Erzgebirge mit Einschluss der böhmischen Bäder Teplitz, Karlsbad, Franzensbad und Marienbad, des Voigtlandes und des Granulitgebietes an den unteren Mulden
Titel
Erzgebirge mit Einschluss der böhmischen Bäder Teplitz, Karlsbad, Franzensbad und Marienbad, des Voigtlandes und des Granulitgebietes an den unteren Mulden
Untertitel
ein Reisehandbuch mit Reiskarte von Rudolf Henke und einer Routenkarte
Alternativtitel
Gampe's Erzgebirge mit Einschluss der böhmischen Bäder Teplitz
33 Altenberger Zinnerzen. Der sog. Zinnzwitter ist ein Quarzporphir. Zinngraupen kommen seltener vor. Die jährliche Ausbeute beträgt noch immer 2200 Ctr. Zinn, 815 Ctr. Arsen, 10 Ctr. W'ismuth. üte Lize streichen in mächtigen Lagern aus und müssen stockwerkartig abgebaut werden. Die Säulen, die man stehen lässt, sind jedoch nicht immer im Stand, die überhängenden Lasten zu tragen und so sind öfter Bergbrüche vorgekommen, deren grösster die schauer liche Bin ge dicht an der Stadt verursachte. Die Chronik erzählt, dass schon 1545 ein grösser Tagebrueli stattfand, durch welchen 10 verschiedene Zechen verschüttet wurden. Darauf folgten 1578 zwei andere Zechen nach, 1024 aber, an dem für Altenberg ewig denkwürdigen 24. Januar stürzte durch einen ungeheuren Tagebruch das ganze unmittelbar vor der Stadt liegende, grosse Zinnbergwerk zusammen. Es war eine stürmische Xaeht, der Schnee lag in Massen auf den unwirthliehen Gebirgen. Euhig arbeitete der Berg mann in der Tiefe. Plötzlich, als eben die Glocke 4 Uhr schlug, krachte es wie Donner, die Erde bebte, und in einem einzigen Augenblicke stürzten mit entsetzlichem Getöse 4 Göpel mit ihren Zechen, als: Eietzschelzeche, Schellenzeche, Graupner-Zeche. Eaths- schacht und noch verschiedene andere in den Abgrund. Alle Häuser der Stadt erzitterten; in den Gruben befanden sich zum Glück nur 24 Bergleute, vier davon waren todt, 19 wurden gerettet, einer jedoch gar nicht wieder aufgefunden. IVo einst ein 60 Fuss hoher Hügel gewesen, zeigt sich nun eine 120 bis 200 Fuss tiefe Binge, deren Wände aus Zechstein und Zinnzwitter bestehen. In einer der Weitungen, die hier unter der Erde geschaffen sind, könnte man den Münster zu Strassburg unterbringen. Die Höhe beträgt 100 m. Eine Ceinentquelle, welche eingelegtes Eisen iiberkupfert entspringt in einer Tiefe von 283 m. Altenberg ist auch Hauptort des Strohflechterbezirks, der das ganze östl. Erzgebirge umfasst. 25 000 Personen mögen mit Stroh- flechten beschäftigt sein, die für 6 Millionen Mark Strohgeflechte liefern. In der Hauptsache kommt W T eizenstroh zur Verwendung. Die Halme werden so zerschnitten, dass die Knoten ausfallen, so dann bleicht nun sie mit Schwefel und reisst sie, d. h. man zieht sie unter einem kleinen Stahlkamm hindurch, der sie in schmale Streifen theilt. Hierauf werden sie angefeuchtet, um sie mürber zu