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Zwönitztaler Anzeiger : 11.12.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-12-11
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1859945678-190912119
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1859945678-19091211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1859945678-19091211
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungZwönitztaler Anzeiger
- Jahr1909
- Monat1909-12
- Tag1909-12-11
- Monat1909-12
- Jahr1909
- Titel
- Zwönitztaler Anzeiger : 11.12.1909
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Diamanten lckürfung In Deutsck-öüävk'estafi'ika. s Interessante Aufschlüsse über die Diaman- tenschürfung m Deutsch-Sübwestaftika gab der Güdwestafrika-Farmer Woite in einem Vor» trage, den er im Berliner Bankbeamten-Verein hielt. Die Dtamantenschürfung, die bisher 808 212 Karat im Gesamtwerte von 9V- Mill. Mark, das sind 30 Mk. für ein Karat, betrug, kann nach seinen Ausführungen nur gehoben und gefördert werden, wenn der Staat bezüg lich der Abgaben mehr Rücksicht auf die ört lichen Verhältnisse nehmen würde. Unter der Herrschaft eines gleichmäßigen Zolles für alle Schürfungsgebiete haben naturgemäß die am Wasser und an der Bahn belegenen Gebiete den größten Vorteil. Minen, mehr im Innern des Landes belegen, müssen für die Durchführung der Schürfung größere Auf- Wendungen machen, sodaß diese den Verdienst ast verschlingen. Viele dieser Gebiete sind >eshalb bereits schon verlassen worden. Es ollte der Zoll daher nicht als Prozentualauf- chlag auf den BerkaufSwert, sondern auf den steingewinn festgesetzt werden. Ferner wird die Schaffung eines Kleinakttengesetzes gewünscht, damit auch der kleine Unternehmer zu seinem Rechte kommt und dadurch dem Reiche nützen kann. In Deutsch-Südwestafrika gibt es etwa achtzig einzelne Gesellschaften zur Ausbeutung der Diamantenlager. Aber nur die Werte von fünfundzwanzig Gesellschaften können an der in Lüderitzbucht entstandenen Börse gehandelt werden. Weiter würde zum Gedeihen der Minen beitragen, wenn auch dem kleinen Interessenten eine angemessene Ver tretung in der Regie eingeräumt wird, damit die Wünsche der kleinen Abbauer vorgebracht werden können. ES erscheint vom wirtschaft lichen Standpunkte aus sehr bedenklich, hier nur das Großkapital zu Worte kommen zu lassen. Im übrigen empfiehlt Herr Woite, auch in der Anordnung von Sperr« und Monopol Änderungen eintreten zu lassen, da die jetzigen Vorschriften viele kleine Kapitalisten abgeschreckt haben und das Großkapital bevorzugten. Schließlich gab der Referent der Reichsregierung den Rat, auch den Meeresgrund an der Küste Deutsch-Südwestafrikas nicht unbeachtet zu lassen. In einem vor Lüderitzbucht benutzten Sliplot (eine Vorrichtung zum Ausbessern kleinerer Schiffe) sei ein kleiner Diamant ge sunden worden. Hieraus schließt er, daß auch der Meeresgrund Diamantenschätze aufweist, zu mal die Möglichkeit besteht, daß der jetzt in Deutsch-Südwestafrika gefundene Diamanten reichtum in uralten Zeiten von den Meeres wellen ans Land gespült worden ist. Da der Redner das Land aus eigener Anschauung kennt, dürfen seine Ausführungen Anspruch auf Beachtung erheben. Politische kunäscbau. Deutschland. "Kaiser Wilhelm hat den Staats sekretär Kraetke zu einem längeren Vortrag empfangen, in dem der Minister eine eingehende ! Darstellung der neuen Fernsprech- gebührenordnung gab. "Kaiser Wilhelm hat aus Anlaß des Hamburger Brandunglücks der Stadt seine Teil nahme aussprechen lassen. LL In den letzten Tagen find in den Heilungen Nachrichten aufgetaucht, in denen von einer Ori ent reise von Mitgliedern deS Kaiserhauses die Rede war. Diese Reisen sollten im nächsten Frühjahr stattfinden. Nach halbamtlichen Erklärungen handelt es sich dabei lediglich um Vermutungen, da das Pro gramm der nächstjährigen großen Reisen von Mitgliedern des Kaiserhauses noch keinesfalls festgelegt ist.. Soweit bisher bekannt ist, steht weiter nichts als die Nordlandreise Kaiser Wil helms nach dieser Richtung hin fest. Aber auch hierfür fehlen noch die Termine. Ob der Kaiser Korfu, oder ob Mitglieder des Kaiserhauses im nächsten Jahre Palästina besuchen werden, darüber gibt es im Augenblick nur Ver mutungen. "Von unterrichteter Seite wird darauf auf merksam gemacht, daß der Grund für die augenblickliche Stockung in der Tabakfabri- kation nicht die neuen Steuern, sondern die großen und billigen Vorräte sind, die dem Kon sum aus vor dem 15. August hergestellten Fabrikaten zur Verfügung gestellt wurden, die noch immer nicht erschöpft sind. Gewohnheits mäßig pflegten Detaillisten wie Fabrikanten ein Lager für einen etwa dreimonatigen Bedarf zu halten; man könne aber sagen, daß die Detaillisten sich vor diesem 15. August wegen der drohenden neuen Steuer-Auflage ungefähr auf sechs Monate versorgt hätten. Diese billig gekauften Vorräte seien es, die einstweilen noch alle Beschlüsse der gewerblichen Verbände über einheitlich zu bewirkende Preis erhöhungen hinfällig gemacht hätten und die es verhinderten, daß den Fabrikanten schon jetzt wieder Aufträge im alten Umfange zugingen. Der Wiedereintritt regelrechter Absatzverhältnisse werde, so meinen die einen, bis Ende des Jahres wiederhergestellt sein, andre bemessen den Endpunkt der Übergangszeit auf die Monate März/Aprtl 1910. * Unter den 293 Anträgen, die der in Straß burg zusammengetretenen europäischen Fahrplankonferenz vorliegen, ist be sonders ein Antrag der Generaldirektion Elber feld, der eine einmalige Konferenz statt der zweimaligen im Jahre fordert, hervorzuheben. Nach vorausgegangener Debatte wurde ein Antrag angenommen, wonach an die Sommer konferenz die Wagenbeistellungskonferenz an gegliedert wird. Die europäische Fahrplan konferenz wird also nur noch einmal am Ende jeden Jahres stattfinden. Frankreich. * Infolge der Angriffe, die von verschiedenen Seiten auf das Kriegsministerium wegen Ver nachlässigung der Luftschiffahrt gerichtet worden sind, beschäftigt sich der Ministerrat eingehend mit dieser Frage. Kriegs minister General Brun führte dabei aus, daß die Heeresverwaltung zu Beginn des Jahres 1909 unter den französischen Ingenieuren und Konstrukteuren ein Wettbewerb eröffnet habe, um solche Luftschiffe zu erhalten, die die ihnen in Kriegszeiten zugedachte Rolle erfüllen könnten. Unter den vorgelegten Entwürfen schienen zwei den Anforderungen des Programms zu ent sprechen. Von beiden werde demnächst ein Modell hergestellt werden. Zugleich sollen die an den verwendeten Lenkballons als notwendig erkanten Änderungen vorgenommen werden, so daß man gegen das Ende des nächsten Jahres über eine g e n ü g e n d e A n z ah l von L u fi sch i f f e n verfügen würde. England. I'k Welche Unsummen dem englischen Staate infolge der budge 1 losen Zeit entzogen werden, davon macht sich der Laie kaum den richtigen Begriff. In erster Linie ist daS Zoll amt getroffen worden, welches keine Zollsätze für Tee, Tabak und Spirituosen zur Anwen dung bringen kann und deswegen angeordnet hat, daß diese Artikel mit Vorbehalt der Nach zahlung der Steuer nach später angenommenem Budget ohne Verzollung eingeführt werden können. Dies hat natürlich eine Hochflut von Bestellungen nach dem Ausland nach sich gezogen, und wer heute über einige Pfund Vermögen verfügt, versucht sich alS Spekulant und führt nach Herzenslust steuerfrei ein. Wenn dann später die Regierung um Nachzahlung der Steuern einkommen wird, dann wird in vielen Fällen bei den „Grossisten" nichts zu haben sein. Baltanstaaten. * Wegen angeblicher Grenzverletzungen durch türkische Truppen hat der persische Botschafter in Konstantinopel die Anrufung eines Schiedsgerichts vorgeschlagen. Die Türkei verhält sich indessen ablehnend. Ägypten. * Der Khedive von Ägypten tritt, wie jetzt feststeht, am 12. Dezember seine Mekka- Reise an. Seine Absicht, sich von einer eigenen nubischen Eskorte begleiten zu lassen, mußte er mit Rücksicht auf die mißtrauische Regierung der Türkei aufgeben, dagegen stellt ihm der Sultan als „Ehrenbegleitung" ein Kavallerie-Regiment vom Armeekorps in Damaskus, sowie einen Sonderzug zur Verfügung. Amerika. "Nach dem Jahresbericht des Schatzamts der Ver. Staaten wird das laufende Etats jahr voraussichtlich mit einem Fehlbetrag von 84 Millionen Dollar abschließen, wobei die Zahlungen für den Panamakanal und die öffent liche Schuld nicht inbegriffen sind. Einschließ lich dieser Ausgaben wird der Fehlbetrag auf 73 Millionen Dollar geschätzt. Der Vor anschlag für die ordentlichen Ausgaben und Einnahmen für 1910 weist einen Überschuß von 36 Millionen Dollar auf; werden jedoch die Kosten für den Panamakanal mit hinzugerechnet, so ergibt sich statt des Überschusses ein Fehl betrag von 12 Millionen Dollar. Um diesen Fehlbetrag zu decken, sollen Schatzanweisungen ausgegeben werden. Unter den in der Botschaft des Präsidenten Taft an den Kongreß angekündigten Sonderbotschaften befindet sich auch eine betreffs Revision der jetzt bestehenden Organisation der nationalen Streitkräfte im Kriegsfälle. Asien. "Ein neuer chinesisch-portugiesi scher Grenzkonflikt ist infolge von Steuerstreitigkeiten in Macao ausgebrochen. Chinesische Soldaten haben die Insel Sao Jao, die an der Grenze von Macao liegt, überfallen, angeblich um Steuern einzutreiben, die in Wirklichkeit an Portugal zu zahlen sind. Sie nahmen einige Dschunken weg und töteten und verwundeten mehrere Landleute, die der portu giesischen Gerichtsbarkeit unterstehen. "Wie verlautet, sollen in Tokio Beratungen stattfinden wegen einer Einverleibung Koreas als eines untrennbaren Teiles Japans. Die Nachricht kommt durchaus nicht überraschend, da ja schon jetzt Korea völlig unter japanischer Verwaltung steht. Vie Explosion skatastrophe in Hamburg. Von der Explosion in der Hamburger Gas anstalt im Freihasengebiet, die über zwanzig Menschenleben forderte und bei der viele Menschen verletzt wurden, erzählt ein Augen zeuge: Es war kurz nach 3 Uhr, als plötzlich der gewaltige Gasometer sich in die Höhe hob, um sich kurz darauf zu senken und abermals zu heben. Ein großer Wasserstrahl schoß ans feinem unteren Teile hervor, dem unmittelbar eine riesige Stichflamme folgte. Jetzt hieß eS: „Rette sich, wer kannl" Wir waren etwa 40 bis 50 Mann auf dem Baugerüst, daS im Nu in Flammen stand. Ein Teil von uns stürzte schwer verbrannt in die Diese, während die andern kelternd und springend den Boden erreichten. Die meisten von unS hatten jedoch auch schwere Brandwunden davongetragen. Furchtbar wirkte die Explosion auf die Kantine, die unmittelbar unterhalb des Gasometers in einem ausgemauerten Gewölbe untergebracht war. Die Kantine wurde durch den kolossalen Luftdruck auseinandergeschmettert, und die drei in der Kantine beschäftigten Frauen wurden unter den Trümmern begraben. DaS Feuer griff auch auf die andem Baulichkeiten über, oie gleichfalls in kurzer Zeit in Hellen Flammen standen. Fünf Minuten nach halb 6 Uhr erfaßten die Flammen auch den zweiten Gasometer. Eine turmhohe Flamme loderte empor und erfüllte die umgebenden Straßen mit einer der artigen Gluthitze, daß die Feuerwehrleute sich nur mit knapper Mühe und Not zu retten ver mochten. Der explodierte Gasometer war der größte der Wett. Er war 74 Meter hoch und besaß einen Fassungsraum von 200 000 Kubikmeter Nutzinhalt. 600 in den Grund getriebene Eisenbetonpfähle von je 14 Meter Länge bilden das Fundament, auf dem das 75 000 Kubikmeter Wasser fassende Ringbassin und der Gasbehälter ruhten. In das Ringbassin taucht die aus vier Teleskop röhren von 12,8 Meter Höhe und 76 Meter Durchmesser bestehende Glocke. Für den noch nicht vollendeten Umbau der Gaswerke hatte die Hamburger Bürgerschaft im vorigen Jahre vierzehn Millionen Mark bewilligt. Über die Entstehungsursache der Explosion ist eine Untersuchung eingeleitet, die noch nicht abgeschlossen ist. Es ist aber eine Lesart aufgetaucht, die sehr wahrscheinlich das Richtige trifft. Danach soll ein Glied einer den Gasometer haltenden Kette gerissen sein. Der Gasometer ist dann abgestürzt und hat das Sicherheitswasser, das sich bekanntlich unter jedem Gasometer befindet, um das GaS am Entweichen zu hindern, herausgedrückt. Es ist durch den Sturz des Gasometers nach unten ein Riß entstanden, aus dem das Gas heraus strömte und sich dann wahrscheinlich an einem der Ofen oder einem umherfliegenden Funken entzündete. Es ist Tatsache, daß verschiedene Arbeiter kurz vor Eintritt der Katastrophe fest gestellt haben, daß sich die Glocke deS Gaso meters beträchtlich senkte. * * * Im Hinblick auf die Gasexplosionskatastrophe in Hamburg dürfte es von Interesse sein, zu erfahren, daß der Leiter der Hamburgischen Gaswerke, Direktor Krause, sich am 27. No vember d. über die Explosionsgefahr in Gas anstalten gutachtlich geäußert hat. Direktor Krause, der nach dem ,B. L.-A/ ein Gutachten über den Befund der Geraer Gasanstalt abzu geben hatte, führte im Gemeinderate aus, daß eine Explosionsgefahr schließlich für jedes Gas werk bestehe, man dürfe aber von dem be dauerlichen Vorkommnis in Genf, wo man nachgewiesenermaßen sehr unvorsichtig gewesen sei — es sei dort beispielsweise in der Anstalt geraucht worden nicht ohne weiteres auf andre Orte schließen, wo man unter den strengsten Vorsichtsmaßregeln arbeite. Der Direktor kam zu dem Schluß, daß bei An wendung dieser Vorsichtsmaßregeln eine Explo sionsgefahr so gut wie ausgeschlossen erscheine. Deer unä flotte. — Wie verlautet, beabsichtigt die Marine verwaltung, in Kiel eine zweite Ingenieur- und Deckoffizier-Schule zu errichten. Die in den Jahren 1897/1900 in Wilhelmshaven erbaute Ingenieur« und Deckoffizier-Schule ist infolge der starken Vermehrung des Marine-Personals zu klein geworden. Das stetige Anwachsen der Marine wie daS Mobilmachungsinteresse be dingen es, die beiden Marinestationen in der Ausbildung ihres Personals voneinander un abhängig zu machen. ES ist deshalb der ur sprüngliche Plan, die Anstalt in Wilhelmshaven zu erweitern, fallen gelassen und der Bau einer neuen Schule in Kiel beschlossen worden. — Ein Truppenübungsplatz für das 14. (badische) Armeekorps soll bei dem Orte Ebingen im Grobherzogtum Baden errichtet werden. Von >>lak unci fern. LeiHte Erkrankung deS Grafen Zeppelm. Graf Zeppelin, der sich dieser Tage auf der Jagd bei Ludwigsburg eine Erkältung zugezogen hatte, infolge deren sich wiederum eiu Geschwür am Halse bildete, mußte sich im Katharinenhospital zu Stuttgart einer kleinen Operation unterziehen, die einen glücklichen Ver lauf nahm. Das Befinden des Grafen gibt zu Besorgnissen keinen Anlaß. Ein Referendar als Revolverheld. Der beim Amtsgericht zu Emmerich beschäftigte steferendar Heinz Kalthoff feuerte in dem Haus- lur des Hotels „Kaiserhof" mehrere Revolver- chüffe auf eine 20 jährige Köchin ab, die sich einer erwehren wollte. DaS Mädchen wurde gefährlich verletzt, der Referendar verhaftet ^leäiLmilcke Plauäerei. Bei einem Vergleiche der Sterblichkeitsziffer an Tuberkulose bei den einzelnen Völkern fällt es auf, daß die Tuberkulosesterblichkeit in England geringer ist, als in Deutschland. Als Ursache hierfür ist von einzelnen Forschern der hohe Stand hygienischer Einrichtungen angegeben worden, in denen England uns um Jahrzehnte voraus sein soll. Hiergegen sind verschiedene andre Forscher aufgetreten, indem sie erklären, daß sie kein englisches, die Hygiene förderndes Gesetz kennen, das wir nicht auch besäßen. Ja dem Engländer fehlt sogar eine hygienische Einrichtung, die für die Bekämpfung und Verhütung der Tuberkulose von größter Wich tigkeit ist, und das ist die Kranken- und Jn- validitätSversicherungs-Gesetzgebung. Ferner ist der Alkoholismus keinesfalls geringer als bei uns, ja es wird sogar behauptet, daß dort verhältnismäßig mehr Alkohol getrunken wird, als bei uns. Ebenso sind auch die Wohnungs- verhältniffe in England im allgemeinen nicht besser als in Deutschland. Selbst wenn die Engländer weiträumiger wohnen, weil nach der Landessitte Einfamilienhäuser gebaut werden, so sind die Wohnungen, wie von Sachkennern be richtet wird, nicht hygienisch und vielfach sogar in fürchterlichem Zustande. Dazu kommt noch die Häufigkeit der Nebel und die Seltenheit der Sonnentage besonders in London, so daß von reinigendem Einfluß der See auf die Lüfte nichts zu merken ist. Wenn nun die hygienischen Einrichtungen Englands die unsrigen nicht übertreffen, so fragt es sich nun, wie die ge ringere Tuberkulosesterblichkeit zu erklären ist, und hier scheinen vor allen Dingen die besseren Zustände im Nahrungswesen die Ursache zu sein. Jedem Deutschen fallen die billigen Nahrungsmittel in England auf, und die Ver pflegung der englischen Arbeiter ist derjenigen unsrer Arbeiter bei weitem überlegen. Wenngleich in den letzten Jahren die Er nährung des Kindes durch wissenschaftliche Forschungen eine feste Grundlage erhalten hat, so schwanken doch die Mütter bei der Ernäh rung ihrer Kinder bedenklich hin und her, da die Entwickelung ihnen nicht schnell genug fort schreitet und des Nachbars Kind in derselben Zeit viel stärker geworden ist. Ohne den Arzt zu fragen, werden dann Zusätze zur Milch nahrung gemacht, die dem Kinde zum Schaden sind. So ist auch die Frage, ob kleine Kinder Eier erhalten dürfen, immer noch nicht genügend geklärt. Im allgemeinen kann man wohl sagen, daß den Kindern viel zu früh in der Nahrung Ei zugeführt wird. Der Grund hierfür liegt in der falschen Anschauung der Mütter, daß das Kind ohne Et nicht zu Kräften kommen kann. Ja man erlebt es zuweilen, daß schon dem Säugling das Ei zur Nahrung zugesetzt wird. Von allen Kinderärzten wird betont, daß das Ei dem kindlichen Magen und Darm im ersten Lebensjahre nicht zuträglich ist. Abgesehen von direkten Störungen des Verdauungskanals treten Schärfen im Blute auf, die zu hart näckigen Hautausschlägen führen können. In den ersten 7—8 Lebensmonatcn sind die Ei-' weißstoffe der Milch vollständig ausreichend, um sowohl den Aufbau des Organismus zu bewerkstelligen, als auch feinen Kräflebedars zu decken. Erst wenn das Kind anfängt, sich zu bewegen, zu stehen und zu gehen, wird mehr Kraft verbraucht, die wieder ersetzt werden muß. Dies geschieht dann aber immer erst durch andere Nahrungsmittel, wie zum Beispiel durch Zufuhr von stärkehaltigen Stoffen, wie Mehlbrei, Griesbrei, Reisbrei und dergleichen. Auch einzelne frische Gemüsebreie haben in dieser Zeit schon einen günstigen Einfluß auf die Entwickelung des Säuglings, während die Eiernahrung auf spätere Zeiten zu verschieben ist. Im allgemeinen rechnet man die zweite Hälfte deS zweiten Lebensjahre« als die Zeit, in der Eier von Kindern gut vertragen werden. In neuester Zeit macht eine neue Methode, das Trinkwaffer keimfrei zu machen, viel von sich reden. Bekanntlich ist man bisher in der Technik der Anlagen für Trinkwaffer nur so weit gekommen, daß man durch geeignete Sand- filtration den Keimgehalt erheblich herabgesetzt hat. Vom hygienischen Standpunkte aus war man zufrieden, wenn diese Herabsetzung des Ketmgehaltes soweit zu ermöglichen war, daß im filtrierten Wasser nicht mehr als hundert Keime in einem Kubikzentimeter nach^uweisen waren. Daß unter diesen Keimen sich auch solche befinden können, die der Gesundheit schädlich sind, dtirfte einleuchtend sein, so daß bisher die beste Filtration keinen absoluten Schutz vor ansteckenden Krankheitskeimen abgab. Nunmehr ist es gelungen, durch Einwirkung von Ozon aus das zum Trinken bestimmte Wasser eine vollständige Keimbefreiung zn er reichen. Selbst bei abnorm hohem Keimge halt des Wassers, der künstlich erzeugt wurde, war die keimzerstörende Wirkung des Ozons absolut sicher. Da auch durch die Ozonierung des Wassers dasselbe färb- nnd geruchlos wird, dürfte dieses neue Verfahren bald von allen Gemeinden angewendet werden, da die For derung nach einem keimfreien Trinkwaffer eine für das Volkswohl unbedingte Notwendigkeit ist. Marktpreise der Ttadt Chemniy vom 8. Dezember 1909. Pro 50 Kilo: Weizen, fremde Sorten l2 M. — Pf. bis I3M. — Pk. ' s-ichs, IO - 45 - , 10 - 75 . Roggen, niederl. sächs-, 8 - 20 - - 8 - 40 . - preußischer, 8 - 20 B * 8 - 40 . - hiesiger, - fremder, 7 . 80 N 8 . 10 . 9 . 40 9 - 60 . Gerste, Brau-, fremde 8 - 65 - - lO - 25 . Gerste, Brau-, sächs., 8 . 30 - - 8 - 75 - Gerste, Futter- 6 . 70 6 - 85 . Hafer, sächsischer, 8 . IO - B 8 - 35 - - preußischer 8 . 20 - - 8 . 35 . - ausländischer — — - - — - — I Erbsen, Koch- ll . 50 - - 12 — s - Mahl. u. Futter. 10 . 25 - - 10 . 75 - Heu 5 . 40 - - 5 . 80 . - gebündeltes 5 . 60 * ? 6 - — - Stroh, Flegeldrusch Stroh, Maschinendrusch 3 - 20 - - 3 . 50 . Langstroh Stroh, Maschinendrusch 2 . 50 - - 2 - 80 . Krummst" oh 2 . 10 F B 2 - 50 . Kartoffeln, inländische 2 . 75 - - 3 . 25 . Butter, 2 Mk. 60 Pfg. blS 2 Mk. 80 Pfg. pro Kilo.
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