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Zwönitztaler Anzeiger : 18.05.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-05-18
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1859945678-193405182
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1859945678-19340518
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1859945678-19340518
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungZwönitztaler Anzeiger
- Jahr1934
- Monat1934-05
- Tag1934-05-18
- Monat1934-05
- Jahr1934
- Titel
- Zwönitztaler Anzeiger : 18.05.1934
- Autor
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Auf Ersuchen des Treuhänders der Arbeit hat die Staats polizei den Führer eines Berliner Betriebes in Haft genommen, weil er das Amt und die Person des Treuhänders, der gegen seine unsoziale Betriebsführung ein schritt, vor seiner Gefolgschaft in böswilliger Weise herab- zusetzen versuchte. s , In dem Prozeß wegen des Handgranaten wur- fes Unter den Linden widerrief der Angeklagte plötzlich sein Geständnis. Durch den Kälteeinbruch der beiden letzten Tage sank das Thermometer auf der Höhe des Thüringer Waldes auf minus 1 Grad. Zwischen Schmücke, Oberhof und Gehl berg herrschte sogar am Mittwoch ein lustiges Schneetreiben, für die Jahreszeit auch auf dem Walde eine gewiß sehr sel tene Erscheinung. , Der Münchner Stadtrat beschloß, das Baugelände für die Errichtung des Deutschen Iagdmuscums kostenlos zur Verfügung zu stellen. Außerdem wird sich München an den Bankosten mit 500 000 RM. beteiligen. Ein kommunistischer Student der Harvard-Universität hat in einen Ventilator des Kreuzers „Karlsruhe" kom munistische Flugblätter geworfen. Er wurde ver haftet. Der deutsche Dampfer „Dresden" hat die vier köpfige Besatzung des am Dienstag auf der Höhe von Dün kirchen ins Meer gestürzten Marineflugzeuges gerettet. Der deutsche Bischof Meyer, einer der Führer der evang.-luth. Kirche in Rußland, ist im 68. Lebensjahre in Moskau verschieden. Bekämpft und unterdrückt von einem Staate, der die Gottlosigkeit auf sein Panier geschrieben hat, hat Bischof Meher sich bewährt als heldenhafter Bekenner und Glaubensstreiter. Wie die „Nationalzcitung" in Essen erfährt, ist der Lan- desvcrbandsführer Westmark des NSDFB. (Stahlhelm), Goernemann-Düsscldorf, in Schutzhaft genommen worden. Lie Erzbischöfe von Canterbury und Bork und der Ge neral der Heilsarmee Higains sowie einige 3V Führer der englischen christlichen Kirchen haben einen Aufruf an die Regierung und das Laud erlassen, alles Menschen mögliche zum Abschluß einer Abrüstungsoereinbarung zu tun. Sie erinnern an die ISIS Deutschland in Versailles gegebene Zusage und erklären: „Wir können mit einer fortgesetzten Uebergehung dieser moralischen Verpflichtung nicht einverstanden sein". Außenminister Varthou erklärte vor französischen Pres severtretern, daß von französischer Seite auf das ernsthafte ste eine Fortsetzung der Abrüstungskonferenz gewünscht werde, Herriot wurde aus der Liga für Menschenrechte ausge schlossen, da er dem Kabinett Doumergue angehöre und somit für eine Reihe von Maßnahmen mitverantwortlich sei, die in der Öffentlichkeit Entrüstung ausgclöst hätten. Heinrich Mann, der in Deutschland so schnell ver gessene „Dichter", hat sich zum Vorsitzenden einer in Paris zu gründenden „Deutschen Bibliothek der verbrannten Bü cher" aufgcschwungen. Auf dem Autorennen von Fontainebleau fuhr ein Wagen in die dicht gedrängte Zuschaucrmcnge, wobei sieben Personen den Tod fanden. Auf dem japanischen Teil der Insel Sachalin ereignete sich beim Bau eines Kraftwerkes eine Erplosiou. Bisher sind 21 Todesopfer geborgen worden. Die Rcttungsarbcitcn wer den fortgesetzt. II« lÄ U AE« kill »MISN MN UMiM WllMnlö von ü- von Sgrölinoisn Vkk«ber-k.eLtLrck«rr, Drei (ZoeUea-VerlLx. 6 Ich blieb bei ihr bis sie eingejchlafen war. Die Nacht brachte ich wachend zu. Am andern Morgen war ich Herrin von Haxthausen. Um fünf Uhr früh war ich schon im Stall, wo eben ge molken wurde. Ich verlangte vom Verwalter die Bücher. .Bücher? Berrechnungsbücher?? Es sind keine da/ »Es werden solche angelegt!' sagte ich ruhig, .... und Sie werden mit mir jede Ausgabe und Einnahme von heute an verrechnen.' Er antwortete nicht, denn er hatte noch immer die Sprache nicht wiedergewonnen. Dann fuhr ich in die Stadt und kaufte mir landwirt schaftliche Lehrbücher. Keine Nacht sah mich vor Mitternacht im Bett. Doch stand ich mit der Sonne schon auf. Ich konnte reiten. Ich ritt nicht mehr spazieren... ich ritt auf die Felder inspizieren. Am dritten Tag nach jenem furchtbaren Abend kam mein Vater zurück. Er kam wie einer, der dem Sarg entstiegen. Er schwankte in das Zimmer, fiel auf den Diwan hin und weinte wie ein Kind. Er hatte nicht nur die vielen Gold» * stücke verspielt. Viel mehr! Viel mehr! Er hatte Grund stücke verspielt. Ich sah auf ihn hin, wie er dalag: Ein Mann, ein - Schwächling und... da ging bereits die Tür auf, und meine Mutter stand auf der Schwelle. Er schwankte auf. »Christiane', lallte er, fuhr mit der Hand in die Tasche, zog ste wieder heraus und spreizte dann die innere, flache Hand vor ihr hin. Warnung vor unlauteren Zeitungswerbem Ein Verbot der Reichspressekammer Von der Reichspressekammer wird auf folgendes hinge wiesen : , „Durch eine Anordnung der Rcichspressekammer vom 23 Januar 1934 wurden den sogenannten Bezieherwerbern für die Ausübung ihrer Tätigkeit bestimmte Verpflichtungen auf erlegt, um Ansehen und Würde der deutschen Presse zu wah ren. Die Werber sind nach der genannten Anordnung ver pflichtet, in höflicher und taktvoller Form die Leistung und Vorzüge der angebotencn Druckschrift darzulegen und genauen Aufschluß über Preise, Vcrpflichtungsdauer und Kündigungs fristen zu geben. Sie sollen alle Fragen, die mit der Bezugs bestellung Zusammenhängen, gewissenhaft und erschöpfend be antworten, sie dürfen keine unwahren Behauptungen auf stellen oder den an sie gestellten Fragen ausweichen. Es ist ihnen ferner aufcrlegt, den vorgeschriebenen Ausweis der Reichspressekammer auf Verlangen vorzuzeigen und dem Be steller eine Durchschrift des Bestellscheines auszuhändigen. Dem Bezieherwerber ist strengstens untersagt, bei der Werbung andere Zeitungen und Zeitschriften oder im Wett bewerb stehende Unternehmungen im Ansehen herabzusetzen, zur Abbestellung eines anderen Blattes aufzufordern oder Abbestellungen zu sammeln. Er darf schließlich in keiner Hinsicht auf den zu werbenden Bezieher einen Zwang oder Druck ausüben, insbesondere nicht irgendwelche Nachteile, zum Beispiel Persönlicher, wirtschaftlicher, beruflicher oder sonstiger Art, für den Nichtbezieher einer Zeitung oder Zeitschrift androhen. Es gibt leider trotz scharfer Ueberwachung immer noch eine Reihe von Bezieherwerbern, die glauben, sich über diese Vor schriften, die an sich Selbstverständlichkeiten bedeuten, hinweg setzen zu dürfen und die damit das Ansehen der Zeitungen Md Zeitschriften, die sie vertreten, schwer schädigen. Solche Werber beweisen damit, daß sie untüchtig sind und gehören deshalb mit Recht von der weiteren Betätigung ausgeschlossen. Nachdem die Versuche, durch forsches, drohendes Auftreten Bezugsbestellun gen zu erzielen und damit die Provision zu verdienen, zum größten Teil unterbunden sind, glauben solche Elemente, mit anderen Mitteln die von ihnen ausgesuchten Personen, ins besondere die Frauen in Abwesenheit ihrer Ehemänner, ein- schüchtcrn zu sollen. Sic mißbrauchen den Ausweis der Rcichspressekammer, indem sie angeben, sic kämen im Aus trage dieser Behörde. Sie geben sich den Anschein von Amts personen. denen bestimmte Fragen zu beantworten seien usw. Jur Aufklärung sei bemerkt, daß von der Rcichsprcsse- kammer niemand beauftragt ist. Volksgenossen, die nicht der Standesgemeinschaft der Rcichspressekammer augehöre», in ihren Privatwohnungcn aufzusuchcn. Schwindlern oder Be trügern, die auf solche Weise sich zunächst einmal Eingang in die Wohnung zu verschaffen suchen, weise man von vornherein die Tür, wenn cs nicht möglich sein sollte, das nächste Polizeirevier zu benachrichtige»." Die Rcichspressekammer warnt dann noch vor einer beson deren Sorte von „Werbern", die nicht mit Drohnngen ar beiten, sondern rührselige Dinge erzählen nnd vor allen: auf Mitleid spekulieren. Für sic gelten folgende Sätze: „Das gleiche gilt für Fälle, in denen mit dein sogenannten Studentcntrick gearbeitet wird. In der Acberzcugung, bei je ner sauberen Arbeitsweise, die allein auf einer Darlegung und Erklärung der angcbotcnen Zeitung oder Zeitschrift be ruhen kann, keine Erfolge zu erzielen, versucht man ans die Tränendrüsen durch mitlcidcrrcgende Erzählungen zu wir ken. Es wird vorgetragen, daß man gezwungen sei, um sein Studium fortsetzen zu können oder um es zu beenden, durch den Vertrieb von Zeitschriften sich die Mittel zu beschaffen. Man schreckt nicht davor zurück, seine eigene Tätigkeit als standesunwürdig, als Notbehelf zu bezeichnen und schändet da durch die ehrliche Arbeit, wie sie tagtäglich von anständigen Berufsgenossen geleistet wird. Sowohl die Vezieherwerber als auch die Studentenschaft lehnen es ab, mit diesen Leuten sich irgendwie verbunden zu fühlen. Ihnen wäre es gut, wenn sie erst einmal ehrliche und anständige Arbeit kennen lernen würden. Man schädigt geradezu alle Bestrebungen, die dem Aufbau dienen, wenn man solchen „Werbern" einen Auftrag erteilt. Wer mit einem solchen oder ähnlichen Trick sich ein zuführen versucht, beweist von vornherein, daß er wirklich Wertvolles nicht anzubieten vermag; man weise auch ihm ohne weiteres die Tür." Presseempfang bei Dr. Goebbels Der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda und Frau Goebbels hatten zu einem Tee-Empfang der deut schen Presse im Garten ihres Hauses in der Hermann-Göring- Straße eingeladen. Es waren zahlreiche Gäste der Einladung gefolgt. Man sah unter anderem den Vizekanzler von Papen, die Minister Frick, Freiherrn von Neurath, Freiherrn von Eltz-Rübenach und Seldte sowie den Pressechef der Reichsre gierung, Staatssekretär Funk und seinen Stellvertreter, Mi nisterialrat Dr. Jahncke, wie auch den Generalinspekteur des deutschen Straßenwesens, Dr. Todt. Ferner waren zahlreiche Vertreter der Reichskulturkammer, bekannte Persönlichketten des künstlerischen Lebens und der Wirtschaft erschienen, wie der Staatskapellmeister Professor Furtwängler, der Träger des diesjährigen Dichterpreises Richard Euringcr, der Prä sident der Reichsfilmkammer Dr. Scheuermann, weiter unter anderem Reichssendeleiter Hadamovsky, Generaldirektor Diehn von: Kalisyndikat, Dr. Herle vom Reichsstand der deutschen Industrie, Dr. Ilgner und Dr. Gattineau und zahlreiche führende Persönlichkeiten der deutschen Presse, an ihrer Spit ze- Gruppenführer Weiß, der Vorsitzende des Reichsverban des der Deutschen Presse. Später erschien der Reichskanzler Adolf Hitler in Beglei tung seines Adjutanten Gruppenführer Brückner, des Prä sidenten der Neichspressekammer Amann, deS Reichspresse chefs der NSDAP. Dr. Dietrich und des Auslandspresse chefs Dr. Hanfstaengl. Bei prachtvollen: Sommerwettcr blieben die Gäste in dem schönen, alten Garten mehrere Stunden in angeregter Unter haltung beisammen. Männer mit praktischer Erfahrung als Volksrichter Zu den neuen Bestimmungen über die Verfolgung von Hoch- und Landesverrat und zur Bildung eines Volksgerichtshofes für die Aburteilung dieser Verbrechen nimmt der Ministerial rat in: RcichSjustizministcrium Dr. Schäfer das Wort in der „Deutschen Iuristcnzcitung". Er erklärt, daß der Volksgerichts hof in der Hauptverhandlung aus zwei zum Richtcramt Bc- sähigten nnd drei Beisitzern bestehen werde, die der Reichs kanzler auf Vorschlag des Iustizministers ernennt. Hierfür kommen Persönlichkeiten in Betracht, die über besondere Er» Mir ekelte vor dieser Gebärde. ,Fritz... die Steuern... die... Steu...' flüsterte sie noch und fiel um wie eine vom Stengel gebrochene Blüte. Sicht Tage später haben wir sie begraben. Am selben Tage kam der Gerichtsvollzieher. Ich verpfändete meinen ganzen Schmuck, nur damit die Schande der amtlichen Siegel erspart bleibe. Ich griff wahl los in die Schatulle. .Da ... da ... nehmen Sie ... alles ... alles... alles' Er ging. Zu der Hinterpsorte führte ich ihn. Ich schloß mit Kräften — weiß nicht, wo ich sie hergenommen — das ganz verrostete Schloß auf. .Nur fort, nur schnell, daß nie mand Sie steht... vorne sind die Trauergäste...' Er hatte sich schnell hinter den Weiden versteckt, hatte Tränen in den Augen... der Mann. Ich weiß auch nicht, wo ich die Kraft hergenommen habe, alles zu tun, was dann noch getan werden mußte. Es kam über mich wie eine Sturzwelle. Mein Vater lag an Leib und Seele gebrochen in seinem Zimmer und rauchte eine Zigarre nach der andern. Er war zu nichts fähig. Ich war die einzige, die da war und stehen mußte, und ich... stand. Ich mußte Rede und Antwort geben, ich mußte not wendige Verfügungen treffen. Da saß ich über Katasterbögen und Plänen. Ich zeich nete die neuen Grenzen nach, rechnete und berechnete. Ich gebot über die Leute, und sie gehorchten. Ich zerbrach mir den Kopf, um neue Einnahmequellen zu finden. Ich verhandelte mit den Steuerbehörden und schrieb Eingaben um Stundung. Meinen Vater sah ich fast nicht. Das war gut, denn ich haßte ihn. Er war in meinen Augen ein Mörder, er hatte den Tod meiner Mutter auf dem Gewissen. Ich fühlte auch, daß er mir auswich. Wenn seine kleinen, wässrigen Augen mich von der Sette ansahen, wußte ich. daß er sich vor mir fürchtete. Wir sprachen nie ein Wort zusammen. Be: den Mahl zeiten saß ich auf dem Stuhl, auf dem ich immer gesessen hatte, und er mir gegenüber. Schweigend aßen wir. Schweigend standen w:r wieder auf. Er hat nie eine Frage an mich gerichtet. Er hat nie versucht, einen meiner Befehle zu durchkreuzen. Wenn ich durch das Dorf ging, nahmen die Leute stumm den Hut vor mir ab, nie aber hat mich jemand an gesprochen oder mir etwas Freundliches gesagt. Und damals begann ich... Haxthausen zu lieben. Es konnte geschehen, daß ich einen Baum mit meinen heißen, verschwiegenen Tränen netzte, wenn ich mein Gesicht an die Rinde preßte, und ich wußte, daß der Baum gut zu mir war. Denn er trug meinetwegen Blätter und Früchte, und er wuchs zu meiner Freude und meinem Nutzen. So liebte ich grenzenlos. Ich hätte, wenn es hätte sein müssen, tropfenweise mein Blut hergegeben, um den Heimat boden damit zu düngen. Ich hatte niemanden, der mich liebte, aber ich hatte Haxthausen. Ich hatte niemanden, der mir half. Aber Haxthausen war da und ... rettete mich. Damals lernte ich, was eine Heimat sei. Damals lernte ich begreifen, daß wir alle Entwurzelte sind, wenn wir nicht in der Heimaterde wurzeln, daß die Scholle unser Schicksal ist. Damals lernte ich, Laß alles, was nicht Grundbesitz ist. kein dauernder und kein beseligender, weil kein lebendiger Besitz ist. Damals, in dieser grenzenlos verlassenen Jugend, schrie ich zu Gott: .Hilf mir Haxthausen halten! Hilf mir es halten!' Ich hätte von Äpfeln und Kartoffeln leben mögen, nur um jede unnütze Ausgabe zu vermeiden. Was brauchte ich mehr als die Früchte meines Bodens, um zu leben? (Fortsetzung folgt.)
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