Erzgebirge mit Einschluss der böhmischen Bäder Teplitz, Karlsbad, Franzensbad und Marienbad, des Voigtlandes und des Granulitgebietes an den unteren Mulden
Titel
Erzgebirge mit Einschluss der böhmischen Bäder Teplitz, Karlsbad, Franzensbad und Marienbad, des Voigtlandes und des Granulitgebietes an den unteren Mulden
Untertitel
ein Reisehandbuch mit Reiskarte von Rudolf Henke und einer Routenkarte
Alternativtitel
Gampe's Erzgebirge mit Einschluss der böhmischen Bäder Teplitz
2 Wir haben kein Haufengebirge vor uns, wohl aber eine gewal tige Gesaminterhebung, der nach Höhe und Ausdehnung unter den deutschen Mittelgebirgen nur das Biesengebirge, der Böhmerwald, der Schwarzwald und Wasgenwald vorangehen. Ein Modell des Gebirges würde einem Festungswall nicht unähnlich sein, dessen Front gegen den Süden gerichtet ist. Auf der Höhe des Kammes stehen wie Bastionen der Mückenthürmchenberg (815 m), der Wieselstein und Sehwarzeberg (930 m), der Bernsteinberg (t)19 m), der Hassberg (991 m), der Spitzberg bei Orpus (920 m), Keil- und Fichtelberg (1238 und 1213 m), der Spitzberg bei Gottesgabe (1107 m), der Queesberg (1021 in), der Bammelsberg (965 m) und der A seh berg (925 m). Das Fundament dieser Berge, das Kammplateau, schwankt zwischen 700 und 1000 m. Doch leidet dieses Plateau keineswegs an einer langweiligen Begelmässigkeit; so ist es in der Nähe der beiden Hünen Keil- und Fichtelberg fast aufgehoben, am Pass bei Gebirgsneudorf über Olbernhau fehlt es gänzlich und es gleicht dieser kürzeste Pass des ganzen Gebirgs in seiner haus- dachförmigen Schroffheit sehr dem Loibelpass in den Karawanken, auch am Miiekenthiirmchen ist von einem Plateau in strengerem Sinne wenig zu spüren. In den Steilhang des Südens schneiden sich fjordartige Thäler oft dicht unter den Bastionen ein mit Thal gehängen bis zu 400 m Höhe — also c-olossale Thalschluchten von grossartigem landschaftlichem Charaeter. Den Nordabhang durch furchen zahlreiche Bergflüsse, die ihr Bett bis 200 m tief eingruben. Zu nennen sind hier die Zschopau, das Schwarzwasser, die beiden Mulden, die Flöha, die beiden Weisseritzflüssehen, die Miiglitz, die Gottleuba und der Seidewitzbach. Ueberragt wird dieser Nordhang von einer grossen Zahl isolirter Bergkegel, die durch ihre Menge schon Protest dagegen erheben, dass das Gebirge hier einförmig sei. Besonders reich und energisch ist die Bodenplastik in der Annaberger Gegend, sodann folgt Altenberg im Osten und die Eiben- stocker Granitregion im Westen. Sehr zu Gute kommen der Land schaftsform die vielen dominirenden Basaltdurchbrüehe durch den Gneis im Osten und den Glimmerschiefer im Centralerzgebirge. Im Osten ragen auf der Wiliseh, der Luchberg, der Sattelberg, der Geising, im Centralgebirge der Hass-, Pohl- und Scheibenberg und der Bärenstein: ferner beleben die weitzerstreuten Granit-, Pophir-, Gneis-