Das Chemnitzer Postwesen. Zwei Ansichten lenken unsere Blicke auf die Kaiserlichen Postanstalten der Stadt. Das kleinere Bild stellt das in der Poststrasse gelegene Hauptpostamt dar. Das grössere Bild zeigt rechts im Hintergründe das Gebäude, in dem vorläufig die Kaiserliche Oberpostdirektion untergebracht ist. Es ist das dem Hauptbahnhof gegenüber gelegene, vormals Reichold’sche Hotel in der Albert- strasse. In seiner Nachbarschaft erheben sich die beiden stattlichen Gebäude des Carola-Hotels, von denen das an der Ecke der Carolinenstrasse gelegene von dem vormaligen Grossindustriellen von Zimmermann als Villa erbaut wurde und als ein schöner, vornehm in Sandstein ausgeführter gotischer Bau noch jetzt eine Sehenswürdigkeit von Chemnitz bildet. Schon seit Anfang des Jahrhunderts zeigt der hiesige Postverkehr eine zwar noch langsame, aber stetig fortschreitende Steigerung, sodass im Jahre 1818 bereits die Trennung des Postamtes von der Posthalterei erfolgte. Zehn Jahre später siedelte die Postexpedition aus dem Clauss’schen Hause am Rossmarkt nach dem an der Ecke des Marktes und Neumarktes gelegenen Grundstück über. Sie Hauptpost. beschränkte sich auch hier noch auf nur zwei Amtsräume, in denen neben dem Postmeister je zwei Beamte und Unterbeamte beschäftigt waren. Bereits am 9. Juli 1836, in demselben Jahre, in welchem in Chemnitz auch die „Erzgebirgische Eisenbahngesellschaft“ entstand, bezog dann die Post das vom Staat erworbene Hausgrundstück des jetzigen Hauptsteueramtes. Der gewaltige Verkehrsaufschwung aber, der sich dann im Zusammenhang mit dem deutsch-österreichischen Postvertrage vom 1. Juli 1850, beziehentlich 1852 entwickelte, führte bald darauf zur Erbauung des jetzigen Hauptpostamtes auf einem von der Stadt zur Verfügung gestellten Stadtgrabenareal neben dem ehemaligen Chemnitzthore. Am 1. Dezember 1859 wurde das neue Postamt eingeweiht und von 28 Beamten und 38 Unterbeamten in Benutzung genommen. Mit der Errichtung des deutschen Reichspostwesens, 1871, erfuhr dann auch der Chemnitzer Postverkehr eine stetige Erweiterung. Aus dem Hauptpostamte haben sich 5 über die Stadt verteilte Zweiganstalten entwickelt: 1872 wurden die Postämter 2 und 3, im Jahre 1889 — 27 —