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Dresdner Journal : 20.06.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-06-20
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188006209
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800620
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800620
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-06
- Tag1880-06-20
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- Dresdner Journal : 20.06.1880
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^141 Sonntag, de» 20. Juni. 1880 de,d«at»ekev Neicke« tritt ?v»t- und 8temp«iru»ctilir8 diora. I» r»»» «,nt»cd»o IKUrlick: . . 18 >t»r» jtjLUrtick: 4 I1»rtc bvkk. Liorvlvvk^iiiomerii: 10 ?» Io8er»t«-nprel8«r ^är deo k»um sioor ^es^lteavo ?etitre>Is 20 ?t. Unter „km^vElät" äi« Led« S0 kk. Dresdntl Iomnnl. Verantwortliche Redaction: Oberredactenr Rudolf Günther in Dresden. »ff Nr»el»«l»«» r I^UeN mit XaenLkme der 8<ri»>- und keierts^e Xkeod» Nir den fol^svdeo ^»8 Io8eruten«>,n»>>me an8«krt8i Letpriss: ^rond«!tett«i, Uulumi»«io»Lr «los Dresdner dournitk; S»n>dnrU-LsrUll V>»n I-stpsix 8»««I-Lr»»l»a ri.m2kn>t ». H : Nansen«/ein L UnAier, Lerlin Vien-Snmdurx krs^ -l-sipsix krsoilkurt » H Llüneden: /tud NerNn: LUr-nH, /nentidendn»/. Lrewsn^' 8r„>»»: F LtanAon « Uiinnu; vdsnuuts: ^oiAt; krsn^turt » H: F ^aeAe^'sode u. d U. 7/errmunx- soke Unei,ii»nülnn8i ÜdrUts: tr L/Me»-, Ssnnovsr: 6. Lc/iii >/e,,- k^s L«rlm-rr»nllt>lrt ». U Stull^srt! Da«Le Uv.,- Liundar?: L7evdA«>, F«i. Äer»»«'. N v r»»u « 8 v d « r: Xümel. Lx^edition des Dresdner dournkt«, Dresden, iivin^vrstntsse Xo 20. Amtlicher Theil. DreSde», 17. Juni. Mit allerhöchster Genehmi gung ist der außerordentliche Professor an der Uni versität zu Leipzig 0r. ptüt. Richard Paul Wülcker zum ordentlichen Professor für englische Sprache nnd Literatur an genannter Universität ernannt worden. DreSdeu, 19. Juni. Die außerordentlichen Pro fessoren in der philosophischen Facultät der Universität Leipzig Dr. pbil. Wilhelm Knop und Dr. ptul. Friedrich Karl Adolph Stohmann sind zu ordent lichen Honorarprofessoren in genannter Facultät er nannt worden. S«. Majestät der König hat aller^nädigst geruht, die RegierungSräthe im Ministerium de» Innern Gottlob Oswald Lehmann und Heinrich Oskar MartenS zu Geheimen RegierungSräthen zu er nennen. Se. Majestät Ler König hat dem Cantor und Stadtmusikdlrector Hartmann zu Meißen das Prädi kat .Königlicher Musildirector- zu verleihen geruht. Se. Majestät der König hat dem Chaussvegeld- Einnehmrr Johann Gotthelf Salomon am Kreuz bei Hartha da» allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen geruht. Se. Majestät der König hat dem Bäckermeister Iuliu» Ernst Schumann zu Dresden auf sein An suchen da» Prädikat .Königlicher Hofbäcker- zu ver leihen geruht. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nach richte». Berlin, Sonnabend, IS. Juni, Nachmittag». (Tel. d. Dre»dn. Journ.) Da» Abgeordnetenhaus hat in seiner heutigen Sitzung auch den Art. 2 der Kirchenvorlage abgelehnt. Paris, Freitag, 18. Juni, AdendS. (W. T B.) In der heutigen Sitzung der Deputirten- kammer brachte der Kriegsminister Karre einen Gesetzentwurf, betreffend die Armeeverwaltung, rin. Der Entwurf wurde einer Commission zur Lorberathung überwiesen. Bei der hierauf fol- geudeu Berathuug de» Budgets deS Ministerium» de» Auswärtigen verlangte LouiS Legrand Auf klärungen über die auswärtigen Beziehungen Frankreichs. Legrand will namentlich nähere Auskunft über die tunesische und marokkanische Frage haben. Er wünsche im Orient eine Ausdehnung des Einflusses der Christen, sall» der ottomanische Einfluß daselbst aushören sollte. Er wünsche ferner, daß Frankreich seine Action m Montenegro, Serbien, Rumänien und am Libanon geltend mache. Der Redner beglück wünschte die Regierung, daß sie zu Gunsten Griechen lands gehandelt habe. Legrand ging sodann auf die ägyptische Frage über und erklärte, daß die Politik der Regierung in den ägyptischen Angelegenheiten nicht frei von Vorwürfen sei. Die Interessen der Gläu biger hätten sie zu weit mit sich gezogen, die Sache hätte indessen noch eine gute Wendung genommen. Schlußlich constatirte der Redner, daß die Politik Frankreich» aus der Reserve getreten sei, man müsse aber vorsichtig sein, an die Vergangenheit denken und an sich selbst. Perrochel (von der Rechten) kritisirte die Wahl der Botschafter, sowie die Politik, welche die Mis sionäre im AuSlande begünstige, dieselben aber im Innern verfolge und so den Keim zur Zwietracht lege. De la Fosse verlangt Aufklärungen über die Demission des italienischen Botschafter» Cialdini und den Fall Hartmann und warf der Regierung vor, in der griechischen Frage zu sehr engagirt zu sein. Der Lonseilspräsident de Freycinet erinnerte an die wiederholten diplomatischen Mittheilungen, welche dem Parlament bereit» gemacht seien, und erklärte, er werde alle» Mögliche thun, um diese Mittheilungen noch zu verbessern. Die Hartmann'iche Angelegenheit hätte die ausgezeichneten Beziehungen Frankreichs und Rußlands keineswegs alterirt. Was die griechische Frage angehe, so könne man sicher sein, daß die Politik Frankreichs die Vorsicht zeigen werde, welche sic niemals außer Acht lassen dürfe; aber sie werde zugleich mit der Würde verfahren, die einem großen Lande gezieme (Beifall). Im weitern Verlaufe der Sitzung wurde da» Amendement Naspail auf Aufhebung der Bot schaft beim Vatikan mit 323 gegen 117 Stimmen abgelehnt. Proust hatte dasselbe bekämpft al» dem Concordat zuwiderlaufend. Ein weitere» Amendement RaSpail'S, welches die Herabsetzung dr» Gehalt» der Botschafter beantragte, wurde mit 263 gegen 82 Stimmen abgelehnt. — Auf eine Anfrage Marion'» erwiderte der Conseil»- Präsident de Freycinet, die Verhandlungen wegen Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen mit Mexico nähmen einen guten Verlauf. Schließ lich wurde daS Budget des Ministerium» deS Aus wärtigen im Ganzen genehmigt. Der Ministerrath hat heute Vormittag die Grundlagen für den Amnestieentwurf frstgestellt und dürfte denselben voraussichtlich morgen ein- briugen. (Bgl. unsere Pariser Correspondenzen unter „Tagesgeschlchte".) Rom, Freitag, 18. Juni, AbendS. (W T. B.) Angesichts der gestrigen sympathischen Kundgebung der Drputirtenkammer hat CriSpi seine Demission als Deputirter zurückgezogen. Graf Corti wird demnächst nach Konstantinopel zurückkehrrn. Madrid, Freitag, 18. Juni, AbendS. (W. T- B.) In der Deputirtenkammer richtete heute Fa- die eine Interpellation an die Regierung, betref fend daS von dem Justizminister erlassene Rund schreiben über die Niederlassung französischer Je suiten in Spanien (vgl. die „Tagesgeschlchte-). Der Minister deS Innern erklärte, die Grundlagen deS Rundschreibens seien von dem Ministerrathe gebilligt worden und entsprächen den Gesetzen. London, Freitag, 18. Juni, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS Unterhauses kam die orientalische Frage zur Erörterung: Auf eine Anfrage Bartlett'S erwiderte der Premier Gladstone, die Regierung habe nie eine Erklärung abgegeben, welche auf die Erzwingung der Durchführung irgend einer Bestimmung des Berliner Vertrages be zogen werden könnte. Sie habe unzweifelhaft die Ab sicht, mit völliger Unparteilichkeit gegenüber der Türkei wie Rußland, gegenüber Muselmännern wie Christen zu verfahren. Er habe bisher nichts von einer Ver letzung des Vertrages gehört und habe ebensowenig erfahren, daß Batum nicht als Freihafen etablirt sei. D»e Regierung halte an der Ausführung des Berliner Vertrages dem Buchstaben und Geiste nach fest. Die Schleifung der Festung sei eine kostspielige und zeit raubende Sache; er gebe aber zu, daß die betreffenden Bestimmungen völlig und getreulich ausgeführt werden müßten. Falls Bulgarien oder Ostrumelien der Rück kehr der Flüchtlinge in ungehöriger Weife entgegen treten sollten, sei eS Pflicht der englischen Regierung, Alles zum Schutze derselben aufzubieten. Cowen gegen über erklärte Gladstone, eS sei selbstverständlich, daß sowohl auf die Nationalität wie auf alle dortigen Zu stände in der albanesischen Frage Rücksicht genommen werden müsse, ebenso wie daS auch anderen Ländern gegenüber gescheht. Bukarest, Freitag, 18. Juni, Mittag». (W. T. B.) Nach hier eingegangenen Nachrichten soll da» Resultat der Verhandlungen zwischen Oester reich Ungarn und Rußland in der Arabtabia Krage «in für Rumänien ungünstiges sein, da der ganze untere Theil de» Gebietes von Silistria von Ru mänien abgetrennt werden soll. ES würde Ru mänien hierdurch unmöglich, eine Brücke bei Silistria errichten zu lassen, weil dieselbe von den angrenzenden bulgarischen Anhöhen beherrscht werden würde. (Vgl. die „Tagesgeschichte". Laut einer Wiener Meldung der „Boh." bestätigt es sich, daß Baron Haymerle ein Rundschreiben an die Mächte gerichtet hat, um die Arabtadia-Frage unter Festhaltung des Grundsatzes, daß Arabtabia zu Rumänien gehöre, endlich beizulegen.) BuenoS-AireS, Donnerstag, 17. Juni. (Tel. der Wes.-Zlg.) Der Bürgerkrieg ist auSgebrochen und daS Ende desselben nicht abzusehen. Buenos- Aires ist blokirt. Dresden, 19. Juni Das „Journal de St. PeterSbourg- spricht den fremden Fürsten und Regierungen den Dank des russischen Volkes aus für die Theilnahme, welche sie der kaiserlichen Familie beim Tode Ihrer Majestät der Kaiserin von Rußland bewiesen. „Das russische Volk — sagt das Blatt —, das in seiner dankbaren Liebe für die gekrönte Wohlthäterin, die ihm der Tod entrissen hat, nicht weniger schmerzlich berührt ist, als die kaiserliche Familie, war auch ebenso gerührt durch diese Zeichen der Hochachtung und Theilnahme, die so geeignet sind, die Bande, welche Regierungen und Völker umschlingen, noch fester zu knüpfen. Es ist für uuS eine Pflicht, auch deizufügen, daß die Presse aller Lauder fast ohne Ausnahme bei diesem traurigen An lässe ihre Kundgebungen des Beileides und der Hoch achtung mit den osficiellen Kundgebungen der Fürsten und Regierungen vereinigt und auf das Grab der er habenen Herrscherin gleichsam einen allgemeinen Kranz von Huldigungen und Trauer niedcrgelegt hat." In dem Zerfall des glanzvollen Abbasiden-Khali- fat» scheint uns die Geschichte ein Vorbild zu liefern für den Untergang der Osmanen. Wie die letzten Khalifen auS diesem Geschlecht Provinz für Provinz verloren und mächtige Wesire und kühne Heerführer sich zu selbstständigen Herrschern emporschwangen, so daß den letzten Abbasiden nur noch das Weichbild von Bagdad unterthan war, so sehen wir heute Stück für Stück sich ablösen von dem Reiche des Sultans. Von jeher hingen die muhamedanischen Reiche nur lose zu sammen. Einzelne gewaltige Khalifen und Sultane unterwarfen ausgedehnte Länderstrecken; aber diese Unterwerfung beabsichtigte nie eine vollständige Assimi- lirung der einzelnen Völker, sondern sie beschränkte sich meist darauf, ihre Tributpflichtigkeit zu erzwingen. So bieten uns denn die Reiche deS Islam bereits seit ihrem Entstehen das Schauspiel der raschen Unter werfung großer Ländermassen, aber auch eines ebenso raschen Zerfalls, der Gründung neuer Khalffate und Sultanate, deS EmporkommenS kühner Heerführer und Stammeshäuptlinge. Unerwartet taucht ein Emir auf, stürzt einen Sultan vom Throne und begründet eine neue Herrschaft. An diese Erscheinungen gemahnen uns die Vorgänge unserer Tage, wo in der euro päischen Türkei Stück für Stück von der Herr schaft deS SultanS sich loSriß und wo dessen Ge walt nur mit Mühe sich biS nach Adrianopel auf recht erhält. Mit dem Niedergang der europäischen Herrschaft sehen wir gleichzeitig daS Ansehen des Sultans in Asien erschüttert. Arabien, die Wiege de» Islam, ist mit einem Male zum Ausgangspunkte einer Bewegung geworden, die für das fernere Schicksal der Türkenherrschaft bedeutung-reich werden und welche möglicherweise Dimensionen annehmen kann, welche über daS Maß jener vereinzelten, im Türkenreiche so häufigen Ausstände hinausgehen. Es ist bekannt, daß die Jugendepoche des Islam, als sein Hauptsitz noch Arabien, zugleich die Zeit ,eines höchsten Glanzes war. Damals gab eS Wesire von strenger Rechtlichkeit und Unbestechlichkeit, und die Moslems waren stolz auf die Einfachheit ihrer Sitten. Die Erinnerung an jene Glanzepoche lebt noch unter den Arabern, dem edelsten unter den semitischen Stämmen, ein Volk, das unter allen anderen Semiten durch Ehrgefühl und edle Denk weise hervortritt. Noch heute find sie, wie damals, als sie den Islam mit dem Schwert verbreiteten, tapfer und freiheitsliebend, noch erwärmen sie sich für den Glauben, dessen Wiege ihr Vaterland war. Nie gelang es, dieses zum großen Theile nomadisirende Volk völlig unter die Türkenherrschaft zu beugen, und lediglich waren es bisher kleine Rcgierungskünste und ein diplomatisirendes Vermitteln, welche dort die Herr schaft der Pforte aufrecht erhielten. Seit den Unglücks fällen, welche die Türkei in Europa betroffen, sind nun die gläubigen Araber erbittert über den Zerfall deS Islam. Die Streitigkeiten, zu welchen die Erwählung des Großscheriss von Mekka Ver anlassung gab, waren bereits ein Ausfluß dieser der Oberherrschaft der OSmanen feindlichen Stimmung. NeuerdmgS haben nun die Reformen, welche Midhat Paschas Verwaltung in Syrien durchzuführen sich be strebt, Veranlassung zu bedeutenden Unruhen gegeben, welche in ihrer äußern Erscheinung an die großen arabischen Aufstände früherer Jahrhunderte erinnern. Seit Jahren ist Arabien von der Pest heimgesucht. Bagdad selbst hat sich von dieser Heimsuchung m den dreißiger und siebziger Jahren (1876) nicht mehr erholen können, und biS ins Weichbild der Stadt fand man die Beduinen nach Dutzenden, vor Hunger ster bend, umherliegen. Arablstan kennt den Pestengel seit bald 1000 Jahren; er ist ein frommer Engel, welcher den „Todtenkarawanen" voranziehl, die ihre gefährliche Inbrunst nach dem heiligen Kerbela tragen. Wie soll man ein Land wirthschaftlich regieren, durch welches alljährlich 10 000 blos in Filzdecken eingefchnürle Lei chen aus den fernsten Schiitenländern pajsiren, wo also die Seuche in Permanenz die Bevölkerungen der einen Landeshalfte verschling»? Für diesen Wahnwitz darf man nicht die Türkei verantwortlich machen; alle SanitätSconserenzen Europas sind dagegen ohnmächtig gewesen. Ein furchtbarer Religionskrieg wäre die un ausbleibliche Folge jeder Gewaltmaßregel der sunni tischen Osmanen gegen diesen tödtlichen Glaubensbrauch der Schm, deren wechselseitiger Haß ohnedies wie ein Kainszeichen auf der Stirne des Islams flammt. So trösten sich die Türken, so gut es geht, mit Pilgertaxe und „Leichenzoll." Auch die Beduinenstämme erheben Zölle, wogegen die Stämme wieder Jahrestribut an die Pforte entrichten. Die mächtigsten TribuS besitzen längs der Ströme Zollbuden, wo sie die Kaufleute und Taujchhändler auf eigene Rechnung brandschatzen. Diese beduinische Zollbefugniß ist jedoch in den letzten Decennien von der Regierung stark beschränkt worden, waS zu blutigen Fehden und Unruhen Anlaß gegeben hat. Man ist diesbezüglich türkischerseits nicht alle Mal klug vorgegangen, hat in ziemlich unverblümter Weise auf Feuilleton. Redigirt von Otto Baue«. Eia« Büste Sr. Majestät de» König». Au» dem Atelier dr» Prof. Johanne» Schilling ist ganz kürzlich ein Werk hervorgegangen, welche» Allen in lebcndiger Erinnerung bleiben wird, wenn sich ihnen auch nur vorübergehend die Gelegenheit und Gunst darbot, die vollendete Arbeit bettachten zu kön nen. E» ist die Marmorbüste Sr. Majestät der König» Albert von Sachsen, die von der Huld de» Monarchen Sr. Excelleuz dem Herrn Minister deS königl. Hause», Staat»minister a. D. Frhrn. v. Falken stein schon bei Gelegenheit von dessen goldener Hoch- zeit»feier zugedacht war und nun ihre Ausführung von der Hand de» Meister» in edlem Marmormaterial von ganz besonderer Schönheit gefunden hat. Wenn ich mir hier erlaub«, diese im Privatbesitz de» genannten hohen Staat-manne- und Gelehrten befindlich« Büste gleichsam an da» Licht der öffent lichen Besprechung zu ziehen, so geschieht die» nicht allein in der vom Gegenstand« eingeflößten patriotischen Empfindung, sondern auch im Sinne de» Interesse», welche» jede» so wundersam gelungene Kunstwerk allen Freunden der Kunst im Herzen rege macht. Die Kritik hat die Aufgabe und angenehme Pflicht, die monu mentalen Leistungen der einheimischen Kunst überall zu bezeichnen, wo sie denselben begegnet. Hier handelt e» sich um eine solche monumentale Schöpfung, wenn e» auch nur einer Porttaitbüste in Lebensgröße und nicht einer Statue gilt, denn der Begriff des Monumentalen liegt nicht in den Dimen sionen und in den Bedingungen der Totalität, sondern vielmehr und viel tiefer begründet in der würdigen und stilvollen Ausdrucksweise der geistigen Charakteristik, der allgemeinen, im Großen und Ganzen aufgesaßten Individualität, die gleichsam als Zeugniß der Zeit genossen an die Nachkommen in künstlerischer Lebendig keit zu überliefern ist. Solcher Tradition verdanken wir die Kenntniß von der Vergangenheit im Bilde ihrer typischen Vertreter, ihrer bahnbrechenden oder einflußreichen Persönlichkeiten. DaS 15., 16. und 17. Jahrhundert hat nicht nur durch Portraits und Reliefs, e» hat sogar durch Medaillen, Schaumünzen, geschnittene, getriebene und bossirte Arbeiten rm wahren Sinne monumental gewirkt. In Anbetracht der Büste deS König», welche den Monarchen im einsachen Uniformrock ohne Orden dar stellt, verbietet e» sich, hier auSzuführen, weshalb die Formen und der Ausdruck dieses Kopfes dem Maler und vielleicht noch wesentlicher dem Bildhauer so vor theilhast und dankbar für die Darstellung sind; jedem Künstler wird sich diese Thatfache ohne viel Reflexion kundgeben. Doch schließt die Dankbarkeit deS charakteristischen Motivs dessen gelungene Wiedergabe nicht m sich. Schilling hat nun hier sowohl in der Intention durch ein fach gesund«, ungekünstelte und doch so geistreiche Auf. fassung, wie im technischen Detail durch eine wahrhaft klassisch edele Behandlung der Porträtähnllchkeit eine schöne Aufgabe mit eben so schönem Gelinaen gelöst, und neben dem männlichen Ernst der Thatkraft, also neben dem historischen Ausdrucke de» Kopfe« eben so voll und warm den offenen, milden, treuen GemüthS- zug unbefangen wiedergegeben. O. B. Musikalische Literatur. Die neueste Nummer der „Hcruvello lievuv" bringt eine Anzahl bisher un- gedruckter Briefe von Hektor Berlioz. Wie man weiß, hat sich in Frankreich seit einigen Jahren ein wahrer Berliozcultus herangebildet. Pasdeloup und Colonne haben sich in ihren Concerten mit immer steigendem Ersolg die bedeutensten Schöpfungen dieses genialen Musikers auch dem großen Publicum lieb gemacht. Die 8^mpkoniv kantastiqus, die Harold- symphonie, die Kindheit Christi, da« Requiem, Romeo und Julie, alle diese Meisterwerke, und mehr als sie alle „Die Verdammung des Faust", finden jetzt an den Parisern enthusiastische Zuhörer. Diese Begeisterung mag hier und da einen tendenziösen Anstrich haben, im großen Ganzen ist sie gewiß sehr aufrichtig Natürlich regt sich auch das Bedürfmß, die LebenSschicksale de» so lange vernachlässigten Künstlers kennen zu lernen, und von allen Seiten trägt man das Material zu seiner Biographie herbei. Die Memoiren, welche Berlioz selbst veröffentlicht hat, handeln zumeist von seiner Componistenlaufbahn, von seinem harten und erfolg losen Ringen gegen den Reid und das Uebelwollen seiner Zeitgenossen. Seine persönlichen Erlebnisse bleiben im Schatten. Eine jüngst von Daniel Ber nard herauSgegrbene Briessammlung gab bereits inter essante Aufschlüsse über den inneren Menschen, aber auch hier war noch der Hauptnachöruck aus Berlioz' künstlerisch« Arbeiten seine Reisen, sein Unheil über die französischen und auswärtigen Kunstgenossen gelegt. Die Bnefsammlung der „AouveUe Uovus" dagegen zeigt uns den Menschen Berlioz, zunächst in seiner Sturm- und Drangperiode, in seinem Kampf um das Dasein, seiner glühenden Leidenschaft für die Schau spielerin Miß Smithson, seinem Conflict mit den Aeltern, welche mit aller Gewalt sein aufbrausendes Talent in Vie osficiellen Regeln deS ConservatoriumS bannen wollten. Alle diese Briefe sind an Humbert Ferrand, den treuesten Freund des jungen Compp- nisten, gerichtet, und in ihrer ungeschminkten Sprache spiegelt sich der Seelenzuftand deS Schreiber» in be ständigem Wechsel zwischen hochfliegenden Hoffnungen und bis zur Verzweiflung gehender Mutlosigkeit auf» Klarste wüder. Berlioz verheimlicht mit echtem Künstlerstolz nicht im Mindesten die hohe Meinung, die er von seinem eigenen Talente hegt, und ebenso wenig verhehlt er seine Verachtung sür die Lompo- nisten, welche damal« das Scepter führten, für Rossini namentlich. Aber aus der andern Seite legt er eine jugendlich-schwärmerische Bewunderung sür seine Musik heroen, zu denen Cherubini und Spontini gehörten, an den Tag. Als unterhaltendes Beispiel für die Schwierigkeiten, denen er begegnete, führen wir folgen des Gespräch mit Boieldieu an, obwohl vielleicht die Farben darin etwas stark aufgetragen sind. Da» Conservatoire hatte zum dritten Male Berlioz einen Preis verweigert und der gutmüthiae Boieldieu, einer der Kunstrichter, suchte den Durchgefallenen zu trösten. „Lieber Freund", sagte Boieldieu, „Sie hatten den Preis in der Hand, und Sie haben ihn zu Boden ge worfen. Ich war gekommen mit der festen Uebcrzeu- aung, daß Sie ihn davontragen würden; aber al» ich Ihr Werk gehört hatte . . . Wie wollen Sie, daß ich einem Dinge, von dem ich keine Vorstellung hab«, d«n
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