Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 03.10.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-10-03
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192410032
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- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19241003
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1924
- Monat1924-10
- Tag1924-10-03
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Zrankenberger Tageblatt holimMI-druck Lrinlblsiun» nach s<Hst«I«nder Staffel. 83. Jahrgang 232 vei Delastu paratto. Da, ra^Nott «rsiyelM an I-d-m Werktag: «rona>S-^e««a«vr-t» a» I. April: »et «dholung In den «u-ga^stellen der «ladt l.80 Mid, IN den «u,gabest-ll-» d-, Landirjlrke, I.0Y MI-, d-i Rulragun« Im «ladlgetlrt t.nli MI., «el Zutragung lm Landgedlrt 2.00 Ml. Wochenkarte» kl« Psg. rin»elnumm. lO PIg-, «onnabendnumm. LO Psg. Pankcheöltonto« «elvilg »»»»». «lamaiudiaNow»»»' Irankendecg s. «ernlpr. ». »«loaeamme: ragedlatl Sranken««glach!en Die Verhandln««-» rar Umbildnn« des Reichskadinetts - seien, n ^»nniGatt Flöüa de« Amtsgericht 'Md des Stadttalk» zu Frankenberg lmd der Gemeinde Niederwiesa Diese- Blatt enthält di« amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupnnan iw i « Frankenberg. — Verantwortlich für die Redaktion: Karl Liegert. Frankenberg Rotationsdruck und Verlag: L. G. Roßberg (Inhaber TrnstRostb-r« ,un, ^^^g^n^Ottover 1N24 nachmittags Oie amerikanischen Bankiers für die deutsche Anleihe Die am 1. Oktober in Chicago tagende Iahresversamm- lung der „Anierican Bank Association" forderte in einer Ent. schließung die wohlwollende Behandlung der deutschen An. leihe. In der Begründung der Forderung wird hervorge- hoben, das in Amerika angehäufte Gold bedeute eine stän dige Inflationsgefahr und könne nur dadurch arbeiten, daß es in andere Länder gesteckt werde. In der Entschließung wurde weiter nochmals besonders betont, daß die Wiederher- stellung Europas in die Hände der internationalen Bankiers und nicht der Politiker gehöre. Die Negierung müsse auch künftige Weltkonferenzen beeinflussen, wie das in London geschehen sei. Die Wirtschaft im Entscheidungskampf. Die Gesamtheit der vielen Meldungen mit wirtschaft lichen! und wirtschaftspolitischem Einschlag, die augenblicklich die Tageszeitungen erfüllen und von Handelsvertragsver- Handlungen, Schuhzoll- und Freihandelsfragen, Verbilligungs aktion und Kreditpolitik, Arbettszeitabkonnnen und Ein- und Ausfuhrstatistik berichten, zeigt wohl, wie sehr man im Einzel- fall die Wichtigkeit der Vorgänge zu bewerten weiß. Gar Vielen Lesern aber geht über der Fülle des Einzelmaterials der Uebcrblick verloren und fehlt damit die Erkenntnis der inneren Verbundenheit aller dieser Teilerscheinungen. Die deutsche Wirtschaft kämpft augenblicklich eine Ent- wicklungs- und Wiederaufbaukrise nach zwei Richtungen durch. Hm Innern gilt alles Mühen dem Wiederaufbau einer nor- IMlen Wirtschaft, der Senkuna der Produktionskosten und dex Wettbewerbsfähigkeit auf den Weltmärkten. Viele Hemmungen und fast unlösbar scheinende Probleme sind dabei zu bewältigen. Die Steuerlasten sind unzweifelhaft viel zu hoch, andererseits der Finanzbedarf z>on Reich, Ländern und Kommunen gewaltig, und zu diesem normalen Finanzbedarf treten aus den Reparationslasten Und notwendigen sozialen Pflichten, so namentlich der Ver- schicbung des Aufwertungsproblems auf das soziale Gebiet, Mue Anforderungen. Verbilligung der Steuererhebung, Ver- Linfachung d.es Steuersystems, andere Verteilung der Steuer- last Nach der Leistungsfähigkeit und Herabminderung der Ausgaben aller öffentlichen Körperschaften, zum Teil unter Uebcrführunq ihrer bisherigen Ausgaben in die billiger vrbeitenve Privatwirtschaft, scheinen unumgänglich. Jed« YMrtige Maßnahme stellt aber natürlich eine folgenschwer« Ler ISN OdpnU» Mr die 3« mm drette -InkpaMte BeUtj-U- «etrSxt 20 Koldpseunlg, für die k«7 mm «reite amtliche gelle 80 AordpsenMa, für die »0 mM «reffe geile int Redaktion,teile 80 «foldvfcpnig. «klein- Anzeige» find bei Aufgabe j» bejuble». Für Rachmeb and Vermittlung I Ze l« «ondergebühr. — Für schwierige Ta garte» rach bei Pia,Vorschrift«» Aufschlag, «el grdten» Aufirbgen »ad Im Wiede» Die HaudelsvertragSverhau-lungeu mit Frankreich Paris, 2. 10. Der französisch« Handelsminister kam in seines Rede, die er heute »or der deutschen Delegation im Handels- mlnssterium hielt, auch auf, die Erschütterung zu sprechen, der di< deutsch« Wirtschaft infolge der Währungrkatastrophe ausgesetzt ge wesen ist. Er sagte unter arideren: Wenn Frankreich auch unter der Entwertung seiner Valuta zu leiden hatte, so war diese Enft Wertung doch nicht von den katastrophalen Folgen, wie in Deutsch land. Das Deutsche Reich hat seine wirtschaftliche Freiheit mit Grenzen umgeben, die ein Hindernis für andere Länder bedeuten. Trotz seiner NalutastSrungen, von denen es sich mit einer metho/ dischen Energie wieder erholt hat, hat Deutschland nationales Rüstzeug gewahrt und sich beständig entwickelt. Seine Wirtschafts, kräfte haben keinmal ausgesetzt. Sie arbeiten mit vollem Er trage, so daß die Zahl der Arbeitsstunden, an die Frankreich sich durch internationale Abmachungen halten muß, in Deutschland überschritten werden. Diese Tatsache legt die Verpflichtung auf, einen Weg ausfindig zu machen, auf dem die Wirtschaft de< beiden Länder in derselben Weise zu normaler Produktion zurück kehrt. Der Minister richtete zum Schlüsse seiner Ausführungen ass die deutsche Delegation die Frage, ob sie wie die französische Delegation fest entschlossen ist, einen entscheidenden Schritt zu» Wiederherstellung des Warenanstausches zu unternehmen. Die Be dingungen müßten ausführlich durch ein deftnitves Abkommen fest gelegt werden, oder aber es müßte versuchsweise ein zeitweiliges Regime angewandt werden, das später auszubauen und zu ver vollkommnen wäre. Staatssekretär v. Trendelenburg dankte dem Handels« Minister im Namen der deutschen Delegation für sein« Ausführun gen und kann dann auf di« wirtschaftliche Lage Deutschlands ZU sprechen. Er stellt entschieden in Abrede, daß die deutsche Wirt- schäft thre alte Leistungsfähigkeit auch nur annähernd behalten hab» und daß der deutsche Wettbewerb sine Gefahr für die Industrie«» anderer Länder bedeute. So notwendig während d«s Währungs verfalls das System der Ausfuhrverbot« g«w«s«n sein mag, so g«ris wäre Deutschland jetzt nach Stabilisierung seiner Währung bereit, von' diesem System Abweichungen zu gewährleisten. Im Prinzip soll das System des mäßigen Zollschutzes, wie es in der Vor kriegszeit bestand, nicht geändert werde,,. Wir erstreben das Cysten? vor allem aus der Ueberzeugung heraus, daß nur auf d«r Basft der Meistbegünstigung die Verpflichtung der internationalen Wirt» schäft wieder herbelg«führt werden kann. Nur auf der Grundlagt voller gegenseitiger Gleichheit Ist «>>,« wirtschaftliche Gesundung Europas zu erhoffen. Erneue Regierungskrise tu Eicht. Berlin, 2. Oktober. Reichskanzler vr. Marx wird nach seinen Besprechungen mit den Parteiführern den Reichsprä sidenten Ebert aufsuchen und ihm das Ergebnis der von ihm geführten Verhandlungen mitteilen. Wie wir hören, wird Hi. Marx seine Bemühungen, ein« Umbildung de» Reichs kabinetts vorzunehmen, bis End« der kommenden Woche fort- setzen. Sollte sich ergeben, daß ans der Grundlage der vom Reichskanzler vorgesehenen Lösung keine Verständigung unter den Beteiligten zu erzielen ist, so hält Reichskanzler vr. Marr eine Regierungskrise für ganz unvermeidlich. Wir glauben zu wissen, daß der Reichskanzler die Regierungs parteien darauf aufmerksam gemacht hat, daß er im Fall« eiile« Scheiterns seiner Bemühungen sich gezwungen sähe, mit dem Gesamtkabinett zurückzntreten. schritte als höchst zufriedenstellend angesehen werden und bi« Bekanntgabe der Einzelheiten des Uebereinkommens seien in kurzer Zeit zu erwarten. Dis von Reuter hergusaegeben« Nachricht, wonach die Vereinigten Staaten 100 Millionen oder die Hälfte der Anleihe übernehmen würden, während der übrige Teil unter die Alliierten verteilt werden solle, so wie die Angaben, über die Höhe des von England zu Uber- nehmenden Teiles wird von dem gleichen Blqtt als gute Kombination bezeichnet und nichts mehr. Nachrichten aus New York bewegen sich in gleicher Richtung. Auch hier wer den alle Behauptungen, daß die Vereinigten Staaten hundert Millionen Dollar oder die Hälfte der Anleihe übernehmen, als verfrüht bezeichnet. Man beschränkt sich darauf, die bis- herigen Nachrichten zu dementieren, und verweigert Aus- künste über den tatsächlichen Stand der Verhandlungen. Eist Telegramm aus Chicago vom 1. Oktober berichtet, daß bi« Versammlung der amerikanische» Bankiers eine Resolution angenommen hat, in welcher die amerikanische Teilnahme an der europäischen Ausführung des Dawesberichtes und gleichzeitig die Unterstützung der damit verbundenen Anleihe empfohlen wird. Der französische Anteil an der Anleih« wird in Londoner und amerikanischen Bankkreisen festgesetzt werden, da nach Pariser Nachrichten keine Pariser Bank oft fiziell an den Verhandlungen beteiligt ist. Die Bemühungen de» Reichskanzlers vr. Marx zur Um- dildung der Reichsregierung müden vor Mitte nächster Woch« kaum zu irgendeinen, Resultat führen können. In den maß gebende» parlamentarische« Kreisen ist man der Meinung, vatz jetzt die grundsätzliche Entscheidung darüber fällt, ob pine Erweiterung de» Kabinetts möglich ist oder der gegen- Märtige Reichstag infolge der Unmöglichkeit einer regierunge- fähigen Konstellation der Auflösung verfallen muß. Die Ge fahr einer Reichstagsauflösung darf keineswegs unterschätzt werden. Es kann nicht daran gezweifelt werden, daß es Reichskanzler vr. Marx mit seiner Mission sehr ernst nimmt ünd bis zum letzten Augenblick bemüht sein wird, zwischen den einzelne« Parteien zu vermitteln. Bor dem Empfang der Parteiführer. Der angekündigte Empfang der Führer der Re gierungsparteien beim Reichskanzler fand Donners tag nachmittag in der Reichskanzlei statt. Im Laufe des Vormittags tagten di« Fraktion-vorstände der Regierungs parteien in getrennten Sitzungen, um die Besprechungen vor- züVereiten. Das Zentrum entsandte zu den Besprechun gen die Abgeordneten Fehreubach, Becker-Arn»- berg uud v. Guerard, di« Deutsche Volkspartei vr. Kcholz, vr. Zapf und vr. Curtin», die Demokraten Erkelenz, vr. -aar und Keinath. Der Parteivor- fitzende vr. Koch wird erst am 11. d. M. von seiner Italien- »eise zurückkehren. Die Besprechungen mit de« Sozialdemo kraten und den Deutschnationalen werden bas Ende der Woche ausfüllen. Der Reichskanzler wird bestimmte Richtlinien vorlegen, die die Grundlage der Politik einer Regierung der Volks- aemeiuschaft bilden werden, wie sie ihn, vorschwebt. Dex Kernpunkt dieses Programms wird in der Durchsühe rung des Londoner Paktes liegen. vr. Luiher in Lon^n. Die Unterhandlungen nehmen einen befriedigen« /den Verlauf, sie sind aber naturgemäß, da es sich um /Vereinbarungen mit einer ganzen Reihe von Ländern oder Wankgruppen handelt, nicht von heute auf morgen zu er ledigen. Der Reichsfinanzminister vr. Luther hat in London im Carlton-Hotel, wo auch der Reichsvankvräsident vr. Schacht wohnt, Wohnung genomnien. Er hat seine Arbeiten sofort begonnen und sich in einer Reihe von Be sprechungen über den Stand der Dinge unterrichtet. Hava« meldet in Uebereinstimmung mit Reuter aus London, daß di« Verhandlungen über die 800-Millionen-An- Heihe mtt vr. Schacht sich günstig entwickeln. Der amerika» Misch« Anteil an der Anleihe wird 100 Millionen Dollar be- tragen. Der britische Anteil 10 bis 15 Millionen Pfund Sterling, vr. Luther wird zum Abschluß der Verhandlungen erwartet. Die Anleihe dürfte im Oktober, wahrscheinlich Witte Oktober, aufgebracht werden ueriranischen Mücke werden in Dollar und der eng, äische Anteil An Pfund Sterling auegegeben. Das führende Finanzblatt „Financial Times" schreibt, wie schon berichtet, daß Lie vorläufig in die Oeffentlichkeit ge langten Nachrickiten alle verfrüht wären und daß die Ver ¬ träge sollen die Vorbedingungen für eine Steigerung und' Entwicklung unseres Außeichandels schaffen, wie wir si« brauchen, um im verkleinerten und verarmten Vaterlands ein Sechzig-Millionen-Dolk am Leben zu erhalten und die Reparationsverpflichiungen zu erfüllen. Zugleich aber zittert jeder der Beteiligten im Ausland« vor dieser erhöhte« deutschen Ausfuhr, die uns wieder zum gefürchteten Wett- bewerbe« der Vorkriegszeit machen und die inzwischen in den andern Ländern mühsam großgezogenen Industrien in" ihrem Bestand teilweise bedrohen würde. Kein« gönnt zu« dem dem andern seinen Anteil am Geschäft mit dem deutschen Kunden, jeder fürchtet, mit seinem Anteil an den Repara« tionen zu kurz zu kommen. So sucht jeder schnell unter Liu- satz aller politischen und wirtschaftlichen Machtmittel «inen möglichst guten Vertrag Nir sich herauszuholen. Man scheut nicht vor Repressalien aller Art zurück, schafft schnell noch Syndergesetze gegen die deutschen Warin» um Kuhhandels? objekte zu besitzen, und laßt den ganzen aus der Kriegszeit zur Genüge bekannte« Apparat ölrentlicher Stimmungsmache spielen. So ergibt sich ein konzentrischer wirtschaftspolitischer Angriff auf Deutschland, der seine wirtschaftspolitische Wehrlosigkeit der letzten fünf Jahr« zu verewigen strebt^ Leider stehen die deutsche Regierung und die deutsche Wirb, schäft diesem Angriff nur mit sehr schlechten Waffe« gegen« über. Man hat in amtlichen und privaten Kreisen die Auft gäbe lange Zeit viel zu leicht genomnien und es zum Beispiel versäumt, rechtzeitig <m die Ausarbeitung eine» wirklich genatzs ausgefeilten und abgewogenen Zolltarifs zu gehen. Diese» soll nun in Eile geschafft« werden, in einer Zeit dazu, wo um jede einzelne Position erbittertere Kämpft zu führen sind als je zuvor und ein Fehlschlag bet der Wahl der Belastung ' " " «t die zusätzlich» steuern und Re- yan oiungen noch nicht soweit vorgeschritten seien, um-positiv« Angaben Uber den Inhalt zu ermdglichen. Es hätten Lr, örterungen stattgefunden, und in der Hauptsache bestehe all- gemeine Uebereinstimmung. Natürlicherweise könne ke na schnelle Entscheidung erwartet werden, weil es sich um eine internationale Angelegenheit handele, die m t viel Schwftria- p-u-n n-t-bvndon sei. immerhin könnten die erzielten Fort- umr;cyeioung oar uno yar oen Austrag mannigfaltiger Gegensätze zur Voraussetzung. Die Verbilligung der Waren erzeugung und -Verteilung durch Ausschaltung entbehrlicher oder wirtschaftlich schwacher Zwischenglieder ist als notwendig erkannt. Eie stellt den Betrieben und der Organisations- technik große Aufgaben, dft zum Teil völlige Neugestaltung und grundlegende Umstellung wirtschaftlicher Anschauungen und Vorgänge erfordern; sie muß wiederum unter Schonung des ohnehin so sehr geschwächten, für einen gesunden Staat und eine auf inländischen Absatz angewiesene Wirtschaft aber 'Unentbehrlichen gewerblichen Mittelstandes erfolgen, was di« Aufgabe noch kompliziert und jede Entscheidung wesentlich verantwortungsschwerer gestaltet. Die Lösung aller wirt- schaftlichen Ncugestaltungsversuche, aller sozialpolitischen Pläne wird weiter erschwert durch den Kapitalmangel und die aus ihm erwachsene-Kredttnot sowie durch eine Zins übersteigerung, die teils als deren Folge, teils durch eine Ueber- teuerung des bankmäßigen Verkehrs und die allgemeine Un sicherheit sich immer noch erhält. In alle diese Fragen hinein spielt immer wieder der Austrag von politischen und Klassen gegensätzen auf wirtschaftlichem Gebiet und der seit dem großen Umsturz noch nie erloschene Kampf um die Arbeite- bedmgungen und die marxistischen Ideale. Die so aus den Nöten eines Wiederaufbaues mit un zulänglichem Betriebskapital unter viel zu schwerer finan zieller, bürokratischer und psychologischer Belastung mühsam sich herausringende und der Wettbewerbsfähigkeit wieder zu- strcbende Wirtschaft ist gleichzeitig durch die außenpolitischen Verhandlungen neuen Gefahren und neuer Ungewißheit ans- gösetzk. Am 10. Januar endet die durch den Versailler Ver- uns aufgezwuugene, seitens Deutschland allen Entente- zu gewährende einseitige Meistbegünstigung ohne Gegenseitigkeit. Wir sind dann wieder in der Lage, mit unteren Gegnern Handelsverträge »u ältesten. Dieft Rev parationen sowie aus einem Kapitalmangel heraus, der wirt schaftliche und technische Fortschritte fast nur mit knappe« und teuren ausländ schen Krediten durchführe« kann, b«-, lastet fast jeden Wirtschaftszweig so, daß di« Forderung nach Ausaleichszöllen berechtigt erscheint. Andererseits können wir die offene Tür bei den andern nicht ohne Gegenseitigkeit verlangen und müssen den deutsche« Erzeuger« zumuten, einen Teil dieser zusätzlichen Belastung durch geringere Gewinnkalkulation und durch Ersparnisse bei Produttion und Vertrieb wettzumachen. Dis Möglichkeiten auf diesem Gebiet, die Frage des größeren Vorteils für die Gesamtwirtschaft bei Schutzzoll oder freiem Wettbewerb mtt dem Auslande stutzt in jedem einzelnen Falle so unsagbar schwer abzuschätzech und die Entscheidung berührt in jeden, Falle so Wichtig) Privatinteressen, baß es verständlich erschein^ wenn die Wirt- schaft hierdurch in Gegensätze zerrissen ist und mtt alle« Mitteln, oft unter Hin Überspielung in die Politik, jedä Gruppe ihre Sonderziele zu erreichen sucht. Es ist «in magerer Trost, daß wenigstens in einigen Ländern uns gleich« Gegensätze begegnen und unsern Diplomaten Aussicht auf Erfolge bieten können. Um diese zu erreichen, darf man aber Über der Fülle der Einzelerscheinungen nie deren Rolle im Rahme» der großen, hier aufgezeigten Sesamtprobleme aus dem Auge verlieren, die die Interessentengruppen so gern übersehen möchten. -i.
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