Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 07.03.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-03-07
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- OAI-Identifier
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1924
- Monat1924-03
- Tag1924-03-07
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menzurulen. 2ms yave pauptmann Weist getan, sonst gar nichts Iustizrat Kohl' Dielst wurde verhaftet, obwohl der Landtag einen Beschluß faßte, daß niemand mehr verhaftet werden soll, sobald nicht Anklage erhoben ist. Weshalb werden die Verhaftungen fortgesetzt bei Leuten, die an den Vorgängen fast gar nicht beteiligt waren, während die Ver haftung von anderen Leuten, die sehr stark vcteiligt waren, nicht vorgenommen wird? Die Objektivität der Staatsanwaltschaft sollte die Beschlüsse der Volksvertretung respektieren. — Iustizrat Kohl stellt dann fest, daß Hauptmann Weiß jahrelang Mitarbeiter von Kahr uls Herausgeber des Heimatland war und fährt dann mit erhobener Stimme fort: „Es herrscht augenblicklich ein wahrer Nerbastungsfimmel!" Bors.: Ich must bitten, abzubrechen. Wir haben es hier nicht mit einer Sache Weiß zu tun, sondern mit einer Sache Hitler und Genossen. Iustizrat K o h l: Wenn Saftbeschwerd« eingelegt wird, bann sagt das Gericht, er müßte verhaftet werden,'weil er Nch der Verhaftung durch die Flucht entziehen wird. Der staatsanwaltschaftlichen Vorladung folgt jedermann, man kann sich aber nicht stellen, wenn Kahr über jeden die Schuß- hast verhängt. So hat nochntemalseinManndieMacht mlstbraukht in Bayer», wie Kahr in dem Augen blick, wo es sich darum gehandelt hat, klarzulege«, wie die Verhältnisse sich wirklich abgespielt haben. Warum wird nicht derjenige verhaftet, der die Blutschuld vom 9. November auf sich geladen hat? * Vorsitzender: Das gehört nicht zur Sache. Erster Staatsanwalt vr, S ten g l e in: Ich bin in die- Kr Verhandlung Gegenstand verletzender Angriffe gewesen, Angriffe rein persönlicher Art. Ich habe mich immer gemüßigt, ich habe in zurückhaltender Weise darauf geantwortet, weil es mein Bestreben war, die Verhandlung in sachliche Bahnen zu lenken. Ich habe jede Spitze vermieden. Mer heute ist das Maß voll. Heute wird mir Berhastungsfimmel und Derartiges Zeug vor geworfen. Es ist nicht um meiner Person willen, es ist um bas Ansehen der Stelle, welche ich bekleide, als Vorsitzender der Staatsanwaltschaft München I, wenn sch hiermit erkläre, daß ich mich an einer Verhandlung, in der ich fortgesetzt ver- letzenden Angriffen ausgesetzt bin, nicht weiter betet» lige. Ich bitte meine Herren Kollegen, die Anklage weiter zu vertreten. Stenglein verläßt hierauf den Sitzungssaal und die Verhandlung wird unter großer Be- wegung unterbrochen. Koh? -e-aueri. . . Während der Pause besprachen sich Landgerichtsdirektor Reithart und Staatsanwalt Ehard, worauf um 10 Uhr 10 Minuten die Verhandlung wieder ausgenommen wird. Gleichzeitig mit dem Gerichtshof sind sämtliche für heute geladenen Zeugen eingetreten. Es meldet sich sofort Iustizrat Or. Kohl zum Wort. Der Staatsanwalt besteht darauf, daß vor jeder anderen Er klärung er bemerken dürfe, daß sein Antrag auf Unter brechung der Sitzung zu Recht bestehe und daß die formale Erledigung so rasch als möglich erfolgen möge und bis dahin die weiteren Erklärungen nur in möglichster Kürze abgegeben würden. Vorsitzender : Der Antrag lautet auf Unterbrechung her Sitzung bis zur Erledigung der formalen Angelegen- heilen. Staatsanwalt Ehard: JawohlI Iustizrat Or. Kohl: Bevor dem Antrag stattgegeben wird, bitte ich, mir Gelegenheit zu geben, folgendes anfiihren zu dürfen: Ich habe vorhin in der Erregung über die Per haftung des Hauptmanns Weiß, die mir persönlich außer- oroentlich nahegegangen ist, einen Ausdruck gebraucht, von dem ich beim Gebrauch nicht gesehen habe, daß er eine persön liche Kränkung des Herrn Staatsanwalts in sich hält. Es Ihigt mir fern, den Herrn Staatsanwalt irgendwie zu kränken oder zu verletzen. Vorsitzender: Ich habe die Herren Zeugen herein gerufen. Selbstverständlich muß dem Antrag des Staats anwalts stattgegeben werden, weil die Frage geklärt werden muß, Der Vorsitzende verliest dann die Namen der für heute Siurm im Reicksiaq. Auseinandrsetzung zwischen Helfferich und der Linken. Am Donnerstag stand auf der Tagesordnung des Reichs- tages die erste Lesung des Notetats. In de^ Fortsetzung der Beratungen nimmt zunächst das Wort Abg. v. Raumer (DVP.). Er lveist auf die außerordentliche Länge dieser Er örterungen hin. Es werden viele Worte gewechselt, ohne daß man positiv eTaten sicht. Meine Partei, so er klärt der Redner, hat sich stets und ausschließlich auf positive Arbeit beschränkt. Diese positive Arbeit aber findet in Deutschland jetzt nur spärlichen Boden. Man bietet oer Bevölkerung allerlei Illusionen und hat eine bedenkliche Psychose ins Land getragen. Wir werden uns da durch nicht irremachen lassen. In vielen Füllen kann man die langen Reden, die hier gehalten worden sind, als ein Schauturnen vor der Wählerschaft bezeichnen. (Heitere Zustimmung.) Der Nuhrkampf hat uns erst wieder die Achtung der anderen Völker verschafft. Er war nicht ganz umsonst. Würden wir heute noch die Pfalz haben ohne den Ruhrkampf? Der Wendepunkt derAußen. Politik ist herbeigeführt worden eben durch den Ruhrkampf. Als kurz nach Uhr das Wort dem Abg. vr. Helffe rich erteilt wird, geht ein allgemeines Raunen durch das Haus, denn man erwartet wieder sehr temperamentvolle Aeußerungen. Abg. Helfferich: Wir stehen am Vor abend ungeheuerlichster Entscheidungen. Der Silberstreif am Horizont, von dem vr. Stresemann gesprochen hat, hat höchstens Bedeutung in der Beziehung, daß jede Wolke einen Silber st reifen hat, aber diese Wolke birgt die Gefahr in sich, für uns ein noch schlimmeres Ver sailles zu bringen. Darauf müssen sich alle Kreise unseres Volkes zur Abwehr einstellen. Jeder muß bereit sein, filr die Aufrechterhaltung der Un abhängigkeit des deutschen Volkes zu kämpfen. In diesem Sinne fassen wir auch die von uns propagierte Volksgemein schaft auf. Die Dinge, wie sie sich im Münchener Prozeß abspielen, sind höchst bedauerlich. Aber ich möchte doch be merken, daß die Angeklagten nur heiße Vaterlands- liebe beseelt hat. — Diese Worte entfesselten auf der Linken einen heftigen Lärm. Der Abg. Lebcbour schreit mit kreischender Stimme: „Sie sind der schlimmste Kriegsverbrecher!" Lede- bour wird zur Ordnung gerufen. Er schlügt mit der Faust auf den Tisch. Von rechts ertönen zahlreich Gegenrufe: Pfui Teufel. Helfferich fortfahrend: Ich habe keine anderen Aeußerungen von Leuien erwartet, die überhaupt kein geladenen Zeugen und' bittet sie, am Freitag vormkttag nS Uhr wieder zu erscheinen. Iustizrat vr. Schramm: Ich halte mich für ver pflichtet, namens der übrigen Verteidiger die Erklärung ab» »ugeben, daß auch die übrigen Herren Vertei diger es lebhaft bedauern, daß dem Kollegen Iustizrat vr. Kohl in seiner Erregung über die Verhaftung seirres Mandanten, des Herrn Hauptmanns Weiß, die Aus drücke entschlüpft sind, die die Staatsanwaltschaft als belei digend einpsunden hat. Ich gebe die Versicherung ab, daß die sämtlichen Herren Verteidiger bestrebt sein wer- den, dazu beizutragen, daß der Prozeß in derselben vor nehmen Weise zu Ende geführt wird, in welcher er durch die Vernehmung der Angeklagten begonnen worden ist. Der Vorsitzende unterbricht hierauf die Sitzung bis Frei tag vormittag A9 Uhr. können für jeden Tag — auch rückwirkend bi» auf 1. Mär, — noch angenommen und prompt erledigt werden., sowohl bei unser« Hauptgeschäsiriielle, al, auch bei allen Aus gabestellen, Boten und Poftanstalten. :-: :-: Verlag des „Frankenberge» Tageblattes". l Vaterland kennen. Für uns alle ist die Welt A» , den Fugen gegangen, Sie aber stellen fich so, als hätten Sie nckt Ihrer sogenannten neuen Ordnung wirklich etwas er reicht. Wenn Ur mildeste» Urteil gestern gelautet hat: Da» ist verrückt und wahnsinnig, dann kann ich nur erwidern, wer selbst Hochverrat begangen hat, hat nicht da» Recht, dieses Wort gegen andere zu gebrauchen. Lebhafte Zusttm- munq rechts und in der Mitte. Ledebour ruft wiitend Work dazwischen, die jedoch in der Zustimmung de«- Hauses untergehen. Helfferich (fortfahrend): Ich wüube be» dauern, wenn aus dem Münchener Prozeß neu« kon fessionelle Konflikte hervorgehen würden. MsMministzer Dr. Stresemann erklärt, daß die Mibtreditterung der deutschen Regierung, die der Redner Dr. Helfferich in manchen Fragen oor- genommen habe, nicht geeignet sei, die Grundlagen filr die von ihm gewünschte Volksgemeinschaft M geben (Zustimmung in der Mitte.) Wir wissen, daß in Frankreich »in« mächtig« Barter nicht Reparationen, sondern den M?rm will. Wir würden ober geradezu die Gesetze dieser Partei erfüllen, wenn wir unsererseits die Reparattonssrage ganz beiseite schieben würden. Ich kann nicht eine französische oder englisch« RiHchung einschlagen. Ich muß mich bemühen, in der ganzen Entente dafür Ver ständnis zu finden, daß ihre bisherige Politik nicht nur Deutschland, sondern Europa und die ganz« Wett zugrunde richtet. In der Abwehr der Srhuldlüge. besteht Einmütigkeit. Auch in dieser Frage kann nur sachliche Aufklärung dienen. Der schlimme Währungsverfall der letzten Tage war di« Wirkung des ooin Kabinett Euno übernommenen Haushal tes, in dem die Ausgaben kaum durch 1 Prozent d«r Ein» ! nahmen gedeckt waren. Wollte man dem Kabinett Strese- ( mann die Schuld beimessen, so wäre Hermaim Müller der - - beste Kanzler gewesen, denn unter seiner Amtsdauer stieg k die Mark. (Heiterkeit.) Ein« EinfteMng der Be ahlnng de» Besatzlmgrkofte« ist nicht möglich, j ohne die Gemeinden des besetzten Gebietes zu gefährden. Die Vorlage über die Goldnvtenbank werde dem Reichstage demnächst zugeben. Die Regierung ist einig in der Abwehr einer Internationalisierung der Reichsbahn. Wenn aber da» internationale Prioatkavital uns 12^2 Goldmilliarden zur Ver- ! fügung stellt, dann ist es nicht verwunderlich, daß es lauch s in die Verwaltung des Subjektes Einblick haben möchte. Die einzige Möglichkeit, zur Freiheit zu kommen, sehen lvir darin, daß wir uns der Reparationsfrage nicht negativ gegenüberstellen. Mir müssen zunächst die anderen Mächte zwingen, die Verpflichtungen anzuerkennen, die sie aus vem Versailler Vertrage gegen uns haben Der Minister kam dann auf die Frag? d r Militärldntralle zu sprechen. Er erklärte, daß die Militürkontrolie durch eine auf Kosten der Alliierten erhaltene Garantiekommissioir ersetzt rverden soll, und daß die Regierung einer neuen Maß nahme nicht -ustimmen könne, die über die Grenze des Ver sailler Vertrages hinausgeh«. Wir haben auf Grund tat« säckilich r Mittci unaen erklärt, daß wir die Gewähr für di« Sicherheit der Militärkontrollkommission nicht übernehmen können. Der Minister nimmt zum Schlüsse noch Stellung M den Aeußerungen Ludendorffs in München und weist mit aller Schärfe die Anariffe gegen den Heiligen Stuhl zurück. Er e"tlpinnt sich aber noch eine mebr als «inständige persönliche Auseinandersetzung zwischen den Abgg. Dr. Helf ferich (Dntl.), Dr. Kaas (Ztr.) und Dr. David (S.) und anderen über die Frage, welche politisch« Stellung Lu dendorff in den Kriegsjahren eingenommen habe und wer S'mG am Sturn Bethmann-Hollwegs gewesen sei. Dabek bedauert Dr. Kaas, daß die Deutschnationalen nicht ener gisch von Ludendorff und seinen Münchener Erklärungen ab gerückt seien. Abg. Dr. Helfferich (Dntl.) erklärt, Dr. David sei bei dem Sturze Bethmann-Hollwegs mit im Komplott ge wesen. De> damalige Kronprinz hab« bei der Unterredung mit Dr. David den Eindruck gewonnen, daß auch David Bethmanns Sturz wollte. Das Haus vertagt sich guf Freitag 2 Uhr. Schluß 7i/i Uhr. Heimgefunden. Roman von B. v. d. Lancken. 4 s (Abdruck ohne vorherige Vereinbarung nicht gestattet.) „Kennen Sie mich Kenn so genau?" fragte er. Ihr gegenüber am Tisch Platz nehmend. Eie lachte. „Und ob! Wie mich selbst!" „Nun ja. Fräulein Gertrud, Sie haben sich nicht geirrt. Ich habe eine Nachricht bekommen, die mich verstimmt und beküm mert." „Von Iulius," rief sie ahnungsvoll. „Ja, von Iulius. Er ist nicht mehr in Neustadt beim alten Teuscher." „Nicht mehr in Neustadt? Ja, mein Gott, wo sst er denn hin, was hat er angestellt?" „Angestellt? Nichts. Er kann das enge Leben In dem klei- nm Städtchen nicht aushalten. Hier ist sein Bries". Er reichte (hr ein offenes Schreiben. Ihre Hände zitterten, als sie es auseinanderfaliete. Da stand In be schönen, gleichmäßigen Kaufmannsschrikt: Neustadt, den 15. Januar 19 . . . Lieber Herr Brettschneider! Es geht doch nicht; ich halt's nicht aus! Ein Jahr habe ich gegen mich selbst gekämpft, aber der innere unruhige, unheim liche Trieb ist stärker als alles andere, ttnehre habe ich Ihrer Empfehlung nicht gemacht, Herr Teuscher ist ganz zufrieden mit mir aber länger geht's nicht, darum ist's schon besser, ich mache Schluß. Wohin ich gehe, schreibe ich nicht. Nur so viel sollen Sie wissen, in Berlin bleibe ich nicht. Ansprüche wegen Geld werde ich weder an Sie noch an Trude stellen — -ich werbe schon durchkommen. Forschen Sie nicht nach mir. Ich banke Ihnen ausrichtig für alles Gute. 6i« haben das Beste gewollt. Grüßen Sie meine Schwester, ich wünsche, daß es Ihnen beiden noch mal recht gut im Leben geben möge — v'elleicht glückt mir's auch noch mal. Man kann's nie wissen. Es hat eben jeder seine eigene Fasson, um selig zu werben. Julius Gabebusch. Kanz still legte sie den Brief auf den Tisch und faltet« die Hände darüber. „Vielleicht wirb doch noch was aus ihm", sagte Brettschnei der. „Es gibt solche Menschen. Tin guter Kern steckt la in ihm, wenn der nur bleibt — >ck meine seine Ehrlichkeit. Biel« hat ja das Leben hier in Berlin verführt, viele sind zugrunde ge gangen, viele haben sich »och durchgebissen." „Ja," sagte sie leise, „viele versührt bas Leben und reißt sie In die Tiefe und nicht jeder und jede finket einew solchen Freund und Helfer, der im entscheidenden Augenblick die Hand ausstreckt, um sie zu halten und wieder aufzurichten. Iulius und ich haben diesen Freund in Ihnen gesunden, Herr Brettschneider, und das können wir Ihnen niemals genug danken und niemals vergelten. Mit Iulius erleben Eie nun leider diese traurige Ent täuschung, aber mich haben Sie wirklich gerettet". Sie streckte Ihm die jchmale Hand über den Tisch entgegen und ihre Stimme zit terte vor Bewegung, in tiefes, warmes Gefühl durchflutete ihr Herz. Brettschneider nahm die hübsche, kräftige Mädchenband In seine beiden und hielt sic mit warmem Druck fest. „Sie dürfen bas, was ich getan habe", sagte er, „soweit es besonders Sie betrifft, nicht überschätzen. Ich babe Sie aus einer dunklen Stunde ins Leben zurückgeführt, sa, aber daß Sie sich selbst behaupten konnten, halten Sie vorher bewiesen. Julius hak mir alles gesagt, Gertrud. Und doch haben Sie Rudolf sehr geliebt —" „Rein," ries sie lebhaft, „nein, bas habe ich nie getan. Ich weiß es setzt ganz genau, baß es keine Liebe war." Ernst war neben sie getreten und legte seine Sand auf ihr Haupt, cs sanft zurückbiegenb; so sah er ihr in die Auaen. „Gertrud, einmal muß es sa doch gesagt sein, muß es klar werden zwischen uns. Haben Sie es nie gewußt, wissen Sie es heute noch nicht, daß Sie meine Liebe sind? Sekt unseren Kin dertagen her? Und daß es bis zu dieser Stunde meines Herzen« Sehnsucht ist. Sie mein nennen zu dürfen? Ich bätte längst ge sprochen, aber Sie sollten erst alles Innerlich überwunden haben, Ihr Blick sollte erst wieder ganz klar, Ihr Herz ruhig und ganz frei sein. Ist es setzt so? Wollen Sie sich mir anvertrauen, wird es Ihnen möglich sein, mich auch ein wen kg kleb zu ge winnen?" Langsam tropfte es au» ihren Augen nieder, beide Arme streckte sie zu ihm empor, zog sein Antlitz zu sich herab und küß'« ihn auf den Mund. „Ich lieb« dich und nur dich," jagte sie leise, „das weiß ich ganz genau." „Gertrud!" Er kniete neben ihr nieder und legte dir Arme um Ihre Gestalt, sie brückte ihr Gesicht an bas seine. Es ist still in dem großen Zimmer; bas Feuer prasselt im Ofen und dir alte Standuhr tickt und lidft die Schwelle tritt leise die Großmutter. Da springt Brettschneider aus und zieht Gettrild mit sich. „Großmutter, liebe Großmutter, da bringe ich dir ein« neue Enkelin, ich weiß, du wirst sie willkommen heißen." „Ach Gott — Ernst — Junge, ich wüßte keine, die mir liebte wäre, keine, mein liebes Mädel!" „Aber die Mutter?" fragt« Gertrud zaghaft, „sie hat an dere Wünsche für dich, Ernst, sie Ist stolz auf dich und wünscht dir eine andere Frau — aus reichem Hause. Solch armes Ding wie Ich, ist nirgends eine begehrte Schwiegertochter!" Ganz de mütig ist sie und welch. Die Großmutter tröstete: „Schließlich ist ihres Jungen Glück doch ihres Lebens Ziel und ihre» Herzens Wunsch, und ich bin ja auch noch da. Kinder." Aber Gertrud wurde nicht beruhigt, ein leiser Zagen und ein heimliches Furchtempfinden ließen sie nicht los. „Ich will um keinen Preis Zwietracht tragen zwischen dich und deine Mutter," sagte sie immer wieder, „du bist ihr einziges Kind, du darfst ihr durch «Ine Fremde nicht entfremdet werben." Ernst und die alte Frau widersprachen, und im geheimen trugen auch sie wohl Sorge, wie die Mutter sich zu diesem Ver löbnis stellen würde, und es war für alle wie eine Erlösung, als sie «Mick kam. Rasch entschlossen ging Ernst ihr entgegen, und noch ebe st« Hut und Mantel abgelegt, nahm er sie in leine Arme und führte sie in sein Zimmer. Sie schüttelte erstaunt den Kopf. „Komm, liebe Muller, komm," bat er mit bewegter Stimme, „sch habe so viel auf dem Herzen, was ich vor dir ausschütten muß." Sie sah ihn fragend an — so kannte sie ihn nicht. „Ja'" sagte er, „ich muß dich um etwas bitten, bas mußt du mir geben. Es ist bas Wertvollste, was eine Mutter zu schenken hat, bas Beste, was sie ihrem Sohne geben kann fürs Leben." „Das klingt ja beängstigend feierlich," sagte sie, und durch ihre Seele ging es wie rine leise, ahnungsvolle Sora«. „Ja, liebe Mutter, es ist auch etwas Feierliches,' und wie der faßte er sie in seine Arme, und sieht ihr mit zärtlichem Flehe« in die Augen. „Liebe Mutter, ich bitte dich um deinen Segen zu meinem Verlöbnis und meiner Ehe mit Gertrud Gadebusch." Nun war ihre Ahnung in Erfüllung gegangen. Also doch! Also doch Gertrud Gadebusch. Es bedrückte ihr Herz, und es war ihr unmöglich, Ihm gleich darauf ein Wort zu sagen. Schweigend ruhten ihre Blicke auf seinem Antlitz, kn dem sie leben Zug kannte, und bvs Ihr sede Regung seiner Seele verriet, ohne baß er zu ihr sprach, und Ne la» darin, was thn innerlich grpackt hielt. , (Schluß folgt.)
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