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Naunhofer Nachrichten : 26.02.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-02-26
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787848183-190902260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787848183-19090226
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787848183-19090226
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungNaunhofer Nachrichten
- Jahr1909
- Monat1909-02
- Tag1909-02-26
- Monat1909-02
- Jahr1909
- Titel
- Naunhofer Nachrichten : 26.02.1909
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mehr als 10 Millionen Mark. Handel aber, die sich gegen die geplante Neu- srdnung der Fernsprechgebühren wehren müssen, Höllen dem Staatssekretär diese Ueberschüfie dicht verringern, sie wollen sogar die Mehr- lssten auf sich nehmen, wenn auf dem platten Lande der Fernsprechbetrieb erweitert und ver billigt werden soll, sie wollen aber nicht ohne zwingenden Grund eine Einrichtung fahren lasten, die ihnen seit Jahrzehnten vertraut ist und die zur Hebung und Erleichterung des geschäftlichen Verkehrs viel beigelragen hat, um dafür das GesprächSgebührensystem einzu tauschen, das lästig und zeitraubend ist, Anlaß zu Weiterungen mit der Verwaltung geben kann und schließlich eine erhebliche Verteuerung bedeutet ... Die Vorlage atmet geradezu Verkehrsfeindlkchkeit; sie erinnert bedenklich an das fehlgeschlagene Projekt der Fahrkarten steuer; auch in ihren Wirkungen auf die Ein nahmen der Verwaltungen könnte sie ähnliche Enttäuschungen verursachen. * An den deutschen Kronprinzen beschloß eine Bergarbeiter-Versammlung in Hamm die Absendung eines Telegrammes, worin diesem mitgeteilt wird, die Verteilung seiner Spende von 300 000 Mk. an die Hinterbliebenen der Radbod Katastrophe sei noch nicht erfolgt. Es wird um schnellste Verteilung an die Witwen und Waisen und an die brotlos gewordenen Bergleute ersucht. * Maximilian Harden bereist jetzt an dauernd das Land, um für seine Vorträge, die angeblich die politische Lage behandeln sollen, in Wahrheit aber nichts anderes als eine Hetze gegen den Kaiser darstellen, von seinem Impresario 2000 Mk. pro Abend ein- zuheimsen. Interessant ist, was der „Vor wärts" über diese Vorträge zu beachten weiß: „In Magdeburg, ws Harden auch einen Vor trag über die politische Lage halten will, er hielten zahlreiche Bewohner eine „ergebenste Einladung", gegen deren Vorzeigung ihnen auf den Eintrittspreis, der 4, 3 und 2 Mk. beträgt, eine — Preisermäßigung von 25 v. H. in Aussicht gestellt wird. — Immer heran, meine Herrschaften! Hier muß man reinge- lretcn sein ! Hier muß man seine Kinder mit gebracht haben!" * Durchgehende odergeteilte Arbeitszeit? Diese Frage wird immer häufiger ln den Kreisen von Handel und Industrie erörtert. Ob sich die ungeteilte, sogenannte englische Arbeitszeit bewährt, wird am besten von denen zu beurteilen sein, die sowohl die ununter brochene wie die geteilte Arbeitszeit praktisch er probt haben. Deshalb ist eine Rundfrage be merkenswert, welche der Verein für Handlungs- kommis von 1858 (Kaufmännischer Verein) in Hamburg unter den Beamten seiner Haupt verwaltung veranstaltet hat und die das Er gebnis zeitigte, daß alle Beamten sich vorbe haltlos für die ungeteilte Arbeitszeit aus sprachen. Der Verein hat die dazu gegebenen Begründungen, ergänzt durch eine Beleuchtung der bei Gegnern der ungeteilten Arbeitszeit üblichen Bedenken, in einem Sonderdruck Her stellen lasten, den er Interessenten kostenfrei zur Verfügung stellt. * Im preußisch-hessischen Eisenbahnbereich wurden im Jahre 1907 getötet oder verletzt: 2677 Personen. Von Reisenden wurden 98 getötet, 484 verletzt. Von Bahnbeamten und -Arbeitern wurden 5—6 getötet und 1044 verletzt An einmaligen Abfindungen und fortlaufenden Entschädigungen an die durch mußten im Jahre 1907 nicht weniger wie 5 726834 Mk. aufgebracht werden. * Friedrich Spielhagen, der gefeierte deutsche Romandichter, beging gestern in seinem Heim zu Berlin seinen achtzigsten Geburtstag. * Schwimmfähigkeit als Bedingung für den Eintritt in das Heer als Einjähriger fordert der Deutsche Schwimmverband (250 Vereine, 30000 Mtglieder). Die Petitions- kommission des Reichstages beschloß, die Ueber- weisung der Bittschrift an den Reichskanzler als Material zu empfehlen. * Frankfurt a.M. Der ehemalige Buch« Halter Gethmann von der Frankfurter Bank, der im August v. I. 58 000 Mk. bei seinem eigenen Hause auf einen gefälschten Scheck erheben ließ, wurde von der hiesigen Straf kammer zu 2^/, Jahren Gefängnis verurteilt. * Das Rodeln in Aachen und Barmen verboten. Infolge der zahlreichen Unglücks» fälle beim Rodeln hat die Polizeiverwaltung von Aachen diesen Sport verboten. Das gleiche Verbot erging in Barmen, nachdem auch dort schwere Unfälle, darunter tödliche, vorgekommen sind. In Caldorf wurde beim Rodeln ein neunjähriger Knabe zwischen den Schlitten und einen Baum eingeklemmt, wo durch ihm der Kopf vollständig vom Rumpf getrennt wurde. * Wien. Im letzten gemeinsamen Ministeriat der beiden Negierungen ist eine völlige Uebereinstimmung über die ferneren Schritte gegen Serbien erzielt worden. Dennoch ist die Kriegserklärung Oesterreichs an Serbien bisher auf Befehl des Kaisers gegen den Willen des Thronfolgers unterblieben. Kaiser Franz Josef hat sich prinzipiell gegen jeden Völkerkrieg am Abend seiner Regierung erklärt. * Konstantinopel. Einer Depesche aus Simas zufolge sind in Kotsch-Hisar durch ein schweres Erdbeben 1500 Häuser zerstört, 37 Menschen getötet und eine große Anzahl ver letzt worden. Die Regierung hat eine Hilfs aktion eingeleitet. * Ein Personenzug stürzte bei Rio Bamba infolge Schienendefcktes einen hundert Fuß hohen Abhang hinunter. 25 Personen wurden getötet, 40 verletzt. Drohende Ausstände. Der Hafenbcfriebsverein Hamburg sen det mit deni Amerikadampfer „Poseidon* 200 Arbeitswillige nach Kiel als Ersatz für dort streikende Kohlenarbeiter. Die Möglichkeit eines Uebergrcifens des Konflikts nach Ham burg ist naheliegend. Zürich. Vor der mechanischen Tischlerei Aschbacher, deren Arbeiter seit Wochen aus ständig sind, fanden am Montag heftige Zu sammenstöße statt, weil der Fabrikbesitzer 30 arbeitswillige Tischler, namentlich au? Berlin, hatte kommen lasten. Die Polizei schützte die Fremden vor den wütenden Ausständigen mit blanker Waffe und verhaftete etwa 20 Per sonen. Es droht infolgedessen ein allgemeiner Holzarbeiter Ausstand. Aus Stadt und Land. Naunhof, 25. Februar 1909. ff Der Februar geht zur Rüste, aber der Winter hält an, er ist hartnäckiger denn je, es scheint, als wolle er den wärmebedürftigen Menschen einen Schabernack spielen Sonst pflegte um diese Zeit der Vorfrühling bei uns einzukehren, Schneeglöckchen läutete mit silbernen Glöckchen den Frühling ein. In diesem Jahre verbirgt es seine Blüten noch tief, tief unlerm Schnee. Bachstelzen kommen schon vom Süden zurück, aber alle die Bolen, die sonst den Früh ling ankündigten, versagen in diesem Jahre. Vorige Woche hatte es den Anschein, als ob „laue Lüfte* erwachen wollten, aber der Wetterbericht meldete: „Strenge Kälte", die denn auch prompt eintraf. Das Thermometer ging auf — 5 Grad in der letzten Nacht zu rück, und gestern stellte sich bei — 4 Grad Schneefall ein. — Naunhof. Die an« Dienstag anbe raumte Generalversammlung der Schutz ge- mein sch ast, welche 8 Tage vorher des ge ringen Besuchs wegen vertagt werden mußte, war diesmal gu» besucht. Der Vorsitzende, Herr Wendler begrüßt kurz nach 9 Uhr die Teilnehmer und gibt die Tagesordnung be kannt, nicht ohne vorher seinen Tadel über die in letzter Zeit bewiesene Jnteresfenlosigkeit auszusprechen. Der erste Punkt, welcher zur Verhandlung kommt, ist die Wahl des Vor sitzenden. Da Herr Wendler diesmal von einer weiteren Annahme dieses Amtes absieht, wählt man Herrn Misch kewitz. Als Schrift führer und Kassierer behalten die Herren Kaufmann Kühne und Kaufmann Reife gerste ihre Aemter, auch Herr Maler Wendt bleibt dem Verein als Geschäftsführer erhalten. Interessant ist der Jahresbericht, welcher von letzterem vorgetragen wird. Danach zählt der Verein gegenwärtig 80 Mitglieder, er ist im letzten Vercinsjahr von 60 auf 80 gestiegen. Von säumigen Zahlern wurden über 500 Mk. eingetrieben, auch wurde eine ganze Anzahl Auskünfte erteilt. Eingehend erwogen wird die Frage der weiteren Mitgliedschaft als Ortsgruppe bei der Leipziger Schutzgemein schaft. Man möchte die Mitglieder von der zwangsweise auferlegten 2jährigen Mitglied schaft von Leipzig befreien. Es sollen dieser- halb Schritte in die Wege geleitet werden, hiervon loszukommen. Eine Anfrage aus der Versammlung, inwieweit denjenigen Personen Auskunft gegeben werden kann, welche aus dem Konsumverein ausscheiden wollen, aber nicht genügend informiert sind, soll dem nächst bekannt gegeben werden. ff Der Fastnachtsball im Königl. Schlöffe zu Dresden nahm einen glänzenden Verlauf. Im Hinblick auf die beginnende Fastenzeit wurde der Ball, dem der König, Prinz und Prinzessin Johann Georg und Prinzessin Mathilde beiwohnten, um 12 Uhr geschlossen. Als Fastnachtsgebäck wurden an den Kondi- toreibüffcttS die üblichen Pfannkuchen verab reicht. Tie Offiziere des Altmärkischen Ulanen regiments Nr. 16 werden an der Königl. Hoftafel teilnehmen. Major v. Wurmb erhielt den AlbrechtSorden I. Klaffe mit der Krone. ff Bezirksausschuß-Sitzung in Grimma im Verhandlungssaale der kgl. Amtshauptmann schaft am Dienstag, den 2. März, von vormit tags Oz12 Uhr a». ff Im Ministerium des Innern fand am 20. d. M. unter dem Vorsitze des Ministerial direktor Geheimrat Dr. Roscher und in Gegen wart der beiden Gewerbeschulinspektoreu Ober- rrgierungSrat Enke-DreSden und Täger-Zwickau eine Besprechung mit den Vorständen und Fachlehrern der unter der Oberaufsicht des Ministeriums des Innern stehenden Fachschulen sächsischer Schmiede-Innungen. Die Aus sprache erstreckte sich auf den Unterrichtsdienst, die weitere Ausgestaltung des Lehrplanes, be sonders in bezug auf Theorie und PrSM des Hufbeschlags, 'auf Wagenbau und landwirt schaftliche Maschinen, die Behandlung des Unterrichts, die stärkere Heranziehung der prak» tischen Arbeit, Lehrmittel, Disziplin u. a. m An der Besprechung nahmen teil die Vertreter der Schmiede-JanungSfachschulen zu Großen hain, Meißen, Dresden, Frankenberg, Glauchau und Zittau, sowie Herr Professor Dr. Lungwitz von der Tierärztlichen Hochschule in Dresden. ff JugendgerichtSreform. Unsere gesetz gebenden Körperschaften sind mit der Umge staltung des Strafgesetzbuches und der Straf prozeßordnung befaßt. Dabei ist Vie Frage der Behandlung der kriminell gewordenen Jugend diejenige, welche allen vorangestellt zu werden verdient. Alle Volksschichten und Berufskreise sind an deren Lösung gleichmäßig interessiert. Handelt es sich doch darum, dem deutschen Volke einen Weg zu gewinnen, auf dem durch Erziehung und nicht durch Kriminal strafe und deren Vollstreckung weitere Ent artung der vom rechten Wege abgekommenen Jugend entgegengearbeilet werden kann. Mehr und mehr wächst allenthalben die Erkenntnis, daß die Jugendfürsorge das Feld ist, welches großer Arbeit bedarf und reiche Ernte ver spricht. Es erscheint daher dringend geboten, die Tragweite der erwähnten Bestrebungen sich zu vergegenwärtigen, zu den neuerlichen Vor schlägen der Reichsregierung Stellung zu nehmen und sie bei dieser verantwortungsvollen Reform tatkräftig zu unterstützen. ff Die diesjährigen Stuteumusterungen und Fohlenschauen sollen für die Zuchtgebiete Grethen am 21. April von Nachmittag 2 Uhr ab, Sommerfeld am 22. April von nachmittag V,2 Uhr ab, Jmnitz am23. April von vormittag 9 Uhr ab stattfinden. An allen drei Tagen findet im Anschlusse eine Prämiie rung der 3- und 4jährigen selbstgezogenen Stuten statt. Am 21. und 23. April werden in Grethen und Jmnitz die unter Zuchtbeding- ungen erkauften Zuchtstuten und am 22. April in Sommerfeld die älteren Zuchtstuten mit mindestens drei Nachkomme» prämiiert werden. ff Neuerung im deutschen Schlaf wagenverkehr. Im Schlafwagenverkehr ist eine Neuerung in Kraft gesetzt worden, die den billigen Wünschen der Reisenden entspricht. Die beschränkte Zahl der Plätze, die im Schlaf wagen zur Verfügung stehen, nötigt die Reisen den, die Betten vorher zu belegen. Häufig treten nun Umstände ein, die dazu nötigen, den Reiseplan zu ändern. In die Bestimm ungen über den Schlafwagenverkehr auf den deutschen Bahnen ist deshalb für diese Fäll« folgende Ergänzung ausgenommen' worden: Die Vorverkaufsstellen sind verpflichtet, die bei ihnen g«lösten Bettkarten gegen Erstattung des gezahlten Preises ausschließlich der Vorver- merksgebühr zurückzunehmen, wenn der Antrag auf Rücknahme spätestens vier Stünden vor Schluß des Vorverkaufs für den Zug gestellt wird, zu dem die Bettkarte gilt. Ausnahms weise kann einen« innerhalb der letzten vier Stunden vor Schluß der Vorverkaufs gestellten Anträge da»n Folge gegeben werden, wenn der Antragsteller glaubhaft nachweist, daß er die geplante Reise infolge plötzlich einge tretener Umstände hat aufgeben müfsen. — BranbiS. Bei dem Arbeikbr Friedrich- schen Ehepaare, das ihr 7. Söhnchen zu taufen gedenkt, hat Se. Maj. König Friedrich August Patenstelle übernommen und bereits ein Paten geschenk in Höhe von 50 Mk. übersenden lasten. Verschollen. Roman von William Briineck. 23 „Zum zweitenmal?" fragte Kurl überrascht. „Was wollt Fhr damit sagen?" „Das wißt Ihr noch nicht?" erwiderte der Kommissar. „Frei lich, es ist schon lange her, und außer der Polizei wissen es nur einige Leute in Köln. Vor ungefähr dreißig Jahren ist sein er stes Kind, ein Söhnchen, plötzlich verschwunden. Anfangs glaubte man, das zweijährige Kind sei im Rhein ertrunken, weil man sein Hütchen am Ufer im Saude fand, später stellte es sich her aus, daß Zigeuner den Kleinen geraubt hatten, um von den El tern bedeutende Summen zu erpressen." „Nun?" fiel .Kurt ihm ins Wort. „Ja, nun?" fuhr der Kommissar achselzuckend fort. „Der Stadtrat war durch Drohungen so sehr eingeschüchlert worden, daß er nicht wagte, einem Menschen etwas davon zu sagen, und wenn sein Hausfreund, der Doktor Opitz, nicht die An zeige gemacht hätte, würden wir nie ein Wort davon erfahren haben. Als der Doktor seine Anzeige machte, waren schon zehn Jahre seit dem Verschwindendes Kindes verstrichen und unsere Bemühungen blieben fruchtlos, wie dies sich voraussehen ließ. Einmal war ich einem alten Weibe auf der Spur, die früher einer Zigeunerbande angehört hatte. So listig ich die Sache auch anfing, ich brachte nichts aus ihr heraus: entweder wußte das Weib nichts von dem Kinde, oder sie merkte den Braten." Kurt schüttelte erstaunt den Kopf. „Ich finde es doch merk würdig, daß die, welche das Kind raubten, es später nicht ge gen eine gewisse Summe zurückgaben," versetzte er. „Jetzt,nach dem dreißig Jahre darüber verstrichen sind, ist an eine Möglich keit der Auffindung desselben nicht mehr zu denken." „Na," meinte der Kommissar, „so weit ist diese Möglichkeit nicht wegzuwerfen: ich habe Fälle erlebt, daß ein verschollener Mensch im späten Atter den Seinigen plötzlich wiedergegebeir worden sei." Durch Belichtung dieser Fälle, die er in seiner Weise aus- tchmückte, wußte er seinem Reisegefährten die Zeit angenehm zu verkürzen, und als dieser dein« Einbruch der Nacht sich in seine Ecke zurücklegte, um die müden Augen zu schließen, mußte er sich gestehen, daß der Konimissar, trotz seiner zurückstoßen den Physiognomie, ein angenehmer, unterhaltender Gesellschaf ter war. * * * . Am Abend des folgenden Tages tarnen sie am Ziel ihrer i Reise an. Das Herz des jnngen Mannes pochte stürmisch, als er in die niedrige Dorfschenke trat, in der er den Maler finden sollte. Eben wollte er den kleinen, hageren Wirt, der mit ver schränkten Armen am Herde stand, und einen lauernden Blick auf die Eintretenden schoß, ansprechen, als der Kommissar ihn unsanftaus die Seite schob und mit einem leichten, kaum bemerk baren Augenzwinkern an den Wirt die Frage richtete, ob er für sich und seinen Reisegesährten ein Zimmer für die Nacht haben könne. „Attes besetzt!" lautete die trockene, von einein Achselzucken begleitete Antwort. „Müßt Euch nach einer anderen Herberge umsehen." „Alles besetzt?" wiederholte der Kommissar barsch. „Herr, Ihr wißt wohl nicht, daß wir in Geschäften hier sind?" Der Wirt schien aufmerksam werden. Er maß den Spre chenden mit einem prüfenden Bttck von der Fußsohle bis zum Scheite! und richtete dann wieder seine grünen Augen auf den jungen Mann. „Ich sagte Euch die Wahrheit," gab er nach einer Pause dem ungeduldig Harrenden zur Antwort, „in meinem Hause befinde! sich nur ein Fremdenzimmer und dieses hat ein Ma ler irr Besitz genommen. Wollt Ihr mit einer kleinen Kammer, welche an die Wirtsstube stößt, vorlieb nehmen, steht sie Euch zu Diensten." „Na, das war vernünftig geredet," entgegnete der Kom missar. „Zeigt uns das Kabinett und tragt für ein gutes Abend essen Sorge." Der Wirt zeigte auf eine Türe, die sich am Ende des Gan ges befand, in welchem dieses Gespräch geführt worden war, warf einen scheelen Seitenblick auf den jungen Mann, der, wie es schien, seinen Argwohn rege gemacht hatte, und ging, als der Kommissar die angewiesene Tür öffnete und die beiden einttaten, in die Gchenkstube, um seine Gäste zu bediene». „Da wären wir also," hob Kurt an, als er sich mit dem Kommissar in den« kleinen niedrigen Zimmer befand. „Nun seid so gut und sagt mir, warum Ihr mich nicht zu Worte kom men ließt." „Saht Ihr denn nicht sofort, daß der Wirt ein Schuft ist?" flüsterte er. „Ihr wolltet in gut deutscher Manier initder Türe ins Haus fallen, wenn ich nicht dazwischen getreten wäre, hattet Ihr von vornherein alles verdorben. Hütet Euch vor ihm; wir befinden uns in einem Dorfe, welches längst im Verdacht steht, den Schmugaelhandel zu begünstigen. Die Physiognomie des Wirts, seine Art, Freinde zu emp fangen, sowie die lauernden Blicke, die er stets auf Euch warf, weckten augenblicklich den Verdacht in mir, daß wir »ins in einer Gaunerherberge befänden. Ich bin überzeugt, errät er den Zweck unserer Hierherkunft, geht er in der nächsten Minute zum Freiherrn. Deshalb Vorsicht ; bis jetzt vermutet er Schmuggler in uns, und in diesem Glauben, den ich durch dunkele zwei deutige Worte und vertrauliche Blicke in ihm rege gemacht habe, müssenwir ihn bestärken. Also, nehmt Euch zusammen?" Kurt mußte die Gründedes Kommissars anerkennen. Wäh rend dieser den Wirt rief, rückte der junge Mann einen Stuhl an den Ofen, und wandte, auf demselben Platz nehmend, sein Gesicht der Wand zu, um es den lauernden Blicken des Ein tretenden zu entziehen. Der Kommissar forderte eine Flasche Rum und erkundigte sich, als der mürrische Wirt diese brachte und gleichzeitig das Abendessen auftrug, in gleichgültigem Tone nach dem Maler, der das Fremdenziminer bezogen habe, wie lange derselbe hier sei, womit er sich beschäftige und ob man mit ihm Bekannt schaft anknüpfen könne. Der Wirt zuckte die Achseln. „Wollt Jhr'S mit ihm versu chen," entgegnete er, „ich habe nichts dagegen. So weit ich ihn kennen gelernt habe, ist er ein einsilbiger, hochnäsiger Mensch, der hierher gekommen ist, um unsere Gegend abzuzeichnen. In der Unterhaltung ist er nicht viel wert, er hat seine eigenen Ideen und wenn man ihm durch die Rede fährt, kann er fuchs- wild werden." „Na, laßt ihn nur kommen," versetzte der Kommissar, „ich verstehe mich auf die Menschen und werde mit ihm schon fertia werden." Der Wirt ging hinaus 152.20 Industrie und Unfälle Betroffenen
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