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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 30.05.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-05-30
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-188905305
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-18890530
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-18890530
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1889
- Monat1889-05
- Tag1889-05-30
- Monat1889-05
- Jahr1889
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 30.05.1889
- Autor
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cheint mir doch, Freundchen, als verständest Du nicht allzuviel von Münzen!" Der Alte trat etwas näher an die hohe Dame heran, blinzelte listig mit den Augen und flüsterte ihr leise zu: „Hoheit, der „Weiße" ist auch falsch; aber wir werden schon sehen, wie wir's beide loswerden! . . ." ** Paris. Die Imperialisten veranstalten Sonnabend, den 1. Juni, dem Tage, an welchem vor 10 Jahren der Kaiserl. Prinz im Zululande getötet wurde, eine große Gedächtnisfeier in der Au gustiner-Kirche. * * In dem zwei Meilen von Krakau belegenen großen Dorfe Myslachowice ist auf unaufgeklärte Weise ein Brand entstanden, welcher 45 Häuser in Asche legte. Eine Frau und vier Kinder fanden den Tod in den Flammen. Es ist dies bereits das vierte große Brandnnglück im Laufe einer Woche, von welchem Galizien betroffen wird. Wie erinnerlich, sind die Stävte Oleszyce, Pomorzany, und Cieszanow total niedergebrannt, jetzt kommt Myslachowice hinzu. * * In den Gruben von Abercarnaird (Wales) fand am 23. d. M. ein Einsturz statt-; 59 Bergleute sind begraben; ihre Rettung ist zweifelhaft. * * Amerika. Die Polizei hat das Haus aufgefunden, in welchem Dr. Cronin ermordet worden ist. Es fanden sich daselbst Spuren der Blutthat und die Kleider des Ermordeten. * * Unweit St. Lonis (Amerika) ereignete sich Donnerstag abend eine furchtbare Eisenbahn-Kata strophe. Ein Bahnzug entgleiste mit ungeheurer Heftigkeit so, daß sämtliche Waggons in Trümmer gingen. Fünfundvierzig Passagiere wurden verletzt, darunter viele tätlich. Eine Bande hatte zum Zwecke der Beraubung des Zuges die Entgleisung desselben durch Lockerung der Schienen herbeigeführt. Ob ihr Vorhaben gelang, ist noch nicht bekannt. Vermischtes. * Ein edler Millionär. In Madrid starb vor einigen Tagen im Alter von 74 Jahren der Marquis deUrquijo, Gründer des Bankhauses gleichen Namens und einer der bedeutendsten Finanzmänner Spaniens. Der Marquis hinterläßt ein Vermögen von über 600 Millionen Realen, mehr als 150 Millionen Franks. Seine Erben sind, da er keine Kinder hat, überhaupt nicht verheiratet war, zwei Neffen, und für die Armen und für verschiedene Wohlthütigkeits- institute sind Legate bis zur Höhe von fünfzehn Millionen Realen ausgesetzt. Urquijo, geborener Baske, aus der kleinen und ärmsten der drei bas kischen Provinzen stammend, war ganz armer Eltern Kind und hat sich selbst zu Vermögen, Titel und Würden emporgearbcitet. Aber er vergaß inmitten seiner veränderten Lebensverhältnisie niemals der jenigen, welche, weniger glücklich im Kampf nm das Dasein wie er, in Not und Elend lebten. Urquijo war wohlthütig im großartigsten Sinne des Wortes. In Llodio in Alava, wo er das Licht der Welt er blickte, und wo er als kleiner Junge genötigt war, täglich stundenweit zur nächsten armseligen Dorfschule zu wandern, gründete er eine Musterschule für Un bemittelte, die er auf das reichste mit Kapital aus stattete und mit dem besten Lehrmaterial versah, so vielen Hunderten von Kindern nicht nur kostenlosen Unterricht, sondern den ärmsten auch Speisung und Kleidung gewährend. Dies ist aber nicht das ein zige Denkmal, welches Urquijo sich in Alava setzte. Verschiedene andere Schulen, Asyle für Leidende und Kranke aller Art machen der Bevölkerung das An denken ihres Landsmannes unvergeßlich. Seine Bücher weisen aus, daß er ein Menschenalter hindurch jähr lich nicht weniger als eine Million Realen für Wohl- thätigkeit ausgab. Der Stadt Madrid, welche er kurze Zeit als Alkalde verwaltete, schenkte er bei seinem Rücktritt aus dem Amt 60000 Franks zu Baumanpflanzungen. Unter allen Auszeichnungen die ihm zu teil wurden, ist wohl die schönste der Beiname Padre de Provincias, mit dem sein engeres Vaterland, Alava, ihn offiziell ehrte. Seine Beerdi gung, welcher tausende von Armen, Hilfsbedürftigen, Vertreter von Vereinen, Stiftungen, die alle den Verstorbenen zu danken hatten, beiwohnten, gestaltete sich zu einer der großartigsten Kundgebungen, die Madrid je gesehen hat. Mit der Politik hat Ur- quijo sich nie befaßt. An den Kämpfen seiner engeren Heimat, an den karlistischen Kriegen und Bewegungen, nahm er keinen Anteil. * Der Lebenslauf eines Goldgräbers. Im Jahre 1884, so erzählt die St. Coniser „Amerika," hatte ein Franzose in Sonora, Cal., mit vieler Mühe 400 Dollars zusammengescharrt; erzog dann in die Berge und fand 4 Meilen von Sonora 3 Bergleute, die eine wirkliche Ader Goldquarz entdeckt und aus derselben in 5 Monaten 30,000 Dollars gelöst hatten, da die Ader nicht mehr so ergiebig war, so boten sie dem Franzosen ihre Mine für 400 Doll. an. Er arbeitete weiter und legte bald eine reiche Erzader bloß. Eimerweis wurden die Goldkörner zu Tage gefördert. Mit jedem Hacken schlag löste sich ein gewichtiger Ouarzklumpen, der sich fast durchweg als goldhaltig erwies. Schließ lich hatte Duvall, so hieß der Franzose, die ersehnte Million. Er begab sich mit seinem Neffen nach St. Franzisko, und beide begannen zu spekulieren. Es währte indes keine 6N Tage, da war der Neffe bankerott und des Onkels Goldklumpen war auf 3M,000 Doll^ zusammengeschmolzen. Sein nächster Schritt war, 150,OM Dollar in Bauplätzen in San Franzisko anzulegen, daun kehrte er nach So nora zurück. Nach mehreren unglücklichen Berg- werksspekulatiouen ließ er sich verleiten, sich an einem Kanalisierungsunternehmen zu beteiligen. Dies gab ihm den letzten Stoß. Er iah sich genötigt, sein Grundeigentum in San Franzisko zu verpfän den. Dies kam schließlich unter den Hammer. Die ursprünglich ersparten 400 Dollar sind auch drauf gegangen. Aber den Mut hat Duvall trotzdem nicht sinken lassen. Er arbeitet jetzt als Handlanger in der Gegend von Sonora. * Mineralwasser aus Kamerun. Das Reichsge sundheitsamt veröffentlicht das Ergebnis der Unter suchung einer M-neralquclIe in Kamerun. Diese Quelle ist in der Nähe von Bunina auf dem Gebiet der Pluntagengescllschaft durch I)r. Zintgraff entdeckt worben, der 20 Weinflaschen voll ihres Inhalts nach Deutschland sänckle. Diese Flaschen wiesen beim Aus- gicßen einen aus Schwefeleisen bestehenden Satz auf und rochen beim öffnen deutlich nach Schwefelwasser stoff. Die ursprünglich fast klare Flüssigkeit wurde nach dem öffnen milchig und opalsierend, der Ge schmack des Wassers unterscheidet sich kaum von dem eines gewöhnlichen kalkhaltigen Wassers und enthält außer Kohlensäure in großer Menge Schwefelwasserstoff, Kalium, Natrium, Eisen, Calcium, Magnesium, Kiesel säure und Chlor. Auf 1 Luer Wasser kommen 344 mA Oaiium oarbonat., 233 MA ÄIuAnosium c-arbonat.. 96 mA Kieselsäure, 81 MAXatriuM c-dlorül.. 52 Xutrium carbonat., 43 MA I^srro carbonat rc. * Ein schwieriger Fall. Ein Arzt erhält spät am Abend eine Karte zweier Kollegen: „Komme doch noch ein bischen in die Kneipe — uns fehlt der dritte Mann zum Skat!" — „Liebe Emilie," sagte er dann zu seiner Frau, „ich werde noch einmal fortgerufen; es scheint ein schwieriger Fall — es sind schon zwei Aerzte dort!" * Die Bevölkerungszunahme Londons. Einen interessanten Vortrag über den Straßen- und Eisenbahnverkehr Londons hielt kürzlich I. Stephan Jeans in der Gesellschaft der Künste in London. Das Wachstum Londons, dessen Bevölkerung jetzt 45MM0 Seelen zählt, ist schwer zu ermessen. Nimmt sie in demselben Maße, wie bisher, zu, nämlich 5M0M alle 10 Jahre, so wird London am Schlüsse des Jahrhunderts 7 000 OM Einwohner haben, d. h. mehr als England und Wales im Jahre 1811 hatten. Im Jahre 1603 hatte London eine Bevölkerung von 150000 Köpfen. In den letzten 10 Jahren ist die Zahl der Wohnhäuser von 207000 auf 320000 ge stiegen. Die sechs Eisenbahnlinien Loudons befördern jährlich über 200000000 Fahrgäste. Die Tramway- Pferdebahnen befördern zusammen 150000000 und die Omnibusse 120000000 Personen. Es giebt in London 113000 Droschken, welche im Jahre gleich- falls 30000000 Fahrgäste bedienen. Last dir genügen! An Gold nicht hangt und nicht am Gut Das Glück, o Pilger dieser Erden, Nicht am Besitz, nicht am Palast, An Schätzen nicht und Geldeswerten. Wird dw am Tisch dein täglich Brot, Und perlt der Born in deinen Krügen, So danke Gott, sei wohlgemut, Laß dir genügen! Was nützt der Rang, was Ordensstern? Das Glück ist eigen nicht den Thronen. Es kann bei dir im Hiittelein, Auch an des Armen Herde wohnen. Das Leid verschont die Höchsten nicht; O, lerne in dein Los dich sögen! Genieß' mit Dank, was Gott beschert, Laß dir genügen! So mancher hascht wohl nach Genuß Und sucht das Glück in lust'gem Leben Und schwärmt für Schmaus, für Glanz und Ball, Für Gerstensaft und Blut der Reben. Er kommt nach Haus enttäuscht, verstört Nach all' den Freuden, denn sie lügen. Am stillen Herd, bei Weib und Kind Laß dir genügen! ^.ar. Familiennachrichten. Geboren: Hrn. Schuldirektor Ühlmann'in Borna ein K. Hr. Diakomis Schultze in Zwickau ein K. Verlobt: Frl. Elise Maher in Karlsruhe i. B. mitHrn. l>r. plckl. Hans Foerster in Pirna. — Frau Louise verw. Herold geb. Eckardt in Zwickau mit Hrn. Karl Walter in Werdau. Getraut: Hr. Robert Wiede mit Frl. Klara Eder in Plauen i. V. — Hr. Pfarrer Julins Mensel mit Frl. Klara Schaebcr in Posseck. — Hr. Bizefeldwebel Ernst Greger in Straßburg mit Frl. Johanna Richter inMittel- frohna. Gestorben: Fran Emma verw. Ulbrig geb. Adler in Lengenfeld i. V. — Frau Hedwig Oehmigen geb. Killig in Waldheim. — Hr. Moritz Kutzleben in Crimmitschau. — Hr. Kaufmann Friedrich Hermann Herold in Borna. Stadtbadeteich Lichtenstein. — Wasserwärme am 29. Mai mittags 18 Grad H. Schwarz ganz seid. 8atln inorvoilivux v. Mk. 1.5» bis Mk. 9.80 P. Met. — (13. Qual.) — versendet roben- und stückweise porto- und zollfrei das Fabrik Dopest O. üönuodvlA ! (K. u. K. Hoflief.) Muster umgehend. ! Briefe kosten 20 Pf. Porto. mittag im Rheinischen Hofe, wo er logierte, mehrere Briefe mit Deiner Adresse gesehen, auf diese Weise Deine Anwesenheit hier erfahren und mir es noch an demselben Abend geschrieben. Auf diesen Brief hin stand auch mein Entschluß fest, Dich aufzusuchcn, alles daran zu setzen, um die alte Liebe und den alten Frieden unter uns herzustellen und Dich wieder an die Heimat zu fesseln. Daß ich dabei möglicherweise auf eine mächtige Verbündete rechnete, brauche ich Dir wohl nicht erst zu sagen," und dabei blickte er lächelnd Elisabeth an. Diese errötete leicht und frohen und zufriedenen Herzens forderte sie dann die Männer auf, sich in die Veranda zu begeben, wo längst der Tisch ge deckt war und der silberne Kessel noch immer siedelte. Darauf hindeutend fügte sie hinzu: „Ich aber will sogleich für eine weitere Stär kung sorgen, denn sonst möchten unsere Reisenden uns noch am Theetische finden." „Sie erwarten Ihre Mutter und das Braut paar, dessen Verlobung ich bereits durch die Zeitung erfahren?" fragte der Fabrikherr seine zukünftige Schwiegertochter. „Ja, Herr Wendtorff, noch heute," war die Antwort. „Herr Wendtorff,?" wiederholte dieser mit schnell veränderten Gesichtszügen. „Was heißt das? Wenn Sie mich Hinfort so -nennen wollen, so weisen Sie mir dadurch Ihnen gegenüber eine Stellung an, die ich leider annehmen muß und die mir nur zu deut lich sagt, daß Sie Vergangenes nicht vergeben und vergessen haben." Helbert Wendtorff blickte bestürzt auf seine Braut, die aber dem Fabrikherrn sofort die Hand reichte und mit bewegter Stimme sagte: „Ich habe Vergangenes vergeben, Vater." „Habe Dank für dieses Wort, Elisabeth," er widerte er, auch ihre Hand ergreifend. „Vergangenes vergessen aber kann ich nicht, wie wir alle es nicht können, aber wir sehen darin das Walten der Vorsehung." „Das ist aber ein wahres Wort, Geliebte," rief ihr Verlobter, denn aus mir wäre vielleicht nicht der thatkräftige Mann geworden, der ich bin, wäre ich nicht in die weite Welt gegangen, um die Trennung von einem so holden jungen Wesen zu überwinden, das heute die Meinige werden will." „Helbert!" rief Elisabeth und blickte ihn voll inniger Liebe an, indes sein Vater mit thränen- feuchten Augen dastand. „Ich spreche die Wahrheit, Teuerste", fuhr der junge Wendtorff fort, „denn als Beweis laß mich Dir sagen, daß schon seit einem Jahre eine Summe von 10,000 Pfd. St. in der Bank von London liegt und mein ebenfalls in London letzter niedergelegter Wille Dich schon damals als meine Erbin eingesetzt hat. Ich war dort, um dies alles zu ordnen. „Helbert!" rief nochmals gerührt, Elisabeth. „Nach unserer Verbindung, die sobald wie mög lich sein soll, bist Du wieder die reiche Frau, die Du als Gustav Eschenbachs Gattin gewesen, und hast nicht zu besorgen, Dein Vermögen zu verlieren, denn ich besitze noch Kapitalien genug, um für Dich und unsere Kinder weiter arbeiten zu können." „Du edler Mann! rief Elisabeth ihn innig um armend, während er einen Knß auf ihre schöne weiße Stirn drückte. Tief gerührt blickte sein Vater auf beide. Dann begaben sie sich in die Veranda, o Elisabeth als Hausfrau und Wirtin waltete, und wo sich auch die Kinder eingefunden hatten. „Kennst Du auch unsere Großmama und Tante Hermine, Großpapa?" fragte Hilda. „Gewiß, mein Herzchen," erwiderte dieser. „Ich war noch gestern bei ihnen, und habe auch Doktor Bäumer kennen gelernt." „Sie kommen um neun Uhr," sagte Rudolf, bleibst Du lange bei uns?" „Wenn Ihr mich behalten wollt." „Ja, gewiß, Großpapa! Du mußt aber auch hier bleiben, denn Dein Wagen ist fortgefahren!" rief triumphierend der Knabe. „Hast Du, kleiner Junge, das schon bemerkt?" fragte lachend der Fabrikherr und sich zu seinem Sohne wendend, fügte er hinzu, er habe den Kut scher nach dem Hotel zurückfahren lassen — „denn ich dachte mir wohl, lieber Helbert, daß ich hier länger verweilen würde." Nach dem Thee begab sich die kleine Gesellschaft in den Garten, wo Hilda und Rudolf sich sofort des Fabrikherrn bemächtigten, um ihm alle Schätze zu zeigen. Die Zeit bis zur Ankunft der Rätin verging allen schnell genug. (Schluß folgt.)
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