauge Zeit zu dem ' schlafenden Mädchen hinübergeblickt, legte sie eine von ihnen an die Stirn, als könne sie damit Helsen, Ordnung zu bringen in daS Chaos von Vorstellungen und Gedanken, das in ihrem hmt« zum ersten Male völlig fchmerzbefreiten Kops« sein Wesen ttieb, Sie wußte qenan, wo fi« sich befand, ab» st« suchte vergebens zur Klarheit darüber zu gelangen, wt« lange ste schon hier liegen mochte, und weshalb Lina in dem Lehnstuhl saß, der sonst immer in einem anderen Zimmer deS Hauses gestanden halte. „Sicherlich bin ich krank," dachte sie, „sehr krank viel leicht !" Aber auch das machte ihr nicht das geringste Unbehagen. Wenn der nahende Tod keine fürchterlicheren Herolde voraus sandte, als es diese eigentümliche Mattigkeit des gleichsam von der Herrschaft des Willens losgelösten Körpers war, so gab cs gar keinen Grand, sich vor ihm zu fürchten. ES würde nichts anderes sein als ein sanftes Entschlummern, als eine ewige Fortdauer dieser tiefen Stille, deren sie sich mit Voller Klarheit als einer köstlichen Wohltat bewußt wurde, nichts als ein leises Erlöschen und Verschwimmen der seltsamen Bilder, die jetzt in wirrem Durcheinander an ihrem Geiste vorüberzogcn. , Aber die sonderbaren Bilder erloschen nicht. Sie wurden vielmehr immer deutlicher und nahmen immer mehr die Farben des wirklichen Lebens an. Das geliebte, gütige Antlitz des Konsuls tauchte in ihnen auf, und es war, als hätte es alle Todcsgedanken aus Margaretes Seele verscheucht, als hätte es eine Welt vou Zärtlichkeit und Sehnsucht in ihrem Herzen wach ceruken. Ein dunkles Erinnern kam ihr, daß er fort sei — weit fort, daß sie sich noch lange, lange werde gedulden müssen, ehe es ihr vergönnt sei, ihn wiederzusehen. Sie ent sann sich eines Briefes, den er ihr geschrieben, und den sie auf der Bank im Garten gelesen, und an diese Erinnerung knüpfte sich in ihrem Gedächtnis ein langsames Wiedererwacheu all der Eindrücke, die der ersten freudigen Wirkung von Gerhard Brünings liebevollem Briese gefolgt waren. Die Unterredung mit der Tante, die quälende Angst um den Bestand ihres Glückes, ihr vergebliches Bemühen, die rechten Worte für eine Antwort an den geliebten Manu zu finden — das alles stand jetzt in den scharsen Umrißlinien des wirklichen Erlebnisses vor ihrem Geiste da. Und dann — dann war mit einem Male auch das andere da, das Fürchterliche, das zugleich daS Ende der Kette bedeutete, denn dahinter war nichts mehr als tiefe, undurchdringliche Nacht. Sie wollte sich aufrichten, doch sie brachte nicht- anderes zu stande als ei» schwaches Erheben des Kopfes. „Lina! — So hören Sie Mich doch, Lina! — Ich muß Sie etwas fragen." Vernarrt fuhr das Mädchen auf. „Ach Gott, Fräulein, wie ist's bloß möglich? — Ich glaube, ich war wirklich ein bißchen eingcmckt. — Soll ich Ihnen von der Medizin geben? — Sagen Sie's doch nur nicht -er Schwester, daß ich geschlafen habe." „Nein, nein, gewiß nicht. Aber Sie müssen mir dafür auch auf meine Fragen antworten. Ich bin krank gewesen?" „Ja, Fräulein — furchtbar krank. Aber ich darf ja eigentlich noch gar nicht mit Ihnen reden. Wenn das der Herr Sanitätsrat erfährt —" .Er soll es nicht erfahren. Sein Verbot bezog sich doch auch wohl nur auf die Zeit meiner Krankheit- Jetzt gm kW» «tM MM» von SP MV Mann, dül im Laufe des Jahves noch auf IM 000 Mann verringert werden mutz. 4. Dm 10. März 1920 besteht Deutschlands ganze Fkott« aus noch 6 Schlachtschiffen der „Deutschland"- oder »^Lothringer'^Klasse, 6 Kleinen Kreuzern, 12 Zerstörern und 12 Torpedobooten, sowie 15 MO Mann Besatzung. 5. Bis zum 10. März 1920 müssen, soweit sie noch nicht ausgeliefsrt sind, alle deu tschen H andelsschiffe von 1600 BruttfoefTonnen und darüber, ferner die Hälfte des Tonnengehalts der Schiffe Zwischen 1M0 und 1600, Tonnen und endlich je ein Viertel des TonnengehaltL sowohl der Fischdampfer wie der anderen Fischereifahrzeuge ausge liefert werden. ' > ! ' 6. Bis zum 10. März 1920 müssen alle deutschen Waffen, Munitionsvorräte und Kriegsvorräte einschließlich derFlugabwehrgeräte, die in Deutschland über die genehmigte Zahl hinaus vorhanden sind den Feinden ausgeliefert sein. 7. Am 10. April besitzt Deutschland kein Festungs werk, keine Festungen und Landbefestigungen mehr. c 8. Bis zum 10. April liefert Deutschland an die En tente 700 Zuchthengste, 40000 Stuten, 4M0 Stiere, 12 000 Schafböcke, 120000 Schafe, 10 OM Zregen, 15 000 Mutter- schweme, 10OM Milchkühe und 40000 Stück junges Rindvieh ab. ! S. Bis zum 1. Mai 1921 zahlt Deutschland als vorläufige Entschädigung 20000 000000 (20 Milliarden) Mark Gold. ! ' Am 10. Januar 1935 verläßt der letzte französische Soldat deutsches Gebiet, das aber auch dann noch nicht, falls während der Besetzung oder nach Ablauf der 15jähri- gen Besetzungsfrist die Kommission für Wiedergutmachungen erachten sollte, daß Deutschland die aus dem gegenwärtigen Vertrag sich ergehenden Beipflichtungen nicht völlig einge halsten hat. ! Das bringt uns der „Friede" in den nächsten Monate» und noch viel mehr in den kommenden Jahren. vemlcbe Natio»alv«lamml«»g Reichskanzler Bauer über die Schuld der Unabhängigen an dm blutigen Vorgängen. , Berkin, 14. 1. Eröffnung 10 Uhr vormittags. Die zweite Beratung des Betriebsrätegesetzes wird sort- gesetzt. Reichskanzler Bauer: Aus diese Tagung des Hauses,, die sich mit einem für die Angestellten und Arbeiter besonders wichtigen Gesetz zu be fasst« hat, ist ein schlechter Angriff erfolgt, wie er bisher noch nicht in der Parlamentsgeschichte zu verzeichnen ist. Den! trauigen Mut zu diesem Angriff hat die A. S. P. D, bekundet. (Lärm der Linksfozjalisten, Zurufe: Ven- kumdüng.) Sie hat doch jüngst den Anliparlamentarismuü theoretisch abgelehnt. Gestern hat sie ihn praktisch betätigt. (Sehr richtig!) Sie hat das Parlament belagern lassen, Weil ein Beschluß gefaßt werden sollte, der ihr nicht paßt. Zum zweiten Male ist ein Parlament, hervorgegangen aus dem freiesten Wahlrecht, unter dst Diktatur der Straße gestellt worden. (Lebhafte Zustimmung.) Diese Schande ver dankt di« deutsche Republik nur der U. S. P. D. ^Großer Lärm bei den Unabhängigen.) Aufdie unabhän. gigen Sozialdemokraten fällt das Blut der armen Verführten und Verhetzten. (Lärm bei den U. S.) Sie werden das Kainszeichen dieser politischen Schuld nicht abwälzen können. (Anh. Lärm bei den U. S.) Die „Freiheit" empfahl in einem Ausruf, vor dem Hause in Massen zu demonstrieren. Die Verführer haben sich, aber weislich im Hintergrund gehalten. Sie wußten ja im voraus, daß Zusammenstöße unvermeidlich waren. Die Sicherheit^ wehr hat sich aufs äußerste zurückgehalten. Erst in det »röhlen Not hat sie von der Waffe Gebrauch gemacht.^ (Widersprich Sek M V. W.) va« tzE, ßahkreW« «w glstder des Hausts und zahlreiche Journalisten bestätigen. Im Namen oller, denen der Bürgerkrieg das schrecklichst« der Schrecken ist, spreche ich der ' s . - , SIchrrheitswthr Dank und voll« Anerkennung aus. (Großer Beifall.) Geschlagen, mit Füßen getreten, lebensgefährlich bedroht und mit den eigenen Waffen getötet wurden Beamte der Sicherheitswehr. Sie Ware» ja nur eine Handvoll gegen die anstürmenden Massen. Es wurde spät, fast zu spät von der Waffe Gebrauch gemacht. (Zurufe.) Es haben sich auch Zeugen gemeldet, die behaupten^ ge sehen zu haben, daß von Mitgliedern der Ü. S. P. durch Tücherschwenken das Zeichen zum Sturm auf das Haus gegeben wurde. (Tumult bei den ll. S. Andauernde Zurufe: Verleumdung!) Alle, ditz hier im Hause sind^ verdanken der tapferen Sicherheitswehr* ihr Lk- ben. (Lebhafte Zustimmung.) Zwei Tote hat die Sicher- heitswehr zu beklagen, ein Mann ist Sozialist. Aufs der Gegenseite sind 20 Tote und 50 bis 60 Verwundete. Wir gedenken auch ihrer mit tiefem Bedauern darüber, daß sie, nicht die Verführer, geopfert wurden. Wir hoffen, daß sie nicht umsonst gefallen sind, daß die deutsche ! Arbeiterschaft endlich, den Abgrund «rlkmt ! in den sie und das ganze Volk geführt werden sollen. Jetzt wird hoffentlich die Gemeingesährlichkeit der Dik tatur des Proletariates dem Volk« klar sein. (Lärm bei den ll. S.) Jetzt stehen wir vor Angriffen der Un abhängigen und Kommunisten, die unser Wirtschaftsleben bedrohen. Geheime Konferenzen haben stattgefunden. Das Wort „die Eisenbahner haben die Hand an der Gurgel des Staates" stammt aus unabhängigem Munde. Ls ist ver brecherisch, die Not des Boltes in dieser Weise auszunutzen. (Sehr richtig!) Sie wollen den Kampf aller gegen alld und auf den Trümmern des Reiches die kommunistische Herrschaft errichten. Di« Gesamtheit der Nation ist in Mem L«b«n bedroht durch diese verbrecherische Agitation. Wir werden mit den schärfsten Mitteln dagegen vorgehen, und wir sind siche*, die ganze öffentliche Meinung hinter uns zu haben. Die Leute die unser Volk in den Abgrund stürzen wollten, gehören hinter Schlo.ß und Riegel. Wir werden alles tun, um das Volk vor dem Abgrund zu bewahren. (Lebhaften Beifall, Lärm bei den U. S.) Berichterstatter Schneider (Dem.) beendet unter fort dauernden Lärm der U. S. feinen begonnenen Bericht über die Ausschußverhandlungen. i Präsident Fe Heu doch: Ich halte es für angebracht, im Interesse einer ruhigen Verhandlung jetzt einem unab hängigen Sozialisten das Wort zur Erwiderung zu geben. (Widerspruch rechts.) Abg. Henke (U. S.): Schuld Kat allem die Regierung. Der Reichstag ist falsch, informiert und voreingenommen. Das Recht auf Demonstrationen läßt sich das Volk nicht nehmen. (Lachen.) Preußischer Minister des Innern Heine: Es war nicht nur mein Recht, sondern auch meine Pflicht, dafür zu sorgen, daß die Abgeordneten ungehindert das Haus be treten konnten. Die Sicherheitsbeamten haben mit großer Geduld ihres Amtes gewaltet. (Sehr richtig!) Sie hatten den Auftrag, von der Waffe nicht «her Gebrauch zu machen, bis das Haus selbst in Gefahr komme. Die Maschinengewehre waren unsichtbar aufgestellt, um jede Provokation zu oer^ meiden. Der erste Schuß fiel von außen und ver wundete einen Soldaten. Mit dem Märchen des zufällig losgogangensn Schusses kommen sie uns nicht mehr. Man hat geseAn, daß von der Rampe gewinkH wurde. Die Massen wurden ausgehetzt von dem Ab geordneten Zubei! und Frau Zietz. (Hört, hört! Rufe bei den U. S.: Verleumdung!) Frau Zietz ruft: Das Reichstagshaus gehört dem Volke, nicht der Sicherheitspolizei. . ! j «WM* Votne v» V«rW» M .»Ä- heit" selbst^ der schon ««druckt «ar. als heut« da» Blatt verboten wurde, bestätigt, daß die Sicherheitsbeamten von der iMeng« zurückgedrüngt wurden, di« ihnen Gewehre und Handgranaten abnahmen. Wir bedauern die Opfer, die Cie auf Ihrem Gewissen haben. (Lärm bei den U. S.) Abg^ Henke (U. S.) erhält unter lebhaftem Widern spruch der Rechten abermals das Wort. Er führt aus, daß Minister Heine die ganze Sache gemacht habe, um di« Zwangs maßnahmen gegen das Volt zu begründen. Es ist eins Lüge, wenn behauptet wird, wir hätten den Tumult an- gezettelt. (Ordnungsrufe.) ! I Abg. Bender (Soz.) bittet, dem Betriebsrätegesetz eine solche Fassung zu geben, die dem Arbeiter eine neue Stellung in unserem Wirtschaftsleben einräumt. Die Un abhängigen hätten mit ihren beiden Stimmen die Annahme mehrerer Anträge verhindern können. Aber sie fehlten bei den meisten Sitzungen, stellten selbst kein« Anträge, ja brachten sogar Verbesserungsanträge von uns durch Stimmenenthaltung zu Fall. ! i ' i ! > Abg. Schwarzer (Ztr.): Das Betriebsrätegesetz wäre auch gekommen, wenn wir keine Revolution gehabt hätten: Aber auch auf die Landwirtschaft muß da» Betriebsrätegesetz Anwendung finden. ! ! ! > ' i, Abg. Weinhausen (Dem.): Die Agitation gegen das Betriebsrätegesetz geht über alles Maß hinaus. Di« grasten" Errungenschaften der Arbeitnehmer werden vielfach ver-? schwiegen. ' I . Abg. Schiele (Deutschnal.): Dem Hause ist noch kein Gesetz von so einschneidender wirtschaftlicher Wirkung ooü- gelegt worden, als wie dieses. Ls hätte vollkommen genügt, sich auf die weitere Ausgestaltung der Arbeiterausschüsse und die Einführung von Arbeitsgemeinschaften zu beschränken. Dick jetzige Vorlage hat ein politisch« Gesicht, sie wird die Politi sierung der Betriebe im Sinne der Kommunisten zur Folg« haben. ' > Reichsarbeitsminister Schlicke: Das Gesetz über die .obligatorischen Schiedgerichte konnte nicht vorgelegt werden, 'weil alle Erfahrungen berücksichtigt werden müssen. Mein« Hoffnung, die Vorlage vor Weihnachten zu machen, ,hat . sich ebenso wenig verwirklichen lassen, . wie di« Hoffnung: dieses Hauses, das Betriebsrätegesetz noch vor Weihnach ten zu erledigen. Die Vorlage über di« Bildung des Reichs- Wirtschaftsrates erforderte volle drei Monate, ehe sie an den Reichsrat kam infolge der Zersplitterung der Arbeit geberverbände, welche die Ausarbeitung der Vorlage sehr erschwerte. Daß die Arbeiterausschüsse kein Ersatz für die' Betriebsräte sein können, beweisen die vielen Maßregelungen, denen die Mitglieder der Arbeiterauschüsse dauernd ausgesetzt sind. Das Wirtschaftsleben kann nur gehoben werden durch Arbeitsgemeinschaften. Diese Vorlage ist der erste Schritt dazu. Abg. Vügeler (Deutsche Volksp.): Das Gesetz ist durch politische Agitation heroorgerufen worden. Wir müssen damit rechnen, daß 80 Prozent des Kohlenbedarfs in Zu kunft ungedeckt bleiben. (Hört, hört!) Wo soll da die Wiedeü- aufrichtung unseres Wirtschaftslebens Herkommen? Die Von- läge wird neuen Zündstoff in di« Betriebe hineintragen. Das Gesetz sollte zunächst dem Reichswirtschaftsrat überwiesen werden. « " Abg. Geyer (U. S.): Der Rechten ist nur daran gelegen, daß das Gesetz im Rechtswirtschaftsrat noch mehr ver schlechtert wird. Die Regierung hat Verwirrung über de» Rätegedanken in den Reihen der Arbeiter erregt, um aus diese Weise die Arbeiterschaft irr« zu leiten. Abg. Eandorfer (Bayr. Bauernbund): Wir lehnen das Gesetz ab. ' i ! ! > Hierauf wird die Weiterberatung auf Donnerstag 10 Uhr vertagt. — Schluß 81/, Uhr. / ich mich ganz gesund, nur noch ein wenig matt. Tie dürfen mir darum nichts verschweigen, Lina. — Kommen Sie hier her, dicht an mein Bett, damit uns niemand hört — und dann sagen Sie mir: was ist's mit meiner Tante ?" „Ach, mein Gott, Fräulein! In der vorigen Woche schon haben wir die arme Frau Baumert begraben.* Eine wunderbare Kraft der Selbstbeherrschung war über Margarete gekommen. Wohl hatte sie noch eine schwache Hoffnung gehegt, daß das entsetzliche Erinnerungsbild doch nur ein Traum gewesen sei, aber die Gewißheit, daß sie diese Hoff- nung aufgeben müsse, bedeutete ihr trotzdem keine Enttäuschung mehr, und sie nahmall ihre Energie zusammen, um daS Mädchen nicht durch den Anblick ihrer Bestürzung von weiteren Mit teilungen abzuhalten. Die blonde Lina ließ sich denn auch täuschen. Da daS Fräulein, wie eS ihr schien, die Hauptsache doch schon wußte, was konnte eS ihr da schaden, wenn sie auch die Einzelheiten erfuhr, und bei der besonderen Vorliebe, die sie seit früher Kindheit für alles Schaurige und Gruselige gehegt hatte, fiel «S der blonden Kleinen durchaus nicht schwer, für ihren sehr ausführlichen Bericht eine übekauS lebhafte, hier und da bei nahe dramatische Darstellungssorm zu finden. Margarete hörte ihr zu, ohne sie zu unterbrechen. Sie hatte den Kopf ein wenig zur Seite gedreht, so daß «S den« Mädchen nicht möglich war, den Ausdruck ihres Gesichts zu beobachten. Ein einziges Mal nur war sie wie in heftigem Erschrecken zusammengefahren, und daS war geschehen, als Lina Ollendorfs Namen als den deS mutmaßlichen Einbrechers und Mörders genannt hatte. „Wie konnte man das für möglich halten!" hatte sie ge sagt. „Der arme Mensch l — Aber man hat ihn doch gleich wieder in Freiheit geletzt?" „Nein, Fräulein! Es soll ja schon so gut wie bewiesen sein, daß er's getan hat. Bloß sein« Spießgesellen haben sie noch nicht entdeckt, und die .Münzen auch nicht. Ich denke mir, die hat er irgendwo vergraben. Meinen Sie nicht auch. Fräulein? Die Lorenz freilich denkt, daß sie sie eingeschmolzen haben werden." „Soweit es sich um Herrn Ollendorf bandelt, glaube ich weder das eine noch das andere. Ab«r erzählen Sie weiter, Lina! Hat denn der Herr Konsul nicht Einspruch erhoben, als er von dem Verdacht gegen seinen Neffen erfuhr?" „Das weiß ich Nicht, Fräulein! Mit uns hier im Haus« spricht ja der Herr Konsul kein Wort mehr, seitdem die Geschichte passiert ist. Ganz tiefsinnig ist er geworden, und so elend sieht er aus, daß es «inen erbarmen könnte." „Er ist also von seiner Reise zurück? Und er ist hier im Hause? Hat er — hat der Herr Konsul denn noch gar nicht den Wunsch geäußert, mich zu besuchen?" „Die Lorenz meint, der SanuätSrat würde «S ihm wahr scheinlich verboten haben. Denn wenn Sie erst Besuche empfangen hürsten, würden sich wohl auch die Polizeibeamten nicht me^r abweism lasten, die schon so ost nach Ihnen gefragt
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