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Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt : 24.06.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-06-24
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id38343789X-186206248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id38343789X-18620624
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-38343789X-18620624
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungGroßenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt
- Jahr1862
- Monat1862-06
- Tag1862-06-24
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356 Harrisonburg (in Virginien) besetzt. Jenseits dieses Ortes stieß er auf den General Jackson, gerieth in einen Hinterhalt und erlitt schwere Verluste. — Bei den jüngsten Kämpfen vor Richmond sollen die Unionstruppen 7000 Mann verloren haben. Der Musikant von Drtrand. Von I. C. Deutrich. (Fortsetzung.) Nach seiner Rückkehr ins Gastzimmer mußte Ehrlich sofort wieder aufspielen; und er that dies mit solchen Gefühlen der Freude, daß er selbst durch die Töne des Instruments kund gab, wie glücklich er sei. Die schönsten Weisen ent lockte er den Saiten desselben; ein besonderer Zauber schien die Finger in Bewegung zu setzen; ja er mußte sich selbst gestehen, daß er so schön und so empsindungsvoll noch nie gespielt habe. Erst spät, doch keineswegs ermüdet, legte er die Geige hin und ging nach seinem Quartiere, um einige Stunden der Ruhe zu pflegen, die indeß, und zwar zu seinem großen Wohlgefallen, durch das stets vor seinen Augen schwebende Bild der liebenswürdigen Christine für diesmal gänzlich gestört wurde. Der Morgen erschien, ohne daß er ein Auge geschlossen hätte. Von dieser Zeit an zählte er die Tage, wo er den Abschied zu erhalten hoffte. Wo er auch war, was er auch that, stets folterte ihn das Sehnen, bei der Geliebten zu sein, in deren Nähe zu weilen. Und als endlich die Stunde erschienen war, sein Regiment zu verlassen, dem Soldatenstande, dem er zehn Jahre angehört, Valet zu sagen,, da wollte ihm fast vor lauter Wonne das Herz zer springen und die Fülle des Glückes drohete ihn zu erdrücken. So arm er auch war, nimmer würde er Lausende ange nommen haben, um zu capituliren, seine Hoffnung auf den Besitz der Geliebten aufzugeben, oder des gegebenen Wortes ungetreu zu werden. Jubelnd trat er vor seinen Ritt meister, forderte den ihm gebührenden Abschied, und uWe- säumt begab er sich auf die Reise nach Finsterwaldes Dort harrte seiner Christine, wie sie nachhEAstand, mit gleicher Sehnsucht. Während dieser Zeit war ihr die Mutter durch den Tod entrissen worden, und sie stand nun allein; um so mehr wünschte auch sie daher, eine Person zu finden, in deren Verein sie die Lebensbahn wandeln könne, und die sie beschütze, versorge. Niemals hatte sie des sittigen, theilnehmenden Dragoners, den sie in Ortrand kennen gelernt, vergessen, und er war endlich der Gegen stand ihrer ganzen Wünsche und Hoffnungen geworden. Sie vertrauete dem empfangenen Versprechen, daß er nach einem Jahre kommen, sie aufsuchen wolle; sie zweifelte niemals an dessen Treue, und sie bauete nicht minder, als Ehrlich, für die Zukunft die schönsten Luftschlösser. Zwar war sie arm; allein sie konnte und wollte, wie ja der Geliebte ebenfalls gesagt, arbeiten; sie fühlte sich nicht nur allein würdig, sondern auch stark genug, die Gattin eines Mannes zu werden, die Pflichten einer solchen Stel lung zu übernehmen und zu erfüllen. Darum mochte er kommen, mochte er recht bald erscheinen, ein freudiges, herzliches Willkommen! durfte er ihrerseits erwarten. Da erschien er; ihre Wünsche waren in Erfüllung ge gangen, und an ihr war es nun, die Wünsche des Kom menden zu erfüllen. Nichts stand ja bindernd den Beiden gegenüber! Hier trat keine Ungleichheit des Standes, der Verhältnisse, der Gesinnungen und des geführten Lebens wandels, wie bei manchen andern beabsichtigten Verbin dungen oft der Fall ist, dazwischen; sie waren gleich arm, gleich niedrig; doch auch von gleicher Liebe und Treue, von gleich rechtschaffenem Sinne erfüllt, und Beide glüheten von Eifer, sich einander das Leben zu erleichtern, zu versüßen, sich glücklich zu machen. Kurz, sie wurden ein Paar; Ehrlich erwarb das Meisterrecht, und darauf wendeten sie sich nach Ortrand, wo ein tüchtiger Schnei der mehr Aussicht auf reichlichen Erwerb haben konnte, als in Finsterwalde. Ein gemiethetes kleines Stübchen, das Christine mit ihrem geringen, von der Mutter ererb ten Besitzthume, sowie durch die Geschicklichkeit und durch den Fleiß ihrer Hände ausschmückte, wurde der Tempel ihrer jungen Ehe, und in demselben hofften sie auch des wahren Eheglückes recht viel und reichlich zu genießen. Einige Jahre hindurch blieb dieses Glück auch ganz unge stört, ja der Friede, der zwischen ihnen obwaltete, Genüg samkeit, Fleiß und Sparsamkeit beförderten dasselbe sogar nicht wenig. Es mangelte ihnen nicht an Arbeit, und Gott verlieh ihnen dabei eine recht dauernde Gesundheit. Allein die Zeiten wurden nach und nach anders; es stellte sich ein reicher Kindersegen ein, der zugleich die Sorgen und Bedürfnisse mehrte. Doppelt anstrengender und flei ßiger mußte Ehrlich arbeiten; Manches schon mußte er sich entsagen und zuweilen fanden sich Stunden, wo es an dem Nöthigsten mangelte. Dazu verursachte der Neid anderer Schneider oft Kämpfe und Aerger; der Kunden wurden weniger, der Verdienst wollte nicht mehr aus reichen. Trübere Tage erschienen nun, die Freude wurde seltener. Nur die Liebe zu einander blieb unwandelbar und die Geduld wankte nicht. Nach und nach wurde die Kinderzahl noch stärker; Christine, die Gattin, konnte dem Gatten endlich mit ihrer Arbeit gar nicht mehr bei stehen. Oft mußte sie es sich recht sauer werden lassen, alle die Wünsche der kleinen Schreier zu stillen, Reinlich keit und Ordnung in der dürftigen Wirthschaft zu halten und den Mutter- und Gattenpflichten zu genügen. Aber sie blieb auch da noch die sanfte, fromme Gattin; gern entbehrte sie den Schlaf, die Ruhe; gern schaffte sie/wo sie konnte; sie murrte, sie klagte nie; ihr Sein, ihr Leben, ihr Thun und Walten galt einzig und allein der Familie. Ehrlich mußte endlich jede Gelegenheit ergreifen, Geld zu verdienen; so sah er sich denn genöthigt, die Violine, die er als Pauker bei den Dragonern recht brav spielen gelernt hatte, die er bisher nur in müssigen Augenblicken und um sich zu zerstreuen in die Hände genommen, wieder als Erwerbsmittel zu gebrauchen und in Gasthöfen zum Tanze aufzuspielen. Er that dies ungern; denn er wußte, daß der Musiker wenig geachtet wurde, und daß Rohheit oft ihn zum Gegenstände des erbärmlichsten Witzes herabwür- digte; doch die Noth zwang ihn, diese Selbstverleugnung zu üben, sich in dies verhaßte Leben zu finden. Im Verein mit einigen andern Musikern pflegte er also gewöhnlich Sonntags, auch bei Hochzeiten und Kindtaufen, in Ort rand sowohl, als auch in den Dörfern der Umgegend, Tanzmusik zu machen, wodurch doch Etwas gewonnen wurde. In Folge dieser Beschäftigung nannte man ihn gewöhnlich den Musikanten, darum auch, weil er als Vor steher der Musikantentruppe betrachtet wurde, und da Ort rand eines eigentlichen Stadtpfeifers entbehrte, dies Ge schäft leitete. Uebrigens hielt er sich dabei ganz in einer ehrenwerthen Stellung und vergab sich durchaus niemals den nöthigen Respect, den er als ehemaliger Dragoner ohnedies von Jedem beanspruchte. (Forts, folgt.) Täglicher Abgang der Poften zu den Dampfwagenzügen in Pristewitz. Nach Leipzig: Vormittags 6 Uhr 20 Min., 9 u. 50 M., Nachmittags 12 U. 5 M., 1 U. 50 M. und 6 U. 5 M. Nach Dresden: Vormittags 7 u. 20 M., 9 u. 50 M., Nachmittags 1 U. 50 M., 3 U. 35 M. und 7 U. 50 M. Abgang der Post nach Ortrand: Abends 6 Ubr. Saure Kirschen und Pflaumen sollen hierselbst verpachtet werden. Naundörfchen. Neue schöne Matzes-Heringe zu billigeren Preisen bei L i . Fliillvr ff. Perk - Cafle-Hfd- 12 Ngr., ff. Menado öS. u Pfd. 11 Ngr-, reinschm. Camp* öS. " Pfd. 9 Ngr. empfiehlt als sehr preiswerth Mr. Mütter Jun
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