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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 06.01.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-01-06
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190901062
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19090106
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19090106
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Tageblatt
- Jahr1909
- Monat1909-01
- Tag1909-01-06
- Monat1909-01
- Jahr1909
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 06.01.1909
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Hilfskomitee bittet daher um schleunige Zuführung!Leibe weggeschwatzt hatte." Noch waren die zer- Quadern aufgeführt, stehen noch unverletzt in ihrer bis 11. Januar, in Beierfeld vom 9. bis 11. Januar, erinnert an die Urzeiten, wo Stkaner und Situier w die bevoistehende Ent- 100 090 Dollars für die Erdbebenopfer bei. Die letzth n den Kaffee bei Und viel zu dünn . . . Ist das Na, wenigstens dis größere! Hauswirtin: sonen, 12 270 durch italienische, 1250 durch rus sische, 1139 durch englische, 900 durch deutsche Mannschaften. Der deutsche Konsul von Messina steuerte 20 000 Lire, die kanadische Regierung Die Mode der Bekleidungsstücke unserer Damen wechselt doch so oft. Komisch, daß gerade das Un. praktischste am längsten seinen Platz behauptet. Und Der gewesen, zeigt die Beharrlichkeit solider Gebäude, von folgenden Ausstellungen gewährt: Geflügelaue- das du zu Hause vergisst» hast. Der Jesuiten Kollegium uud Kirche, von tüchtigen stellungen in Leipzig und in Gera (Reuß) vom 8.' Folgen von Erdbeben Zur See wurden nach Neapel gebracht, In Sicherheit gebracht einzuschränken. bisher 2500 Ucberlebendc die fast alle dort blieben, wurden bisher 15 559 Per- Aus der folgenden Tabelle kann man leicht ersehen, daß das Unglück in Süditalien bei weitem alle vorhergehenden Erdbebenkatastrophen an Zahl der Opfer übersteigt. Es wurden getötet: diesen unruhigen Erdboden verließen und die west liche Küste Siziliens bebauten." B: A: B: A B: Sie?" nur daS Aroma . . 1910. (Tag der Eröffnung und Schluß der Aus- stellung werden noch bekannt gegeben) Ueber die zu beachtenden Bedingungen können die beteiligten Kreise Näheres bei der Gütervsrwaltung der säch sischen StaatSetsenbahnen erfahren. — Zur Vorsicht beim Tragen von Hutnadeln mahnt ein Vorkommnis, da« sich in einem Abteil des von Plauen nach Reichenbach übersteigt aber bisherigen Feststellungen gemäß bei weitem die 100 000. mnd 11. Januar, in Rodewisch vom 13. bis 15. j Februar; Kaninchenauestellung in Zeitz vom 30. Januar bis 1. Februar; Weltausstellung in Brüssel „Brillant — und „ Ausgezeichnet — ibetraf," so schreibt Goethe am 11. Mai, „blieb, Inach 12 000 umgetommenen Einwohnern, für die übrigen 30 000 keine Wohnung: die meisten Ge bäude waren niedergestürzt, die zerrissenen Mauern der übrigen gaben 'einen unsicheren Aufenthalt. !Man errichtete daher eiligst im Norden vom Messina, auf einer großen Wiese, eine Bretterstadt, von der sich am schnellsten derjenige einen Begriff macht, der zu Meßzeiten den Römerberg zu Frank ¬ bulgarische Sobranje bewilligte 50 000 Fr., die serbische Skupschtina 60 000 Dinars. dann noch die kleinen Tassen . . reinste Skandal . . ." Gl«schränkn«g dort Ihre bessere Hülste?" findet sich Alsenstraße 10. Prinz Adalbert, sowie Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen haben sich bereit erklärt, zugunsten der Bewohner der durch das Erdbeben heimgesuchten italienische» Landes-! teile Geldspenden entgegenzunehme», die dem unter dem Protektorat der Kaiserin stehenden deut schen Hilfskomitee überwiesen werden sollen. Das w ü r t t em b e r g i s ch e Königs paar stellte sich mit einem größeren Betrage anl Lie Spitze der für ganz Württemberg organisierten! Sammlung für die Opfer des Erdbebens in Süd-i italten. Die „Franks. Zig" übersandte als erste! Rate 30 000 Lire an den Ministerpräsidenten! Giolitti und 10 000 Lire an den deutschen Konsul I Aselmeyer in Neapel. Die italienische Kammer wird zum! 11. Januar einberufen. Die Regierung will den! Gemeinden Zuschüsse gewähren, um die Ortschaften! wieder aufzwbauen. Eventuell soll zur Aufbring-! ung der Mittel eine Steuer von 5 Centimes! für jedes Eisenbahnbillett erhoben wcr-I den. Auch wird die Regierung verlangen, daß! beim Wiederaufbau der Ortschaften bestimmte Bau"! pläne beobachtet werden, um für die Zukunft die!: A: „Wie fanden Sie Müllers?" Goethe in Messt«« »ach dem Erdbeben 1783. Die furchtbare Katastrophe, die jetzt die un glückliche Stadt Messina fast völlig zerstört hat, weckt die Erinnerung an die große Erdbebenkata strophe vom Jahre 1783, die damals Messina zur! Hälfte vernichtete. Als Goethe aus seiner sizi lianischen Reise in Messina cintraf, starrten ihm überall die grausigen Folgen der Elementarkata strophe entgegen, und in seiner italienischen Reise hat er den Eindruck dieses zerstörte» Messinas festgehalten. Er hatte die erste Nacht im Quartier des Vetturins zugebracht und plante, sich am Mor gen nach einem bessere» Quartier umzusehen. „Dieser Entschluß gab uns gleich beim Eintritt dein fürchterlichsten Begriff einer zerstörte» Stadt; denn wir ritten eine Viertelstunde lang an Trümmern vorbei, ehe wir zur Herberge kamen, die, im gan zen Revier allein wieder aufgcbaut, aus de» Fcn-I stem des obere» Stockes nur eine zackige Ruinen-1 wüste übersehen ließ. Außer dem Bezirk dieses Gehöftes spürte man weder Mensch noch Tier; cs war nachts eine furchtbare Stille. Die Türe» ließen sich weder verschließen »och verriegeln; aus menschliche Gäste war man hier so wenig einge richtet, als in ähnlichen Pfcrdcwohiiuiigcn, und doch schliefen wir ruhig auf einer Matratze, welche der dienstfertige Vetturin dem Wirte unter ^dem Sächsisches. S. Janu»i IW». — Zur Bekämpfung des Borgun von Mitteln. Das Bureau des Hilfskomitees be-I störten Bauten nicht wieder errichtet und das anfänglichen Tüchtigkeit. Dem sei aber, wie ihm in Kirchberg am 17. und 18. Januar; Geflügel eigentliche Leben spielte sich außerhalb der Stadt wolle, Messinas Anblick ist äußerst verdrießlich und und Kaninchenautstellungen in Schneeberg am 10. ab. „Nach dem ungeheueren Unglück, das Messina n-.-!»-» »"-> '—«. ,, - -- unterricht erteilen soll, dann muß ich noch zehn Mark Lohn mehr beanspruchen. Unerwartete Weubnug. Witz und Humor Moder«. _ . _ e s e n S im Handwerk wird in Kürze sämtlichen furt, den Markt zu Leipzig durchwanderte; denn deutschen Handwerks- und Gewerbekammern ein alle Kramläden uud Werkstätten sind gegen die Rundschreiben zugehen, dar zur Verteilung an die , — „ fahrenden Personenzuges ereignet hat. Eine Dame > Straße geöffnet, vieles ereignet sich außerhalb. IInnungen und" gewerblichen" Vereine bestimmt ist.Ihatte einen Gegenstand fallen lassen und bemühte Daher sind nur wenige größere Gebäude, auch In dem Schreiben wird auf die Schäden des Borg- sich, ihn aufzuheben. Beim Aufstehen verletzte sie nicht sonderlich, gegen das Oeffentliche verschlossen, »»wesens und auf die Mittel zu seiner Bekämpfung aber mit den zum Befestigen ihre-Hutes verwendeten indem die Bewohner manche Zeit unter freiem ausdrücklich hingewiesen. Er soll ferner jetzt im ungewöhnlich langen Nadeln einen der Mitreisenden Himmel zubringen. So wohnen sie nun schon drei ganzen Reiche eine Bekanntmachung erfolgen, in der ziemlich stark im Gesicht. Nur noch eine Kleinigkeit Jahre, und diese Buden-, Hütten-, ja Zeltwirt- daS taufende Publikum auch seinerseits zur Be- hätte gefehlt, und das Auge war getroffen. ES wäre schäft hat auf den Charakter der Einwohner ent- kämpfung des BorgunmcsenS aufgefordert wird, und für die Trägerinnen der modernen Hutmoden in schiedencn Einfluß. Das Entsetzen über jenes un- zwar »och Möglichkeit durch Barzahlung bet der ihrem eigenen Interesse, sowie zum Schutze ihrer !gcheuere Ereignis, die Furcht vor einem ähnlichen Lieferung. Die Rechnungen der Handwerker sollen Mitmenschen sehr zu empfehlen, die Nadelspitzen mit treibt sie, der Freuden des Augenblicks mit gut- tunlichst sofort bei der Lieferung unter genauer An- einer Schutzvorrichtung zu versehen. Sie würden sich mittigem Frohsinn zu genießen. Die Sorge vor gäbe dec Zahlungsbedingungen, oder sofern dies nicht und ihre Mitmenschen dadurch vor oft recht schmerz- neuem Unheil ward am 21. April, also ungefähr angängig erscheint, am Ende eines jeden MonatS, lichen Nachteilen bewahren. Noch besser wäre es " ' ----- _ 'jedenfalls, diese Nadeln überhaupt nicht zu benutzen. Ivor zwanzig Tagen, erneuert: ein merklicher Erd- spätestens aber innerhalb dreier Monate, der Kund- Istoß erschütterte den Boden abermals. Ma» zeigte schäft zugestellt und im Falle sofortiger oder inner- uns eine kleine Kirche, wo eine Masse Menschen, halb vier Wochen nach Zustellung der Rechnung l gerade in dem Augenblick zusammeirgedrängt, diese erfolgender Zahlung ein angemessener Rabatt ge- I Erschütterung empfanden. Einige Personen, die währt werden. I darin gewesen, schienen sich von ihrem Schrecken — Im Hinblick auf die bevorstehende Ent- Inoch nicht erholt zu haben." In Begleitung eines lassung von Mündeln au« der Schule I freundliche» Konsuls durchschreitet Goethe dann diel werden die Vormünder darauf aufmerksam ge» „Trümmerwüste" und beobachtet das Treiben der macht, daß ihnen obliegt, rcchtzeitig dafür Sorge zu «Sizilianer, die mit grotesken Lustbarkeiten die Er-Itragen, daß für ihren Mündel ein Beruf, für Frau (zur andern): „Also Du hast herauSge- linncrung an die furchtbare Heimsuchung zu betäu- den er Anlage und Neigung hat, bestimmt, ein kriegt, daß dein Mann heute abend auf die ReLonte den trachten oder er besucht unter der Führung tüchtiger und wohlwollender Lehrmeister gewonnen, geht. Da gehst Du doch natürlich auch ?" eines Einheimischen die improvisierten Wohn-leine ehrbare und wohlwollende Dienstherrschaft aus- „Ja, aber auf eine andere." stäticn, mit Brettern beschlagene und gedeckte Hüt-1 findig gemacht oder sonst ein gutes, dem geistigen ten, die auf Goethe in ihrer romantischen Bunt- und leiblichen Wohle und der Ausbildung dcS Mündel? M«e 1«oder«e Köchi«. heit einen Eindruck mache» „völlig wie der jener!förderliches Unterkommen gesichert werde. Lehrver-I Hausfrau: „Was nehmen Sie alle« zu dem Mebbuden, wo man wilde Tiere oder sonstige träge bedürfen der vormundschaftsgerichtlichen Ge- Pudding?" Abenteuer für Geld sehen läßt". Das prächtige uehmigung. Der Mündel ist vorher selbst vom Köchin: „Gnädige Frau, wenn ich Ihnen Koch- Wetter und der Helle Sonnenschein läßt die Spure»! Amtsgericht zu hören und ihm deshalb zuzuführen, fdes Unheils mir um so schärfer hervortreteii Midi Der Lehrvertrag ist dem Amtsgericht oorzulegen, für Goethe bleibt die verwüstete Stadt das „um mch ist eine Abschrift davon, die bei den Akten zu selige Messina". Die prachtvolle halbrunde Palaz- verbleiben hat, b-izusüge». DaS, was von den Vor- zata mit ihren alten schönen Palästen war so gut münderu gesagt ist, gilt auch von Müttern, denen wie zerstört. „Einzig unaiigenehm ist der Anblick »x Sorge für die Person ihrer Kinder zusteht, der sogenannteii Palazzata, einer sichelförmigen l — Z»x Tantiemenfrage der Kompo- Reihe von wahrhafte» Palästen, die, wohl in derlnjsten schreibt der Ausschuß des Bundes der Saal- Länge einer Viertelstunde, die Reede cinschließen rnd Konzertlokal-Jnhaber Deutschlands: „Der ernste und bezeichnen. Alles waren steinerne vierstöckige stampf, der seit Jahren die Gastwirte, resp. Saal- GebäuLe, von welchen mehrere Vorderseiten bis »Haber gegen daS Vorgehen der Genossenschaft aufs Hauptgesims Noch völlig stehe», andere bis Zutscher Tonfetzer führen, veranlaßte die Ersteren, auf den dritten, zweiten, ersten Stock herunterge- i„ ihren Lokalitäten Plakate aufzuhängen, durch welche broche» sind, so daß die ehemalige Prachtreihc nun >»« große Publikum darauf aufmerksam gemacht! aufs widerlichste zahnlückig erscheint und auch »ird, daß cs den Saalinhabcrn infolge der Forderungen durchlöchert; denn der blaue Himmel schaut beinahe )er Genossenschaft deutscher Tonsctzer nicht möglich durch alle Fenster. Die inneren eigentlichen Woh- ft, solche Musikstück-aufzusühren, deren Aufführung«- LouS.vNtin- Sckneider war bier 6e,r nungcn sind sämtlich zusannnengcstürzt. An diesem recht von genannter Genossenschaft zu erwerben wäre. seltsamen Phänomen ist Ursache, daß, nach der von xwe» Bundesgenossen erhielten die Bcrlincr Saal- das wilm Sie lick »e Reiche» bego»ne»e» architektonischen Prachtanlage, Fitzer iu den Musikmeistern dcS GardekorpS, da ö eine k'r'ätt oe " weniger begüterte Nachbarn, mit dem Scheine wett- -ieselben erklärten, nur steuerfreie Werke zur Aus- ' ' ' " ^r,on e eifernd, ihre alten, aus größere» und kleineren führung bringen zu wollen." Äoloutalwar-uaelAiaft Flußgeschieben und vielem Kalk zusammengeknete- — DieK o n z e s s i o n S p s l i ch t d e r Scha nk- Was bekommst du Kleiner?" ' Quadcrstücke» auf- wirtschaften wird verschärft durch ein „Einen sauren Hering; aber eine» recht große», geführten Vorderseiten vcl-steckten. ^cnes schon an AZxtz, daS demnächst den BuudeSrat verlassen wird. Vater war gestern zum Begräbnis" sich unsichere Gefüge mußte, von der ungeheuren Nach dem neuen Gesetz soll die KoazesstonSerteilung Erschütterung aufgelöst und zerbröckelt, zusammen- fgr Gastwirtschaften auch in Orten mit mehr a!S IS Mark SO Pfg. erspart, stürzen; wie man den» unter manchen bei so gro- f5 000 Einwohnern von dem Bedüisnis abhängig A: „Lieber Freund, ich muß dich schon bittcu, ßem Unglück vorgckommcncn wunderbaren Nettun-^maHt werden. An die Beschaffenheit dec Lokale mir zwanzig Maik zu leihen. Ich habe mein Por igen auch folgendes erzählt: der Bewohner eines oerden vom hygienischen und sicherheitSpolizeilichc» temnonaie zu Hanse liegen lassen ui d habe keinen solchen Gebäudes sei im furchtbaren Augenblick ge- Standpunkt höhere Anforderungen gestellt. Die Pfennig in der Tasche." rade in die Maucrverticfung eines Fensters ge- -lntmierkneipen mit weiblicher Bedienung werden B: Zwanzig Marl kann ich dir zwar äugen- treten, das Haus aber hinter ihm völlig zusam- mch schärfere» Bestimmungen als bisher nnterwor» blicklich nicht leihen, aber ich will dir ein Mittel mcngestürzt; und so habe er, in der Höhe gerettet, Auch werden neue Bestimmungen übec die dazu geben, daß du dir daS Grld sofort verschaffen de» Augenblick seiner Befreiung aus diese,» luf- Entziehung der Konzession erlassen. kannst." tigcn Kerkcr beruhigt abgcwartet. Daß jene aus — Auf den sächsischen Staatreisenbahnlinien wird A: „Da wäre ich dir sehr dankbar." Mangel naher Bruchsteine so schlechte Bauart Haupt- f x a ch t f r e i e Rückbeförderung der aus-B: „H ec hast du zehn Pfennig. S-tz' dich sächlich schuld an dem völligen Ruin der Stadt! , x st x l l t e » Tiere und sonstigen Gegenständelin die Straßenbahn und hole dein Pottmonaie, 1775 in Lissabon 50000 Menschen 1812 in Caracas 12000 1868 in Peru 20000 1902 in Martinique 30000 1906 in San Franzisko 1000 1906 in Valparaiso 100 „ 1907 in Jamaika 700 „ Die Zahl der Opfer in Messina und Reggio gehe. Wenigstens jetzt noch nicht. In einiger Zeit — wenn alles gut abläufi — daun — — hoffentlich —" Und,ehe Irmgard in ihrer Verblüffung etwas erwidern kann, hat Frau Mirjam bereits das Haus verlassen. Zum ersten Male sind die Schwestern den ganzen Tag über allein zu Hause. Sie vertreiben sich die Zeit so gut es geht mit Arbeiten, Lesen, Plaudern; aber der Zeiger der kleinen Uhr auf der Kommode will gar nicht vorwärts rücken. Das sanfte Gesicht der Mutter fehlt ihnen bei allem, was sie tun. Besonders Gerhilde, die cs ohnchi» nie lauge bei einer Beschäftigung aushält, gibt gar bald das Arbeiten auf und setzt sich aus geöffnete Fen ster, die Hände lässig im Schoß gefaltet. Träwnerisch blickt sic hinaus, hin über die jetzt wieder dicht bevölkerte Via dolorosa. Ihre Gedanken wanden, zu dem Geliebten, der jetzt Wohl schon auf dem Atlantischen Ozean schwimmt, und sich tagtäglich weiter entfernt von seiner trau ernden Braut daheim. Plötzlich springt sie mit einem leisen Schreckens ruf auf und schließt rasch das Fenster. Verwundert hebt Irmgard den Kopf von ihrer Arbeit. „Was ist denn los, Hilde? Du tust doch, als sähest Du ein Gespenst!" „Es ist auch ein Gespenst," erwidert Gerhilde hastig, nach der Straße deutend. „Sieh nur — dort hinten!" Irmgard steht auf und tritt zu der Schwester ans Fenster. „Das gewohnte Treiben. Ich sehe nichts be sonderes." „Der Beduine dort!" „Nun ja! Was geht der Dich an?" „Es ist der freche Meulch, der nur neulich nachlief. Rasch die Vorhänge zu! . . . So' . . . Siehst Du, da guckt er schon herauf mit seinem Judasgcsicht! Daß er uns nur nicht bemerkt!" „Komm lieber zurück vom Fenster, Hilde!" raunt Irmgard der Schwester zu. „Der Mensch hat etwas Unheimliches!" „Mehr als das. Etwas Brutales' Etwas Gemeines! Du hättest nur seine Alvgen neulich sehe» sollen, wie sie mich anglühtcn — hu!" Gerhilde schüttelt sich und nähert sich wieder vorsichiig dem Fcntcr, um hinabzuspähe», ob der „gräßliche Mensch" vorbei ist. „Da unten steht er!" stößt sie empört heraus. „Er guckt sich die Haustür au. Er wird doch nicht die Frechheit haben —" „Pst!" macht Irmgard. „Er klopft schon!" „Daß Du nicht auftuachst!" ruft Gerhilde er regt. „Gewiß nicht. Die Mutter ist ja nicht zu Hause!" „Auch nicht, wenn die Mutter zu Hause wäre! Ich will den Menschen nicht sehen!" Und Gerhildcs kleine Füße trampeln de» Bo den, wie stets, wenn sie besonders aufgeregt ist. Jetzt unten abermaliges Klopfen — lauter, ungeduldiger . . . „Klopf Dir nur die Finger wund!" spottet Gerhilde mit einer höhnischen Verbeugung nach der Tür hin, „Du kannst lange warten!" Beide Schwestern horchen . . . Endlich unten das Stampfen von Schritten, die sich nur widerstrebend zu entfernen scheinen. Dann alles still. „Gott sei Dank!" seufzt Gerhilde mit komischem Entsetzen auf und beide begeben sich wieder an ihre Arbeit, nachdem sie darin übereingekommen sind, der Mutter nichts von dein unwillkommene» Be such zu sagen, um sie nicht aufzurcgen. Ani andern Morgen lehrt Frau Mirjam Alsen wohlbehalten von ihrer kleinen Reisc zurück. Ihre Töchter belästige» sic nicht mir Fragen. Sie sind von Kindheit an gewöhnt, daß die Mut ter ihre Angelegenheiten für sich behält. Doch im stillen wundert sich Irmgard über das blühende und auffallend heitere Aussehen der Mut ter, die den Eindruck macht, als sei ihr ein großes Glück widerfahren. An, Nachmittage, ungefähr zur selben Zeit, wie ga'tcrn, klopft cs wieder unten an der Haus tür — diesmal, laut, brutal. Ehe Gerhilde ihrer Befürchtung Ausdruck geben kann, ist Frau Mirjam bereits leichtfüßig die Treppe hinuntcrgeeilt. Atemlos lauschen oben die beiden Mädchen. Sic hören die Mutter die Tür öffnen und eineu leise» Schreckensruf ausstoßcn . . . und gleich darauf ein breites, spöttisches Lache». Schon will Irmgard hinabcilen, um für alle Fälle bei der Mutter zu sein. Da sagt unten eine fette Stimme auf türkisch: „Also wirklich, Du bist es, Mirjam? Sei mir gegrüßt! Wer hätte gedacht, daß das hochgewach sene, blonde Mädchen, das mein Wohlgefallen er regte, Deine Tochter ist! Die Tochter meiner „klei nen Gazelle", mit der ich vor vielen, vielen Jahre» in den Gärten ihres Vaters herumtollte und die grünen Kakadus und possierlichen Aeffchcn neckte!" Kleine Pause. Frau Mirjam erwidert nichts, und Abdallahs Stimme fährt spöttisch fort: „Wie ist es der „kleinen Gazelle" ergangen während der lange» Zeit? Allah scheint sie in seinen Schutz genommen zu haben; dem, sie sieht schön und jugendlich aus, wie eine Rose!" Die beiden dicht aneinandcrgeschmiegten Mäd chen oben auf der Treppe trauen ihren Ohre» nicht. Sie verstehen Türkisch ebenso gut wie Deutsch und erwarten klopfenden Herzens die Ant wort der Mutter auf diese unverschämte Begrüß ung. ' Doch die erhoffte Abweisung bleibt aus. Dagegen wird auss neue die dreiste Männer stimme hörbar. „Was macht der arme Bruno — eh?" „Bruno — Bruno ist — ist — — tot!" stam melt Frau Mirjam. „Tot?! Nicht möglich! . . . Na, für Dich, meine „kleine Gazelle", ein Glück — für Dich und für — alle! Du touutest unmöglich wünschen, daß ein " Er bricht ab. Frau Mirjam hat ihm hastig cii, paar Worte zugeflüftert, welche ihre Töchter oben nicht verstehe». „Ah so! Ich begreife," erwidert der Manu halblaut. „Mirjam weiß, ich war stets ihr Freund. — und auch sein Freund, der Freund des armen Bruno . . . Also kein Wort über gewisse Dinge." Und zynisch lacht er auf. Irmgard steigt das Blut zu Kopf vor Em pörung. Ihr Zartgefühl sagt ihr, daß die Unter haltung dort unten nicht für ihre und Gerhildcs Ohre» bcstimmt ist. Rasch will sie die Schwester von ihrem Lauschcrposten zurückziehcn. Da hört sie, wie der Beduine unten spöttisch fragt: „Will die „kleine Gazelle" ihren lieben Freund nicht auffordern, nähcrzutreien? Ich komme direkt von Jaffa und bin müde wie ein Hund. Auch möchte ich Deiner hübschen Tochter erklären -" Ein leiser empörter Ausruf entschlüpft Ger hildcs Lippen. Krampfhaft drückt sie den Ann der Schwester. Am liebsten möchte sie hinabeile» und dem Menschen ins Gesicht schlagen. „Still, still'" raunt Irmgard ihr ins Ohr. Sie kommen!" (Fortsetzung folgt.) Druck und Verlag von I. Ruhr Rachfolger Dr. Alban Frisch, Hohenstetn-ErnsNhal. — Verantwortlicher Redakteur Wllh. Ltppacher, Hohenstein-Ernstthal.
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