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Erzgebirgischer Volksfreund : 10.02.1941
- Erscheinungsdatum
- 1941-02-10
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-194102103
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19410210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19410210
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1941
- Monat1941-02
- Tag1941-02-10
- Monat1941-02
- Jahr1941
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 10.02.1941
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Krert-erkries i« TSdatt-mttk. Die neue Wochenschau in den Auer Lichtspielhäusern bringt einen ausführlichen Bericht über die große Red« de» Führer» im Berliner Sportpalast. Man wird Zeuge dleser bedeutsamen Massenkundgebung, di« von 667 Rundfunksendern über di» ganz« Welt verbreitet wurde. Ferner sehen wir im Bilde da» Staatsbegräbnis für Reichsjustizminister Dr. Sürtner, d«n Besuch de» ungarischen Honoedmlnister» in Berlin, di« japanischen General» beim Führer, spannend« Sportaufnahm«n von d«n d«utsch«n Krlegs-Sktmetsterschaft«» in Spindelmühle, Bilder von der vereisten Weichsel und det Schneebesettigung im Generalgouvernement, da« Aufziehen der deutschen Wache in Kopenhagen und unsere Fernkampfartil lerie am Kanal in Tätigkeit. Den Höhepunkt der reichhaltigen Wochenschau bildet ein Ausschnitt au» der Tätigkeit unserer Hilfskreuzer im Atlantik. Die Fahrt geht diesmal in tropisch« Gewässer, wo zwei bewaffnet« «nglisch« Handelsdampfer auf. gebracht und vernichtet werden. Daneben steht man in dies«« Bericht eine Füll« von Bildern, die das Leben der Mannschaft an Bord schildern. Gesunderhaltung de« Körper« und Frei zeitgestaltung spielen bei solchen monatelangen Fahrten eine besondere Rolle. Ein zweiter großer Frontberlcht zeigt unsere Fernkampfbomber am Feinde. Die Filmberichter schildern die Erteilung der Einsatzbefehle, die Startvorbereitungen und schließlich den Feindflug. Man begleitet die mächtige, vier- motorige Kampfmaschine auf ihrem langen Flug. Die Be satzung kennt ihr« Befehle. Jeder ist auf seinem Posten. Für diesen Dienst braucht man harte, kampferprobte Männer von zäher Energie und schnellem Entschluß. So stößt die Maschine in glattem Flug bis an die felsige Küste von Schottland vor, wo zwei große Handelsschiffe mit Bomben belegt und zerstört werben. —dt. Kriegsjahre gemeistert hat. Die im Felde stehenden Käme- roden wurden wiederholt mit Liebesgabenpäckchen bedacht. Der vom Bereinskassierer Fritz Pilz vorgetragene Kassen bericht wurde mit Befriedigung ausgenommen. Für die mustergültige Führung wurde ihm Dank und Entlastung zu teil. Zwei neuangemeldete Mitglieder fanden einstimmige Aufnahme. Als Rechnungsführer für das Jahr 1941 wurden die Kameraden Rudolf Schweigert und Paul Preiß berufen. Da der stellv. Dereinsführer auf längere Zeit nach auswärts berufen wurde, wurde als Ersatzmann Turnkamerad Paul Trültzsch gewählt. Kam. Puschmann gab noch einige Erläute rungen zu den neuen Verordnungen. Ein Bericht des im Felde stehenden 1. Dereinsführer» fand besonderes Interesse. In lebhafter Aussprache über die ordnungsgemäße Abdunk lung der Turnhalle kam man zu dem erfreulichen Ergebnis, daß der Turnbetrieb wieder voll ausgeübt werden kann. Mit einem Gruß an den Führer wurde der Appell geschlossen. Ein gemütliches Beisammensein folgte. Schwarzenberg, 10. Febr. Im Ortsverband des Reichs- kolonialbundes fand am Sonnabend eine Mitgliederversamm lung statt, in der Ortsverbandsführer Baumeister Rink auch Ortsgruppenleiter Richter begrüßen konnte. Nachdem er über den weiteren Auf- und Ausbau des Ortsverbandes ge sprochen hatte, erstattete Kassierer Studienrat Wagner Be richt über di« Kassenverhaltnisse. Propagandawart Dahmann sprach über die verschiedenen Werbemöalichkeiten. Als Redner war Kreisverbandsleiter Henze-Schneeberg gewonnen würden. Unter dem Thema „Kampf ums Mittelmeer" gab er mit einer aufschlußreichen Rückschau in die alt« Geschichte ein Bild vom raumpolitischen und wirtschaftlichen Leben der Mittelmeer völker. Di« gehaltvollen Ausführungen, die der,/k. D." be ¬ reit» wt»d«rholt würdigt», wurden mit regem Inttmss« aus genommen. Gchwarzenberg, io. Febr. Im Januar wurden b«lm Standesamt 10 Geburt«« (vier m. und sech» w.), 11 Gt«rb«- M« lacht m. und drei w.) und sieben Eheschließungen beur kundet. Zuges««» find 44, weag«zogen 46 P«vson«n. Di« Gimvohnersahi betrug nach der Fortschreibung am 1. Februar Sofa, 10. Febr. Rachd«« zu den sechs bereit» seit Otto- ber hier weilenden erholungsbedürftigen Kindern au» Ham burg sind Anfang Februar weiteve 19 Kinder au» Wilhelms- Haven dazu gekommen. Eine neue Daststellenwerbung in den letzten Tagen hat dank de» tatkräftigen Einsatzes der Politi schen Leiter ««eben, daß weiter« 101 Gaststellen für Kinder und drei Gaststellen für Mütter mit Kindern an di« Kreis- amtsleitung Aue der NSV. gemeldet werden konnten. Da» ist bei der auch hier bestehenden Wohnungsknoppheit «in schö nes Zeichen von Opferbereitschaft. — In einer öffentlichen Einwohnerversammlung am Sonnabend, 15. Februar, 20 Uhr tm Gasthof „Schützenhaus" spricht Gauredner Rössiger aus Freiberg über: ,Aas Jahr 1941!" Zahlreicher Besuch dieser Versammlung wird erwartet. — Der Lehrer Karl Gottschald ist zum Leutnant befördert worden. Rittersgrü», 10. Febr. Der Aufmf von Dr. Goebbels, für di« Soldatenheim« in Norwegen »u spenden, hat auch hi«r bei der Sckuljuoritd freudigen Widerhall gefunden. Ein« Sammlung der Kinder und Lehrer bracht« das schöne Ergeb nis von 155 RM. — Lehrer Helmut Ludwig ist zum Leutnant befördert worden. " Chemnitz. Direktor William Werner, Dorstandsmit- glied und Betrtebsführer der Auto-Union AD., wurde von der Technischen Hochschule Dresden wegen seiner Verdienste um den modernen Kraftfahrzeugbau -um Dr.-Ing. «. h. ernannt. Dr. Werner erhielt bekanntlich vorige» Jahr einen Staatspret» für Feierabendkunst. * Chemnitz. In der Abortanlage eine» Grundstücke» der Zwickauer Straße waren Handwerker mit Auftauarbeiten be schäftigt und hatten Holzkohlevfen aufgestellt. Der Raum füllte sich mit Hohlenoxydgasen. Der 56 Jahre alte Otto Leib zog sich dabet eine tödliche Kohlenoxydgasvergiftung zu. ** Dresden. Eine 63jährige Witwe wurde, als sie in einem Grundstück auf der Haydnstraße ihre Wohnungstür auf- schloß, von einem jüngeren Manne gewürgt und die Treppe hinabgestoßen. Offenbar hatte es der Rohling auf Geld ab gesehen. Der Täter, der vermutlich auch einige Tage vorher einen ähnlichen Ueberfall auf ein jungen Mädchen versuchte, ist entkommen. * Großpostwitz. In Eulowitz ertrank ber 10jährige Manfred Diener in der Spree. Der Junge hatte versucht, einen Schneeschuh, der ihm ins Wasser gerutscht war, wieder herauszuholen und hatte dabei die Eisdecke betreten. Keries -Sils — Eine Lawine, die vom Gipfel de» Monte Dogatin bei Tomein niederging, verschüttete «in« Streife des italienischen Grenzschutzes. Ein Offizier und acht Mann wurden getötet. Weitere elf Soldaten wurden mit Erfrierungen aufgefunden und mußten in das Krankenhaus gebracht werden. — «in folgenschwer«, Autounglück er«ignet« sich Freitag abend auf der Strecke zwischen Rochefort und Rayan. Ein mit drei Frauen, zwei Männern und einem Kind besetzter Kraft wagen stürzte in di« Charente. Fünf Insassen ertranken. — Lin mit sieben Reisenden besetztes Auto stürzt« einen 150 Meter hohen Abhang hinunter, als es versuchte, die bis zu 2000 Meter ansteigende Paßstraße über den Tschakor (Iugu- Die eherne Pest. Skizze von Werner Fuchs-Hartmann. Ein Gka» klirrte auf den Tisch, und ein Lachen schmetterte durch die rauchige Luft. Es ging hoch her in der „Rose" zu Bamberg, denn sie waren wieder einmal alle beisammen — Franz von Holbein, der geniale Direktor deS kleinen Stadt- lheaters, Madame Renner, die erste Dame des Schauspiels, Kunz, der vielseitige Weinhändler, und Ernst Theodor Amadeus Hoffmann, Regierungsrat und Musikdirektor. - Mit Ergötzen beobachtete Hoffmann, wie die aufgelockerte Runde den Ausstrahlungen seiner erregten Phantasie zu er liegen begann. „Mir fällt da gerade noch eine Geschichte ein", meldete er mit der geheimnisvollen Andeutung seiner ver schleierten Stimme. „Sie paßt so recht zu dem, was unS eben beschäftigte. Mein Onkel, der Justizrat Voeteri, hat sie mir einmal erzählt, als ich noch ein Knäbe war." Er blinzelte und sah mit Behagen die Erwartung in den Augen der anderen. „Das war im März deS Jahres 1789. Eine Fahrt über Land hatte meinen Onkel im Auftrage eines Klienten nach einer Provinzstadt im Posenschen geführt, wo ihn seine Geschäfte etwa eine Woche lang aufhalten sollten. ES war am Abend seiner Ankunft, als außer ihm noch ein Fremder in dem Gasthof abstiea, der gerade gegenüber der Stiftskirche lag, einem ansehnlichen romanischen Bauwerk. Der Ankömmling begab sich sofort auf sein Zimmer, denn er hatte, wie er sagte, eine weite Reise hinter sich. Als mein Onkel am anderen Morgen in der Gaststube sein Frühstück verzehrte, traf er abermals mit dem Fremden zusammen. Dieser fragte sogleich zwischen Morgengruß und Kaffeetrinken, warum die Kirchenglocke denn nicht die Stun den angebe. Er habe, seiner Gewohnheit gemäß, des Abends seine Uhr von der Kette gelöst; da sie gerade die neunte Stunde anzeigte, sei er des Glockenschlags da draußen ge wärtig gewesen. Doch nichts habe sich gerührt. Der Wirt nickte. ,Sie haben recht, die Glocke meldet keine Stunden, za — sie ist stumm! Man behauptet, daß seit anderthalb Jahr hunderten keiner ihren Klöppel bewegt habe. Soweit ich denken kann, ist es hier Sitte, zum Gottesdienst oder zu anderen Gelegenheiten durch Trommelschlag zu rufen. Die beiden Ratsdiener haben zu diesem Behelf zwei alte Kessel pauken. Mit diesen ziehen sie, je nach Zeit und Bedarf, in der Stadt herum und schlagen einen Wirbel. Ich gebe zu, daß dies eine seltsame Sitte ist, aber sie hat sich so eingebürgert, daß wir sie als eine Selbstverständlichkeit hinnehmen.' Auf da» Drängen des Fremden, der sich als Privat- gelehrter auSgab, erzählte der Wirt dann noch, daß die Glocke Küher in Stunden der Gefahr geläutet worden wäre: bei Sturm und Feuersnot und wenn Seuchen im Lande wüteten. «viermal', so vermeldete der Wirt, .erhob die Glocke gellend Hre Stimme, und viermal raste die Pest durch Haus und Gasse, von Aberglauben und Schrecken erfüllt, drängte die Bürgerschaft darauf, die Glocke überhaupt nicht mehr zu läuten, weil man der Meinung war, daß sie da» Unglück berbetaerufen habe. Endlich willigten die Rat-Herren in die Schließuna des Glockenturme».' - Der Gelehrte wiegte ungläubig den Kopf: ,Wer weiß, ob die Glocke überhaupt noch vorhanden ist!' .Gewiß', pflichtete der Wirt bei, .es wurde schon be hauptet, die Glocke wäre einst in schwerer Zeit herunter genommen und, da sie aus edlem Metall bestand» zerschlagen worden. Daraufhin soll, da daS Tor zum Turm nach wie vor geschlossen gefunden wurde und der Pfarrer au» alter Tradition die Oefsnung nicht zugeben wollte, einer der NatS- diener bis auf den Giebel deS Stadthauses hier am Eck geklettert sein, von wo aus man allein in die Turmfenster sehen kann, und der habe gemeldet, daß die Glocke noch im Stuhle hinge.' Der Fremde verharrte in nachdenklichem Schweigen. Schließlich griff er zu seinem Hut, und schon im Begriff zu gehen, wandte er sich noch einmal um. .Die Kirche aber', fragte er mit seiner dünnen Stimme, .die Kirche ist doch Wohl zu besichtigen?' Der gefällige Wirt bejahte und wies ihm den Weg zum Küster. Mein Onkel nahm jetzt die Gelegenheit wahr, sich dem Gelehrten bekannt zu machen und ihm seine Teilnahme an der Besichtigung anzutragen. Der andere hatte keinen Einwand; so begab man sich unverweilt zu der Küster wohnung und stand schon wenig später mit einem verhutzelten Männchen vor der Kirchentür. Mit unangenehmer Härte schallte da» Echo der Schritte, kaum daß sie durch die aufkreischende Eichenpforte getreten waren, von dem hohen Gewölbe herab. Der Küster führte die Besucher voll eifriger Gründlichkeit herum, wobei er mit näselnder Stimme seine Erklärungen abgab. Mein Onkel langweilte sich, doch der Fremde entdeckte mit ruhelosem Blick viel des Bemerkenswerten. Gegen eine angemessene Entlohnung erreichte er es, daß ihm der Küster dir Kirchenschlüssel für etliche Tage überließ, damit er feine Studien in Muße fortsetzen könnte. Ohne daß mein Onkel ihn noch fernerhin begleitete, stöberte der Fremde nun in allen Ecken herum. Doch verließ ihn — wie er gelegentlich erzählte — nie der Gedanke an die sonderbare Geschichte von der Glocke, die zum Schweigen ver urteilt worden war. Immer suchte er nach einer Verkettung mit der .ehernen Pest', wie er sich mit einem halben Lächeln und verlorenem Blick ausdrückte. Al« er dann — feiner Ankündigung gemäß — eine» Tage» mit seinen Untersuchungen in der Sakristei beginnen wollte, geschah es, daß mein Onkel ihn ein zweite» Mal be gleitete. Beider Aufmerksamkeit richtete sich sogleich auf ein stark nachgedunkeltes Gemälde mittlerer Größe. E» reichte bi» auf den Böden und stellte einen Cherubim mit dem Flammenschwert- dar, der vor einer verschlossenen Pforte di« Wache hielt. DaS Bild war am Rande sichtlich beschädigt, so Men e» wemguene auf oen ersten Blick. Als aver der Gelehrte näher hinsah, da verschlug «» ihm fast den Atem: An dex Stelle nämlich, wo sich auf dem Bilde daS Schloß der von dem Engel bewachten Pforte befand, war tatsächlich «in Schlüsselloch, und der Fremde stand vor einer wirkliche« Tür! L«Mplelade»d Ur «chwar-euderg. es Ar U Au Altm Teil wäre Vrd« i veror S ein« i C Luftsö geford Ecka Stü Gan 7. S ««»! öfter öffew an ff offen! 1 ob« ar sawien) zu überqueren. Infolge des hohen Schnee» kamen di« Reisenden mit Verletzungen davon. — Gewaltverbrecher. Am Sonnabend ist ber 1920 in Porseln geborene Wilhelm Mispelbaum hingerichtet worden, den das Sond«rgericht i» Köln als VolksschLdling und Ge- waltvevbrecher zum Tode verurteilt hat. Er war schon mehr- mals vorbestraft und hat unter Ausnutzung der Verdunkelung einen Raubüberfall auf seinen früheren Betriebsführer be gangen, ihn heimtückisch niedergeschlagen und beraubts " Tr langte nach dem Schlüsselbund und versucht«, da» Schloß zu öffnen. Schneller, al« er hoffen durfte, harte er Erfolg — die Tür bewegte sich schwerfällig in ihren Angeln, und waS sie freigab, war ein der Gegenwart unbekannter Eingang zum Glockenturm. Der Forscher zeigte fieberhafte Erregung, die auch auf meinen Onkel übersprang, der sonst für derartige abenteuerliche Dinge wenig übrig hatte. Al» der Gelehrte sich schließlich überwand und in den Turm trat, sank er bis zu den Knöcheln in den Staub «in, der in dicken Flocken den Boden bedeckte. Eine Wendeltreppe führte fast bis zur Spitze hinauf und mündete anscheinend in die Galerie, die man von draußen sehen konnte. Mit wankenden Knien klomm der Eindringling trotz der Warnungen seines Begleiters die steilen Stufen hin auf. Schon zu halber Höhe gelangt, wurde er infolge seiner Erregung von einer Schwäche befallen. Mit letzter Kraft suchte er sich noch an die Wand zu lehnen, doch — da» Gleich gewicht verlierend — stürzt« er wuchtig gegen da» mor'che Geländer, das splitternd und krachend unter der Schwere de» Körpers zusammenbrach. Unfehlbar wär« der Unglückliche in der Tiefe zerschmettert, hätte er nicht noch beim Stürz da» in Reichnähe hängende Glockenseil ergriffen. Kaum aber war die» geschehen, al» auch schon gewaltig ein metallische» Dröhnen von oben erscholl — der Fremde hatte die Pestglocke au» ihrem jahrhundertelangen Schlaf gerissen! Sein Begleiter, von Grauen durchwühlt und kein?« Regung fähig, sah stieren Blicke» nach oben. Gleich einem dunklen, großen Knoten hing im pendelnden Seil mit ver krampften Griffen der Körper deS Gelehrten, der im Schwung der Glocke auf und nieder tanzte und vergeben» seinen Hilfe ruf gegen die mächtige Zornesstimme der erweckten Glocke sandte. Während der andere noch in der rasenden Flucht seiner Gedanken eine Rettung zu erspähen suchte, war über den Mann an der Glocke bereit» da» Entsetzen wie eine glühende Flamme zusammengeschlagrn. Mit dem gellenden Schrei des echten Wahnsinn» ließ er sich pfeilgeschwind zu, Boden gleiten, wo er bestnnungSlo» zusammenbrach. Von dem ungewohnten Klang der Glocke gerufen, strömte alsbald die halbe Stadt zusammen. Der Betäubte wurde in da» Gasthau» zurückgetragen. Als er dort nach mehreren Stunden da» Bewußtsein wieo-rerlangte, flackerten seine Augen tm Fieber, und sein Arm hob sich wie zur Abwehr. ,Pest — Pest!' murmelte er. .Nicht anstecken.. Der Arzt, der schon die ganze Zeit über um ihn bemüht gewesen war, sprach ihm beruhigend zu, doch der Gelehrt« war schon wieder ohne Besinnung. Am nächsten Morgen ver fiel er in Delirien, und am Mittag deS dritten Tages starb er mit allen Anzeichen eine» Pestkranken.. Ernst Theodor Amadeu» Hoffmann schwieg und mustert« mit einer wahren Satan-falte auf seiner bewegten Stirn di« Runde der gebannten Gesichter. Madame Renner schüttelt« sich: „Hoffmann, ich sag' Ihm, diese Nacht hat Er aus dem Da« breiartig« Vustspirl „Di, Stund« mit Alexa" von Möller und Lorin» ist «in Unt«rhaltuna»stück, da», wenn so flott und lustig wi« von ber Lande«büyne gespielt wird, ne Wirkung nicht v«rf«-lt. Di« Sd«, «inem rastlosen Men- rn Sinn für Häuslichkeit und Eheglück beizubringen, ist gbar. Die handelnden Personen sind überzeugend «kenn- chnet. verblüffend arschickt führen di« Verfasser di« gwi«. gespräch«. Leider ist bi« Handlung zu wenig «steigert. Di« Spannung erlahmt, weil man viel zu früh weiß, vl« «» au», geht. Hier schmeckt da» Lustspiel eben doch «twa» nach gube- reitung, nach allzu bekanntem Lustsptelmuster. Aber wir wollen gern betonen, daß — auf» Ganze «sehen — ein schmackhafte» Gericht herauskommt. Also, wie schaut da» Rezept aus? Man nehme einen jungen leben», und liebe», erfahrenen Witwer und mache ibn zum reichen Industriellen und stolzen Vater einer bildhübschen Tochter, die mit ihm von den jüngsten Jahren an al» Ei»kunstläuferin in Hetz und Hatz ohne jede Häuslichkeit von einem Ort -um andern reisen mutz. Man lass« di« Tochter heimlich ein« Ek« mit «inem jung«» Bildhauer etngehen. Man lasse diesen di« Flitterwochen mit seiner jungen Frau nur in den kurzen Abendstunden in einem Hotel erleben, da sie ihm Modell steht für eine Plastik, die der nichtsahnende Herr Schwiegervater von ihm bestellt hat. Man stelle die Personen zum Kennenlernen zunächst in die ver- vlichene Pracht von Räumen, die einem älteren Stiefbruder de» Bildhauer» «hören. Dann bringe man sie, um Derwick- lungen herbeizuführen, al» Gegenscch in den geschmackvollen Nahmen einer gepflegten Häuslichkeit, in der eine reizend« Frau — es ist Alexa, eine Innenarchitektin — ihr« Schönheit und ihren Leist so strahlen läßt, daß sie sogar den Industriellen zum liebenden Mann ihres Herzens hinaufzulautern vermag. Nun würze man reichlich mit witzigen Einfällen und geist reichen Gesprächen, gebe in bas Ganze einen kräftigen Schuß Romantik, mische weiter einige Rosinen süßer Nettigkeiten und Unartigkeiten bei und vergesse nicht, einige pfeffrig« Zutaten darüberzustreuen. Fertig ist da« Gericht. Daß r« geschmeckt hat — bi« auf die paar letzten Bissen — bewies der Beifall. Er mußte in erster Linie der Gerhild Kirchhöfer gelten, die als Alexa dem Stück durch ihr verinnerlichte» Spiel gan- wesentlich die freundliche Aufnahme sicherte. Karl Milling, ' der um Alexa werbende Industrielle, vermochte uns trotz seine« sehr gewandten Spiels nicht völlig zu Überzeugen, weil rr seine innere Wandlung nicht genügend glaubhaft machte. Beatrice Randolph und Karl Priewe-Valentin verkörperten das junge Paar mit frischer Natürlichkeit. Paul Weyland al» Mitwisser, Berater und Vermittler wirkt« mehr wir ein guter Onkel als ein Stiefbruder. Ruth Habranke al» Hausange, stellte und Willy Arendt al» Sekretär waren eindrucksvolle, dienstbare Geister. Das wechselnde Bühnenbild (Hans Grö- ninger) war der stimmungtragende Rahmen kür das flüssige Zusammenspiel, für das Karl Milling als Spielleiter verant wortlich zeichnete. kri-sriek.
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