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Nachrichten für Naunhof und Umgegend : 07.01.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-01-07
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787861864-192601076
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787861864-19260107
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787861864-19260107
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungNachrichten für Naunhof und Umgegend
- Jahr1926
- Monat1926-01
- Tag1926-01-07
- Monat1926-01
- Jahr1926
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wirtschaftlichen Wiederaufbau der Türkei angeboten hat. Dieses Angebot ist an die Voraussetzung geknüpft, daß die Angoraregierung den Völkerbundentscheid Vorbehalt- los annimmt. Erleichterungen derRotstandsarbeiten. Bereitstellung von öffentlichen Mitteln. Im Anschluß an Vorbesprechungen mit dem preußi schen Wohlfahrtsmiuisterium wurden im Reichsarbeits ministerium mit den Vertretern der Landesregierungen die Erleichterungen beraten, die für die Durch führung öffentlicher Notstandsarbeiten in den Bezirken gewährt werden sollen, die unter besonders großer Er werbslosigkeit leiden. Allgemeine Übereinstimmung be- stand darüber, daß die zur Bekämpfung der Arbeitslosig keit bestimmten öffentlichen Mittel bei der großen Not der Erwerbslosen in möglichst entgegenkommender Weise für Notstandsarbeiten zur Verfügung gestellt werden sollen. Es wurde daher beschlossen, in den not leidenden Bezirken das Ausmaß der Darlehen, die Reich und Länder für Notstandsarbeiten geben, gegenüber der bisherigen Übung beträchtlich, im Höchstfälle bis zu 80 A der Gesamtkosten, zu erhöhen. Ferner soll nötigenfalls der Z i n s s a tz für diese Dar- lehen bis auf 5 N, im besetzten Gebiet in Ausnahmesällen aus 4 N herabgesetzt werden. Auch die Tilgung der Darlehen soll dadurch erleichtert werden, daß der Beginn der Rückzahlungen um ein bis zwei Jahre hinausgeschoben wird. Endlich soll es den Gemeinden, die durch die Für sorge für ausgesteuerte Erwerbslose besonders stark be lastet sind, erleichtert werden, auch Ausgesteuerte zu Not standsarbeiten heranzuziehen. Sie ungarische McherMre. Auch Dinarnoten nachgeahmt. Im weiteren Verlauf der Untersuchung ist auch der Landespolizeichcf Dr. Nadoszy verhaftet worden. Ferner sind noch 20 Personen in Haft genommen worden, die der Beihilfe und Vorschubleistung bei den Frank fälschungen beschuldigt werden. Es handelt sich aber durchweg um kleinere Existenzen, da die Haupträdels führer in den bereits Verhafteten, Prinz Windischgrätz und Dr. Nadoszy, zu suchen sind. Die Verhaftungen sollen auf Grund des Geständnisses des Prinzen Windischgrätz erfolgt sein, der die Mitschuldigen namhaft machte. Aus Paris wird Mitgeteilt, daß auf Grund der Be richte der französischen Vertreter im Auslande bisher für 20 Millionen gefälschte französische Banknoten festgestellt worden sind. Der verhaftete Landespolizeichef soll einen mit falschen Banknoten gefüllten Koffer mit amtlichen Siegeln versehen haben, um ihn so in das Ausland zu bringen. Man spricht davon, daß die falschen Banknoten teilweise im besetzten Gebiet des deutschen Nheinlandes ausgegeben wurden. Frankreich fordert Schadenersatz. Die französische Regierung soll von Ungarn als Ent schädigung für die Fälschungen der französischen 1000- Frank-Noten den Betrag von 8 Millionen Pfund fordern. Auch die Tschechoslowakei soll eine diplomatische Aktion durch Vermittlung des Völkerbundes planen. Gras Albert Apponyi hat an den Londoner „Daily Expreß" ein Telegramm gesandt, in dem er erklärt, die Fälschung ausländischer Banknoten habe nichts mit einer Wiedereinsetzung des Königs Otto auf den Thron zu tun. Die ungarischen Monarchisten erhöben Einspruch gegen den Versuch, sie in Verbindung mit dieser Angelegenheit zu bringen. Unechte Oinarnoten entdeckt. Vor einigen Tagen wurden in Novagradiska in Jugo slawien zwei Personen beobachtet, die, als sie verhaftet werden sollten, entflohen. In ihrem am Bahnhof zurück gelassenen Gepäck wurden über 7000 falsche Tausend- Dinar-Noten gefunden. Nun ist einer der Geldfälscher, ein Mann namens Mato Madunio, in seinem Heimatsort Giskra in Dalmatien verhaftet worden. Der Verhaftete wurde nach Agram eingeliefert. Es wurde festgestellt, daß die gefälschten Tausend-Dinar-Noten allem Anschein nach aus der Werkstätte der ungarischen Franksälscher stammen. Flucht -<s Generals Feng. Unterwegs nach Moskau. General Fengyuhsiang, der am 2. Dezember Tientsin besetzte, teilte in einem Rundtelegramm mit, daß er auf das öffentliche Leben verzichtet, nach dem Auslande geht und die Militärpartei beschwört, den Chef der Exe- mtivmacht Tuanschijui zu unterstützen und für die Bes- srrunadesLandeszu arbeiten. Wie wird man Milliardär? Vom Kuhhirten zum Großindustriellen. Das möchte jeder gern wissen. Besonders jetzt, wo nach Jahresbeginn die dicken Rechnungen kommen! Es gibt ja schöne Bücher über die Kunst, reich zu werden, und im Kino kann man es jeden Tag mit ansehen, wie einer im Handumdrehen aus dem Nichts zum Börsen könig aufsteigt, aber ganz so leicht scheint die Sache doch nicht zu sein, sonst müßte es längst von Millionären wim meln. Aber gelegentlich erfährt man wenigstens, wie an dere es angefangen haben, zu unermeßlichen Reichtümern zu gelangen, ohne es ihnen nachmachen zu können. In Frankreich wird die Öffentlichkeit gegenwärtig durch eine Skandalgeschichte erregt, die auf den ersten Blick nichts Besonderes an sich zu haben scheint. In Lyon ist eines Nachts ein junger Mann, um ein Stell dichein mit seiner Geliebten herbeizusühren, in die Villa vop deren Eltern gedrungen, und ist hierbei in der Dun kelheit auf die Hilferufe seiner zukünftigen Schwieger mutter hin von einem Gärtnerburschen durch einen Schrot schuß schwer verletzt worden. Eine alltägliche Geschichte für den Palizeibericht, wenn sie wirklich so abgespielt hat. Aber die Polizei drang bei ihren Nachforschungen überall auf ablehnendes Schweigen. Die beteiligten Fa- milien scheinen sich das Wort gegeben zu haben, keine Aussagen über den Vorfall zu machen. Sie halten zu sammen, wie es die Polizei sonst bei den abgefeimtesten Verbrechern nicht schlimmer gewöhnt ist, und das ist um so auffallender, als es sich um die vornehmsten Familien der reichen Handelsstadt handelt. Schon der verwundete junge Liebhaber ist ein vielfacher Millionär. Die Familie der jungen Dame aber ist die reichste ganz Frank reichs. die GroßindustriellenfamUie Gillet. In Peking wird angenommen, daß der Marschall auf Grund einer Krankheit seine Stellung ntedergelegt hat. Die chinesische Presse will wissen, daß sich Feng durch die Mongolei nachMoskau begeben habe. Tuanschijui, der Reichsvdrweser, wird sein Amt gleichfalls in diesem Monat niederlegen. . . Annullierung der griechischen Verfassung Eine Kundgebung des Generals Pangalos. Nach einer Meldung aus Athen ist die Verfassung in Griechenland aufgehoben worden, mit Ausnahme des Artikels 1, der bestimmt, daß Griechenland eine Repu blik ist. General Pangalos hat eine Kundgebung an daS ' Boll gerichtet, in der er die Gründe für die Diktatur Im einzelnen erläutert. Vor allem weist er darauf hin, daß einzelne Führer der Oppositionsparteien während des griechisch - bulgarischen Konfliktes dem Böllerbund Material gegen Griechenland in die Hände gespielt haben. Als Programm der Diktatur führt Pangalos die Er- ledigung der Reaktion im Innern, Festigung der Repu blik und den Eintritt des Landes in ein gesundes par lamentarisches Leben an. Pangalos gibt der Hoffnung Ausdruck, daß der überwiegende Teil der Nation ihn auf dem Wege zur Ausführung des Programms unterstützen wird. Oie Trauer um Königin Margherita Beisetzungam 1. JanuarimPantheon. Die Trauerseierlichkeiten für die verstorbene Königin mutter Margherita finden am 11. Januar statt. Die sterb liche Hülle wird im Pantheon beigesetzt werden. Es ist eine sechsmonatige Trauer vom 4. Januar ab anaeordnet worden. ' Die Presse stimmt der Verfügung zu, daß die Königin mutter als erste Königin von Italien im Pantheon bei gesetzt werden soll. Von Rom ist ein reich mitBlumen geschmückter Hofwagen nach Bordighera abge gangen, um den Leichnam einzuholen. Von sämtlichen Staatsoberhäuptern sind Beileidskundgebungen an den König eingetroffen. Aus allen Städten Italiens werden Trauerkundgebungen gemeldet. Sämtliche Geschäfte haben zum Zeichen der Trauer die Rolläden halb herunterge lassen. Alle Haustüren sind nach Landessitte geschlossen. Erdstöße im Rheinland nnd in Westfalen. Panik unter der Kölner Bevölkerung. In vielen Orten des Rheinlandes und Westfalens, so in Koblenz, Euskirchen, Köln, Aachen, Neuß, Düsseldorf, Elberfeld, Ohligs, Mettmann und in Orten in der Nähe von Dortmund wurden Erderschütterungen verspürt. Einzelheiten konn ten noch nicht festgestellt werden. Die Fernsprechämter Dortmunds und der benachbarten Städte werden von Leuten, die Erdstöße wahrgenommen haben, mit Anfragen bestürmt. Auf dem Fernsprechamt in E a st r o p fielen die Bücher aus den Bücherschränken. Eine Meldung aus Köln besagt: Hier wurde in ver schiedenen Stadtteilen ein ziemlich heftiger Erdstoß ver spürt. In einzelnen Straßen sah man Menschen, meist nur flüchtig bekleidet, ins Freie eilen. Auch inFrank - fnrt a. M., Hamburg und in anderen Städten West- ! deutschlands wurde eine Erderschütterung wahrgenommen, die mehrere Sekunden lang dauerte. Oas Hochwasser. Immer noch kritische Lage in Nordwestdcntschland. Die Gewalt des im nordwestlichen Deutschland noch immer unverminderten Hoch-, sers erhellt aus dem un geheuren Umfang, den selbst kleiner Flüsse in den letzten Tagen angenommen haben. Die Ems, die bei- ! spielsweise bei Meppen im normalen Zustand eine Breite von nur 60 Meter besitzt, ist dort jetzt auf mehr als 200 Meter angewachsen. Der Wasserspiegel schneidet mit der § Deichkrone ab. Die Schiffahrt auf dem Dortmund-Ems- Kanal ist gänzlich eingestellt. 25 Millionen Schaden im Rheinland. Der Oberpräsident der Rheinprovinz schilderte bei ! einem Presseempfang die ungeheuren Auswirkungen der s Hochwasserkatastrophe im gesamten Rheinland, die einen Gesamtschaden von schätzungsweise 25 Millionen Mark hervorgerufen habe gegenüber 18 Millionen Mark im , Jahre 1924. Ein weiterer großer Schaden sei durch die j treffliche Organisation der Hochwassermeldestelle der ! Rheinstrombauverwaltung verhindert worden. Nun heiße es für den Staat, wie 1921 und 1924, die durch das Hoch- ! wasser so schwer geschädigte Bevölkerung der Rheinprovinz t zu unterstützen. Schön der Großvater des achtzehnjährigen Fräuleins hat, als er vor einigen Jahren starb, ein Vermögen von nicht weniger als einer Milliarde Frank, sage und schreibe tausend Millionen Frank, wie durch die ge-. richtliche Erbteilung erwiesen ist, an seine Söhne hinter lassen. Und zwar Gold franken, die in glänzend rentierenden industriellen Unternehmungen in allen Erd teilen angelegt sind und daher durch die französische In flation wenig berührt werden. Dieses ungeheure Ver mögen aber ist in weniger als hundert Jahren von der Familie Gillet zusammengebracht worden. Der Urgroß vater, Franz Gillet, war im Jahre 1830 als vollkommen mittelloser Kuhhirt aus den Meeralpen nach Lyon ge kommen, bekleidet mit einer blauen, geflickten Bluse und mit Holzschuhen. Da das Hirtengewerbe seines Vaters die kinderreiche Familie nicht mehr ernährte, suchte er sich Arbeit als Färbereitagelöhner in der aufblühenden In dustriestadt. Er scheute sich vor keiner Arbeit, deshalb hätte ihn jeder Färber gern behalten, aber er zog es vor, von einem Betriebe zum anderen zu wechseln, weil er sich in den Kopf gesetzt hatte, überall die besten Arbeits methoden zu lernen. Trotz des geringen Lohnes von 28 Sous (1,32 M.), der in diesen Färbereien gezahlt wurde, hatte er von der ersten Woche ab begonnen zu sparen. Abends suchte er, ohne mehr als 3 Sous (12 Pf.) auszugeben, die Gesellschaft deutscher und englischer Schiffer, unr deren Sprache zu erlernen. Er heiratete eine Arbeitertochter, die nicht reicher, aber ebenso sparsam und strebsam war wie er; und eines Tages war er so weit, eine kleine, bankerotte Färberwerkstatt auf eigene Rechnung zu übernehmen. Doch konnte er sich gegenüber der großen Konkurrenz nur mit knapper Not halten. Da kam die Wendung. Von einer mit schweren Entbehrun- l gen unternommenen Reise in das rhetnisch-west- sä Nfche Industriegebiet brachte er ein neues, in l Frankreich nock nicht bekanntes Verfahren zum dauerhaften Störungen im Bergbau durch Wassereinbruch. Zwei der Oberharzer Schächte, der Wilhelmschacht und der Ottiliäschacht der Berginspektion Klaustal, haben sehr unter Wasfereinbruch zu leiden. Das Wasser dringt nicht etwa von oben ein, sondern es kommt von unten aus dem Gebirge emporgestiegen. Im Wilhelmschacht sind in 900 Meter Tiefe die Pumpen ersoffen. Im Ottiliä schacht steht die tiefste Sohle unter Wasser. Durch den Regen der letzten Tage hat in den Saar- tz r u b e n das Wasser in den tiefen Sumpfstrecken gewaltig zugenommen. Die Pumpen können bei dem hohen Wasser stand ihre Arbeit nicht mehr bewältigen. In mehreren Gruben mußten die Arbeiten auf der tiefsten Sohle ein gestellt werden. Ein großer Förderausfall ist die Folge. Die Lage in Frankreich. Die Seine ist in Paris wieder, gestiegen, nachdem sie drei Tage lang ein wenig gefallen war. Ebenso ver hält es sich mit der Marne. Da es auch an der oberen Seine und Marne heftig geregnet hat, so haben die da durch entstandenen Flutwellen jetzt Paris erreicht. Die Ais ne fällt seit mehreren Tagen ständig, so daß das Wasser in den überschwemmten Gebieten allmählich zurück geht. Dagegen sind die Oise und deren Nebenfluß, der Therain, dauernd weitergestiegen. Nachdem Compiögne durch Vie Oise zu einem großen Teil unter Wasser gesetzt worden war, hat jetzt das Jndustriestädtchen Ereil, der Endpunkt der Vorortzüge auf der Strecke nach der Stadt Saint Quentin, dasselbe Schicksal erlitten. Alle Geschäfts straßen sind überschwemmt. In etwa zwanzig Fabriken, darunter der bedeutendsten der Gegend, ist ebenfalls das Wasser eingedrungen, so daß sie stillgelegt wurden. Hilfsmaßnahmen für die durch das Hochwasser Geschädigten in Belgien. Der belgische Ministerrat, der sich mit den Über schwemmungen beschäftigte, beschloß, sich an der Zeichnung des nationalen Komitees mit zwei Millionen Frank zu beteiligen. Die Minister zeichneten persönlich 25 000 Frank. Grundsätzlich wurde beschlossen, die notwendigen Kredite für Arbeiten, durch die in Zukunft Überschwemmungen so gut wie möglich vorgebeugt werden soll, vom Parlanrent sofort bei seinem Wiederzusammentritt zu verlangen. Die hauptsächlichsten Arbeiten werden sofort in Angriff ge nommen werden können. Hochwasser und Erdstoß in Lüttich. Ein Fallen des Hochwassers der Maas läßt sich schon beobachten, doch alle Gemeinden am Ufer des Seraing und die unterhalb Lüttich liegenden Ortschaften stehen noch unter Wasser. Es verlautet, daß infolge eines Dammbruches am Seraing Opfer an Menschen leben zu beklagen seien. Während der Nacht spürte man in verschiedenen Vierteln der Stadt einen Erdstoß, der zwei Sekunden dauerte. In den Wohnungen wurden die Möbelstücke etwas erschüttert, die Bewohner verließen die Läuier. Carols Kamps gegen Vratianu. Kopenhagen. Der dänische Journalist Vogholm, der wieder holt mit dem Kronprinzen Carol gesprochen hat, berichtet, die Thronentsagung Carols sei die Folge eines harten Kampfes, den er gegen das Ministerium der beiden Brüder Bratianu, die die wirklichen Herren des Landes seit vielen Jahren seien und die durch die Königin Maria unterstützt würden, geführt habe. Der Prinz sei ein leidenschaftlicher Mensch, doch verstecke sich hinter seinem Temperament ein Mann, der nachdenke und de^ von seinem Lande eine politische und soziale Auffassung habe, die durchaus verschieden von dem jetzigen Regime sei. Er verachte die Brüder Bratianu nicht nur persönlich, er halte sie auch für Rumänien für schädlich und betrachte sich selbst als den Vertreter eines neuen, ganz anderen Rumänien, das unter der Regierung einer nationalen Einheit leben und befähigt sein würde, die natürlichen Reich tümer des Landes nutzbar zu machen. Um diesen Gedanken zum Siege zu führen, habe der Prinz eine große Be wegung pazifistischer Art schaffen wollen, die sich auf die Bauern stützen sollte. Er habe herzliche Beziehungen zur Opposition unterhalten und seine Haltung habe das liberale Kabinett in seiner Einigkeit bedroht. Deshalb habe Bratianu ihn zum Thronverzicht gezwungen. Grippe-Epidemie in Unterfranken. Bisher achtzehn Todesopfer. Ein schweres Unglück ist über die kleine unlerfränkische Gemeinde Waldbrunn hereingebrochen. Dort ver breitet sich unter der Einwohnerschaft epidemieartig eine Magengrippe, von der vornehmlich Männer im blühend sten Alter von 30 bis 45 Jahren befallen sind. In verhält nismäßig kurzer Zeit sind nicht weniger als achtzehn Personen an dieser Krankheit verstorben. Die Zahl der gegenwärtig noch schwerkrank Daniederliegenden beträgt über 30. Auch der 45 Jahre alte Bürgermeister der Gemeinde ist der Epidemie zum Opfer gefallen. Das Un glück wird noch erhöht durch eine unter den Kindern aus gekommene Masernkrankheit. In kurzer Zeit verstorben sechs Kinder im Alter von zwei bis fünf Jahren. Schwarzfärben von Tuchen mit. Das schlug ein, und von diesem Augenblick an begann der sichtbare Aufstieg. Sei nen beiden Söhnen konnte er schon die sorgfältige Erzie hung zuteil werden lassen, die er sich selbst immer ge wünscht hatte. Nachdem sie das Handwerk bei ihm er lernt hatten, schickte er sie auf Reisen, in die deutschen und englischen Färbereien. Dann ließ er sie in Deutsch land Chemie studieren. Als sie nach Hause zurückkamen, war aus der väterlichen Bude bereits eine stattliche Fabrik geworden, die benachbarte, unrentabel gewordene Werk- stätten eine nach der anderen aufkaufte. Als der Vater siebzigjährig starb, hinterließ er seinen Söhnen außer der in ein großartiges modernes Verwaltungsgebäude umgewandelten ursprünglichen Fabrik große Spezial fabriken in der Umgegend von Lyon, in Süd- und Mittel- frankreich. Der älteste Sohn gründete seinerseits Jahr für Jahr neue Fabriken in Nord- und Südamerika, in Oberitalien, in der Schweiz, in Russisch-Polen, zuletzt sogar in seinen Lernländern Deutschland und England. Als der Krieg ausbrach, gab er die Parole aus, Frankreich müsse sich von der deutschen Chemie unabhängig machen, und er- baute mit Regierungshilfe nicht weniger als neun chemische Riesenfabriken im Laufe eines einzigen Jahres. Der Sohn des Kuhhirten war der unbestrittene Herrscher in seinem Industriezweige geworden. Alle übrigen Fa brikanten waren von ihm abhängig. Er konnte riesige Stiftungen für wohltätige Zwecke machen, er konnte in seinem Testament „einige seiner Schlösser" als Museen dem Staate vermachen, und er konnte dabet dennoch seinen Söhnen eine runde, gerichtsnotorische Milliarde Frank (darin enthalten ungefähr 150 moderne Fabrikbetriebe in allen Weltteilen) hinterlassen. So einfach ist es heute noch, sogar im alten Europa, Milliardär zu werden. Wenn es nur ebenso einfach wäre, das nachzumachen!
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