Der Grenzbote : 20.10.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-20
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1836929153-190410209
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1836929153-19041020
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1836929153-19041020
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer Grenzbote
- Jahr1904
- Monat1904-10
- Tag1904-10-20
- Monat1904-10
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- Titel
- Der Grenzbote : 20.10.1904
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Der Grrnzbole 15 deren und Postboten angenommen. für den nächstfolgenden Tag erbeten. Reclamen die Zeile 20 Pfg. 1 Der Grenzbote erscheint täglich ? mit Ausnahme des den Sonn- und Feiertagen f folgenden Tages und kostet vierteljährlich, voraus- s bezahlbar, I Mk. 2k Pfg. Bestellungen werden in der Geschäftsstelle, von den Austrägern des i Blattes, sowie von allen Kaiser!. Postanstalten TUM M Anzeiger für Mors und das ödere Vogtland i Inserate von hier und aus dem VerbreitungS- f bezirk werden mit 10 Psg., von auswärts mit Pfg. die 4mal gespaltene Grundzeile oder m Raum berechnet und bis Mittags 12 Uhr Verantwortlicher Redacteur, Drucker und Verleger: Gtto Meyer in Adorf. Fernsprecher Nr. 14. HievM SsnuLsrgs die Mttftr. Gr-KtLsbeÄage „Der ZeitMLgel". Fernsprecher Nr. 14. ..G 243. Donnerstag, den ZO GKIolkee 11404. Iahru ZUM Tode König Georgs. — In die große Generalsuniform geklei det, mit dem Orden seines Hanfes und seiner persönlichen Verdienste, mit dem Rautenbande geschmückt, wüht seit der letzten Fahrt von Pitl- nitz König Georg im Scheine der Ewigen Lampe vor dem Hochaltar der katholischen Hofkirche. Tas Kaupt leicht zur Seite geneigt, mit freund licher Miene, scheinbar matt und ermüdet, wie die Natur nach langem, schwerem Kampfe es fordert, ruht er -hier. Wan könnte meinen, er schliefe, wenn die wachsbleiche Farbe des Antlitzes und der Hande, die ein kleines, schlich tes Kreuz umfassen, nicht darauf hinwies-en, daß hier der Allbezwinger Tod nach seinem Rechte verlangt hat. Den auf hochgehobenen Katafalk gestellten Sarg beleuchten vierzig mäch tige Girandolen, schwarz verhüllt ist ringsum, inas dem weiten Gotteshaus« sonst einen Teil des äußeren Lichtes und Lebens zu geben scheint: schwarz verhüllt in weißer Gardinenfassung der Hochaltar, verhüllt die zwölf Arkaden desHaupt- schiffes, verhüllt in tiefe Trauer die mächtigen Pfeiler und Hauptfenster, die Oratorien, der Chor, die Tribünen und schwarz bekleidet sind auch die Banke und Sitze der Kirche. Inmitten dieser Majestät des Todes, der Still? des Gra bes ruht zum letztenmale der entschlafene Kö nig, bevor er hinabsteigt zur Gruft seiner Vä ter. H ier bringen ihm den letzten Gruß Hoch und Niedrig, Arm und Reich. Wenn alle um dieses letzte Königslager geschart wären, denen er ein Helfer und Berater gewesen, ihre Namen wären wohl nicht zu zählen. — Ten Sarg umsteht die Leichenwache, die je ein General oder Flü- geladjutant, ein Königt. Kammerherr, ein Leib arzt, ein Geistlicher halten. Tann auf beiden Seiten des Katafalks je vier Cisterrienserinncn und Korromaerinnen in stummem Gebet kniend, und in der Dvtcnwacht stehend-: ein Kammer diener, zwei Pagen, zwei Lakaien und, Ivie in Erz gegossen, ein militärischer Doppelposten mit blanker -Wehr. Vor dem Sarge auf weiß-seidenen Kissen ruht in silbernem, herzförmigen Gefäß das Herz des Königs; davor gebreitet die Zei chen der Liebe rind Verehrung der Mitglieder des König!. Hauses, die kostbaren Kränze und Blumenbindereien. Aus dieser Fülle von Lor beeren und Blumen heraus liegen auf 3 mit Purpur und Gold ausgeschmückten Postamen ten, rechts und links vor dem Katafalk, die Wei ßen Seidenkissen, auf denen Krone, Zepter und Reichsapfel, Helm, Degen und Marschallstab des Königs, die Orden, Sterne und Ordensbän der höchsten Ranges und höchster Auszeichnung gelegt sind, mit denen deutsche und auswärtige Souveräne König Georg gehuldigt haben. Vom Eingang bis zum Ausgang der Kirche und durch diese hindurch zieht sich ein Doppel spät ier von Mannschaften der Dresdner Garnison, das, Ge wehr bei Fuß, die Tausende von Menschen aller Berufsstände über die Verdrückung vor dem Katafalk vorüberzich-cn läßt — eine un übersehbare Menge, die sich immer und immer wieder erneuert. Die Ankunft des Kaisers erfolgt heute abeird 7 Uhr 30 Minuten auf dem Hauptbahn hofe. Kaiser Wilhelm wohnt um 8 Uhr der BoifetzuugSfeier in der katholischen Hofkirch? bei und reist nach Beendigung der Feier kurz nach 0 Uhr wieder ab. Berlin, 18. Oktbr. Der Kaiser hat befoh len, daß anläßlich des Heimganges des Königs von Sachsen am 19. Oktober, dem Tage der Bei setzung, die Reichs- und Staatsdienstgebäude halbmast flaggen. Politische Rundschau. Berlin, 18. Oktbr. Bei der Feier der Enthüllung des Kaiser Friedrich-Denkmals und der Eröffnung des Kaiser Friedrich-Museums ! waren die Kaiserin und alle fürstlichen Damen wegen der Hoftrauer um König Georg von Sachsen schwarz gekleidet; die kleine Prinzessin Viktoria Luise erschien allein in Weiß. Ter vom Kaiser am Denkmal niedergslegte Kranz trug auf weißseidenen Schleifen die Inschrift: „Sei nem heißgeliebten Pater in treuem Gedenken. W. 18. Oktober 1904." Berlin, 18. Oktbr. Bei der Einweihung des Kaiser Friedrich-Denkmals in Berlin hielt der Kaiser ehre Rede, worin er seine Anschau ungen über die Kunst darlegte. Berlin, 18. Oktbr. Von Oberst Leutwein ist scheute aus Rehoboth, dem Sitze der von Hendrik Wikboi vergeblich, zum Aufstand aufge- forderten Bastards, folgende telegraphische Mel dung über Windhuk hier angekommen: „Bin Rehoiboth eingetroffen. Habe.mit 2. Ersatz-Koni- p-agnie Kübi-Kuis besetzt und decke Nauchas, Nomtsas und Hoachanas. Bastards von Reho- bvth treu. Kapitän von Hoachanas bestimmt, derjenige von Gochas wahrscheinlich beimiFeiud. Letzterer sammelt sich bei Kalkfontein und M-et- mont. NauchaS, Nomtsas noch nicht, Maltahöhe etwas vom Feinde belästigt." Danach scheint sich der Feind im ganzen noch! abwartend- zu ver halten. Erst wenn Oberst Leutwein weiter nach Süden vorrücken wird, dürfte es zu ernsteren Zusammenstößen kommen. Daß die Verbin dung zwischen Windhuk und Rehoboth unge stört ist, bedeutet immerhin eine wesentliche Er leichterung der Lage. Berlin, 18. Oktbr. Der Etappcnkomman- dant Major von Redern meldet aus Oka- handja: General von Trotha trifft am 20. Ok tober von Epukiro über Kehoro in Windhuk ein. Eine Bastardabteilung, deren Stamm treu ist, traf unter Oberleutnant Bökltlin mit Bente- Vieh heute in Windhuk ein. Eine Witboiabtei- lung ist in Otjosundu entwaffnet worden, be findet sich im Marsch unter Bedeckung nach Okahandja und geht mit der Bahn am 20. Oktober nach Swakopmund. Aus Windhuk wird gemeldet: Ter Hoachana-sser Kapitän ist auf ständisch,- der Gokhasser und der Veldschöndger wahrscheinlich auch. Der Bethanier Kapitän be müht sich, seine Leute zurückzuhalten, der Bar- baner wahrscheinlich mach. Ter Feind sammelt sich am Rietmond-Kalkfontein. - -Die deutsche Reichsrcgierung ist fest ent schlossen, in Südwestafrika nunmehr mit eiserner Hand zuzngreifen. Sofort nach dem Bekäunt- werden von neuer Erhebung in der Kolonie hat der Kaiser Befehl erteilt, auf seine Verantwor tung alle zur Verfügung stehenden Hilfsquellen s für den Feldzug zu erschließen. Wie wir bereits vor -einigen Tagen Mitteilen konnten, war be schlossen, ,-an 3000 Mann nach Südwestafrika zu entsenden. Jetzt, nachdem die Gefahr vorliegt, daß sich anch die Ovambos erheben dürften, hat sich Liese Ansicht geändert, denn es sollen an S-—tM)0 Mann Verstärkung nach Südwestafrika gehen. Paris, 18. Oktbr. Südamer-itanischc Mel dungen versichern, daß Japan durch Vermittel ung einer neutralen Macht die argentinischen Panzer „Garibaldi" und ,jPeyredvn" und die chilenischen Schlachtschiffe „Ohiggins" und „Es meralda" für 4 Millionen Pfund Sterling ge kauft habe. Wenn die neutrale Macht sie Ja pan nicht zuführen kann, bewahrt sie sie bis zum Frwdensschluß in ihren Häfen." London, 18. Oktbr. Rußland hat nach , einer „Daily Telegraph"-Meldung aus Peters burger Quelle-von Chile drei Kreuzer gekauft, ferner drei von Argentinien und einen von Brasilien. Es sind alles schnelle Kreuzer, die dazu bestimm! sind, fremde Schiffe anzuhalten und nach Kontrebande zu durchsuchen. Der An kauf der Schiffe wurde durch Banken bewert' stelligt, bei denen Rußland Gold-Depots bar. Die Auszahlung des Kaufpreises fand in Lon don statt. Ter formelle Ankauf selbst erfolgte durch eine dritte Partei, die Untertan eines neutralen Staates ist. — Trotz der furchtbaren Erschöpfung, die sich beider Armeen nach dem zehntägigen wilden Ringen bemächtigt hak, findet her Kämpf süd sich von Mulden noch- kein Ende. Ter mit so großem Nachdruck ausgesührte Gegenangriff der Russen auf das japanische Zentrum hat größere Dimensionen und Erfolge gehabt, als nach den bisherigen Meldungen anzunc'hmen war; eine Depesche aus Mulden berichtet, daß die Rus sen alle ihre Stellungen am linken südlichen Ufer das Schahv zurückerobert haben. Ja, es wird schon von einer Durchbrechung des japanischen Zentrums und von der völligen Niederlage zweier japanischer Divisionen berichtet. — Nach einer Meldung aus Mulden ist durch den russi schen Gegenangriff das Zentrum der japanischen Stellung durchbrochen worden; die genommen? Höhe bedeute den Schlüssel der Position. Auch dieser Kämpf forderte furchtbare Opfer; das ganze Gelände ist mit Leichen bedeckt. Unter den von den Russen eroberten Geschützen be finden sich Feldkanvncn, BerMeschütze und Ma schinengewehre. Einige hundert Japaner wur den gefangen genommen. Tas Gch-cht, in dem sich auch sibirische Schützen besonders anszeich neten, dauert noch fori; die Russen dringen weiter vor. Gelingt ihnen die jetzt eingeleitct? Operation, so ist Linsclsipn für die Japaner nicht mehr zu halten. Die Russen gewönnen damit eine sehr günstige Stellung in d-er linkänlF-ank. des Gegners. — Gerüchtweise verlanret, daß die Russen die hier erwähnte Ttellnng bei Lin schipu, westlich der Bahnlinie etwa 23 Kilometer von Mulden entfern!, ebenfalls bereits genom men hätten. Ter ganze Gegenangriff hat bei dem hartnäckigen Widerstande der Japaner aber- i Urals zu furchtbarem Blutvergießen geführt, and an Szenen des Schreckens war er nicht we niger reich als die früheren Perioden des Riesen - kampf-es. — Ter Angriff Meyendorffs auf die Stellung beim „Bergkegel mit dem Baum" wurde durch Aarnbajew wirksam unterstützt. Tessen sibirische Truppen wetteiferten an To desverachtung- mit den Regimentern aus den Ostseeprovinzen. Um jeden Baumstamm eines vorliegenden, hartnäckig verteidigten Gehülz-eS wurde mit dem Bajonett gekämpft. Viole Ja paner wurden erdrosselt aufgrfunden. In den Räderspeichen der erbeuteten, blutbedeckten ja panischen Kanonen befanden sich Körperteile der Artilleristen. Alle Schützengräben in einer Ausdehnung von zwei Werst waren mit Leichen gefüllt. Ter russische Verlust betrug 4000Mann. der japanische Verlust ist wahrscheinlich höher. Bon der russischen Armee des rechten Flügels liege» günstige Nachrichten vor. General Nod- zus zwei Reservedivisionen sollen, wie cs heißt, gesprengt und Linschipu nach sieben vcrgeblicl)en Sturmangriffen von den Russen genommen worden fein. — Nach einer weiteren Muikde- ner Meldung sind die Japaner anscheinend er schöpft. Ter Kampf habe an Heftigkeit nachge lassen. Tie Russen, durch ihre letzten Erfolg? ermutigt, drängen zum Angriff; ihre Ausdauer ist bewundernswert.
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