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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 08.02.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-02-08
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189602085
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18960208
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18960208
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1896
- Monat1896-02
- Tag1896-02-08
- Monat1896-02
- Jahr1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 08.02.1896
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18«« /s 32 (Fortsetzung folgt.) in ihre« letz -«gekündigt die Armem erkennen, d allenthalben Lergangenh läßt sich eii Im Bei die verlangt KrönungSbr angaben, zweiten Pa werden 40 soll 100Ü0l kosten. Da die u. A. 2 Pferde u. s Doyen der pflilbten. Der G Anson Fr- soll bet lle! Staat letzte hoben. Spa« Zeit.- im ! 20. Jauua! «usstLndisc am 10 d. Regalado i Allsständisc einem kieir 10. in der stieb der Spanier „ der Kamps stLndischrn etwa SO il Schiißbedc zu «rklärei bergen. M nur wenis einen länx baren MI herkulische reiten, un sofort ar herum» Pferde bl Sattel u! Sicherhei wo sie ih auf dem man oben u. 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Ennrcceru» (natlib.) bemerkt in Folge der gegen ihn gerichteten Angriffe deS Abg Frohme, daß er da» im BeretnSrecht de» Entwurf» eingeführte Normativ ystrm statt de» bisherigen KonzesfionSsystemS in der That für e ne wesentliche Verbesserung halte. Abg. Stadthagen (sozd.) wendet sich gegen die Ausführungen deS Professor» Eohm, dessen soziale Anschauungen er für irrig halte. Darauf wird die Debatte geschlossen und der Entwurf de» Bürgerlichen Gesetzbuchs und de» EtnsührungSgesetze» einer Kommission von 21 Mitgliedern mit buchförmipen Briefen deS Militärarzt,- Mozetti geht hervor, daj. jcho» am 12 Januar die Besatzung von Makalle, der» Wasser, oorrath nicht erneuert werden konnte, ihre Hoffaung nur aus den Sukkur» Baratt« iS setzte. Am 15. Januar war an die Stelle der immer getSuschteu Hoffnung schon eine lastende vesolgntß getreten, da man mit der Möglichkeit rechnen mußte, daß der General au» höheren Rücksichten die Besatzung opfern müsse. Mozzrtti schrieb: .Wir haben noch-Wasser für zwei Tage; für weitere zwei Tage behelfen wir un» mit ander» Flüssigkeiten; einen Tag können wir zubringen, ohne zu trink»; nachher werden wir hoffentlich iw feindlichen Lager ein Durcheinander bemerken, und bald die Geschütze unsere» Befreier donnern hören.' Am 20 Januar notirt er: »Schlimour al» gestern konnien wir un» nicht befinden. Die Atkart, die seit zwei Tagen nur noch Itter Wasser erhielten, gingen gedrückt und muthloS umher, um abgezehrten Gesichtern und so tief eingesunkenen Aug n, daß sie beinahe wie Cholerakronke erschienen. Di« italienischen Soldaten I machten gleichfalls den Eindruck von Leidenden; sie sahen mehr I oder weniger ergeben dem Schicksale entgegen, das ihrer wartet. I Wir Offiziere versuchten, liichelode Mienen zu zeigen; aber e» »ar I ein Lüchrln, daS nur auf den Lippen blieb und nicht aut dea I Herzen kam. Wir waren Alle d«S baldigen Ende» sicher; « I fragte sich nur »och, ob wir durch eine Kanonen- oder Flut»- I kugel, durch Säbel, Lanz« oder Messer inS Jenseits würden b«. I fördert werden. Morgen ist der letzte Tropfen Master zu Ende. I So drängte sich et» Ausfall auf, der den Fall deS Fort» herbei- I führen mußte. — Da befreite vnS gestern rin Brief Felters (ks I beim Negu» weilenden Unterhändler» varatieri») au» dieser Lage I Er fordert un» auf, in Gemäßheit einer Bereinbarung un» ferch I zu machen, um mit Waffen und Gepäck da» Fort zu verlassen und I nach Avigrat zu marschirem' Bon den Motiven, die den Regit I bewogen hab», diese» unglaubliche ZugestSndniß zu machen, od, I wohl er den Wassermangel im Fort kannte, kann sich auch dies« I Offizier keine Bolftellung machen. Er vermuthet als Grund, dn I Negu» sei überzeugt gewesen, daß ei» letzter VerzweiflunaskaW I der Belagerten ihn viele Leute koste» werde, und er hoffte, dii I Italiener zur Ausgebung deS Lande» zu bewegen. — Sui I anderen Mittheiluvgrn «fährt man, daß Makalle noch reichlich I Mundvorräthe uud Munition hatte, daß aber daS Wasser iv der D mit wafferdichtrr Lriurwand auSgesütterten Erdlöchern allaLW I stinkend geworden war, und Niemand sich «ehr waschen durste; I die Offiziere verwendeten da» Wasser, in dem die Mehlmmu I gekocht waren, die sie trocken aßen. Die Maulthiere habe« fiß I 14 Tage lang kein Wasser bekommen. Dennoch war niemals di« I Rede von Uebergabe. Als bi» zum 17. Januar alle» Ausschau» I »och Hilfe vergeblich geblieben, war man entschlossen, um jeder I Preis durch eine» Ausfall sich Wasser zu verschaffen, sollte« auch W von 500 Mann, die nach dem Bache stürmten, nur 50 zurrt D krhren. Dabet waren zuletzt 1S8 Verwundete zu pflege«. Lik D Feinde waren so kühn geworden, daß sie mit Hauen und Leiten I an die Ringmauer kamen, während sie sich in Laufgräben aus I den nahen Höhen so etngenifiet hatte», daß sie daS ganz« Zaum > deS Forts bestrichen. Ihre zwei Schnellfeuerkanonen und dii I Mitrailleuse richteten zulrtzt selbst an de» Befestigungen Schader an; die Mitrailleuse veranlaßte fast alle Verluste im Fort. Lat Dach deS Speiseschuppens der Offiziere wurde durch eiue Graut durchschlagen. Alle Offiziere schliefen zuletzt in ihren Kleiden an der Ringmauer. Als Galliaro die von Makouvrn verlangte Erlaubniß, die getödteteu Angreifer zu begraben, nicht mcher- Iheilen wollte, ohne daß ihm dafür Wasser zu hol» zeMet werde, blieben an 100 Feinde unbrstattet »m die Mauer« litpu, wodurch die Lust gräulich verpestet ward. Einige erschossene Lu greiser mußte» die Belagerten mit den Sturmleitern Heraufziehen, _ Keine Geringeren als der e«-Nsche Premierminister ui Marsch der Besatzung »ach der Kapitulation. AuS einigen tage- ein so hervorragendes KabinettsMitglied wie A. Balfour hader Audienz bei dem gnädigen Herrn Graf». Kommt zu Fuß vi« ein gewöhnlicher Bürgersmann oder kleiner Edelman», tritt adei auf so vornehm und befehlend, als wäre er ein Prinz. Md ihm gesagt, gräfliche Gnaden seien für Niemand zu sprecht«, ihm könne keine Audienz gewährt werden. Läßt sich nicht abweN wettert und flucht. Ich werde gern fen, wiederhole ihm, daß gräflich« Gnaden ausdrücklich befohlen haben, wollen durch Niemand gi- störr werden, er aber besteht darauf, er, — Herr Karl Vai Ottenthal auS Tirol, — verlange eine Audienz, müste gemilta werden.' »DaS ist eine Frechheit, eine Unverschämtheit ohne Gleicht»! Wer ist dieser Ottenthal? Ottenthal? DaS ist der Name eiin tiroler AdelSfamtlie. Irgend ein bäurisch:» Landfunk», K glaubt, olle Thüren müßten sich vor ihm öffnen. — Sy Er dem Unverschämten, ihm könne heute keine Audienz tz'! währt werden und unterstehe Er sich nicht, mich noch «tim zu stören.' Der Gras nahm den Brief, — in dessen Studium er mW brachen worden war, — wieder auf, er meinte, der Kam»» diener müsse nach dieser ernsten Weisung sich augenblicklich znA ziehen, der aber rührte sich nicht, er hatte offenbar noch Wichtige» zu sagen, nur wagte er rS nicht au» Furcht vor da Zorn seine» gnädigsten Herrn. .Weshalb steht Er noch da? WeShalb eilt Er nicht, meir«! Befehl sofort zu befolgen?' fuhr der Graf den alten M<uw oi wirsch an. .Halten zu Gnaden, Herr Graf', erwiderte Liebrtreu dr«tW .ein bäurischer Andedelmanu ist der Herr wohl nicht, — Melcher, der Lackei, meint, der Herr sehe Sr. Erlaucht dm Ha" Pfalzgrafen zum Verwechseln ähnlich.' .Dem Pfalzgrafen? Ist Er verrückt, Alter? — WieM der Pfalzgraf hierher nach Berlin kommen und nun gar »»v dem Ramen eine» Herrn von Ottenthal?' I »Halten zu Gnaden, habe ja nicht gesagt, der Herr sei A Erlaucht, der Herr Pfalzgraf, nur er sehe Er. Erlaucht M verwechseln ähnlich und da er nun austrttt so vornehm, gaiji" ein Prinz, glaubte ich doch Ew. gräflichen Gnaden die» mttthw" zu müssen.' .Er hat recht gethan, Alter' sagte freundlich der Graf, dü leicht zornig wurde, aber auch leicht wieder versöhnt war. e» wirklich der Pfalzgraf wäre! ES ist kaum denkbar, wenn er eS wäre?! — Jedenfalls muß ich den Herrn sehe«'"'! sprechen. Führ Er den Henn von Ottenthal hierher, Mi aber merk Er wohl, so lange der Herr von Ottenthal bei es ist, darf mir kein anderer Besuch gemeldet werden und wä«s selbst der Sr. kurfürstlichen Durchlaucht. Ich bin auSgesah«^ merk Er rS, die Lüge kann er auf Sein Gewissen nehme». Melcher sage Er, der solle seine Zunge hüten und Niemand ««B von der Arhnlichkeit deS Herrn von Ottenthal mit dem M grafen sagen. Ich will darüber kein Gerede, wenn ich ei« Ms höre, dann mag Er sich in Acht nehmen und der Melcher — Hat Er verstanden ? Und nun fort, ich erwarte hier dea von Ottenthal.' I. In einem der alten Patrizierhäusrr der St. Georgenstroße zu Berlin*) hatte der außerordentliche Gesandte Sr. Majestät des Kaisers am kurfürstlich braudenburgischrn Hofe seine Residenz auf, geschlagen. DaS alte prächtige hauS mit seinen geräumigen Zimmern war ganz geeignet einen fast fürstlichen Haushalt, wie ihn ein außerordentlicher Gesandter de» Kaisers führen mußte, aufzunehmen Wenn ei auch während deS dreißigjährigen Krieges, wie fast alle Häuser der beiden Schwesterflädte Berlin und Cölln in der Zeil der äußersten Noth schwer vernachlässigt worden und in Versal! gerathen war, so hatte doch der Besitzer, als nach dem Kriege wieder neues Leben in Berlin erwachte, alle Geschäfte eine» mächtigen Aufschwung gewannen, Muth und Unternehmungslust sich wieder geltend machten, alle Mittel aufgeboten, um da» schöne palastartige HauS wieder im alten Glanze herzustellen. Der Besitzer war ein spekulativer Kaufmann, NamenS Schindler. Er hatte daS HauS während deS Kriege», al» die Häuser in Berlin fast nichts Werth waren, ja häufig von ihren Besitzern verlasse« wurden, weil diese die auf dem Besitze hastenden Lasten nicht mehr zu tragen vermochte», für ein ganz geringes Geld gekauft — Er wußte, daß er sich durch nichts bet seinem gnädigen Kur. fürsten beliebter machen konnte, als durch die Verschönerung der kurfürstlichen Residenz. So hatte er denn daS alte schöne HauS n u auSgebaut und im Innern prachtvoll eingerichtet. Im Stillen h- ffle er wohl, der Kurfürst werte ihm den fast fürstlichen Palast abtaufe», um ihn einem seiner vornehmen Hosbedienten oder einem seiner Generale zu schenken, denn sür die Wohnung eines Bürger?, selbst eines reichen Kaufmann-, war doch die Einrichtung -u prachtvoll und luxuriös; aber diese Hoffnung ging nicht in Erfüllung. Der Kurfürst sprach sich zwar sehr gnädig und zufriedrngestellt Lier den gelungenen Ausbau de» alten Patrizierpalastes auS, er lobie den patriotischen Sinn de» braven Schindler, der seine reichen Mittel zurf Verschönerung kurfürstlicher Residenz verwende, er zeigte sich sogar dankbar, indem er ihm recht ansehnliche Lieferungen für die Armeen übertrug, aber daS schöne HauS kaufte er nicht und e» fand sich auch kein anderer Käufer, denn der brave Schindler verlangte einen gar zu hohen Preis. Diejenigen, welche vielleicht das Vermögen und die Lust gehabt hätten, sich einen so schönen und kostbaren Besitz zu erwerben, zogen eS vor, in den neuen Stadttheilen auf dem Friedrich-werder und in der Dorotheen, fiadt eigene Häuser zu erbaue», denn Jeder, der dort ein schöne» HauS baute, war nicht nur sicher, sich die Gnade des Kurfürsten Friedrich Wilhelm und der Kurfürstin Dorothea zu erwerben, eS *) Die St. Georgenstraße, jetzige Königstraße, erstreckte sich im Jahre 1688, dem Todesjahr des großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, von der langen Brücke, jetzigen Kurfürstenbrücke, bi« zum St. Beorgenthor, welches zwischen den Häusern Königstraße 30—34 tag. — Die St. Georgenstraße war die Hauptverkehrsader des wurden ihm auch außerdem noch namhafte Unterstützungen beim Bau gewährt. So blieb dev» daS schöne Hau» in der St. Georgenstraße unverkauft und der brave Schindler mußte eS noch al» ein Glück «»sehen, daß er in dem außerordentlichen kaiserlichen Gesandten Grafen Sternberg einen Miether fand, der ihm einen recht er heblichen MiethpreiS zahlte und die Prachtgrmächer seiner neuen Heim» so prunkvoll einrichtete, daß er in denselben die vornehme Hofgesellschaft, ja, wenn ihm diese Gnade erwiesen wurde, de» Kurfürsten und die Kursürstin selbst, — in einer deS Kaisers, dessen Stellvertreter er war, würdigen Weise empfangen konnte. — Graf Sternberg saß an einem heißen Juli-Nachmittage de» JahreS 1688 in dem großen prächtigen Zimmer, welche» er selbst sein Studtrzimmer nannte, daS aber seiner ganzen Einrichtung gemäß alS ein GesellschastSsalon gelten konnte. Die Wände waren mit prachtvollen Tapeten von vergoldetem Leder bedeckt, mildem- selben kostbaren Stoff waren auch die Stühle und Ruhebänke überzogen. Am Fenster standen auf einem eleganten Gestell kostbare ausländische Pflanzen von wunderbarer Blüthenpracht, seltene Gewächse, die Graf Sternberg sich auS Holland hatte komme» lassen und bie sogar der berühmte Heinrich Bender, der Lustgärtner de» Kurfürsten, nicht einmal dem Namen nach kannte. Nur ein mit vielen Papieren, Briefen und Akten bedeckter Tisch, vor welchem Graf Sternberg in einem Armstuhl saß, erinnerte daran, daß der prachtvoll auSgrstattete Raum da» Arbeitszimmer deS kaiserlichen Gesandten sei. Und doch war e» wirklich rin Arbeitszimmer und Graf Sternberg eben in ein« recht mühevollen Arbeit begriffen; er hatte wichtige Briefe be kommen, so wichtige, daß ihr Inhalt jedem Ander», als dem Empfänger, Gehetmniß bleibe» sollte; sie waren deshalb i» Chiffren, nicht mit gewöhnlichen Buchstaben geschrieben und nicht die Post, sondern ein besonderer Bote Sr. Majestät deS Kaiser» hatte sie gebracht und sie auf allerhöchsten Befehl dem Grafen eigen händig übergeben. ES war eine mühselige Arbeit, diese Briefe zu enträthsel», nur durch den fortwährenden Gebrauch de» kunstvollen Chiffre» schlüffelS war eS möglich. — Der Graf hatte Befehl gegeben, daß er durch Niemand, wer e» auch sei, in seiner Arbeit gestört werde, er war in diese so sehr vertieft, daß er gar nicht hörte, wie die Thür deS Zimmers geöffnet wurde, er bemerkte nicht, daß sei» alter Kammerdiener Liebetreu ihm mit zaghaftem Schritte nahe trat und, ihn mit einem verlegenen Gesicht betrachtend, vor ihm stehen blieb. Erst als Liebetreu sich räusperte, um sich bemerklich zu machen, blickte der Graf auf und die Stirn in Zornsaltrn zu« sammenziehend, sagte er unwirsch: „WaS will Er? Habe ich Ihm nicht ausdrücklich gesagt, daß ich durch nichts, durch Niemand gestört sein will? Wie kann Er sich trotzdem unterstehen herein zu kommen?' „Gräfliche Gnaden wollen gnädtgst verzeihen', erwiderte der alte Liebetreu sich sehr unterthänig verbeugend. „Ich wußte wirklich nicht, waS ich »Hun sollte, war mir selbst nicht klug genug. Kommt da ein junger, vornehmer Herr und verlangt eine sofortige zweimaliger Abstimmung nicht verlangt, so rotscheidet bei der dritten Abstimmung relative Mehrheit er abgegebene» gütigen Stimme», bei Stimmengleichheit daS L:o». ! 8 30. Wird die Wahl abgelehnt, so hat der Wahlkommiffar » eine anderweit» Wahl zu veranstalten. Ergiebt sich die Richt- Wählbarkeit eines Gewählten, so ist vor Einleitung der Neuwahl I die Genehmigung de» Ministeriums de» Innern einzubolrn. 8 31. Der erste Absatz von 818 de» G setze» vom 3 Dezember ! 1868 wird dahin abgeäudert: „DaS Stimmrecht steht allen! »ach 88 1 und 2 dazu befähigten Personen zu, welche vom Tage deS AchchlusseS der Urwählerliste rückwärts seit mindesten» sechs Monaten ihren Wohnsitz oder Aufenthalt im Orte haben und Grund, oder Einkommerstruer entrichte».' 8 32. Der 8 20 de» Gesetze» vom 3 Dezember 1868 «hält folgende Fassung: „Zur Wählbarkeit al» Sbgeordoeter ist außer den in 8 4 bemerkten vorauisetzuogen die Entrichtung von mindestens dreißig Ma k Grund- oder Einkommensteuer oder an beiden zu- fammrn «sorderlich. Hierbei kcmmt die für die Ehesrau und die unier väterlicher Gewalt steheoden Sinder za entrichtende Steuer in Anrechnung.' Politische Umschau. Freiberg, den 7. Februar. Der d»«tfch< Reichstag beendete gestern die erste Lesung de» Bürgerliche» Gesetzbuches. Abg. Euurcceru» (»all) betont gegeoübrr den geävßirten Bedenke» gegen daS LereivS- recht deS Entwurfs, daß dasselbe doch einen großen Fortschritt irr- sofern bedeute, als die große Mehrheit aller Vereine die Rechte ein« juristischen Person ohne behördliche Genehmigung erhalten köuue Politische und religiöse Vereine dagegen könnten in der That einer behördlichen Mitwirkung nicht entbehre», alluding» müßten sie eine stärkere Gewähr gegen teodraziöse behördlich« Be. Handlung erhalten. Daß der Abg. Stadthagen nur so mangel- hafte Vorwürfe gegen den Entwurf hab« Vordringen könne», sei der beste Beweis sür dir Güte der Vorlage. Dem Abg. Spahn gegenüber bemerke er, daß an die Beseitigung der Civilehe nicht zu denken sei; diese sei gerade im Jattreffe de« religiösen Friedens rwthwendig, und er könne nicht glauben, daß da» Centrum dies« Frage wegen den ganzen Entwurf verwerfen werde. Der Ent. wurf vereine in glücklicher Weise Rechtswissenschaft und Recht», praxi», seine Hauptbedeutung liege aber darin, daß er ein ein- hritliche» Recht schaffe. Abg. Freiherr v. Manteuffel (kons.) erwidert auf eine -estrige Bemerkung dc» Abg. Spahn, daß er seine in der Kommission für die Ausarbeitung de» Bürgerlichen Gesetzbuchs ausgesprochene Meinung über die Civilehe nicht ge. ändert habe. Er halte die Civilehe sür ei» Unglück; er werde auch hier gegen sie stimmen, und gewiß auch ein Theil seiner Freunde. Aber er werde, selbst wenn er in dieser Frage unter- liegen sollte, schließlich für den ganzen Entwurf stimmen. Abg. Frohme (sozd.) führt auS, Pros. Sohm habe durch seine gestrigen AuSsüh>.ungtn gezeigt, daß er für die Entwickelung der Sozial demokratte kein Berständniß habe. Er, Redner, müsse auch ent. gruttdbefitzeS ihre Stimmen mit denen der Deutschen vereinigt und dadurch die Annahme der beiden ersten Artikel bei Kurieu- autrag» bewirkt. Dieser Antrag, den NamenS der deutschen Abgeordneten am 28. Dezember Di. Schlesinger im Landtage ei», gebracht hat, bestimmt im ersten Artikel, daß der Landtag zum Zwecke der Vornahme der von ihm zu vollziehenden Wahlen tn drei Kurien ringetheilt werde, und zwar in die de» großen Grund- besitze», der czechischen und brr deutschen Wahlbezirke. Der zweite Artikel regelt die Zusammensetzung dieser Kurten. Bisher be. stehen im böhmischen Landtage dir Kurirn deS großen Grund- besitz:!», der städtischen und der ländlichen Wahlbezirke. Da in den beiden lrtzibezeichneten Kurien die Deutschen in der Minderheit, in der Kurie deS Großgrundbesitzes aber gar nicht vertreten sind, ist eS gegenwärtig in daS Belieben der Czechen und Feudalen gegeben, ob dem LandeSauSschuß, dem Verwaltungsausschuß de» LavdrSmuseumS und den Direktionen der Böhmischen Hypotheken bank und der Böhmischen Landesbank Deutsche angehöreu sollen oder nicht. Diesem der Deutschen unwürdigen Zustande ein Ende zu machen ist der bescheidene Zweck deS Kurienantras«», gegen den sich die czechische Herrschsucht heftig sträubt. Der Antrag SchlefingerS weist den Kurien weit geringere Befugnisse zu, al» der AuSglrichSpakt von 1890 den damals geplanten Land. tagSkurien zugedacht hatte; diese sollten auch mit einem Vetorecht gegen alle Beschlüsse auSgestattet werden, die Aevdrrungen der LandeSordnuvg, der LaudtagSwahlordnung und den Gebrauch der Sprachen in Aemtern und Schulen betreffen. Die jetzt bean- tragten Kurien sollen lediglich Wahlkörper für den LandeSauSschuß und die Leitungen der LandeSanstalten bilden, und zwar bestimm« der dritte Artikel deS Gesetzantrages, daß jede Kurie eine gleiche Anzahl von Personen zu wählen habe. Ueber diesen Artikel hat die Kommtsfio» noch nicht beschlossen. Lebhaftere Er. örterungen dürfte auch der fünfte Artikel Hervorrufen, wonach kerderuvgen deS Kurtengesetze» nur bei Anwesenheit von mindestens drei vierteln aller LandtagSmitglirdrr uud mit Zwei drittelmehrheit beschlossen werden dürfen Nur Aenderungrn in der Bertheilung der einzelnen Wahlkreise auf die deutsche und die czechische Kurie sollen mit einfacher Mehrheit vorgenommeu werden können. AuS den Erzählung,» der geretteten italiemifche« Offiziere von Makalle, die namentlich dem Mailänder „Corrtere della Sera' jAreiberger Anzeiger und Tageblatt. Seite P. >rr Ermächtigung überwiesen, über einzelne Theile vn d1oo zu »eschließe». — Freitag: Jat.-rpellaiion de» Abg. Grasen Schwerin. Löwitz, betreffend die Aushebung der gemischten Prioaitranfiilager; Gewnbeordnungtaovrlle. Der vorgestrigen Sbendzusammrnkuuft beim Reichskanzler wohnten viele Parlamentarier, außer den Sozialdemokrat«», und ein« R-che von Journalist«» bei, welch' Karlen im Reichskauzler-PalatS abgegeben hatten. Man sprach über die- und da», aber irgend eine bedeutsame Srußerung ist von keiner Seite gesallen. Fürst Hohrnlche ist rin vornehmer Wirth, aber dir vi»warckschen .Unterhaltangen mir der langer Pfsisr' find uud blribeu eine unnachahmliche historische Er» tonerung. Um 11'/, Uhr waren dte Gäste dr» Kanzler» wieder in — ihre» Fcaktion»kneipen. Die Wahlmännerwahle» zur Neuwahl sür den wegen Unter- schlaguug bestraften Bürgermeister Glaser in Gotha ergaben ein« starke sozialistische Mehrheit. Oesterreich: In der Kurieukommisfion di» böhmische» Landtag» hatten die Deutschen vorgestern einen ersten Eisolg zu verzeichnen: entsprechend eiuer den deutseben Wünschen freund Uchen Erklärung der Regierung haben die Vertreter de» Groß in großer Ausführlichkeit übermittelt werden, erfährt man zwar nicht-über die Verhandlungen zwischen dem General varatieri und dem Feinte, aber sonst mancherlei interessante Einzelheiten üb« an denen sie hängen geblieben waren. die letzten aufgeregten Tage im Fort und über den sonderbaren
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