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Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt : 09.10.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-10-09
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id38343789X-186210090
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id38343789X-18621009
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-38343789X-18621009
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungGroßenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt
- Jahr1862
- Monat1862-10
- Tag1862-10-09
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568 aber noch in der Wunde, und es steht zu be fürchten, daß nach dem Aufhören der Eiterung sich Geschwüre im Innern bilden werden, die eine Zersetzung des Blutes zur Folge haben und eine spatere Abnahme des Fußes unmöglich machen. Türket. In Belgrad hat nach einer Meldung vom 6. October die Abtragung der Barrikaden bei aufgeregter Volksstimmung begonnen. In der Nacht zum 6. October hat der erste, aus 600 M. türkischer Truppen bestehende Transport die Festung verlassen und ist nach Widdin abgegangen. Amerika. Aus New-Pork vom 24. Septbr. wird berichtet, daß es den Unionisten bis jetzt noch nicht gelungen sei, den Potomac bei Shephards- town in Virginien zu überschreiten, daß sie viel mehr bei jedem Versuche zurückgeworfen worden seien. — Der Gouverneur von New-Pork hat in einer Proclamation eine Conscription von 4000 Mann für den 10. Decbr. angeordnet. — Der General der Sonderbündler, Bragg, hat Louisville (an der Grenze von Kentucky nach Ohio) eingeschlossen und man erwartete dessen An griff. Der Commandirende in der Stadt glaubte, dem Angriffe widerstehen zu können. Der Musikant von Drtrand. Von I. C. Deutrich. (Fortsetzung.) Der Jude erblaßte, zitterte und wollte sprechen; aber der Schreck band ihm die Zunge. Wohl wissend, warum es sich jetzt handele und keinen andern Ausweg findend, ergab er sich stumm in sein Schicksal und schritt mit den Dienern der Gerechtigkeit zum Zimmer hinaus. „Er ist als Falschmünzer entdeckt worden", sagte der Wirth zu den erstaunten Gästen; während seiner Ab wesenheit hat man in seiner Wohnung nachgesucht und in einem verborgenen Keller die völlig eingerichtete Münz werkstätte aufgefunden. Wir sehen ihn jedenfalls nicht wieder; denn er kommt nach Spandau!" „Gerechter Gott!" rief Ehrlich sich zu. „Das Straf gericht bat ihn ereilt. Einige Stunden später und der Bösewicht entkam. Das mochte er ahnen und deßhalb wollte er so schnell verreisen! Und wem gebärt nun das Geld?" fragte er sich hierauf. Das zu bestimmen, soll ebenfalls dem gerechten Gotte überlassen bleiben!" Lief ergriffen, doch auch zugleich von einem angenehmen Gefühle durchbebt, kehrte er in die Easerne zurück. „Ihr seid frei!" rief ihm der Offizier, der sich ihm freundschaftlich angeschlossen, entgegen, als er eintrat. „Gegen einen gefangenen preußischen Hauptmann werdet Ihr ausgewechselt und schon morgen reiset Ihr ab! Euer Churfürst hat sich selbst für Euch verwendet und der Be fehl ist soeben auf der Commandantur eingetroffen!" Die Freude, welche Ehrlich über diese Nachricht empfand, ist nicht durch Worte auszudrücken. „Ich bin frei? sehe meine Heimath wieder? Darf zurückkehren zu meinem Obristen, zu meinem Regiments? Mein gnädigster Chur- sürst hat sich für mich verwendet?" Alle diese Fragen, im lauten Jubel ausgesprochen, bezeugten, was sein Herz in diesem Augenblicke empfand. Sein innigster Wunsch, sein einziges Sehnen ging nun in Erfüllung. Gleich einem Kinde, dem die Lhüre geöffnet war, um Lie Cbrist- bescheerung zu beschauen und in Empfang zu nehmen, hüpfte er im Saale herum und siel Jedem um den Hals, den er erreichen konnte. Freudenthränen flossen ibm dabei von den Wangen herab und stürmisch klopfte ihm das Herz in der Brust. Sofort traf er nun Anstalten zur Abreise. Seinem Pferde, das ibm, wie ich schon sagte, sammt den silbernen Pauken gelassen wurde, erzählte er, als verstände es, was er spräche, die fröhliche Botschaft und es erhielt unter den zärtlichsten Liebkosungen doppelte Ration; auf den ! Pauken aber, die bisher stumm an der Wand gelehnt, wirbelte er den Sturmmarsch, daß es weithin schallte. Frühe schon escortirte ihn und noch eine große Anzahl anderer gefangener Sachsen, die ebenfalls ausgewechselt wurden, eine halbe Compagnie Husaren zur Stadt hinaus, der Grenze zu. Lustig sangen die Sachsen und scherzten und lachten, leicht dahin schreitend; die Freude, das theure Vaterland wieder betreten zu dürfen, versüßte alle Be schwerden des Marsches. Nach fünf Lagen waren sie frei und einem sächsischen Major, der ihrer an der Grenze wartete, ausgeliefert worden. Ein Jeder erhielt nun die besondere Weisung, wo er sich hinzuwenden habe, um mit fernem Regiments wieder vereinigt zu werden. Ehr lich ward nach Dresden beordert. Mit dem lebhaftesten Entzücken betrat er die Haupt stadt, wo der Ankommenden schon eine große Menge Volkes, das davon Kenntniß erhalten und den hochgepriesenen Oberpauker sehen wollte, am Thore wartete. In wahrem Triumphs begleiteten diese die Wiederkehrenden und be sonders der Held von Striegau wurde bewundert. Auch der Obrist von Götz, zu der Zeit in Dresden anwesend, um sein Regiment zu completiren, harte sich aufgemacht, um Diejenigen in Empfang zu nehmen, die ihm das Schlachtgewühl entrissen. Die Thränen traten ihm in die Augen, als er sie Alle wiedererkannte, die er verloren, und herzlich drückte er Jedem die Hand; Ehrlich aber um armte er vor der ganzen Menge, als derselbe vom Pferde herabgestiegen war. „Nun habe ich doch Euch wieder!" sagte er, recht innig bewegt. „Kommt zu mir, heute seid Ihr mein Gast! Habe tausend Mal an Euch gedacht und dem Kriegscollegium keine Rube gelassen, Euch auszuwechseln. Wahrlich, Ihr habt ein Meisterstück bei Striegau voll bracht, das Euch sobald Keiner nachmachen wird. Ueberall sprach man mit Bewunderung von Eurer Lhat und selbst der Churfürst, wie dessen ganze Umgebung, fand großes Interesse an Euch. Ich werde Euch mehr davon er zählen und auch manches Andere noch, was Euch angeht!" Ja, Vieles wünschte Ehrlich nun zu wissen, Vieles lag ihm auf dem Herzen, es drängte ihn, zu fragen nach Weib und Kind, von denen er so lange nichts vernommen und für die allein er doch lebte! Ja, wäre es möglich gewesen, sein Brauner hätte ihn noch beute müssen ein Stück Weges tragen, um desto balder die Theuren zu sehen. Er konnte sich daher nicht länger enthalten, den Obristen zu fragen: „Wißt Ihr mir auch zu erzählen von den Meinen daheim, nach denen mich so herzlich verlangt? Laßt mich dann nicht länger warten; es sei, was es sei, Gutes oder Schlimmes!" Und der Obrist mußte noch auf dem Wege nach dessen Wohnung beginnen, mußte erzählen, was er durch den Förster Töpfer, den er getroffen, vernommen. So ziemlich von Allem, was der Familie widerfahren, unterrichtet, theilte er mit, was er wußte, um das zagende Herz Ehr- lich's zu beruhigen, fügte dann aber auch noch hinzu, daß er schon morgen Urlaub erhalten und acht Lage bei den Seinen verweilen könne. Die verschiedensten Empfindungen durchströmten das In nere desselben während des Berichtes, den ihm der Obrist machte; theils waren es Empfindungen des tiefsten Mit leids, theils des Zornes, theils des Erstaunens und des Dankes; bald hätte er weinen, bald wieder jubeln mögen. Daß der Förster sich seiner bedrängten Familie so warm angenommen, sich für dieselbe sogar beim Cburfürften ver wendet und ibr mit Rath und Lhat beigestanden, rührte ihn bis zu Thränen; eben so tief rührte ihn die Gnade des Letzteren und entflammte das Herz zum innigsten Danke gegen denselben; gedachte er jedoch der Schmach und des Elendes, das die Stadtbehörde zu Ortrand so wohl ihm, als auch seiner Familie bereitet, da übermannte ihn der Unwille und er hätte mit eigner Hand das Straf gericht vollziehen mögen. Welche Trübsal war während der kurzen Zeit an den Seinen vorübergezogen? Was war Alles geschehen? „Arme Christine", jammerte er, seinen Schmerz nicht mehr zurückhaltsn könnend, „Du hast viel geduldet, viel ertragen! Möge Dein Leben nun ruhiger und sorgenloser dahinfließen und Dir der Lohn zu Theil werden, den Du als fromme Mutter und getreue Gattin verdienest!" (Fortsetzung folgt.)
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