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Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt : 21.02.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-02-21
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id38343789X-187402214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id38343789X-18740221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-38343789X-18740221
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungGroßenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt
- Jahr1874
- Monat1874-02
- Tag1874-02-21
- Monat1874-02
- Jahr1874
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Großenhainer :L: WchMngs mLAMgeblLü. Lkonnemeut: Vierteljährlich 10 Ngr. «mtSblatt des Königlichen Gcrichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. Inseratenannahme: Bis Tags vorher spätestens früh v Uhr. Insertionsketräge von auswärts sind in Post marken beizufügen oder werden durch Postvorschuß erhoben. Redaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. ^5. L R Sonnabend, den 21. Februar L8S4. Bekanntmachung. Vor einiger Zeit sind von einem unverschlossenen Wäsch boden in hiesiger Stadt drei neue weißleinene Mannshemden, zwei halbleinene Knabenhemden, ein leinenes Mädchenhemd, ein leinenes Frauenhemd, D 1". gezeichnet, und ein weiß leinener Bettüberzug, 0. P. 9.1 gezeichnet, spurlos entwendet worden, was wir zur Ermittelung des Diebes und ev. Wiedererlangung der gestohlenen Wäschstücken hiermit be kannt machen. Großenhain, am 9. Februar 1874. SLadtpolizeibehörde. Ludwig-Wolf, Brgrmstr. Wtzschl. Aus dem Reichstage. Das neue Militärgesetz rief vorigen Montag im Reichstage nur eine verhältnißmäßig kurze Debatte hervor, die nicht einmal die Stellung sämmtlicher Parteien zur Vorlage erkennen ließ, denn die Clericalen schwiegen gänz lich. Es wäre sicherlich falsch, dieses Schweigen für bloßen Zufall zu betrachten. Schon vor der ersten Lesung ver sicherten officiöse Stimmen aus Berlin, gerade das Militär gesetz könne möglicherweise den Boden zu einer Versöhnung der Regierung mit der Centrumspartei bilden; denn wenn die Liberalen dem Entwürfe zu viel Schwierigkeiten machten, werde die Reichsregierung über ihre Köpfe hinweg den Cle- riealen die Hand zur Versöhnung bieten. Als wir diese Auseinandersetzungen eines Berliner osfi- ciösen Correspondenten zuerst in der „Breslauer Ztg." zu Gesicht bekamen, hielten wir sie einfach für einen Drücker, um die Liberalen zu größerer Nachgiebigkeit zu veranlassen. Das Schweigen der Clericalen aber bei der Geueraldiscussion des Reichsmilitärgesetzes läßt doch Wohl vermuthen, daß ein solcher Versöhnungsplan überhaupt epistirt. Die sonst so redelustigen Herren Windthorst, Mallinckrodt u. s. w. binden sich vorläufig nach keiner Seite hin, um freie Hand für alle Fälle zu behalten. Die reichsfreundlichen Parteien werden diese Gefahr hoffentlich nicht unterschätzen. Ueber die Verhandlung selbst geben wir folgenden kurzen Abriß. Der Sprecher der Fortschrittspartei, Abg. Richter, erklärte: lieber noch 10 Jahre ein Pauschquantum, als zwei Jahre einen eisernen Präsenzstand, wie ihn § 1 des Gesetzes fordert. § 1 lautet: „Die Friedenspräsenzstärke des Heeres an Unteroffizieren und Mannschaften beträgt bis zum Er laß einer anderweitigen gesetzlichen Bestimmung 401,659 Mann." Bei solchen Fragen sind auch die Wirth* schaftlichen Verhältnisse zu berücksichtigen. Die Einnahmen des jungen deutschen Reiches sind durchaus noch nicht so sicher consolidirt, der gewerbliche Aufschwung hat einen argen Rückschlag erlitten, und da will sich nun die Militär verwaltung eine Position wie auf einer Citadelle durch diese eiserne Präsenz schaffen, wo sie mit Ruhe auf alles Getriebe unter sich herabsehen kann. Die Fortschrittspartei ist stets bereit, für die Sicherung unserer Heereskraft Alles zu be willigen, aber auf § 1 können wir nicht eingehen. Zeigen Sie mir doch eine parlamentarische Versammlung, ein Land in Europa, dem man eine solche eiserne Friedenspräsenz stärke zugemuthet hätte. Im Budget wird sie alljährlich sestgestellt, und das ist das Richtige, selbst die alljährliche Rekrutirung wird dadurch normirt. Die Wehrkraft des deutschen Volkes hängt nicht allein von der Größe und Zahl seiner Friedenspräsenz ab, sondern noch von ganz anderen Factoren. Abg. Graf Moltke: Der § 1 ist allerdings der Kern der Sache; die großen Lasten, die Deutschland tragen muß, finden darin eine feste Fixirung. Das deutsche Reich muß fest und gerüstet dastehen; es wehrlos machen, wäre ein Verbrechen. Was wir im Kriege gewonnen, wollen und werden wir auch schützen. Wir haben seit unseren glück lichen Kriegen an Achtung viel, an Liebe wenig gewonnen. (Sehr wahr!) Frankreich ist genöthigt gewesen, seine Or ganisation gänzlich zu ändern; im Kriege hatten wir seine Armee gefangen genommen und haben sie nachher wieder- unbeschädigt herausgegeben. Was zu uns von Frankreich herüberschallt, ist ein wüstes Geschrei nach Revanche. Wir fühlen uns sicher demselben gegenüber mit unsern bestehen den Einrichtungen; doch weder die Dienstzeit, noch die Präsenzstärke darf herabgesetzt werden. Wir haben im französischen Kriege gesehen, wie das Elan, die Masse, der Patriotismus aufgeboten wurde, nachdem die Heere vernichtet waren; es schwebt noch ein gewisser Nymbus um solche Erhebungen, allein ein Franzose selbst hat darüber seine Beobachtungen ausgesprochen, daß keine zusammen gebrachte Massen noch so tapferer, noch so patriotischer Männer einer geschulten Armee gewachsen sind. Hinsicht lich der Friedenspräsenz nun meint man, es werde durch eine Fixirung derselben das unbestreitbare Steuerbewilligungs- recht des Parlaments geschädigt; aber cs ist nöthig, daß eine gewisse feste Organisation da ist. Gerüstet müssen wir sein, um unsere Größe zu wahren. Wir sind jedoch eine friedliebende Nation, und ich wüßte wirklich nicht, was wir mit einem eroberten Stück von Rußland oder Frank reich anfangen sollten; aber unsere errungene Stellung in Europa werden und wollen wir bewahren. (Lebhaftes Bravo von allen Seiten.) Nachdem noch Graf Bethusy-Huc für, Abg. Hasenclever gegen den Entwurf gesprochen und vr. Lasker die Verwei sung desselben an eine Commission beantragt, wird das Gesetz einer Commission von 28 Mitgliedern zur Berathung und Berichterstattung überwiesen. Hoffen wir, daß es dieser Commission gelingt, das bisherige gute Einvernehmen der Reichsregierung mit den reichsfreundlichen Parteien des Reichstages auch fernerhin aufrecht zu erhalten. Ein anderer lebhafter Kampf wird im Reichstage über das Gesetz gegen den Contractbruch entbrennen. Die alten Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern sind durch die Gesetzgebung der letzten Jahre aufgelöst wor den. Nun beseitigt die Vorlage über den Contractbruch § 108 des Gewerbegesetzes und setzt an dessen Stelle mehrere Bestimmungen, welche die neuen Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern ordnen. Ueber die Nothwendigkeit dieser Maßregel herrscht nirgend Zweifel, höchstens nur bei den Socialdemokraten. Fortan wird der Contractbruch unter Strafe gestellt. Damit wird auch der Reichstag sein Einverständniß erklären müssen, falls er, was nicht zu fürchten steht, die jetzigen anarchischen Zu stände nicht in Permanenz erhalten will. Aber die Art und Weise, wie die neue Vorlage den Contractbruch zu strafen gedenkt, darf keinesfalls auf die Billigung des Reichstags rechnen. Die betreffende Bestimmung lautet nämlich: „Mit Geldstrafe bis zu 150 Mark oder Haft werden bestraft: 1) Arbeitgeber, welche ihre Gesellen, Gehilfen oder Fabrik arbeiter widerrechtlich entlassen; 2) Gesellen, Gehilfen und Fabrikarbeiter, welche die Arbeit widerrechtlich verlassen." In dieser Gleichstellung der Arbeitgeber und Arbeitnehmer liegt doch eine ungeheure Ungleichheit Beider vor dem Gesetz. Was macht sich der reiche Fabrikherr aus 150 Mark Strafe, wenn es sich darum handelt, ohne gesetzliche Kündigungsfrist einen Arbeiter zu entfernen? Die Haft ist nicht für ihn, sondern in allen Fällen nur für den Arbeiter- vorhanden, der höchst selten in der Lage sein dürfte, 150 Mark oder 50 Thlr. für muthwillige Lösung des Contracts zu entrichten, während dies dem Fabrikherrn jederzeit sehr wohl möglich ist. Nach dem Grundsätze jedes Rechtsstaates: „Gleiches Maaß für Alle", wird unter allen Umständen dieser Passus der Vorlage abgeändert oder ent fernt werden müssen. Tagesnachrichten. Großenhain. Die an der Mittwoch abgehaltene öffentliche Sitzung der Stadtverordneten war von einer solchen Anzahl Zuhörer besucht, als die beschränkten Räume des derzeitigen Sitzungslocales fassen konnten, und außerdem sollen noch viele Personen wegen Mangel an Platz wieder umgekehrt sein. Der Grund zu dieser hier sonst nicht üblichen Betheiligung an den öffentlichen Verhandlungen über städtisches Interesse war die in dieser Sitzung auf der Tagesordnung stehende Frage, ob an Stelle des abgebrannten Rathhauses ein neues erbaut werden, oder ob die Stadtgemeinde zur Beschaffung von Localen für ihre Zwecke ein anderes Grundstück erwerben solle. Nach Erörterung der dargelegten Verhältnisse und nach nicht allzulanger Debatte über die Sache selbst beschloß das Collegium mit fast Stimmen einhelligkeit, von Kausverhandlungen wegen Erwerbung eines anderen Grundstücks abzusehen, und faßte fernere Beschlüsse, nach welchen der Stadtrath veranlaßt werden soll, die Rath- hausbaufrage der baldigen Lösung entgegen zu führen. Nach dem dieser Beschluß gefaßt war, verließen die Zuhörer das Sitzungslocal und der übrige Theil der öffentlichen Stadt verordnetensitzung war wie gewöhnlich ohne Zuhörer. Sachsen. In Plauen i. V. wird ein kaiserliches Post gebäude erbaut werden. Am 18. Februar Vormittags verunglückten in der Buch druckerei von Edelmann in Leipzig zwei Markthelfer. Diese beiden Leute hatten beim Aufwinden von Papier, um schneller in die oberen Stockwerke zu gelangen, dem ausdrücklichen Verbote zuwider auf dem durch die einzelnen Stockwerke gehenden Aufzuge mit Platz genommen. Als der Aufzug in der zweiten Etage angekommen war, riß infolge der hier durch eingetretenen Ueberlastuug der eine Riemen, und der Aufzug stürzte mit seiner Ladung und den beiden Unglücklichen bis ins Erdgeschoß hinab. Der Eine erlitt eine lebens gefährliche Verletzung des Rückgrates, der Andere aber einen zweimaligen Beinbruch, welcher die Amputation des Beines nöthig machte. Am 14. Febr. fand ein bei einem Bauunternehmer in Pirna in Diensten stehender Knecht seinen plötzlichen Tod dadurch, daß er in schlaftrunkenem Zustande von einem Steinwagen, den er fuhr, herabstürzte und die Näder über ihn weggingen. Am 16. Febr. Nachmittags stürzte sich vom Perron des Bahnhofes zu Oederan ein junger Mensch unter den von dort abgehenden Güterzug, so daß der Kopf desselben bis auf einige Fasern vollständig vom Rumpfe getrennt wurde. Die Persönlichkeit des Selbstmörders war noch nicht fest zustellen. In Bautzen sind am 17. Februar die beiden Söhne eines Eisenbahnarbeiters auf dem Eise der Spree eingebrochen. Während es gelang den 8 Jahre alten Knaben zu retten, verschwand sein 6 Jahre alter Bruder unter dem Eise und wurde später leblos unter demselben hervorgezogen. — Am 14. Februar ist in Walddorf der 55 Jahre alte Schneider Lindner ans Alteibau, möglicherweise bei dem Genüsse eines Stückchen rohen Rindfleisches, erstickt. — In Pannewitz stürzte an demselben Tage ein 47 Jahre alter Tagearbeiter in den Wassergraben des Dorfweges und fand infolge der hierdurch erlittenen Betäubung und des Umstandes, daß er mit dem Munde im Wasser gelegen, seinen Tod. Deutsches Neich. Dem Reichstage ist eine die Ein nahmen aus der frauzösischen Kriegskostenentschädigung und deren Verwendung betreffende Denkschrift zugegangen, in welcher der nach Bestreitung der gemeinschaftlichen Ausgaben zur Vertheilung disponible Rest auf rund 793 Millionen Thaler beziffert wird. Davon erhält Bayern etwas über 90, Würtemberg 28Vr, Baden etwas über 20 und Hessen 9'/z Millionen Thaler. Für den vormaligen norddeutschen Bund bleiben übrig 530 Millionen, nach Abzug der Kriegs kosten und des Aufwands für Retablissement, neue Be waffnung des Heeres rc. noch rund 130 Millionen, welche nach dem Verhältniß der Matricularbeiträge unter die ein zelnen Staaten zu vertheilen sind. Nach Annahme des Schulischen Diätenantrags in dritter Lesung kam in der Reichstagssitzung am 18. Febr. der Antrag der elsaß-lothringischen Abgeordneten auf Be fragung der Bevölkerung Elsaß - Lothringens wegen ihrer Zugehörigkeit zu Deutschland zur Berathung. Abg. Teutsch begründete diesen Antrag, wurde aber durch die Mißfalls- bezeugungen und die Heiterkeit des Hauses oft unterbrochen. Nachdem noch der Abg. vr. Raeß, Bischof von Straßburg, kurz darauf hingewiesen, daß der Frankfurter Friedensvertrag durch Annahme ihres Antrages nicht alterirt würde, wurde jede weitere Discussion durch Annahme eines Schlußantrags abgeschnitten und hierauf der Antrag gegen die Stimmen der Polen und des Abg. vr. Ewald abgelehnt. Die Elsaß- Lothringer, welche sich der Abstimmung enthielten, verließen darauf den Saal. Sodann erfolgte noch die erste Lesung des Gesetzes über den Impfzwang, dessen zweite Berathung im Plenum stattfinden wird, da man die Verweisung des Entwurfs an eine Commission ablehnte. Schweiz. Den Pfarrern der französischen Grenzorte ist die Abhaltung des Gottesdienstes im Jura an Stelle der ausgewiesenen Geistlichen bei Strafe der Verhaftung untersagt worden. Die Schulcommiffionen des Jura wur den zur schärferen Ueberwachung der Schulen aufgefordert. Italien. Der Papst hat, wie die „Gazetta d'Jtalia" aus Rom berichtet, einen fulminanten Brief an den Cardinal Hohenlohe dictirt, in welchem er demselben erklärt, es sei ein wahrer Scandal, daß er sich fern von Rom halte und noch dazu in Deutschland lebe, wo die Kirche vom Fürsten Bismarck auf die grausamste Weise verfolgt werde. Wenn der Cardinal nach dieser neuen Aufforderung nicht auf seinen Posten in der römischen Curie zurückkehre, so solle er sus- pendirt, und wenn er auch dann noch auf seiner Weigerung nach Rom zurückzukehren bestehe, durch päpstliches Breve des Purpurs entkleidet werden. Frankreich. Der französische General Wimpfen tritt im „XIX. Siecle" lebhaft für die allgemeine Wehrpflicht ein, der auch Preußen seine Erfolge zu danken habe. „Wenn das verhältnißmäßig kleine Volk Militärstaaten wie Rußland, Oesterreich und Frankreich schlug, so giebt es dafür nur die eine Erklärung: die Oesterreicher, Russen und Franzosen hatten Soldaten, die Preußen waren Soldaten". England. Die Königin hat die Demission des Mi nisteriums Gladstone angenommen und auf den 18. Febr. Disraeli nach Windsor berufen. Der Kaiser von Rußland wird wahrscheinlich am 1. Mai in England eiutreffen. Spanien. Die Regierungs-Generäle Moriones und Primo di Rivero halten Castro und die Höhen um So- morrostro in der Provinz Biscaya mit 16,000 Mann be setzt. Die Carlisten stehen ihnen in einer Stärke von 20 Bataillonen gegenüber. Die Eröffnung der Feindselig keilen steht bevor. Auf Cuba hat zwischen 3000 Mann Regierungstruppen und 5000 Insurgenten ein siebenstündiges Gefecht statt--
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