Delete Search...
Zwönitztaler Anzeiger : 12.11.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-11-12
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1859945678-192811122
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1859945678-19281112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1859945678-19281112
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungZwönitztaler Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-11
- Tag1928-11-12
- Monat1928-11
- Jahr1928
- Titel
- Zwönitztaler Anzeiger : 12.11.1928
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Vorsicht vor neuer Belastung Landwirtschaftstagung der DNVP. Berlin, 1l. November. Der Vorstand des Landwirtschaft lichen Reichsausschusses der Deutschnationalen Volkspartei begann am Sonnabend im Reichstag eine Versammlung, die der Erörterung landwirschaftlicher Fragen gilt. Der Parteivorsitzende Hugenberg nahm das Wort zu einem umfassenden Reserat über die wirtschaftliche Notlage der Landwirtschaft und die Möglichkeiten einer Hilfe. Er be tonte, daß auch die anderen grossen Wirtschaftszweige sich klar darüber sein müssten, daß die deutsche Wirtschaft nicht gesunden könne, wenn der deutsche Bauer nicht mehr leben kann und daß wir, je schlechter, es der Landwirtschaft gehe, um so mehr uns den russischen Verhältnissen näherten. Er erklärte ausführlich, daß drei Probleme, nämlich die Kredit frage, die wirtschaftliche Selbstverwaltung der Landwirtschaft und der ausreichende handelspolitische Schutz dieses Wirt schaftszweiges im Sinne der agrarischen Forderungen aus zubauen seien. Dabei polemisierte er scharf gegen die So zialdemokratie, die namentlich in Preußen sich bemüht habe, über den Weg der staatlichen Einflußnahme auf das Genos senschaftswesen die Bauern in eine Hörigkeit zu bringen. Auch an das Ausland appellierte er, das Unsinnige über spannter Reparativnsforderungen für die ganze Weltwirt schaft einzusehcu. ' Zu diesem Puntt erklärte er insbesondere: Wenn es jetzt heiße, daß Frankreich und England den Transferschutz auf heben und die Reparativnslasten ionnnerzialisieren wollten, so wisse die Landwirtschaft ganz genau, daß sie das ab lehnen müsse: ebenso wie das ganze deutsche Volk eine solche Art von „Revision" des Dawcsvertrages ablehnen müsse. Sie würde eine Verschärfung der bisherigen furchtbare» Ent wicklung bedeuten. Wie stehe es aber mit der Möglichkeit weiterer Transferierungen? Mit großen amerikanischen Kre diten habe Deutschland entsprechend große Zahlunaen an seine Kriegsgläubiger leisten können. Man habe nur Dollars in Pfund und Franken umgetauscht. Die Privatschuld der deutschen Wirtschaft sei größtenteils zu dem Zwecke gemacht worden, um die Reparationen zu be zahlen. Ein seriöser Gläubiger wie Amerika könne diese un sinnige Wirtschaft auf die Dauer nicht mitmachen. Dies Ver fahren sei aber auch gar nicht vertragsgeinäß. Nach dem Dawesgntachten sollten die Reparationszahlungen durch einen Exportüberschuß finanziert werden. Seit 1923 sei ein solcher lleberschuß überhaupt noch nicht vorhanden gewesen. Es widerspreche daher dein Dawesvertragc, wenn fort und fort Transferzahlungen stattfänden. Parker Gilbert habe als ehrlicher Mann versucht, aus die ser Zwangslage durch eine Aenderung des Vertrages heraus- zukvmmen. Für die Art, wie diese Aenderung vorgenommcu werde, seien in erster Linie die Mächte verantwortlich: Amerika, das sich zurückhalte, Frankreich und England, die, um weiter Re parationszahlungen zu erhalten, den Vertrag in ihrem Sinne ändern wollten, und endlich Deutschland, das, wie stets bei solchen Verhandlungen, seine Interessen nicht wahrnehme. In solcher Lage sei es Pflicht einer verantwortungsbewußten Opposition, alle Hebel anzusetzen, um das eigene Land vor einem neuen Versklavungsakte, vor einer neuen Infla tion, von neuen Sanktionen und Besetzungen zu bewahren. Abschaffung der Staatsangehörigkeit Berlin, lO. November. Wie der Sozialdemokratische Pressedienst meldet, ist ein Entwurf über eine Abänderung des StaatsangehörigkeitSgesetzes von 1913 entsprechend den wiederholt zum Ausdruck gebrachten Wünschen des Reichs tages fertiagestellt. Die Beratungen mit den Ländern wer den demnächst zum Abschlusse gelangen. Mit den Ländern soll eine Einigung darüber erzielt wer den, an Stelle der Staatsangehörigkeit die deutsche Rcichs- angehörigkeit zu setzen. Ferner soll eine deutsche Fran, die durch Heirat Ausländerin wird, ihrer deutschen Neichsauge- hörigkcit nicht verlustig gehen. Neuer RiesenbeLrug aufgedeckt r !Fiir 4 Millionen vordatierte Wechsel in Umlauf! Berlin, Ist. November. Seit mehreren Wochen beschäf tigt sich die Berliner und die Pariser Kriminalpolizei, wie erst jetzt bekannt wird, mit einer grohen, äußerst raffiniert angelegten Wechselfülschcr-Affäre, die nicht nur aus krimi nellen, sondern auch aus Politischen Gründen großes Auf sehen erregt, weil einer der Haupttäter der Bruder des russischen Volkskommissars Litwinow ist, dessen Name dem Täter die Durchführung seiner Verrngsmonöver erleichterte, und weil die Fälschungen zum Schaden der russischen Han delsvertretung in Berlin auSgesührt worden sind. Die Wechselfälschungen sind so geschickt gemacht, daß wahr scheinlich die russische Handelsvertretung für einen Teil der Beträge wird einstehen müssen. Insgesamt betragen die von dem KausmanN Litwinow und wahrscheinlich von Michael Holzmann, der jetzt in Paris eine große Rolle spielt, gefälsch ten Wechsel 4 Millionen Mark. Noch mehr falsche Wechsel Litwinows Kowno, 11. November. Wie aus Moskau gemeldet wird, hat die französische Negierung der Sowjetbotschaft in Paris von dem Funde der französischen Polizei in der Angelegen heit der gefälschten Mowjctwechsel Nachricht gegeben. Sechs Wechsel in Höhe von 2-5 Millionen Frank, die von Litwinow, dem Bruder des Außenkommissars, unterschrieben wurden, sind nunmehr in Paris nufgeiunden worden. Nach Erklä rungen der Polizei sollen noch weitere falsche Wechsel der Berliner Handelsvertretung, die von Litwinow gefälscht sind, im Umlaufe sein. In Moskau ist man über diese Angelegen heit sehr empört nnd erklärt, daß die Sowjctregierüng für diese Wechsel nicht haften werde, weil sie eine grobe Fäl schung darstellen. Brandler aus der kommunistischen Partei hinausqeworfen SZ. Brandler, der ehemalige sächsische Staatskanzler unter der sozialdcnwlratisch-kvmmunistischen Zeigner-Rcgicrung, ist von der kommunistischen Zentrale geächtet und als „außer halb der Partei stehend" erklärt worden. Die sächsischen Kom munisten scheinen aber, wie schon die vorletzte Laudrags- sitzung bewies, diesmal der Berliner Zentrale und den Mos kauer Befehlen einigen Widerstand entgegensetzen zu wollen. Bor allem scheint sich Brandler nicht so gehorsam an die Wand drücken lassen zu wollen, wie aus einer Entschließung der Chemnitzer Bezirksleitung der kommunistischen Partei gegen Ärandler hervorgeht, in der es heißt: „Die Engere Bezirksleitung nimmt zur Kenntnis, daß er neut Fraktivnsrundschreiben von Brandler auch im Bezirk Erzgebirge-Vogtland im Umlaufe sind. Die Bezirksleitung macht darauf aufmerksam, daß alle diejenigen, die die Frak- tionStreibercien der Ärandler-Thalheimer usw. unterstützen, mitschuldig machen an den parteifeindlichen Bestrebungen dieser rechten Elemente. Alle Parteigenossen werden aufge fordert, jede fraktionelle Treiberei der rechten Elemente in der Partei mit aller Entschiedenheit zu bekämpfen und der Bezirksleitung von solchen Treibereien, wo sie in Erschei nung treten, Mitteilung zu machen. Die Bezirksleitung wird alle Genossen, die die partei feindlichen Bestrebungen der rechten Elemente unterstützen, zur Rechenschaft ziehen und erwartet von der Gesamtmit gliedschaft, daß sie die Bezirksleitung in diesen ihren Be strebungen im vollen Umfang unterstützt." Elsässer in Frankreich rechtlos Paris, 9. November. In der Kammer kam 'es heute bei Beratung des Berichtes der Wahlprüfungs-Kommission Äber die Gültigkeit der Mandate der elsässischen Autonomistsn Nicklin und Rosso zu stürmischen Szenen. Der KommissionS- bericht spricht sich bekanntlich für die Ungültigkeitserklä rung der Mandate aus. Das Ergebnis der heutigen Kammer sitzung ist, daß auch die Kammer mit 220 gegen 39 Stimmen die Abgeordnetenmandate von Ricklin und Rosso für ungül tig erklärt hat. Ricklin und Nossö wird es somit nicht mehr gestattet sein, in der Kammer zu erscheinen. Als der kommunistische Abgeordnete von Diedenhofen, Beron, auf die Zustände in den französischen Konzentra tionslagern während des Krieges anspielte und auf die Ent behrungen, denen die Elsässer in ihnen unterworfen wur- deir, begann ein ohrenbetäubendes Pultdeckelkonzert, und man rief dem Redner zu, er solle die Tribüne verlassen. Zwischen Sozialisten und Kommunisten kam es zu einem Handgemenge. Der herkulische Abgeordnete Barthe trennte schließlich die Kämpfenden. Unter seiner Deckung kain Beron wieder auf seinen Platz. Der Präsident hob unterdessen die Sitzung auf. Änderungen ' in der BerNmltungrrechtspflege SZ. Dem Landtag ist eine Vorlage, den Entwurf eines Gesetzes zur Aenderung des Gesetzes über die Verwaltungs rechtspflege betreffend, zugegangen, die folgendermaßen be gründet wird: Nach Paragraph 62 Abs. 2 des Gesetzes über die Verwal tungsrechtspflege vom 19. Juli i90st war bisher für Rechts streitigkeiten unter sächsischen Fürsorgeverbänden das Säch sische Oberverwaltungsgericht als zweite und letzte Instanz zuständig. Die letztinstanzliche Zuständigkeit des Sächsischen Obervcrwaltungsgerichtes in Streitigkeiten der Fürsorgeder- bäude erschien, solange das materielle Fürsoraerecht im we sentlichen auf Landesrecht beruhte, zweckmäßig und berech tigt. Seit dem Inkrafttreten der Reichsgrundsätze über Vor aussetzung, Art und Maß der öffentlichen Fürsorge vom 4. Dezember 1924 ist aber das materielle Fürsorgerecht im wesentlichen durch einheitliche Richtlinien für das ganze Reich geregelt. Im Interesse der Nechtseinheit und Rechts sicherung erscheint es daher auch nach Ansicht des Sächsi schen Oberverwaltungsgerichtes durchaus erwünscht, daß alle Fürsorgestreitigkeiten zwischen Fürforgeverbänden einheitlich durch das Bundesamt für das Heimatwesen, späterhin durch ein Reichsverwaltungsgericht als letzte Instanz entschieden werden. Die Uebertragung der letztinstanzlichen Entscheidung in Streitigkeiten zwischen sächsischen Fürsorgeverbänden und Bezirkssürsorgeverbänden vom Sächsischen Oberverwaltungs gericht an das Bundesamt für das Heimatwesen dient zu gleich der Verwaltungsvereinfachung. Eine weitere Vorlage betrifft den Autwurf eines Ermäch tigungsgesetzes zum Gesetz über die Zwangsvollstreckuug we gen Geldleistungen in Verwaltungssachen, durch die das Ge- samtministerium ermächtigt werden soll, das Gesetz über die Zwangsvollstreckung wegen Geldleistungen in Verwalt-ungs- sachen vom 18. Juli 1902 jeweils insoweit zu ändern, als dies zur Angleichung an die staats-, Verwaltungs- und kir- chenrechtlichcn Verhältnisse sowie zur Angleichung an das im Reiche geltende Zwangsvollstreckungsrecht erforderlich ist. Mit 20 PX nach Indien Berlin, 10. November. Freiherr von König-Wartenhau- sen, der sich aus einem Ostasienfluge befindet, telegraphierte aus Karatschi: Indien ist erreicht. Ich habe Belutschistans Wüsten durchquert. Mein 2O-PS.-Kleinflugzeug ist in bester Verfassung. 8500 Kilometer sind in 16 Fluglagen bewältigt. Ich durchquere nunmehr Indien. AekHast lMk^ LchloS Korff von VMfSE NKKKLN uancgegqccmLLcuuir ouvm vckuss neisrea m Lno/u/ (24. Fortsetzung.) „Ausgeschlossen. Sie sind zwar noch keine Miß, sondern ein reizendes, gutes Kind oder, wie sie drüben sagen, ein Girl, aber ich will mir immer vor Augen halten, daß Sie in Bälde eine Miß . . „. . . und eine Herzogin werden, wie meine Schwester! Das wollten Sie gewiß sägen?" Hanno merkte, daß die Herzogin ihr Gespräch mit dem Comte unterbrochen hatte. Er fühlte ihre Augen und wußte, daß sie auf die Antwort spannte. „Das wollte ich nicht . . . sagen," antwortete er zögernd. „Würden Sie es aber sagen?" fragte die Herzogin liebens würdig. In ihren Worten lag neben scheinbarer Gleich gültigkeit ein Fordern, das den Troß in Hanno weckte. Seine kühnen Augen suchten das Antlitz der schönen Frau. „Ich würde es . . . nicht sagen, Frau Herzogin." „So schätzen Sie es anscheinend niedrig ein, in der Gesell schaft eine gehobene Stellung einzunehmen?" „Das ist eine Gewissensfrägel" „Sie werden als freier Mann, wie der Comte Sie mir ge schildert hat, die Antwort darauf nicht schuldig bleiben." Hanno hob stolz den Kopf. „Nein! Frau Herzogin. Trotz meiner jungen Jahre habe ich schon viel von der Welt ge sehen und mit Herzögen, mit Prinzen und Grafen zusam mengesessen wie mit armen Teufeln Mir ging es immer nur um das Menschliche, Frau Herzogin." „Ich danke Ihnen!" Sehr kalt war der Ton der schönen Frau. „Die Antwort war klar. Ich gestehe Ihnen, daß ich Klarheit liebe, fast ebenso, wie ich auf den Rang, den ich als Herzogin in der Gesellschaft bekleide, stolz bin." Frei, offen, fast brüsk sah sie ihn an, aber er senkte den Blick nicht. Kühn und männlich leuchteten seine Braunaugen. „Es wird ein Kämpfen werden, stolze Herzogin!" so sprach in ihm eine Stimme. „Hanno Tessing wird den Kampf nicht scheuen. Was ist der Titel, den du dir erkauft oder erhei ratet hast? Die Menschlichkeit ist alles." * « Am gleichen Tage fuhr Jan nach Altenecken, um weibliche Bedienung für die Gäste mitzubringen. Er hatte gleich im „Bären" Glück. Die beiden Wirtstöchter erklärten sich be reit, auf Schloß Korff helfend einzugreifen. Jan mar vergnügt und nahm sie beide gleich mit. 8. Hanno führte Mrs. Porter mit ihren Töchtern durch das Schloß. Der Comte hatte sich ihnen angeschloffen. Willig folgten d e Gäste durch die verwüsteten Zimmerfluchten. „Wer hat diese schrecklichen Verwüstungen angerichtet?" fragte die Herzogin. „Unsere Nachbarn, die Franzosen, Frau Herzogin. Schloß Korff wurde im Jahre 1762 von dem baltischen Baron Korff gebaut. Varon Korff war ein Sonderling, ein Gelehrter und Sammler, der diesen großen Bau schuf, um seine reich haltigen und kostbaren Sammlungen unterzubringen. Die Chronik berichtet, daß alle Zimmer gefüllt waren mit den absonderlichsten Dingen. Er lebte allein und hatte als Diener drei Inder, die er sich von einer Reise mitgebracht hatte. Er lebte vierzig Jahre noch auf Schloß Korff, und schon als er starb, soll das Schloß innen nicht mehr allzugut in Schuß gelvesen sein." Der Comte nickte und bemerkte: „Das leuchtet wohl ein. Drei Diener können das Schloß nicht in Ordnung halten." „Außerdem wurde das Schloß noch zu Lebzeiten des Er bauers von den Franzosen heimgesucht und der linke Flügel zerstört. Nach seinem Tode übernahm ein Neffe des Er bauers, Paul Alexander von Korff, ein Stockrusse, das Erbe. Er besuchte Schloß Korff, nahm von den Sammlungen alles, was Wert hatte, mit nach Petersburg und kümmerte sich im übrigen nicht mehr um das Schloß. Einen Kastellan setzte er ein, dem er regelmäßig durch feinen Administrator das Gehalt überweisen ließ. Das Schloß verfiel innen immer mehr. Ein Wunder ist es, daß es nicht völlig zur Ruine ge worden ist. Ich hoffe, daß der völlige Ausbau des Schlosses in Jahresfrist beendet ist." Alle hatten interessiert zugehört. „Die Geschichte des Schlosses ist eigentlich herzlich nüch tern," warf die Herzogin ein. „Wie man es nimmt, Frau Herzogin. Schloß Korff ver- fügt über keine glänzende Vergangenheit, hier spuken keine Ahnen, aber das Gemäuer hat es doch in sich. Ich bin ein sehr nüchterner Mensch, aber seit ich mit meinem Vater auf Schloß Korff wohne, habe ich Träume, die ich sonst nicht kannte. Seltsame, verworrene Träume, die mir von aller hand Geheimnissen erzählen. Tatsächlich birgt das Schloß Geheimnisse in sich." „Bitte erzählen Sie doch!" Bei allen wuchs das In teresse. „Gern! Aber erst will ich Ihnen die Bibliothek zeigen. Unsere wackeren Gesellen sind gerade dabei, sie in Ordnung zu bringen." Sie traten durch den türlosen Eingang in das große Ge mach. Die Gesellen unterbrachen ihre Arbeit und grüßten fröhlich. Die Bibliothek war aufgeräumt, die frische Dielung war beendet. Die Gesellen wollten eben mit der Mauer arbeit beginnen. Die mächtigen, zum Teil noch recht gut- erhaltenen Schränke standen in der Mitte des Zimmers. Die Bibliothek liegt mir besonders am Herzen. Sie will ich in erster Linie mit in Ordnung bringen. Die Haupt wand des Zimmers ist, wie Sie sehen, noch tadellos in Ord nung, und mit den anderen Wänden sind die Gesellen bald fertig." „Wollen Sie den Raum auch so köstlich schmücken lassen, wie den Saal und die anderen Räume?" „Gewiß, Frau Herzogin. Freund Schlagintweit soll hier wieder ein Meisterstückchen liefern. Nicht wahr, Geselle?" „Wird gemacht, hoher Herr und Gebieter." antwortete der junge Geselle fröhlich „In ihm steckt ein Künstler," sagte die Herzogin halblaut zu dem Comte. Der nickte und sah prüfend über das junge, frische Gesicht Edwards. „Er ist ein Künstler, einer von denen, die es mühelos schaffen, weil es ihnen wie ein Quell aus dem In nern kommt. Man sollte dem jungen Manne den Weg ebnen." „Das ist mein fester Vorsatz," antwortete Hanno. Sie verließen die Bibliothek und versammelten sich im großen Wohnzimmer. Die Behaglichkeit des Raumes hatte es ihnen angetan. „Jetzt erzählen Sie uns von den Geheimnissen von Schloß Korff, Mister Tessing," forderte die Herzogin Hanno auf. Hanno nickte und begann: „Der Erbauer des Schlaffes liebte anscheinend Absonderlichkeiten. Denken Sie nur an den orginellen Weinkeller, der so versteckt ist. daß man tat sächlich große Mül)e hatte, ihn ausfindig zu machen. Es ist durchaus nicht ausgeschlossen, daß Schloß Korff noch weitere Geheimnisse birgt. Tatsache ist, daß Baron Korff eine unter irdische, jedenfalls verborgene Bibliothek anlegte, wo er feine kostbaren Inkunabeln und Manuskripte und wohl auch seine Juwelensammlung unterbrachte. Die Chronik be richtet davon, auch von dem vergeblichen Suchen des Erben. Gefunden wurde der Raum noch nicht." (Fortsetzung folgte
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview