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Erzgebirgischer Volksfreund : 15.01.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-01-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-193401153
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19340115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19340115
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1934
- Monat1934-01
- Tag1934-01-15
- Monat1934-01
- Jahr1934
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 15.01.1934
- Autor
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19. Fortsetzung. M» sie mit dem heißirkämvften Geld da» Geschäft Ver lagen hatte, sucht« sie da, Postamt auf. noch bevor sie den Rückweg in, Hotel antrat. E» kostete ihr einig« U«b«rwlndung, dl« Anweisung mit der von Märckl angegebenen Postlageradresse auszufüllen. Ihr war diese Heimlichkeit zuwider, die alle möglichen Miß deutungen zulteß. Märckl hatte geschrieben, daß er seden Tag auf der Post nachfragen werd«, das Geld würde also ohne Verzögerung in seine Hände gelangen. Gottlob, daß dies« Angelegenheit nun in Ordnung gebracht werden konnte! Im Hotel bestellte Jenny Prenner ein einfaches Ab-nd- essen. Sie hatte sich vorgenommen, mit den geringen Mmeln, die ihr geblieben waren, aufs sparsamst« Haus zu ballen. Nun, da da» nette kleine Sümmchen, in besten Besitz sie sich gewähnt hatte, durch das enttäuschende Ergebnis des Schmuck- verkaufe» in Nichts zerflosten war, bereut« sie die etwas leicht sinnige, wenn auch nicht verschwenderische Art, mit der sie in den vergangenen Tagen ihre Mittel verausgabt hatte. Ein in der Nähe sitzender Herr warf ihr unausgesetzt Blicke zu. Nach einiger Zeit bemerkte sie, wie er von einer Zeitung den leeren Rand abriß und einige Zeilen daraufkritzelt«. Dann winkte er den Kellner heran, flüstert« ihm etwas zu und drückte ihm den Zettel in die Hand, wobei er den Kops ver stohlen in di« Richtung von Jenny» Platz bewegt«. Jenny hätte fast laut aufgelacht, al» sie sah, daß der Kellner erst einen Umweg durch die ganze Breite des Saale» machte, bevor er Kurs aus ihren Tisch nahm. Jenny entfaltete den Papierstreifen und las mit verächtlich herabgezogenen Mundwinkeln deir Inhalt. „Sie sind zu schön, um allein zu bleiben. Würden Sie mir die Freude macken, für den Abend mein Gast zu sein?" Ohne eine Miene zu bewegen, zerknüllte Jenny den Zettel und schnippte ihn in den Aschenbehälter. Dann bezahlte sie ihr« Zeche und ließ sich den Zimmerschlüssel aushändigen. Die etwas betretene Miene des Kellners, der sich an dem jähen Aufbruch nicht ganz schuldlos fühlt«, übersah sie In ihrem Zimmer, einem trostlos nüchternen Raum, ließ sie sich müde auf den Bettrand fallen. Es war nur gut, daß sie eine Zuflucht hatte, daß st« sich an den Abend des verflossenen Tages erinnern konnte, an die kurzen Minuten im Nebenzimmer jenes Kurhauses. An sich war «s «in schreckliches Zimmer gewesen, eine Rumpel kammer, angefüllt mit verstaubten und halbzerbrochenen Tischen, mit übereinandergetürmten Stapeln eiserner Garten- ftühle. Aber — er hatte dort zu ihr gesprochen. Mit neuerdings befriedetem Herzen legte sich Jenny Prenner zur Ruhe. Am nächsten Tag, als sie schon wieder «Ine gut« Zahl von Stunden am Steuer gesessen war, fiel ihr plötzlich ein, daß si« sich nun immer mehr der Stadt näherte, in der ihr geheim- niWvllek Freund lebte« Der Gedanke war so beklemmend und beglückend zugleich, daß fl« die Geschwindigkeit de» Wagen» vermtndern mußt«, um «in Unglück zu vermeiden. Sonderbar, das ihr dies« Tatsache nicht schon längst b«. mußt geworden war! Nein, sie wird sich von der Gunst de» Zufall» nicht o«r- führen lasten, Ne wird jeder Begegnung aus dem Weg« gehen. Das zaubervolle Dunkel des Geheimnisses durfte nicht erhellt, durfte nicht in die Grelle de» Alltags gezerrt werden. Die — blaue Insel durfte nicht zerstört werden. — Gegen Abend war J«nny Prenner am Ziel. Aber erst nach mancherlei erfolglosen Erkundigungen gelang es ihr, di« Woh nung des Stadwaurates Wohlbruck ausfindig zu machen. Wohlbrucks wohnten in einem Mietshaus in der Altstadt, nahe de» Domes. Jenny ließ den mit einer dicken Staubschicht überzogenen Wagen am Straßenrand stehen und betrat den dämmernden Flur, in dessen Dunkel si« sich zunächst kaum zurechtzufinden vermochte Schließlich entdeckt« st« di« Treppe, «in Messtngschild an der Tür des -weiten Stockes bewies ihr, daß sie am richtigen Ort war. Sie zog die Glock«, ein ältliches Dienstmädchen öffnet«. Al» Jenny nach Frau Wohlbruck fragte, mußte sie aber zu ihrer Enttäuschung erfahren, daß di« Frau Stadtbaurat sich b«i ihrem allwöchentlichen Kaffeekränzchen befinde und erst in etwa einer Stunde zu erwarten sei. Ler Herr Stadtbaurat sei noch im Büro. Jenny überwand ein» Regung des Unbehagen» und sagt« dem Mädchen, daß si« warten wolle. Das Mädchen wußte offenbar nicht recht, wie sie sich der Besucherin gegenüber zu verhalten habe und führte Jenny in den Salon. . Die junge Frau ließ sich in «inen Plüschsessel fallen. „Ich hätte Thea durch ein« Depesche von meiner Ankunft unter richten sollen!" ära«rt« sie sich, während st« sich mißtrauisch in dem mäßig großen Raum umsah. Ihr gegenüber stand ein grünes Sofa, dessen Racklehne mit einem gestickten Behang geschmückt war. Das Vertiko in der Eck« strotzt« von Porzellanfigürchen, Photographi«rähmchen und rosig schimmernden Meermuscheln. Auf der obersten Etage thront« mit zierlichem Gesichtchen ein« Teepuppe. Ihr Reifrock, aus blauen Seivenbändern in Rüschenform genäht, schien Frau Theas Neigung für Handarbeiten dokumentieren zu wollen An d«r Wand über dem Sofa hing ein braver alter Regu lator mit zierlich gedrechselten Säulchen und tickte, von Pflicht gefühl durchdrungen. Sekund« um Sekunde sein Pensum herunter. Das also war Theas Welt! Jenny schaudert«. Was mochte aus dem übermütigen Mädel geworden sein, das mit ihren tollen Streichen das ganz« Internat in ständig«! Aufregung gehalten hatte? — Und nun saß sie, eing«packt in Ehrbarkeit, Bild links: Adolf Hitler und Goering im Ufa-Palast am Zoo, wo sie der Uraufführung des Films „Wilhelm Teil" beiwohnten. Bild unten: Die Gefängniszelle in Düsseldorf, in der Schlageter vom 16. 4. bis 26. 5.1923 seine letzten Tage verbrachte. auf ihrem Ptüschsofa, stickt« T«ekeckH«n lmk WaMyonek! und besucht« ihr Kaffe«kränzch«n — j«d«n Dienstag nach« mittag Jenny gähnt«. Gelangweilt griff st» nach dem Photo* Hraphiealbum, da» in wattierte» Leder gebunden auf dem Rmn^kam Thea Wohlbvuck. «in rundlich g«worden«» Frauchen. Jenny erkannt« aus den ersten Blick, daß alle» gestorben war, wa» einmal kraftvoll und berauschend in diesem Menschen geblüht hatte. Thea war über den unerwarteten Besuch der Freundin ent zückt. welch «im freudig« Ueberraschung! wi« es d«nn zu -aus« geh«? Jenny gab lächelnd Antwort. Ja, danke, es gehe gut. Man könne nicht klagen. „Nein, so ein« Ueberraschung! Theobald wird Aug«n machen. Weißt du, «r hat immer schrecklich lang« zu tun, der Aermstel Nun, ich bin ja neugierig, wi« er dir gefällt." Theobald? — Jenny vermutete, daß die» der Herr Stadt- baurat Wohlbruck sei. Ob di« Gut« nicht «ndlich daran dachte ihr «inen kleinen Imbiß oorzusetzen? Thea schien mit einer leicht«» Verlegenheit zu kämpfen. „Wenn du noch warten willst, Liebe, wir «sie» dann zu sammen, sobald Theobald kommt. — Hast du schon ein Nacht quartier? — Nein? Da kannst du dich ja schnell noch nach einem Zimmer umsehen. Wir selbst sind leider sehr beschränkt im Raum, ich hätte dich sonst gern« hierbehalten. Du nimmst . mir'» doch nicht übel?^ „Aber nein!" sagt« Jenny mit einem starren Lächeln, „Kannst du mir ein Hotel empfehlen?" „Ach, die Hotels sind hier alle so furchtbar teuer, sagt Theobald. Aber gleich hier in der Nähe, im Gasthaus zum Anker, da kannst du sehr billig wohnen. Als im Vorfahr Theobalds Bruder zu Besuch kam, hat er auch dort ge schlafen." Jenny nickt« müde. Si« hatte ein Gefühl, al« lauere di« Seekrankheit in ihrem Innern. „Na, da will ich mal sehen, ob ich ein Zimmer bekomme." Aber al» fk sich zum Gehen wandt«, «urd« sie von Thea zurückgehalt«n. „Noch etwas, Jenny, solange wir noch allein sind. Wenn Theobald da ist, nicht wahr, du wirst nichts von früher, von der Jnternatszeit erzählen. Weißt du, Theobald ist so furcht bar korrekt, er darf davon nichts wissen." MU Jennys Beherrschung war es zu Ende. Ihr Lachen klang wie Frevel und Lästerung durch di« von Herrn Theo balds Atem geweihten Räume. „Denk dir bloß, liebe Thea, ich bin meinem Mann durch- aebrannt — mit einem Studenten, mitten in der Nacht! Das kannst du deinem Theobald erzählen!" Si« könnt« Theas entsetztes Gesicht nicht mehr sehen, dem» sie hatte bereits die Wohnunzstür hinter sich -ugeschaaen. Selbst di« Klingel erschrak über den ungebührlichen Lärm und imnmerte stöhnend auf. Jenny Prenner eitt« die Treppe hinab auf di« Straß«. Auf dem Trittbrett des Wagens balgten sich einige Gassenjungen. Sie ichi«nen höchst empört, daß die Fenster hochgeschooen waren. Gern hätten sie das Boschhorn tönen lassen. Jennn schloß das Auto auf Als sie drinnen saß und di« Tür zufallen ließ, fühlt« sie sich wie geborgen. Si« fuhr so heftig los, daß sie an der nächsten Straßenecke «inen würdig aussehenden Herrn in Bratenrock und steifem Hut fast überfahren und Thea Wohlbruck auf die Art zur Witwe gemacht hätte-. (Fortsetzung folgt.) Georg Brechenmacher, der Leiter der Reichs führerschule der DSB und Reichssportlehrer Waitzer, die beiden deutschen Leichtathleten - Trainer für die Olympiade 1936. DK Laus-EMosion tu Plettenberg (Sauerland), In Plauen enlstkht das Februar-Abzeichen des W S W. — Die von der Maschine hergestelllen Rosetten- nu ler werden ouseinandergeschnillem ^ezäckell'^un^ donn^ U ^je drei Sternen übereinander genäht.
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