Geschichte der Bischöfe des Hochstiftes Meissen in chronologischer Reihenfolge
Titel
Geschichte der Bischöfe des Hochstiftes Meissen in chronologischer Reihenfolge
Untertitel
zugleich ein Beitrag zur Culturgeschichte der Mark Meissen und des Herzog- und Kurfürstenthums Sachsens; nach dem "Codex diplomaticus Saxoniae regiae", anderen glaubwürdigen Quellen und bewährten Geschichtswerken
Johann IX. (1555 bis 1581). 781 Befehdung ihr Ende erreichte. Da der bedrohten Burg Stolpen Nie mand zu Hilfe kam, verlangten die dortigen geistlichen Räthe von den Bisehofswerdaern Bürgern eine Tonne Pulver und Blei, die diese ihnen auf einem mit Grummet beladenen Wagen zusenden sollten, was ebenfalls unterblieben ist. Carlowitz, welcher die Veste Stolpen nicht belagern konnte, verwüstete inzwischen die bischöflichen Wälder, Teiche und Schäfereien und trieb den Stiftsunterthanen zu Renners dorf ihr Vieh weg, worauf er sich im November wieder nach Wur zen und Mügeln wandte, das dortige Schloss wegnahm und zu gleich 700 auf der Wurzener Weide befindliche Schweine erbeutete, weshalb man die vier Monate andauernde Fehde von Seite des Volkes den „Saukrieg' 1 nannte. Auch Wurzen musste nach tapferer Gegenwehr capituliren. Ungeachtet des 1495 durch Kaiser Maximilian auf dem Wormser Reichstage verkündeten „ewigen“ Landfriedens, trotz der von August selbst am 1. October 1555 wider Placker und Befebder veröffentlichten Landesordnung 1 ), sah der Kurfürst dem wilden Gebühren und Steg reiftreiben seines Stallmeisters unbekümmert zu, obwohl derselbe nun auch Bischofswerda aus dem Grunde zu bedrohen anfing, weil dieses Einen seiner raublustigen Trossknechte getödtet hatte. Den ihn um Beistand anrufenden Städten Wurzen und Stolpen, die sich nach Dresden und Lochau hilfesuchend wandten, versprach er unter der Bedingung seinen Schutz, wenn sie sich gegen ihn, als ihren Erb- schutz- und Landesfürsten „gebührlich erzeigen werden.“ 2 ) Noch vor Austrag jener Fehde bestätigte Kaiser Ferdinand am 27. September in einer Urkunde die schenkungsweise Abtretung des B autzner Franziskanerklosters, worin nur noch 2 bis 3 Ordens brüder lebten, sowie einiger liegender Güter im Klosterwalde, an das Domstift zu Budissin unter der Bedingung, dass in dieser Mönchs kirche zu bestimmten Zeiten katholischer Gottesdienst fort gehalten werde und die noch vorfindliehen Franziskaner ihren lebens länglichen Unterhalt empfangen. Der genannte Gottesdienst hörte aber bald auf, als 1598 im Hause eines Böttchers auf der hohen Gasse in Bautzen ein grosses Feuer entstand, welches Kirche und Kloster in Asche legte. Seitdem blieb die Brandstätte lange wüste liegen; nur das hohle Mauerwerk wurde später zur Erbauung von Wohn gebäuden benützt, 3 ) — Am 6. October berichtet ein von Ferdinand *) Cod. Augusteus p. 53. 2 ) Gercken, Stolpen S. 24, 26. 3 ) N. Laus. Magaz. XLIX. S. 35. Handschriftliche, aus dem domstiftliehen Archive geschöpfte Aufzeichnungen des Bautzner Can. F. Frichonski. Für die ver ewigten Wohlthäter des Klosters wird noch heutzutage im Bautzner Dome gebetet.