18 Robert Sterl, Bäuerinnen, Steindruck 1912 Bewegungen, die auf gediegenen traditionellen Leistungen aufbauten, trafen auch den Nerv des hiesigen Publikums besser als die Revolte, die sich an geliebten und geschätzten Werten »vergriff«. Ein verbreiteter liberaler Konsens bot einen freundlichen Boden für kontinuierliche Veränderungen eher als für programmatische Negation. »Erst im Welt krieg konnte der Expressionismus in Dresden festen Fuß fassen. Bis dahin formten Kuehl, Bantzer, Sterl und Zwintscher Gesicht und Ansehen der Dresdner Malerei.« 3 ' Das überstrapazierte Schlagwort vom »konservativen Klima« in Dresden ist aber eine un zulässige Verallgemeinerung. Einerseits wird dadurch die Vorstellung genährt, in anderen Kunstzentren ginge es viel toleranter und aufgeschlossener zu - von hochzuschätzenden Ausnahmen der Ausstellungs- und Ankaufspolitik solcher Museumsleiter wie K. E. Ost haus (Museum Folkwang, Hagen) oder M. Sauerlandt (Moritzburg, Halle) einmal abgese hen. Dies kann in zweierlei Hinsicht nicht bestätigt werden. Erstens im Hinblick auf die Bemühungen, das Verständnis für moderne Kunst (im weiteren Sinne) zu verbreiten: in Ausstellungen, I exten und Presseartikeln. Wie anderswo auch, machen sich nicht so sehr die traditionellen Kunstvereine, sondern private Galerien um die Bekanntmachung neuer Kunstströme verdient. Sowohl der Kunstsalon Richter als auch die Galerie Arnold sind äußerst rührig und veranstalten wirkungsvolle Ausstellungen. Gezeigt werden deutsche und internationale Gegenwartskunst, aber ebenfalls wesentliche Inspiratoren der vorigen