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Der Grenzbote : 05.01.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-01-05
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1836929153-189801054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1836929153-18980105
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1836929153-18980105
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer Grenzbote
- Jahr1898
- Monat1898-01
- Tag1898-01-05
- Monat1898-01
- Jahr1898
- Titel
- Der Grenzbote : 05.01.1898
- Autor
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> Dev Kvenzöote. lebendig vergraben hat, auf Grund des Spruches des Synods nach Sibirien abgeschickt, wo er in einem Kloster untergebracht werden soll. Deutliches und Sächsisches. Adorf, 4. Januar. Der Former Friedrich Walpert aus Nikritz bei Großenhain, welcher gestern in hiesiger Stadt gebettelt, ist Abends gegen 9 Uhr auf der Hauptstraße auf den Treppenstufen vor einer Hausthüre sitzend, auf gefunden worden; er gab an, er sei gefallen und habe einen Beinbruch erlitten. Walpert wurde ins Krankenhaus gebracht; nach ärztl. Untersuchung hat er einen Knöchelbruch erlitten. - Der am Sylvesterabend in einem hiesigen Geschäft aus der Ladenkasse abhanden gekommene Geldbetrag ist nicht gestohlen, sondern von Lem betr. Inhaber im Drange des Geschäfts nur an einen anderen Ort verstellt worden, wo er später wieder auf gesunden wurde. Für das begonnene erste Quartal des 63. Jahrganges des „Grenz-Boten" nehmen wir fort während Nachbestellungen entgegen und liefern die bereits erschienenen Nrn., so weit möglich, auf Wunsch noch nach. — Das neubegonnene Jahr ist für unser liebes Sachsenland ein denkwürdiges, schickt sich unser Volk doch an, den 70. Geburtstag und das 25jährige Regierungsjubiläum des allver ehrten Königs Albert zu begehen. Anläßlich dieser beider! Jubiläen wird es unseren Lesern willkommen sein, wenn wir im Verlauf des Jahres 1898 die wichtigsten Ereignisse aus dem Leben König Alberts, des Königlichen Hauses und Sachsens Geschichte seit 1828 in einer Ge denktafel in Erinnerung bringen. Die für jeden Tag des Jahres bestimmte Gedenktafel befand sich zum ersten Male in der Neujahrs-Nummer und wird Tag für Tag fortgesetzt. - Den Briefträgern wird die Nachricht hoch willkommen sein, daß der neue Postmeister von Podbielski die Einführung der längst geforderten Sommer-Uniformen plant. — Seit Mittwoch ist vom Atlantischen Ocean her eine außergewöhnlich tiefe Depression gegen das Festland im Vorrücken und das Hochdruck gebiet wird südostwärts zurückgedrängt. Die gro ßen Barometerunterschiede haben nach dem Wie ner Wetterbericht vom Sonntag nun in ganz Westeuropa seit 48 Stunden heftige Südstürme mit Regen bei hohen Temperaturen im Gefolge und dürften sich in Kürze auch über unsere Ge genden lebhaftere, gegen Westen drehende Winde mit Tauwetter und folgenden ergiebigen Nieder schlägen einstellen. — Die Nachricht, daß ein vogtländisches Mäd chen, Frl. Anna Schmidt aus Haselrain, demnächst nach Deutsch-Südwestafrika (Station Gibeon) aus wandern und einen Landsmann, welcher in der Schutztruppe dient, heirathen werde, bewahrheitet sich nicht. — Die von den Vormündern alljährlich zu erstattenden Berichte über die geistige und leib liche Pflege, Beaufsichtigung, Fortbildung und Aufführung ihrer Mündel, weiter die Pflege berichte der Zustandsvormünder von nicht in öffentlichen Anstalten untergebrachten geistes kranken oder unter Vormundschaft gestellten Per sonen, sowie von Verschwendern, und die An zeigen der Abwesenheitsvormünder, ob ihnen über Leben und Aufenthalt der Abwesenden etwas bekannt geworden ist, sind innerhalb des Monats Januar unter Angabe des Gerichtsaktenzeichens bei Vermeidung von Ordnungsstrafen einzu reichen. Oelsnitz. Am Sylvester gegen Abend stürzte auf dem hiesigen Bahnhofe der bejahrte Lampenputzer August Bauer, in Lauterbach wohn haft, von einem Personenwagen herab, dessen Gasflamme er anzünden wollte. Bauer brach hierbei das linke Handgelenk und erlitt außerdem so schwere Kopfverletzungen, daß er das Bewußt sein verlor und in ärztliche Behandlung genom men wurde. Ebmath. Gelegentlich einer unweit des Dorfes O. abgehaltenen Jagd rannte ein Hase in den Garten des Eemeindevorstandes und stürzte in den nicht genügend zugedeckten Brunnen und der ihn verfolgende werthvolle Jagdhund eben falls. Beide Thiere waren ertrunken, bevor sie herausgeholt werden konnten. Der Besitzer des Hundes verklagte nun den Brunnenbesitzer wegen Fahrlässigkeit, der Letztere aber erhob Widerklage gegen den Jäger, weil dieser das Waidwerk in nächster Nähe des Dorfes ausgeübt und nahe be wohnten Gebäuden geschossen hatte. Auf den Ausgang des Prozesses darf man gespannt sein. — Den Mittheilungen über den von dem Tischlergesellen Johann Schmidt ausgeführten Mordversuch an feiner Geliebten, der Milchmagd Katharine Stephinger im Meyer'schen Rittergute in Althaselbrunn, ist noch Folgendes hinzuzufü gen: Schmidt hat die Stiche nach dem ziemlich schwächlichen Mädchen mit einem neuen, im Hefte fest stehenden Schlachtmesser geführt. Nachdem er der auf dem Wagen sitzenden Magd zunächst zwei Stiche in die Gegend der Brust beigebracht hatte, zog er sie an der Schürze vom Wagen, wobei ihr das Vorderrad über die Beine ging. Die weiteren Stiche — sechs — brachte er ihr unter dem Wagen bei. Das Mädchen hat im Ganzen acht Stiche bekommen, je vier in dis Vor der- und Rückseite des Körpers. Schmidt hatte sich nach dem geschilderten Vorgänge in den Wald geflüchtet. Als Schmidt sah, daß der Kreis, den seine Verfolger um ihn zogen, enger wurde, feuerte er sich einen Schuß durch das Auge in Die beiden Freier. Humoreske von W. Hogarth. sFortsetzung.j jNachdruck verboten.s Ilebrigens bin ich doch nicht gesonnen, dem Onkel ohne jede Bedingung in Bezug auf meine Verheirathung zu gehorchen und muß mir einen Ausweg offen lassen." Mit solchen und ähnlichen Gedanken ging der Lieutenant Kuno von Horn wohl eine Stunde unruhig in seinem Zimmer auf und ab. Dann setzte er sich an den Schreibtisch und schrieb an den Major von Horn folgenden Brief. „Verehrter Onkel! Wenn auch Dein heute bei mir eingetroffe ner Brief wiederum ein neuer Beweis der Liebe und Sorgfalt ist, mit der Du stets für Deinen Neffen zu sorgen bemüht bist, so wirst Du doch einsehen, daß das Heirathen auf Commando doch ein großer Fehler fein könnte, wenn nämlich die Beiden, die sich auf Deinen Wunsch heirathen sollen, nicht zu einander passen oder überhaupt keine Zu neigung zu einander haben. Du wirst daher wohl die Güte haben und mir die Freiheit lassen, daß ich mich nur dann ernstlich um Fräulein Lindas Hand bewerbe, wenn mein Herz Ja und Amen dazu sagt. Ich könnte meine ganze Lebenslust darüber verlieren, wenn ich eine Art Sklave an der Seite einer ungeliebten Frau werden sollte. Natürlich mache ich bei den Eltern der für mich Aus erwählten den von Dir gewünschten Besuch, aber meine freie Entschließung behalte ich mir vor. Auf Wiedersehen zum Feste. Du er- hälst vor meiner Ankunft Depesche. Mit herzlichem Gruße Dein dankbarer Neffe Kuno von Horn." Mit der Absendung dieses Briefes an den Onkel war die wichtige Heirathsfrage für den leichtlebigen Lieutenant von Horn in das Stadium einer ruhigeren Auffassung gekommen, und fröh ¬ lich verlebte er noch zwei Tage im Kreise seiner Freunde in der Residenz und gedachte am drit ten Tage zunächst zu seinem Onkel zu reisen und sich dann auf Schloß Bernhausen auf die Braut schau zu begeben. Groß war aber Kuno's Erstaunen, als er am dritten Tage von seinem Onkel bereits wie der einen Brief folgenden Inhalts erhielt: .^Lieber Kuno! Ich muß Dir offen sagen, daß ich mit Deinen sentimentalen Anwandlungen in Deinem Briefe nicht zufrieden bin. In unserem Stande fragt man bei einer Hei- rath erst nach der Vernunft, und die Hei- rath, die ich für Dich plane, ist sehr ver nünftig. Ich muß Dich daher dringend bit ten, daß Du einen ernsten Antrag machst und mich bei meinem alten Freunde nicht blamirst. Du bist nicht von der Art der jungen Männer, die im Stande sind, an ei ner unglücklichen Liebe zu sterben, und mir machst Du mit Deinen Freiheitsgedanken keine Wippchen vor. Deine Junggesellenfrei heit hat mir schon sehr viel Geld gekostet und Deine Freiheit soll eben in dieser Hin sicht aufhören. Verstanden! Du wirst Dich also sobald wie möglich zu Lindas Eltern begeben, wo Du als gern gesehener Freier erwartet wirst. Depeschire mir nur, wann Du abreist, damit ich auch rechtzeitig bei mei nem alten Freunde eintreffe und Dir und Deiner Braut meinen Segen geben kann." „Das ist ja eine entsetzlich ernste Situation," seufzte Lieutenant von Horn, als er den Brief gelesen. „Und diese Eile, diese räthselhafte Eile! Bin ich denn ein gar so schlimmer Mensch, daß ich so ohne Gnade und Barmherzigkeit, so ohne jede Bedenk- und Wartezeit in das Ehejoch ge schmiedet werden soll. Aber was nutzt mein Klagen! Der Onkel hat sich die Partie für mich nun einmal in den Kopf gesetzt und wenn ich nicht seinen Zorn und seine Feindschaft herauf- den Kopf. Der Schuß zerschmetterte das Auge vollständig und spritzte das Gehirn aus dem Kopfe. Dr. med. Königsdörffer, welcher auch der schwer verletzten Dienstmagd Stephinger die erste Hilfe brachte, konnte nur den sofort eingetretenen Tod des jungen Mannes feststellen. Schmidt ist am 14. Februar 1873 in Altfürstenhütte in Böhmen, Bezirk Tachau, geboren, katholisch und erst seit Anguss V. I. von Hause fort. Auch die schwer verletzte Milchmagd stammt aus dem Heimaths- orte Schmidt's. — In dem Befinden ist, wie man hört, eine Besserung eingetreten. Falkenstein. Einen recht unglücklichen Abschluß fand das verflossene Jahr in hiesiger Stadt. Von der ersten Post, welche am 31. Dezember früh */,7 nach Ellefeld verkehrte, wurde plötzlich das Pferd scheu und raste im schnellsten Tempo gegen ein Haus, derart, daß der auf dem Wagen sich befindende Kutscher herabgeschleudert wurde und der Wagen auf denselben fiel. Außer einigen Kopfverletzungen, die er erlitt, wurde demselben noch die Brust fast eingedrückt, sodaß an seinem Aufkommen ge zweifelt wird. Elsterberg. Eine unangenehme und abenteuerliche Reise erlebte kürzlich ein Einwohner aus dem benachbarten Leiningen. Der Mann war in Greiz zu Besuch gewesen und wollte am Abend den 9-Uhrzug benutzen, stieg aber in aller Eile in den Schnellzug nach Gera. Schnell, aber zu spät bemerkte er seinen Jrrthum. In Wünschendorf wurde er — nach Errichtung der üblichen Strafgebühr — an die Luft gesetzt. Mit dem letzten Zuge fuhr er darauf nach Greiz zurück, um bei seinen Verwandten zu über nachten. Diese aber waren in mitternächtlicher Stunde nicht zu erwecken und wohl oder übel mußte der Mann seine Reise nach Leiningen zu Fuß antreten. Als er müde und ärgerlich endlich in seiner Behausung anlangte, widerfuhr ihm zu guter Letzt noch ein Mißgeschick: seine Familienangehörigen glaubten nämlich, daß ein Einbrecher ins Haus zu dringen suche und wollten ihm deshalb durchaus keinen Einlaß ge währen. Zwickau. Der 14jährige Schulknabe Mül ler hat bei einer Balgerei dem Bäckerlehrling Günther mit einem Messer zwei blutende Wun den beigebracht. Sein Kamerad Schulze, ein gleichaltriger Junge, hatte ihm das Messer dazu gegeben und ihn zur That angefeuert. Die Straf kammer verurtheilte jetzt jeden der Bengel zu 3 Wochen Gefängniß. Mülsen St. Niclas, 1. Januar. Mit einem Rehbock gekämpft zu haben kann sich der hiesige Einwohner L. rühmen, welcher am ver gangenen Dienstag bei der von der Herrschaft Lichtenstein veranstalteten Treibjagd als Treiber beschweren will, die mir die Existenz kosten kann, so muß ich gehorchen. Das heißt, noch haben sie mich nicht ganz!" schrie Kuno von Horn fast überlaut vor Aerger in tragikomischer Weise, „es giebt eine aufgehobene Verlobung, wenn mir die Sache zu bunt wird." Noch am selbigen Tage erhielt aber der Major von Horn von seinem Neffen eine De pesche des Inhalts: Dein Wunsch soll erfüllt werden. Ich reise morgen nach Schlotz Bern hausen ab. Kuno. Und noch am Abend de- peschirte der Major erfreut zurück : Ich gratulire Dir zu Deinem Entschlusse, ein Wagen vom Schlosse wird Dich in Station R. von Nachmit tag 3 Uhr ab erwarten. Am anderen Morgen früh 10 Uhr reiste Lieutenant von Horn mit dem Schnellzuge nach der wohl 40 Meilen entfernten Station R. ab, um sich von dort noch am selbigen Nachmittage nach Schloß Bernhausen zu begeben. Er be fand sich in einer seltsamen, oft recht jäh wech selnden Stimmung. Fuhr er einem großen, schönen Glücke entgegen oder sollte ihm eine bit tere Enttäuschung bereitet werden? Diese Frage stellte sich während der Reise Kuno von Horn wohl mehr als 100 Mal. Seit 3 Tagen herrschte ein echtes Winterwet ter. Es war ziemlich kalt und schneite viel und heute wurden noch wahre Schneewolken in dich ten Flocken auf die Erde ausgeschüttet. Auch fehlte es auf der langen Eisenbahnlinie nicht an verwehten Strecken, welche die rasche Fahrt des Schnellzuges verhinderten und allmählich eine bedeutende Verspätung desselben herbeiführten. So geschah es, daß der Zug statt gegen 3 Uhr erst nach 4 Uhr in R. eintraf. (Forts, f.j — In der Augenklinik des Prof. Schulek in Pest fand in Folge Ausströmung von Gas eine Explosion statt. Das Gebäude wurde stark be schädigt. Drei Personen erlitten schwere Verletzungen, eine Person wurde in Folge Einsturzes des Plafonds getödtet.
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