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Pulsnitzer Wochenblatt : 28.05.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-05-28
- Sprache
- German
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840935979-191205285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840935979-19120528
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840935979-19120528
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungPulsnitzer Wochenblatt
- Jahr1912
- Monat1912-05
- Tag1912-05-28
- Monat1912-05
- Jahr1912
- Titel
- Pulsnitzer Wochenblatt : 28.05.1912
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pulsnitzerMchenblatt Dienstag, 28. Mai 1912. Beilage zu Nr. 62. 64. Jahrgang. ««^1- H 6us atter X^ett — (Ein nkueS Propellerprtnzip). Wie uns mitgeteilt wird, haben die Siemen»-Schuckert- Werke G. m. b. H. in Berlin eine epochale Erfindung, ein neues Schraubenkreiselrad-Prinzip (Schraubenpro- prller, Erfinder der Dresdner Ingenieur A. G. Schlot ter) von dec Schlotter-Propcller-Patent-VerwertungS- Gesellschaft G. m. b. H. in Dresden zur Herstellung und zum Vertrieb von „Schlotter-Gebläsen" (Ventila toren) für Deutschland erworben. D-r Schlotter-Pro- pellcr, patentiert in allen Kulturstaatm, erreichte auf Grund seiner eigenartigen Wirkung-weise al» Gebläse nach den Gutachten der hervorragendsten und ersten Fachleuten und Gelehrten auf dem Prüfungkfeld der Siement-Schuckert Werks und der bi» heute bestehen- den größten Prüsungkstation der Schlotter-Propeller- Gesellschaft in allen GebläseoerwendungSmögltchkeitrn die theoretisch höchstmöglichen Wirkungsgrade. Dir Einführung diese» Propcllerprinzips in die Proxir wird nicht nur in der Grblässtechnik, sandln aller Voraussicht nach auf allen Verwendungtgebieten von großer grundlegender Bedeutung werden. Hamburg, 27. Mai. (M a s s e n u n f a l l) Gestern mittag kurz nach 1 Uhr hatten sich die Mitglieder des Gesangvereins Lyra am Oöerhafrnkanal auf einem Anlegc-Ponton eingefunden, um eine Dampferfahrt zu unternehmen. Wahrscheinlich infolge Ueberlastung rutschte die Anlegestelle auS ihren Angeln ab und 50—60 P/r- sonen stürzten ins Wasser. Eine Frau ertrank, wah rend die übrigen Personen sämtlich gerettet sein dürf ten, da die Feuerwehr mehrere Stunden die anlirgen- den Gewässer absuchte, ohne eine Leiche zu finden. — (Aennchen von TharauS Geburtsort) liegt wenige Meilen südlich von Königsberg. Wem wäre e- nicht durch da- liebliche Gedicht bekannt, daß Simon Doch uns gegeben, Herder ins Hochdeutsche übertrug und Silcher komponierte? Kirche und Pfar rer — dort wurde das schöne Aennchen als Tochter des Pfarrers Neander um 1615 geboren — liegen auf einem Hügel, den alte Linden beschatten. Im GutS- hofc, wo seit langer Zeit dar Geschlecht Dorer von Gramatzly waltet, wird d«S Andenken an Aennchen hochgehalten: stet- erhält dir älteste Tochter des Guts herrn ihren Namen. — Die Kirche ist jüngst, kurz vor ihrer Weihe, abgebrannt, da- Innere ausgebrannt, da» Dach zerstört, die Orgel herabgestürzt, der Altar teilweise vernichtet — nur der Turm blieb erhalten. Nuertingen, 25. Mai. (Grotzseuer in den Portland Cementwerken.) Heute nacht gegen i'/, Uhr brannte das bekannte große Cementwerk der Portland Cementwerke Heidelberg-Mannheim, das auf einsamer Höhe steht, nieder. Das Feuer breitete sich sehr rasch aus, so daß turmhohe Flammen aus dem Gebäude emporlodertm und der grelle Lichtschein weit hin zu sehen war. Der Windstille, welche herrschte, war es zu verdanken, daß da» Feuer sich nicht aus andere Objekte aurdehnte. Infolge de» gewaltigen Umfanges war jedoch an ein wirksame» Einschreiten der zuhlreich erschienenen Feuerwehren nicht zu denken. Die Maschinen sind zerstört, die Drahtseilbahn ist durchbrochen. Das ganze große Wert, das erst vor kurzem einer Renovierung unterzogen worden war, ist vernichtet. Gegen 260 Arbeiter find brotlos gewor- den. Der Schaden beläuft sich auf über eine Million Mark. Da» Feuer brennt zur Stunde noch fort und wird wohl erst im Laufe des Tages völlig gelöscht werden können. Die Ursache de» Brande» konnte bis jetzt noch nicht festgcstellt werden. W en, 27. Mai. (Besserung de» Wetter») Die Witterung-Verhältnisse haben sich gebessert, seit gestern hat der Regen ausgehört, jedo ist die Tempe- ratur noch immer niedrig. Im Gebirge herrscht star ker Schneefall. Budapest, 25. Mai. (Ueberschwemmung in Ungarn.) Der Kraßnastuß ist infolge eines Wolken- bruche» au» seinen Ufern getreten und hat die kleine Ortschaft Kraßna, sowie mehrere benachbarte Ortschaft ten überschwemmt. Für mehrere andere cm Fluß liegende Ortschaften besteht große Gefahr, da der Re gen andauert. Die Ortschaften sind vollständig von dem Verkehr abgeschnitten. Budapest,27.Mai. (Millionenunterschlagung.) Bei der Szegediener Jndustriebank wurde eine Millionen- Unterschlagung entdeckt. Da» gesamte Aktienkapital ist verloren. Zwei Oberbeamte der Bank wurden ver haftet, gegen den im Aurland weilenden Generaldirek tor Fenyeß, welcher da» Geld durch Spekulationen und Rennwetten vergeudet hat, ist ein Steckbrief erlassen worden. Budapest, 23 Mat. (Begräbni» der Stra- ßenopfer) DaS Begräbnis der Opfer der Straßen- exzesse fand gestern unter massenhafter Beteiligung sei tens der Arbeiterschaft statt. Zwischenfälle haben sich nicht ereignet. Bukarest, 27. Mai. (Erdbeben.) Das jüngste Erdbeben hat in verschiedenen Orten, namentlich in Focsani großen Schaden angerichtet. Der Bevölkerung bemächtigte sich eine ungeheure Panik. Bukarest, 27. Mai. (Petroleumgrubenbrand.) Der am 17. d». MtS. in dem Petroleumgebiet von Murani au-gebrochene Brand konnte noch immer nicht gelöscht werden. Der Betrieb in den umliegenden Petroleumgruben mußte eingestellt werden. Nunmehr suchen Pioniere durch Graben eines neuen Stollens dem Feuer üeizutommsn. Konflikt Zwisten overdürgsrmsister 6sd. I^at vr. vsutlor und dsm Sladtvsrordnsten- koNsgium. 8. Dresden, 25 Mai. In der letzten Stadt- Verordnetensitzung kam er zwischen dem Oberbürger meister Geh. Rat vr. Beutler und dem Stadtverord- netenkollegtum zu einem heftigen Konflikt besten Folgen noch nicht abzusehen sind, und der um so bemerkens werter ilt, al» alle Parteien von der äußersten Linken bis zur konservativen Gruppe gegen den Oberbür; er- meister Front machten. Anlaß zu diesem Konflikt haben die Maßnahmen gegeben, die der Oberbürgermeister gegen die Dresdner Feuerwehr getroffen hat. Der Oberbürgermeister ist der Meinung, daß bei der Dresdner Feuerwehr Disziplinlosigkeit eingeristen ist. Es sollen Zustände bestehen, die dem Oberbürgermeister ernstlich besorgt machen, ob die Dresdner Feuerwehr im Ernst fälle sich ihrer Aufgabe gewachsen zeigen werde. Die Feuerwehrmanuschasten sollen im Dienst Renitenz ge- gezetgt haben und auch Betrunkenheit soll vorgekom men sein. Schwere Falle von Insubordination sollen nach den Behauptungen des Oberbürgermeisters vor- liegen Ter Oberbürgermeister hat nun die Chargier ten der Dresdner Berufr-Feuerwehr gezwungen, ihren Austritt au» dem Verbände Deutscher BerusSfeuerwehr- männer und aus der Freien Vereinigung der Berus?- feuerwehr zu Dresden zu erklären, und zwar au» Grün den der Disziplin, denn eS sei unzulässig, daß Borge- setzte mit ihren Untergebenen gesellschaftlich verkehrten. Auch wurde ein Kommandobesehl erlösten, wonach den Stadtverordneten keine Auskunft mehr erteilt werden sollte. Gegen diese Maßnahmen, die als ein Faux pas des Rate» bezeichnet wurden, wendete sich das Stadtverordnetenkollegium in ganz energischer Weise. ES wurde darauf htngewiesen, daß e» sich Lei dem Vorgehen gegen die Chargierten der Beruf?feuerwehr um einen Verstoß gegen das Vereins- und Versomm- lungSgesetz handle. Da» gleiche Vorgehen sei in Ber- lin, BreSlou usw. zu konstatieren. E» bestehe kein Recht, jemand zu hindern, den Vereinen, die zudem noch auf nationalem Boden stehen, anzugshören. Die getroffenen Maßnahmen richteten sich jetzt gegen die Feuerwehr leute, könnten sich aber morgen auch gegen andere Beamtenoereinigungen richten. Die völlig unhaltbaren Maßnahmen de» Oberbürgermeisters seien nur geeig net, die BerusSsreudigkeit im Feuerwehrkorp» zu er- sticken. Die andere Maßnahme, daß den Stadtoer. ordneten keine Auskunft in Feuerwehrsachen erteilt werden solle, sei eine Brükkierung de» Kollegium», die dieses sich nicht bieten laste. Als in scharfen Worten dem Oberbürgermeister vorgehalten wurde, er wolle den Geist des Militari-mu» bei der Feuerwehr ein- führen, verließ der Oberbürgermeister den Saal, sodaß die Debatte damit ihr Ende erreichte. Man darf ge spannt sein, wie sich der Oberbürgermeister zu dem Verlangen der Stadtverordneten auf Zurücknahme der Maßnahmen stellen wird. Oertlicbes unv Sücbslscdes. Kötzschenbroda. (Der Erdbeerversand) der Lößnitzer Erdbeeren hat am Mittwoch begonnen. Die erste Sendung ging nach Berlin und betrug 1 Kilo. Da» Heranreffen der Beeren wird aber sehr bald die Quantität erhöhen, sodaß die Erdbeerbörse eine lebhaf- tere Tätigkeit entfalten wird. — (Aus dem st urmzer störten Sehli».> Da» zu den Aufräumung-arbeiten beorderte Pionier- kommando ist um 50 Mann verstärkt worden, sodaß jetzt 80 Mann an der Arbeit sind. Wie mitgeteilt wird, gedenkt der Staat einen Dispositionsfonds zu eröffnen, um Darlehen mit langfristiger TilgungSzeit an die Geschädigten zu gewähren. Die landwirtschaft- liehen Vereine der Umgegend haben ihre Hilfe ange- boten, sei e» durch Gewährung von Barmitteln, Leist- ung von Spannfuhren oder Uebernahme drängender Feldarbeiten. Der Umfang des ganzen Schaden» — er wird vorläufig auf 200 000 M geschätzt — wird sich erst nach Beendigung der Aufräumung-arbeiten zeigen. Leipzig. (Buchmacherschlupswinkel.) Die hiesige Kriminalpolizei nahm in einer al» Buchmacher, schlupfwinkel bekannten Weinstube eine Revision mit dem Erfolge vor, daß der Wirt, der Büfettier und ein Gast als Angehörige jener Gesellschaft dunkler Sport, freunde verhaftet werden konnten. Die Buchmacher hatten die unerklärliche Dummheit begangen, ihre W-ttzettel fein säuberlich in einen eisernen Ofen zu verstauen, ohne sie zur rechten Zeit zu verbrennen. So gelang es jetzt der Polizei, sämtliche GeschäftSver- bindungen aufzudccken und den Buchmacherkreis zu entlarven ES ist nur zu begrüßen, daß diese Schäd. lin.ge gerade- jetzt, wo der Turf seine Hochsaison erlebt, entdeckt werden konnten 18V MMnen denn MWnökl tmorven. 8 Dresden, 28. Mai. Die sich wie ein Märchen anhörende Nachricht von der nach Deutschland gefal lenen Erbschaft von 160 Millionen Mark, an der ein Soldat des 107. Infanterie-Regiments in Leipzig nebst seinen fünf Geschwistern mit zusammen 36 Millionen Mark beteiligt ist, bestätigt sich in vollem Umfange. Uebcr die Einze heilen dieser fabelhaften Erbschaft wird jetzt folgendes authentisch bekannt: Vor etwa 50 Iah- ren wanderte ein gewisser Marku» Nowak im Alter von 20 Jahren aus seiner Heimat nach Afrika auS und begann dort Vtehhandel zu treiben Er erwarb große Reichtümer, kümmerte sich aber nicht mehr um seine Angehörigen und blieb seit fast 15 Jahren vollständig verschollen. Nach einer Mitteilung dsS deutschen Kon- sulateS in Gabe» Tripoli- ist der Viehhändler vor fünf Jahren unverheiratet und ohne Leibeserben gestorben und da» auf rund 160 Millionen angewachsene Ver mögen wurde unter behördliche Verwahrung genommen. Einer der Millionen - Erben, der Soldat Mox Henker vom 107. Infanterie-Regiment in Leipzig gibt der dor- trgen Abendztg folgende interessante Schilderung über die ihm zugesallene 6 Millionen Erbschaft: Eine- Ta ges traf bet meinen Geschwistern von Chemnitz au» ein amtliche» Schreiben ein, in dem man ihnen mit- teilte, daß wir al- Erbe einer verstorbenen Viehhänd- ler» Markus Nowak in Frage kämen. Al» ich die Nachricht und das Schreiben von meinen Geschwistern zugeschickt erhielt, faßte ich mich an den Kopf. Wirk lich, es ist keine leichte Sache, so plötzlich Millionär zu werden. Ich war wirklich für die nächsten zwei Tage nicht so vollständig auf der Höhe. Durch Vermittlung meines Hauptmannes übernahm dann das Oberkriegi- gericht die Vertretung de: Angelegenheit und setzte sich mit dem deutschen Konsulat in Gabe» in Tripolis in Verbindung. Ich erwarte in nächster Zett den Bescheid, wann da» Geld auSgezahlt wird. Ich habe in Zukunft jeden Tag 800 Mark zu verbrauchen. Meine ZukunftS- pläne habe ich auch schon. Ich lasse mir eine präch- tige Villa bauen und dann nehme ich mir einen Pri- vatsekretär, der da» Geld verwaltet. Hoffentlich falle ich keinem Schwindler in die Hände. Ich kenne ja so einen Gauner gar nicht. Die Villa kommt in die schönste Gegend der Welt, in dm — Harz zu liegen. Dann würde ich auch mein Mädel heiraten Man hat mir zwar geraten, ich soll ihr den Laufpaß geben, aber da- tue ich nicht. Sie ist mir solange gut gewesen, soll sie e» jetzt auch gut haben. Wer weiß, ob sich da- Mädchen sonst nicht Schlimme- antut, dann wird man da- böse Gewissen nicht los. Dann gewöhnt man sich schließlich da- Trinken an und hat gar nicht- von seinem Gelde. Die Leipziger Mädel- sind jetzt ganz „närrisch" nach mir. Sie schrieben, ich soll dort und dorthin kommen. Ich gehe aber nicht hin." — Die sämtlichen Erben sind au-nahm-lo- bisher ziemlich unbemittelte Personen. Vom wirtschaftlichen Stand- punkt ist e» interessant, daß, da sämtliche Erben in Deutschland ansässig sind, nun plötzlich dem deutschen Nationalvermögen 160 Millionen Mark zuflteßen, ein Betrag, der mit zu den grüßen Vermögen in Deutsch, land zu zählen ist.
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