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Nachrichten für Naunhof und Umgegend : 21.08.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-08-21
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787861864-192108213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787861864-19210821
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787861864-19210821
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungNachrichten für Naunhof und Umgegend
- Jahr1921
- Monat1921-08
- Tag1921-08-21
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I«n daß Der «ohlensteuer -u. Die Kohle soll jedoch nicht über den Weltmarktpreis steigen, und die Steuer soll beweglich gehalten werden. Bekanntlich ist eine Erhöhung der Kohlensteuer von 20 auf 30 Prozent beabsichtigt unter gleichzeitiger Ermächtigung des Reichsfinanzministers, den Satz auf 2S Prozent zu ermäßigen. Der Ausschuß wünschte, daß dann die untere Grenze nicht bet 25 Pro zent stehen bleiben, sondern gegebenenfalls noch weiter herabgesetzt oder bei Angleichung des Inlandspreises an den Weltmarktpreis ganz fortfallen soll. Die Ermäch tigung des Finanzministers zur Ermäßigung des Steuer satzes wurde abgelehnt, vielmehr sollen dazu der Reichs rat, der Reichswirtschaftsrat und der Reichskohlenrat ge hört werden. Nie Verlängerung per Polizeistunde. Allgemeine Grundsätze der Reichsregterung. Der Reichsrat, der jetzt nach längerer Pause seine Sitzungen wieder ausgenommen hat und eine Anzahl kleinerer Vorlagen erledigte, hat sich auch mit der Frage der neuen Polizeistunde beschäftigt. Ein Vertreter der Regierung erklärte es als besonders wünschenswert, daß bei der Festsetzung der Polizeistunde nach einheit lichen Grundsätzen verfahren wird. Did Auf hebung der bisherigen Einschränkungen soll bekanntlich vom 1. September ab erfolgen. In einem Rundschreiben an die Länder hat das Ministerium folgende Grundsätze aufgestellt: Alle Gast- und Schankwirtschaften und Cafts sind grundsätzlich um 12 Uhr zu schließen, Sonnabends um 1 Uhr. Für gewisse Bezirke, nament lich für Großstädte und Badeorte, könnte bei nachgewiesenem dringenden Bedürfnis die Polizeistunde durchweg bis 1 Uhr verlängert werden. In einzelnen Ausnahmefällen, die besonders geartet sind, namentlich bei Wohltätigkeitsveranstaltungen und vater ländischen Veranstaltungen sowie nächtlichen Versamm lungen von Berufen, die sich tagsüber nicht versammeln können, sollen die Polizeibehörden Ausnahmen, jedoch nicht über 2 Uhr h i n a u s gewähren können. Für Theater und sonstige künstlerische Veranstaltungen er scheine die Verlängerung über 12 Uhr hinaus nicht ge boten. Das Reichskabinett habe zuMtimmt, weil eben die Beschränkung der Polizeistunde nicht mehr zu halten sei. -st Ende des Notgeldes. Die Reichsregierung hat an die Länder ein Schreiben gerichtet, mit dem Ersuchen, in Zukunft die Ausprägung und das Drucken von Notgeld durch die Kandels kammern, Gemeinden usw. zu verhindern und dafür zu sorg«, ' ' das noch vorhanden« Notgeld möglichst eingeschränkt wird. . Reichsregterung ist es gelungen, die Ausprägungsordeit der Münz- stätten außerordentlich zu steigern, so daß die Äteingeldnot bereits erheblich nachgelassen hat. Durch weitere Ausprägungen hofft man, sie bald ganz beheben zu können. — Wurzen. Auf dem Gelände der früheren Militärschießstände im Walde von Altenbach fand in Gegenwart der Behörden und zahlreicher anderer Personen die feierliche Einweihung der von der Stadt Wurzen mit einem Auswande von 202000 Mk. errichteten Walderholungsstätt« statt. — Leipzig. Sowjet-Ruhland auf der Leipziger Messe. Die beabsichtigte deutsche Hilfsaktion für Rußland hat bas Volkskommissariat für Gesundheitswesen in Moskau veranlaßt, eine Geschäftsstelle auf der Leipziger Kygtenemesse (28. 8. bis 3. S.) ein- zurichten. Für die deutsche Industrie dürften sich daraus erhebliche Aufträge für die hygienischen Artikel ergeben. — Döbeln. Der Stadtrat in Döbeln hat gegen die vom Be- zirksverband geplante Einführung einer Bezirksoergnügungssteuer Widerspruch erhoben. — Meißen. Tagung der Jünglingsvereine. Die evang.-luth. Männer- und Jünalingsoereine Sachsens halten hier am 3. und 4. September ihr erstes Bundessest mit Sport- und Schwimmwett- Kämpfen ab. — Lößnitz. Schwindler. In den letzten Tagen trat hier und in -er Umgebung ein Schwindler auf, der Familien aufsuchte unü Kohlen den Zentner für zehn Mark andot. Die Kohlen sollten mittel« Kraftwagen eintrefsen. Das Geld ließ er sich im voraus geben. Eine große Anzahl Personen ist aus diesen plumpen Schwindel hereingesallen. Sie warten noch heute auf die Kohlen. — Meerane. Schon sett langer Zelt kommt ein 73jähriger Kolzwarenhändler mit seinen Waren nach hier. Seinen eigentlichen Wohnsitz hat er in einem altendurgischen Ort, von wo aus ihm die Waren nachgesandt werden, da er wochenlang sein Geschäft in Meerane betreibt. Letztere Tage erhielt er nun wieder eine Sendung Lettern, die Fracht kostete 25 Mark; unter diesen Lettern befanden Professor Wohlgemuths, bem Bund«slieüerm«ist<r d. Leipziger Gau-S.-B., persönlicher Leitung den hiesigen Gesangvereins« einen j Besuch ab. Die Gäste werben von Mitgliedern -es Männer- ' gefangveretaes und Doppelauartette» vom Bahnhof in , Beucha abgehylt. Im Walde findet ein Picknick statt. Nach dem ! Mittagessen in Naunhof wandern die Vereine zusammen nach der Mühl« Lindhardt, wo sie di« Bruderveretne aus Köhra und Grobsteinberg treffen, hier dürfte sich der Nachmittag zu einer großen gesanglichen Kundgebung gestalten. Gegen Abend vereinigen sich die Sänger zu einem kleinen Kommers auf dem Marktplätze bez. Rathaussaale in Naunhof. Möge den Leipziger Sanges brüdern das Wetter günstig sein, daß sie im Kreise ihrer Naunhofer Eangesfreunde einige fröhliche Stunden verüben können. I — Naunhof. Mit den verschiedensten sportlichen Beranstaltungen tritt morgen Sonntag die .Freie Turnerschast Naunhofs' ! vor die Oeffentlichkeit, sie verbindxt damit ihr 9. Stiftungsfest. - Schon frühzeitig beginnen die Wettspiele, das Programm besagt, daß sie bereits früh '/,7 Uhr auf dem Sportplatz der Schlotzmühle ihren , Anfang nehmen. Der Festzug wird sich etwa zwischen 2 und 3 Uhr durch die Straßen der Stadt bewegen, diesem schließt sich das ! Schauturnen und später ein Ball an. Das voraussichtlich schöne Wetter dürfte dem Feste die richtige Weihe und Stimmung geben. — Naunhofer Bürger-Ausschuß (Bürgerral). Di« kommenden Wahlen wersen ihre Schalten voraus und rufen die politischen Parteien aus den Plan, Keerschau zu halten über ihre An hänger, die Rüstung zu vervollständigen, den Kampsschatz zu Wen und den Schlachtplon zu besprechen; kurz, um die DorberÄlungen zu einem stegreichen Bestehen des Kampfes zu treffen. Und ein heißer Wahlkampf kann uns unier Umständen in den nächsten Monaten beoorstehen. Zunächst ist der Elternrat neu zu wählen, doch wird man sich hier vielleicht mit den Gegnern verständigen und eine ge- ! meinschaftliche Liste aufstellen, da die Wahl nur für ein halbes Jahr gilt; ein Wahlkampf also wenig praktischen Zweck hätte. Neuwahlen für den sächsischen Landtag und den Reichstag find zwar noch nicht ausgeschrieben, aber bei der Zusammensetzung der beiden Körper schaften, den ständig wechselnden Mehrheiten und den dadurch her- vorgerusenen Reibvngspunkten, rechnet man vielfach mit Neuwahlen in diesem Kerbst. Gegen Ende des Jahres hat die Einwohnerschaft weiter über die neue Zusammensetzung des Stadtparlamenies zu ent scheiden und hier liegt dos hauptsächlichste Arbeitsgebiet des Bürger- ausschufses oder Bürgerrates (ohne .Rat' gehts nun mal nicht, wenn man heutzutage etwas bedeuten will), unseres größten Naun hofer bürgerlichen Vereins. Nebenbei bemerkt: der kürzlich wieder ins Leden gerufene .Dürgerverein' ist ein selbständiger Verein und i hat mit dem Bürger-Ausschuß nichts gemein als die Mitglieder. Wenigstens hofft der Bürger-Ausschuß, daß die Mitglieder aller anderen Vereine auch ihm angehören, damit er sich wie früher mit Recht als die berufene und maßgebendste Vertretung der Anhänger der bürgerlichen Weltanschauung in Naunhof bezeichnen kann. Näheres über die Tätigkeit des Bürger-Ausschusses demnächst. -j- Sächsisches Roles Kreuz. Wie in allen Bundesstaaten des Reiches, so haben sich auch in Sachsen der Landes(männer)verein vom Roten Kreuz und der Landesfrouenverein (Albertoerein) unter Wahrung ihrer Selbstständigkeit zwecks engeren Zusammenardeitens jetzt zu einem Verein dem .Sächsischen Roten Kreuz' zusammen geschlossen. Gleichzeitig gehören beide Vereine dem Deuischen Roten Kreuz an, in das sie je 4 Mitglieder abordnen. Die Geschäfte des bisherigen .Landesausschuffes der Vereine vom Roten Kreuz in Sachsen' find, nachdem der Eintrag des .Sächsischen Roten Kreuzes' , in das Dereinsregister des Amtsgerichts Dresden erfolgt ist, in vollem Umfange auf dieses übergegangen. Das Rote Kreuz steht vor einer umfassenden Frtedenstättgkett, die nach Artikel 25 der Völkerbund- akie zur Aufgabe hat, .die Verbesserung der Gesundheit, die Vor beugung gegenüber Krankheiten und die Linderung der Leiden der Welt.' Auch das Sächsische Rote Kreuz will zur Lösung dieser großen Friedensaufgabe nach feinen Kräften bettragen. E» hofft, unterstützt von der Opserwilltakeit des sächsischen Volkes, die während des Krieges sich so glänzend bewährt hat, auch den neuen Aufgaben gerecht zu werden, um so zu seinem Teile beitragen zu können zum Wiederaufbau unseres armen zusammengebrochenen Volkes. -s- ReOenfälle und Kartoffelernte. Als der Regen Ende voriger Woche einsetzte, glaubten selbst die Landwirte, daß er für Lie gute Entwicklung der Kerbstkartoffeln zu spät komme, da die Kartoffel felder geradezu trostlos aussayen. Durch den jetzt tagelangen Regen ist eine große Erfrischung der ganzen Natur und besonders der Kar- toffelfelder eingetreten. Selbst bisher gelbliche Felder find zum Teil wieder frisch und grün geworden. Da nach fachmännischem Urteil der Monat August der eigentliche Entwicklungsmonat der Kartoffel- Knollen ist, wird hoffentlich die befürchtete Mißernte nicht eintreten. Man wird jedenfalls gut tun, Alarmnachrichten von einer aus- gesprochenen Kartoffelmißernte in allen Gegenden, die zumeist auf nichts anderes Hinzielen, als die Kartoffelpresse in die Köhe zu treiben, einstweilen mit großem Mißtrauen zu begegnen. -s- Keine Slreckungsmlllel mehr bei Brol erlaubt! Der Reichs- «rnährungsminister hat angeordnet, daß vom 16. August ab alle Streckungsmittel bei der Brotberettung sortsallen müssen, um das Kortenbrot in einwandfreier Beschaffenheit zu backen. Zuwiderhand- lungen werden bestraft. Auch darf Kartenmehl nicht in markenfreiem Brot verbacken werden. -j- Me Preise für Frischfische find seit Anfang dieses Monats infolge verstärkter Zufuhren und der seit dem 15. Juni verbesserten Tarisbestimmungen wett unter die Preise von Ansang Juni herunter- aegongen. Unter der Voraussetzung einer hinlänglichen Äohlenzufuhr für die Fischdampser kann mit einer günstigen Fischversorgung auch weiterhin gerechnet werden. Die Senkung der Preise findet aber in der Rentabilität der Ftschereibetriebe ihr« natürliche Grenze, die durch die hohen Betriedsunkosten sehr eng gezogen wird. -j- Wie der .Sächsische Zettungsdienst" von sehr gut unterrichteter Seite erfährt, sind fast sämtliche von sächsischen Sonbergerichlen Verurteilten begnadigt und nur noch eine ganz geringe Zahl zur Nachprüfung des Urteils zurückbehalten worden. . PEche Rundschau. - Deutsches Reich. Deutsche- Bekenntnis der Welfenpartet. Die Welfenpartet hat, betreffs deS etwaigen Ver langens nach Bildung eines besonderen StaateS Han nover, eine EMrung beschlossen, in der es heißt: .Jedem deutschen.Manne krampft sich heute das Herz beim tröst- losen Anblick auf die gestürzte Herrlichkeit alles dessen, was ihm heilig war und hehr. Jeder fühlt nur eins: helfen, aufrichtens Es liegt in der menschlichen Natur, daß die gewollten Wege verschieden sind. Es sollte aber allen, auch dem Verblendetsten, nach dem furchtbaren Zu sammenbruch klar sein, daß anders denken und wollen noch nicht schlechter denken und wollen heißt, daß das Ziel aller Deutschen das gleiche ist: Das geliebte, größere, freiere deutsche Vaterland! Das ist unser Ziel, und all unser Denken, Wollen, Handeln ist nur ein Teil des Strebens dorthin. Ihm ist alles, aber auch alles unterzuordnen!' Keine Abfaübestrebungen Helgolands. Im englischen Unterhause fragte der Abgeordnete Str Frederick Hall, ob die „Eingeborenen' von Helgoland eine Note an die Regierung gesandt und gebeten hätten, daß ihrer Insel Selbstverwaltung gegeben werden möchte. Der Fragesteller wünschte ferner zu wissen, ob die Regie rung die Angelegenheit dem Völkerbund übertragen wolle. Harmsworth erwiderte, er habe keine Kenntnis von dem angeblichen Memorandum. Neue Gesetzesvorlagen. Es ist nunmehr so gut wie sicher, daß mit einem Zu sammentritt des Reichstags zum 6. September, wie ursprünglich geplant, kaum mehr zu rechnen ist. Der neue Termin ist jedoch noch nicht bekannt. Außer den großen Steuergesetzen werden dem Reichstag auch eine ganze Reihe anderer neuer Gesetzesvorlagen zugehen, besonders die Vorlagen über das Arbeits recht, so n. a. über die Arbeitslosigkeit, Nachtarbeit der Frauen, Kinder arbeit usw. Abgeordneter Burlage -ft. - " ' Der zweite Vorsitzende der Zentrumsfraktion des Reichstags, Abgeordneter Burlage, ist in Berlin gestorben. Durch seinen Tod erleidet das Zentrum aufs neue einen schweren Verlust, nachdem es erst vor wenigen Wochen den 1. Vorsitzenden der Reichstagsfraktion, den Abge ordneten Trimborn, verloren hatte. Burlage war 1857 im Oldenburgischen geboren und war nach mehrjähriger richterlicher Tätigkeit in Oldenburg seit 1907 Reichsge richtsrat in Leipzig. (Spanien. X Geld und Freiwillige für den Marottofeldzug. Der spanische Finanzmtnister verlangt einen außerordentlichen Kredit von 119 Millionen Pesetas für den Feldzug in MaroNo. Die Angelegenheit wird den Cortes unter breitet werden. — Im Hafen von Melilla sind 4 englische Schiffe mit Kriegsmaterial angekommen. Eine aufrühre rische Bewegung macht sich jetzt auch beim Stamm Me- zaud bemerkbar. Eine Schwadron Kavallerie ist abge gangen, um die Aufständischen zu entwaffnen. Vor dem spanischen Konsulat in London, wo jetzt Freiwillige für Melilla geworben werden, fanden sich einige Tausend Per sonen ein, die zur spanischen Fremdenlegion gehen wollen. Sie behinderten den Verkehr und überwältigten das Konsulatspersonal. Die Polizei trieb die Menge aus einander. Stus In- und Ausland. Berlin. Von 42 Zuchthausstrafen, die das Sondergericht in Naumburg wegen Beteiligung am mitteldeutschen Aufruhr verhängt hatte, hat der Reichspräsident nicht weniger als 40 in Gefängnisstrafen umgewandelt und die Strafdauer auf die Hälfte oder ein Drittel herabgesetzt. Lübeck. Der Reichsverband der deutschen landwirtschaft lichen Genossenschaften, dem in 27 Landes- und Provinzialver bänden mehr als 22 000 landwirtschaftliche Genossenschaften angehören, hält Ende August in Lübeck seine Jahrestagung ab. Koblenz. Die Stadt Koblenz hat für Aufwendungen an Besatzungskosten bis jetzt bereits 93 Millionen Mark ausge geben. Genf. David Henderson, der Generaldirektor des Bundes der Roten-Kreuz-Vereinig»mgen, ist gestorben. Der Beginn Ler Gteuerberatung. Die ersten Entwürfe vor dem Reichswirtschaftsrat. Die neuen Steuerentwürfe der Regierung müssen, nachdem sie kürzlich im Kabinett fertiggestellt und ver- öffentlicht wurden, bekanntlich erst durch den Reichsrat und den Reichswirtschaftsrat gehen, ehe sie dem Reichs tag zur Beratung und Beschlußfassung vorgelegt werden. Der Reichswirtschaftsrat hat nur beratende Stimme, aber da er sich aus besonders sachverständigen Kreisen zusam- mensetzt, so ist schon seine Stellungnahme für das weitere Schicksal der Steuerentwürfe von großer Bedeutung. Der Reparationsausschuß des Reichswirtschafts rates hat jetzt die Besprechung der ersten Entwürfe be gonnen und sich zunächst mit der Erhöhung einzelner Ver brauchssteuern (Leuchtmittelsteuer, Zündwarensteuer, Bter- steuer, Mineralwassersteuer, Tabaksteuer) beschäftigt. Bekanntlich sollen die Steuersätze für Leuchtmittel auf das Vierfache, Zündwaren und Mineralwässer auf das Doppelte» Biere auf das Vierfache erhöht und die Er mäßigung der Tabaksteuersätze beseitigt werden. Da sich die Befürchtung, daß sich die Kosten bei der Erhebung dieser ^Steuern zu hoch stellen würden, als unbegründet erwies (bei einem Ertrag von 60 Millionen werden sie etwa 6 Millionen betragen), so war der Ausschuß mit Viesen Vorlagen einverstanden, weil die Mehrbelastung der Industrie erträglich erscheine, empfahl aber der Regie rung Erwägung der grundsätzlichen Frage, wie die Ver anlagung, Verwaltung und Erhebung der kleinen Steuern vereinfacht werden könnte. Die Zündwarensteuervorlage fand gleichfalls die Zustimmung des Ausschusses. Bei -der Biersteuer wollten die Sachverständigen nur eine Verdoppelung zugestehen. Der Ausschuß nahm aber die von der Regierung geforderte Vervierfachung an. Auch der Mineralwassersteuervorlage wurde züge- stimmt. Die Tabaksteuervorlage wurde als Ganzes abgelehnt. Zigarren und Zigaretten sind bereits so stark belastet, daß eine weitere Erhöhung der Steuer sätze nicht mehr tragbar erscheint. Mit der Einfügung einer neuen Steuerstufe für feinaeschnittentzst Tabak, der Festsetzung des Steuersatzes für Pfeifentabak und mit den vorgeschlagenen Sätzen für Kau- und Schnupftabak er klärte sich der Ausschuß einverstanden. Dann stimmte der Ausschuß auch der abgcänderten SScklllcke unä bokale Mitteilungen. Aauuhok, den 20. August 1921. Mcr'blnt« inr den LI. und SL. August. Sonnenau g.mg 4" (4^) II Mcndauigang 8°° N. l8" N.) Sonnenuntergang 7 ' (7'") Monduntergang 7'«V. l8"B^ Auurft 1838 Dichter Adalbert v. Chamisso gest. — ! IRE SchlNMellel Heinrich Bultdaupt gest. 22. August. 1850 Dichter Nikolaus Lenau gest. — 1919 ! Ausrulung der montenegrinischen Republik. ! Lü St. Bartholomäus (24. August) gilt seit uralten ! ZcUen im Aberglauben der Völker als der Tag, der die I Entscheidung über das Hecbstwetter bringt. Ist das ! Welter schön, wird ein schöner Herbst und ein gutes i Weinjahr; wie es an St. Bartholomäi wittert, soll es j den ganzen Herbst durch wittern. In Tirol sagen die > Bauern: „Um Bartimä schaut der Schnee übers Joch her', bleibt der Schnee liegen» dann sei das Ende des Sommers da. In England gilt dieser Tag als der Zeit punkt, an dem der gefürchtete kalte Tau einsetzt. Auch in diesem kirchlichen Gedenktag mischt sich, wie bei so vielen anderen, die christliche Anschauung mit heidnischen Überlieferungen. So soll, nach f^ußischen Sagen, an diesem Tag der wilde Jäger sein Unwesen treiben. Man mahnt in Mitteldeutschland die Säumigen, den Flachs einzubringen, denn sonst käme „Frau Harken, ihn zu ver nichten.' Auch das Winterkorn muß bis zu St. Bartho- lomai eingefahren sein, sonst werde es verderben. Aus einigen Mpen der Schweiz wagt man in der Bartholo mäusnacht der wilden Jagd wegen kein Vieh im Freien zu lassen. Der heilige Bartholomäus ist an die Stelle Wotans getreten; auf seinen Ehrentag sind einzelne Züge des großen Festes übertragen worden, das in vorchrist licher Zeit den Schluß des Sommers und der Ernte ver sinnbildlichte. In Schwaben benutzt man denn auch den Ehrentag des Heiligen, um das Erntefest zu feiern. An diesem Tage soll die Haupterntearbeit getan sein, sonst wird sie gestört durch Kälte und Regen. LI Der Steuerabzug. Bon jetzt ab können die für minderjährige Kinder beim Steuerabzug vorgesehenen Er mäßigungen auf Antrag auch für sonstige mittellose An gehörige, die vom Steuerpflichtigen unterhalten werden, gewährt werden, über den Antrag entscheidet das Finanz amt des Arbeitnehmers, das diesem im Bewilligungsfalle eine Bescheinigung über die zulässige weitere Ermäßigung ausstellt. Nur auf diese hin darf der Arbeitgeber den weiteren Betrag von je 6 Mark täglich oder 36 Mack wöchentlich oder 150 Mark monatlich abzugsfrei lassen. (Der Steuerabzug ermäßigt sich also um 0,60 Mark oder 3,60 Mark oder 15 Mark.) Wochenschau. Naunhof zwischen zwei Turnfesten! Voriger Sonntag, dieser Sonntag! Zwei Marksteine in Naunhofs turnerischem Leben. So lautet ja wohl der übliche Berichterslatterstil. Jeder der feiernden Vereine hat seine getreu« Anhängerschaft, und die Zuschauer vom vorigen Sonntag waren so befriedigt und erfreut, wie es vermutlich die von morgen auch sein werden. Di« Hauptsache ist, daß der völkerstärkenden Sache der Turnerei damit gedient ist. Unser Volk braucht Kraft, denn wir stehen erst am Anfang der schwersten Zeit, die jemals einer Nation beschieden gewesen Ist. Um die geistigen Kräfte, die uns für die Zukunft so nützlich wären, brauchen wir an scheinend weniger besorgt zu sein, denn wenn man in der Eisenbahn oder am Biertisch alle die weisen Lösungen verkünden hört, dann tragt man sich nur erstaunt, welche oettchenhaste Bescheidenheit alle die geheimen Staatsmänner davon adhält, ihr unsehlbares Wissen unserer bedrängten Regierung zur Verfügung zu stellen. Wer weiß, welche Größe in Naunhof noch unerkannt wandelt? Vielleicht poltert der geflickte Hosenboden eines künstigen Ministers gerade gegenwärtig unsere Schulbänke? Wer kann das wissen? Wenn der Bengel auch jetzt eher nach dem Gegenteil ausfieht, das tut nichts, ich habe aus den krummbeinigsten Jungen die schönsten himmelblauen Sarde- retter werden sehen. ... Ein Reiterbild bot ja auch die feierlich« Einholung der Glocken durch die Albrechtshainer Gemeinde, das noch durch die geschmückte Mädchenschar an Eindruck gewann. Wir beglückwünschen die Nachbargemeind« zu ihrer Glockenweih«. Die Gemeinde steht in der Wtederbeschaffung eines vollen Geläuts vielen größeren voran. Freiwillig« Spenden Haden dazu verholfen. ... Ja jo, die guten Landwirte find wohl auch in der Lage, einmal die Spendierhosen anzuztehen. ff. 6. v. — Naunhof. Morgen Sonntag, den 21. August, stattet die Gohltser Abteilung dcs Leipziger Männerchores unter Herrn
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