gesichert. »Für Hofkapellmeister Krebs ist Herr Schuch eingetreten und verwaltet dieser sein Amt zu allseitiger Befriedigung«, vermeldet die Neue Berliner Musikzeitung 1873 trocken. Kaum jemand dürfte vorausgesehen haben, welch entscheidende Wende durch dieses Engagement eingeleitet wurde. Der erste, der wohl spürte, daß hier ein Musiker ganz großen For mats zu Werke ging, war sicher Julius Rietz. Eifersucht macht hell sichtig, und eifersüchtig beobach tete Rietz, wie rasch sich der junge Kollege - Schuch war gerade sechsundzwanzig Jahre alt- Ensemble, Kapelle und vor allem die musikalische Öffentlichkeit erobert. Bereits im Herbst 1872 schreibt Hartmann im Musikalischen Wochenblatt nach einer von Schuch geleiteten Lohengrin-Auf- führung: »... außer Hans von Bülow macht ihm diese Leistung schwerlich jemand nach. Sichere Klarheit und Festigkeit nicht nur - denn diese Dirigiertugenden hatte er bei dem Gastspiel der italienischen Oper hinlänglich bewiesen —, sondern vor allem das liebevolle Erfassen des Kunstwerkes, die zarte Schmiegsamkeit, im Affekt die Übertragung der eigenen Begeisterung auf das Orchester und das Publikum.« Zieht man die zeitgenössischen Pressestimmen zu Rate, so darf man davon ausgehen, daß der junge Kapellmeister in der Saison 1875/76 endgültig den gesamten »singenden und klingenden Apparat« der Oper auf seiner Seite hatte und sich jenes fast blinde Verstehen einstellte, das große Aufführungen erst möglich macht. »Es mehren sich die Besprechun gen, die im Vortrag der Kapelle eine neue Gelöstheit, Geschmeidigkeit, eine spielende Leichtigkeit und Virtuosität über alle Beschreibung entdecken.« (Hans Schnoor) Es ist wahrscheinlich auch Schuchs Hartnäckigkeit und Durchsetzungsvermögen zuzu schreiben, daß sich ab 1875 das Repertoire zu verändern beginnt. Häufiger als bisher fin den sich Verdi und Wagner im Spielplan. Ernst von Schuch um 1885, nach einer zeitgenössischen Fotografie