— 2 — Der Pfarrer Köhler erweckte in seinem Schüler, der in allen Disc-iplinen gleichmässig vorwärts kam. in hervorragen dem Maasse die Neigung zur Mathematik. Nach sorgfältiger, wie es scheint lediglich privater Vorbildung bezog Lindenau zu Michaelis 1794, nachdem er kaum das vierzehnte Lebens jahr überschritten hatte, mit seinem nur zwei Jahre älteren Bruder August (gestorben am 23. März 1808) die Univer sität Leipzig, um jura und cameralia zu studiren, aber gleich zeitig mit Eifer dem Studium der Mathematik und Astronomie obzuliegen. Ein ohne Autornamen im 95. Band von „Meyers Volksbihliothek und Gallerie berühmter Förderer der Natur wissenschaften” veröffentlichter vortrefflicher Aufsatz sagt, dass die jungen Studenten von ihren Eltern nach Leipzig begleitet worden wären, wo Eltern und Söhne für die Zeit des Studiums der letzteren ständigen Wohnsitz genommen hätten, und dass Bernhard August ein tieissiger Zuhörer von Hindenburgs 1 Vor lesungen gewesen sei. Nach sieben Semestern verliess er die Universität als Doctor der Prechte. Am 19. März 1798 richtete der Vater Lindenaus das folgende Schreiben au seinen Landesherrn, den Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg, den edlen und weisen Fürsten, der von 1772—1804 regierte, und der mit seinem Namensver wandten des 17. Jahrhunderts Ernst (dem Frommen) und dem des 19. Jahrhunderts Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha, den hervorragendsten, weithin leuchtenden Schmuck des lie- gentenhauses Ernestinischer Linie bildet. Durchlauchtigster Herzog! 2 Gnädigster Herr! Geruhen Ew. Herzogliche Durchlaucht gnädigst, der unterthänigsten Bitte eines treu gehorsamen Vasallen und Unterthanen huldreichst Gehör zu schenken. Als Vater dreier Söhne, die dereinst so wie ich, Ew. Herzogl. Durchlaucht mit Unterthanen- und Vasallen pflicht zugethan zu sein das Glück haben werden, war mir der Gedanke, wenigstens einen davon dem Dienste Ew. Herzogl. Durchlaucht widmen zu können, die grösste Aufmunterung hei den Sorgen der Erziehung. Nie ver lor ich, vorzüglich hei der Bildung meines zweiten Sohnes Bernhard August, diese Bücksicht aus den Augen. Während seines vierthalbjährigen Aufenthaltes zu Leipzig ist er ausser den allgemeinen Grundsätzen des Natur- und positiven bürgerlichen Hechts vorzüglich staatswissen- 1 llindenburg, Karl Friedrich, Physiker, Erfinder der eombinatorischen Analysis, geboren zu Dresden 13. Juli 17-11, gestorben zu Deipzig 17. März 1808. 2 Siehe Akten im Hausarchiv zu Gotha. U. U. 1. Nr. 4.