Delete Search...
Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 20.11.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-11-20
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-189511201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-18951120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-18951120
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1895
- Monat1895-11
- Tag1895-11-20
- Monat1895-11
- Jahr1895
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 20.11.1895
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
lesen der EröffnungS- und der Schlußtermin der Aus stellung: April—Oktober. Den Fond der Marke umrahmt ein wetßeS Band mit den Worten: Säch sisch-Thüringische Industrie- und Gewerbe-AuSstel- lung, während ein anderes Band, rechts und links des Thronsessels sich hinziehend, die Inschrift trägt: Leipzig 1897. Entsprechend den Farben der Stadt Leipzig ist das Ganze in den Haupttönen Blau und Gold gehalten. Wir find überzeugt, daß die Marke den vollen Beifall der Geschäftswelt finden wird. — Die Königl. Kreishauptmannschaft Zwickau hat eine wichtige Entscheidung getroffen. Die Po lizeibehörde Crimmitschau hatte an den Einberufer einer öffentlichen Versammlung das Verbot des Aus bringens von Hoch« auf die Sozialdemokratie und des Absingens von sozialistischen Liedern erlassen, weil hierdurch die öffentliche Ruhe und Ordnung ge stört werde. Die hiergegen erhobene Beschwerde ist von der Königlichen Kreishauptmannschaft verworfen worden. — Glauchau, 18. Nov. Gestern feierte die hiesige Freimaurerloge Zur Verschwisterung der Menschheit unter zahlreicher Beteiligung von Mit gliedern auswärtiger Logen ihr 49. Stiftungsfest. — Meerane, 17. Nov. Unser diesjähri ge« Schützenfest hat für die hiesige Schützengilde ein recht unangenehmes Nachspiel. Ein seiner Zeit hier beschäftigter böhmischer Arbeiter wurde beim Ab- seuern eines Böllers am Auge verletzt, wodurch der selbe jetzt, trotz ärztlicher Hilfe, erblindet ist. In folge der Erblindung stellt er nun an die Gilde An sprüche in Höhe von 800 Mark. In der am Don nerstag stattgcfundenen Generalversammlung, bei welcher zugleich KönigS-Commers stattfand, wurde diese verquickte Geschichte dem Schützenrichter, Herru Bürgermeister vr. Ebeling, zur Regelung übergeben. — Zwischen Meerane und Schönberg, bei dem sog. Kirchenholze, sind Anfangs voriger Woche mehrere Raubanfälle verübt worben, doch ist eS bis heute noch nicht gelungen, den frechen Räuber zu ermitteln. — Stollberg, 15. Nov. Am Totenfest sonntag veranstaltet Herr Kantor Kreher hier ein Kirchevconcert. Die Soli haben übernommen: So pran Frau Kantor Noatzsch aus Callnberg, Alt Frau Rosa Schiebler-Frankenberg, Tenor Herr Karl Orth aus Werdau (in Leipzig ausgebildet), Baß Herr Lehrer Kirchhoff hier. Den Orgelpart führt Herr Kantor Noatzsch aus Callnberg aus, das Orchester bildet die verstärkte Stadtkapelle. — Herr Kantor Kreher hat vor einem Jahr einen neuen Chorgesang- verein gegründet, auch den Kirchenchor reorganisiert und wird nun in dem bevorstehenden Kirchevconcert die erste Probe der Leistungsfähigkeit dieser Musik körper ablegen. — Limbach, 17. Nov. Dis Vorarbeiten für die neue Bahnstrecke Limbach-Wüstenbrand sind nun mehr beendet. Die Pläne liegen sowohl bei der Königl. Amtshauptmannschaft Chemnitz, als im Sek tionsbureau zu Limbach zur Ansicht aus. Berührt werden vom Bahnbau die Fluren von Limbach, Känd ler, Löbenhain, Röhrsdorf, Nieder- und Oberraben stein, Gcüna und Wüstenbrand. Mit den Arbeiten selbst wird bald begonnen werden. Die Bahn er möglicht es den Bewohnern von Limbach, bei Reisen nach Glauchau, Lichtenstein rc. den Weg über Chem nitz zu ersparen und namentlich ihre Kohlen billiger zu beziehen, als bisher. Ueberdies brauchen auch die von Lugau und Oelsnitz und den Stationen der Leipzig.Chemnitzer Bahn gehenden Kohlen nicht mehr über Chemnitz geleitet zu werden, sondern gehen später über Wüstenbrand und Limbach. Dadurch wird der Chemnitzer Hauptbahnhof wesentlich entlastet. — Plauen i. V., 17. Nov. Den Bahnreiscn- den, welche gestern vormittag mit dem in der Rich- Ein Blick in die Zukunft. Novelle von C. Schirmer. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) In dem Schatten des Verdecks befand sich eine große Anzahl von Passagieren, und von Station zu Station vermehrte sich die Menge der Reisenden. Hubert beachtete seine Reisegefährten fast garnicht, sondern betrachtete ausschließlich die wunderbar schönen Ufer, die wie ein Panorama an seinem Auge vor überzogen. Seine Blicke ruhten entzückt auf den herrlichen, mit Weingeländen geschmückten Bergen, auS deren Grün hier und da eine elegante Villa, ein stattliches Schloß hervorschaute; auf die Burgen und Ruinen, die an die Vorzeit erinnerten und alle Sagen und Erzählungen der Vergangenheit wachriefen. Von dem Siebengebirge wie mit einem Kranze umgeben, liegt in einem lieblichen Thal ein freund liches Städtchen, fast nur aus Villen bestehend, die inmitten wohlgepflegter Parks und Gartenanlagen anmutig zwischen dem Grün alter, hoher Bäume Hindurchschimmern. Bis dicht an das Ufer des Rheins ziehen sich die Gärten, und man sieht in den Sommermonaten alle Wege und Plätze belebt von Spaziergängern, sodaß man sich in einem eleganten Badeorte glaubt. DaS Städtchen wird auch in der That seiner geschützten Lage und seiner milden Luft wegen als klimatischer Kurort benutzt und der Fremdenverkehr ist sehr stark. Nachdem Hubert von dem Schiffe aus sein Auge gelabt und mit Entzücken die Ufer deS Rheines an tung von Weida herkommenden Zuge auf dem Bahn hofe Mehltheuer anlangten, wurde dort ein schauriger Anblick zuteil. Die Maschine dieses Zuges war des Rangierens wegen auf ein NebengeleiS gefahren, als der 19 Jahre alte Bahnarbeiter Schneider von Fa sendorf kmz vor Annäherung der Maschine noch jenes Gcleis überschreiten wollte. Er blieb mit dem Fuße hängen, kam zu Falle und lag quer über den Schienen. In diesem Augenblicke wurde er von der Maschine überfahren; der linke Arm war ihm vom Rumpfe getrennt und der Oberkörper durchschnitten worden, iodaß der Tod augenblicklich eingetreten ist. — Oelsnitz i. B., 17. Nov. Der hiesige Tischlermeister Gustav Simon ist gestern beim Han tieren mit seinem Jagdgewehr verunglückt. Eine Pa trone war unentladen im Laufe zurückgeblieben, und als er dieselbe entfernen wollte, entlud sich plötzlich der Schuß. Die Kugel drang durch die linke Hand Simons, fuhr am Kopfe empor, Wange und Auge arg verletzend, und blieb in der Decke der Werkstatt stecken, woselbst der Unfall passierte. Ob Simon die Sehkraft verloren hat, steht noch nicht fest. — Aus dem V o g t l a n d e, 18. Nov. Den Segen der Invalidenrente empfindet seit kurzem in Brunndöbra ein schon mehrere Jahre arbeitsunfähiger Fabrikarbeiter. Er erhielt einen Rentenbetrag bis zum Jahre 1891 zurück natbewilligt und dement sprechend 447 Mark 50 Pfg. mit einem Male ausgezahlt. — Auerbach i. V. Der Gardinevweber Bruno Dressel hier, im 23. Lebensjahre stehend, wurde am Sonnabend morgens vom Riemen einer Transmission erfaßt und etwa 15—16 Mal um die Welle geschleudert, ehe das Werk zum Stillstand ge bracht wurde. D.r zu Hilfe gerufene Arzt konsta tierte Verletzung der Armkugel, mehrmals gebrochenen Oberarm, geknickte Rippen und Verwundungen an den Füßen. Da am Kopf Verletzungen nicht zu finden waren, so steht zu hoffen, daß es gelingt, den so Verunglückten am Leben zu erhalten und ihn wieder arbeitsfähig zu machen. Der Verletzte ge nießt dis Pflege des elterlichen HauseS, welches schon mehrmals schweren Heimsuchungen ausgesetzt war. Möchten gute Menschen ihre helfende Hand reichen! — Einen Verlust von über 300 M. erlitt dieser Tage ein Viehbesitzer in Pirk t. V. Als Preis eines Schlachtstückes hatte der Letztere von einem Fleischer 17 Zwanzigmarkscheine empfangen, diesem ein Glas gesteckt und im Wandschrank ausbewahrt. Vermutlich hatten die Scheine bei ihrem Vorbesitzer Fleischgeruch angenommen und dadurch den Appetit der Mäuse erregt, die in den Schrank eindrangen und die Wertpapiere mit unheimlicher Gewissen haftigkeit zernagten. Mit Entsetzen bemerkte der Mann nach einigen Tage», als er das Papiergeld „klar" machen wollte, daß dies bereits von anderer Seite geschehen war. § Der deutsche Kaiser hat auf dem Grabe des neulich verstorbenen Marquis von Waterford in England einen großen Kranz von weißen Lilien, Gardenien und Farrnkräutern niederlegen lasten. Bei seinem letzten Aufenthalt in England hatte der Kaiser den Marquis noch auf seiner Jacht „Fedora" besucht. 8 Hamburg, 18. Nov. Ein von der Mann schaft verlassener holländischer Schooner „Johanna" trieb mit gekappten Masten bei der Nordseite von Helgoland an. Das Schicksal der Mannschaft ist unbekannt. 8 Hamburg, 16. Nov. Der „Hamburger Korresp." meldet weiter aus Konstantinopel, daß eine neue Palastrevolution gegen den Sultan ent deckt worden sei. Das Schicksal des Sultans errege immer mehr Besorgnis. Die Verbannung politischer sich hatte vorüberziehen lassen, fühlte er sein Gemüt bedeutend ruhiger, und er empfand selbst eine gewisse Freude darüber, daß sein Interesse an der Welt wieder erwachte und der Jugendamt noch einmal in ihm aufflammte. Er fühlte sich frisch und froh, als er den Fuß ans Land setzte und nun begann er in der Nähe zu betrachten, was ihm vom Schiffe aus oft wie ein schönes Bild erschien. Mehrere Wochen verlebte er so in ungestörtem Genüsse der Natur, machte oft größere Fußtouren und verweilte tagelang an Orten, wo es ihm be sonders gefiel. Endlich aber beschloß er heimzukehren; nur eine kurze Raft wollte er machen in dem Städtchen am Siebengebirge, daß ihm auf der Hinreise so freund lich gewinkt. Eine zusagende Wohnung war bald gefunden und Hubert gab sich voll den Eindrücken dieser herr lichen Natur hin. Schon am frühen Morgen lenkte er seine Schritte ins Freie. Noch zogen leichte Nebelmassen um die Spitzen der Berge und verhüll ten sie dem Auge des Wanderers, doch immer durch sichtiger wurde der Schleier, bis er endlich der Machr des blitzenden Tagesgestirns weichen mußte und die Sonne mit aller Pracht das Feld behauptete. Stundenlang streifte er umher über Berg und Thal, und erst zur Mittagszeit schlug er den Weg zu dem Städtchen wieder ein. In seiner Wohnung wechselte er nur die Kleider und ging dann nach einem Hotel, um dort zu speisen, und eine bedeutende Anzahl von Gästen war an der Pablo ä'büto ver sammelt. Der Wirt führte ihn an die eine Seite Persönlichkeiten scheiterte an dem Protest der Groß mächte gegen die Camarilla-Wirtschast. Nur die Ein mütigkeit der Großmächte bessere vorübergehend die politische Konstellation. 8 Hamburg, 18. Nov. Der „Hamb. Korr." meldet aus Konstantinopel: Der Sultan berief am Sonnabend den deutschen Botschafter zu einer Pri vataudienz. Der Botschafter ließ sich entschuldigen, weil er annahm, er würde um seine Meinung über die politische Lage befragt werden, und weil er nicht für sich allein handeln will. — Im Johanneum, einer Gelehrtenschule, explodierte bet den Vorberei tungen zum Experimentalvortrag der Gasometer. Die Explosion richtete großen Schaden an. Oberlehrer Dr. Köhler wurde schwer verletzt. * * Kopenhagen, 16. Nov. Der gesunkene englische Dampfer „Leo" hatte 2000 Tons Getreide und für 100000 Keouea Sämereien für eine hiesige Firma an Bord. Während eines furchtbaren Stur mes geschah die Katastrophe. Es wurden zwei Boote ausgesetzt, das erste wurde sofort zerschmettert, wo bei der Kapitän, d r Steuermann und 5 Matrosen ertranken. Das zweite Boot mit fünf Personen trieb zehn Stunden auf den Wollen, bis es von dem englischen Dampfer „Embleton" entdeckt und nach Swinemüude geführt werden konnte. Die Geretteten haben schrecklich gelitten, sie waren vor Kälte und Hunger halbtot. Acht Personen sind mit dem Wrack des „Leo" in die Tiefe gesunken. Wie der „Leo" plötzlich das Leck erhielt und sank, ist noch unauf geklärt. * * Petersburg, 18. Nov. Im Gouverne ment Wolhynien hat die Cholera in der letzten Woche wieder erheblich zugenommen. Bis jetzt sind in die sem Gouvernement rund 30000 Personen an der Seuche gestorben; einige Dörfer find wie ausgestorben. * * Wien, 18. Nov. Aus dem Zuchthause Garsten entsprangen mit unglaublicher Kühnheit drei schwere Verbrecher: Franz Geretzberger, Vincenz Schnek und Carl Jwatzko. * * Paris, 18. Nov. Bourgeois erklärte, daß der Organisation einer Volkslotterie von 5 Millionen Loosen zu je 20 Centimes zur Errichtung der soge nannten ersten Fabrik des französischen Proletariats nichts im Wege stehe. Die Organisatoren sind nur nicht einig, ob der Reingewinn an die Arbeiter ver teilt oder zum Wahlfonds dienen solle. — In Rais- meS stürzten sechs im Bau begriffene Häuser in dem Augenblicke ein, als Arbeiter damit beschäftigt waren, einen Balkon anzubringen. 16 Personen wurden unter den Trümmern begraben. 9 wurden schwer verletzt, die übrigen 7 als Leichen hervorgezogen. * * Paris, 18. Nov. Die Verhaftung Ar- ton's, der bekanntlich die Liste der 104 in der Pa» nama-Angelegenheit kompromittierten Parlamentarier besitzen soll, hat einen ausgezeichneten Eindruck ge macht. Die radikalen Blätter weisen darauf hin, daß Arton für die früheren Ministerien jahrelang unauffindbar gewesen ist, es aber doch Wohl kaum anzunehmen sei, daß ein glücklicher Zufall ihn dem radikalen Ministerium in die Hände gespielt habe. Der „Gaulois" schreibt, die Opportunisten könnten jetzt nicht mehr daran denken, das Ministerium so fort zu stürzen, denn sie würden dadurch verdächtig werden, daß sie Arton befreien wollten. In der That scheint im opportunistischen Lager, wo auch die Panamaschuldigen bekanntlich zu finden sind, eine gewisse Bestürzung über die Verhaftung Arton's zu herrschen und daselbst der Mut zu fehlen, durch eine Interpellation über die allgemeine Politik des Kabi netts die schnelle Beseitigung desselben zu versuchen. * * Paris, 17. Nov. Ein bei der Hausbe sitzerin Witwe Galy bedienstet gewesenes, 17 Jahre altes Srubenmädchen gestand, von Gewissensbissen der Tafel, wo noch mehrere Plätze frei waren, deren einer später von dem Wirt eingenommen wurde. Hubert bemerkte, daß ihm gegenüber drei Couverts belegt waren, und als er unwillkürlich mehrmals hinüberblickte, reichte ihm der Wirt eine Visitenkarte, die auf dem einen Platz lag, und sagte, daß er die Herrschaften schon seit gestern erwarte, sie hätten zwei Zimmer bestellt und sich bestimmt zur Mittags tafel angemeldet. Hubert hielt die Karte in der Hand, die Buch staben tanzten vor seinen Augen, und doch las er ganz deutlich: Hauptmann von Studvitz und Frau Rosa geb. Gebert. Es war ihm nicht möglich, noch einen Bissen zu genießen, und es bemächtigte sich seiner eine Un ruhe, daß die Gäste jeden Augenblick ankomme» konnten. Ein Zusammentreffen hier mit Rosa wäre ihm sehr peinlich gewesen, deshalb stand er schnell auf, bezahlte sein Couvert und verließ das Hotel. Auch der Gedanke, mit ihr an einem Orte zu sein, war ihm unerträglich, und fast mechanisch packte er noch an demselben Tage seine Sachen, zum Er staunen und Bedauern seiner Wirtsleute, die sich gefreut hatten, ihn längere Zeit als Gast zu beher bergen. Alle Ruhe des Gemüts schien wieder von Hubert gewichen und der alte Trübsinn lagerte sich auf seine Züge. Er wollte den anderen Morgen in aller Frühe aufbrechen und sich wieder in seine stille Klause zu seinen Büchern vor den Stürmen der Welt flüchten. Doch noch einmal ging er hinaus, als der Mond
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview