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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.08.1895
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-08-13
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950813026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895081302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895081302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-08
- Tag1895-08-13
- Monat1895-08
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Anzeigen.Prei- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Reclamen unter dem RedactionSstrich (4g«. spalten) bO^j, vor den Familieunachrichtra (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis» »erzrichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Veilagrn (gefalzt), »nr mit der Morgen»Au-aabe, ohne Pvstbesördernna 6l)>—» mit Postbesörderuag «4! 70.-^ Innahmeschluß für Anzeigen: (nur Wochentag«) Abend-AuSgabe: vormittags 10 Uhr. Morge »»Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeige» sind stet« an dt« Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. ^ 389. Dienstag den 13. August 1895. 8S. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Leipzig. 13. August. Kaum hat der „Vorwärts" sich gebrüstet, die social demokratische Partei sei die einzige Ariedcnspartet, da sie in allen Parlamenten gegen die Militairbudgets stimme und in der friedlichen Entwickelung die erste Voraussetzung deS Culturfortschritts, im Kriege die größte Barbarei erblicke, so meldet sich eine neue „Friedenspartei, die über den Krieg genau so denkt wie der „Vorwärts" und ebenso wie er die friedliche Entwickelung als erste Voraussetzung des Cultur fortschritts bezeichnet. Die „Franks. Ztg." veröffentlicht nämlich mit der Einladung zu dem volksparteilichen Parteitag, der am 22. September in München stattsindet, den Ent wurf eines neuen Parteiprogramms. Darnach ist die deutsche Volkspartei erstens eine Partei des Friedens; sie er kennt in jedem Krieg eine verdammungswürdige Schädigung aller Cultur- und Freiheitsinteressen; sie erstrebt einen auf Freiheit gegründeten Bundesstaat sämmtlicher deutschen Stämme, einen Friedens- und Freiheitsbund der Völker; zweitens ist sie eine Partei des politischen Fortschritts, bekennt sich zu den demokratischen Grundsätzen der Freiheit und Gleichheit, ver langt die gleichartige Mitwirkung aller Staatsbürger bei der Ge setzgebung und Verwaltung, die Durchführung der Selbst- regierung des Volkes im Staate; drittens ist sie eine Partei der wirthschaftlichen Reformen; sie betrachtet die staatlichen und gesellschaftlichen Fragen als untrennbar, er strebt eine friedliche Ausgleichung der socialen Gegensätze in einer die Freiheit der Einzelnen verbürgenden Gesellschafts ordnung. Kraft dieser Grundsätze werden sodann zwanzig einzelne Forderungen aufgestellt. Auf diese Forderungen einzugehen, kann man sich versagen, denn sie verschwinden gegenüber dem Streben nach einem Friedens- und Freiheits bunde der Völker, den ja auch die Socialdemokratie berbei- zuführen sucht, freilich auf dem Wege eines nichts weniger als friedlichen „großen Kladderadatschs", den die Volksparteiler für entbehrlich zu halten scheinen. Aber da beide Parteien über daS letzte Ziel einig sind, so werden sie sich wohl auch über die Mittel und Wege einigen. Mögen sie denn gemeinsam dahin gehen und ihre Wirksamkeit da entfalten, wo die Friedensfeinde sitzen. In Deutschland sind solche nicht oder doch nur in verschwindender Anzahl vorhanden. In allen Kreisen, die bei uns Opfer für die Kriegs bereitschaft bringen, geschieht dies einzig und allein zur heilsamen Ernüchterung kriegerischer Gelüste des Auslandes. Anders ist es — von Rußland abgesehen — in Frankreich, wo man nicht zur Abwebr eines etwaigen Ueberfalles, sondern zn Revanchezwecken rüstet. Dort, und nur dort, ist also ein weites Feld der Thätigkeit für Parteien gegeben, die im Kriege die größte Barbarei erblicken und einen Friedens- und Freiheitsbund der Völker erstreben. Wir leihen unseren westlichen Nachbarn unsere verbündeten Social demokraten und neuprygrammirten VolkSparteiler gern auf einige Jahrzehnte, denn in kürzerer Zeit werden sie trotz aller Mühen ein irgendwie greifbares Resultat nicht erzielen. Greifen sie das Uebel nicht an der Wurzel an, verschaffen sie sich nicht ausschlaggebenden Einfluß an der Stelle, von welcher die „verdammenswerthe Schädigung aller Cultur- interessen" ausgeht, halten sie sich lediglich an die Deklama tion oder suchen sie gar dem eignen Vaterlande die starken Waffen abzustumpfen, die ganz allein den Frieden verbürgen, so haben sie sich's selbst zuzuschreiben, wenn man ihr Friedens programm nicht nur als leere Phrase, sondern als bauernfängerische Lüge brandmarkt. Mit Recht war man in Alt-Deutschland gespannt auf die Haltung, welche die Bevölkerung von Elsaß - Lothringen während der Erinnerungstage an die großen Ereignisse von 1870/71 zeigen würde. Die aus Metz und einigen anderen Orten einlaufenden Nachrichten machen nun allerdings einen recht erfreulichen Eindruck, aber es fehlt auch an Meldungen nicht, die diesen wesentlich abschwächen. So wird dem „Hamb. Corr." aus Elsaß-Lothringen geschrieben: „Die in Deutschland und zum Theil auch hier im Lande auf den verschiedenen Schlachtfeldern veranstalteten Iubelfeierlichkeiten werden von einem Tbeil der reichsländischen Presse ent weder ganz ignorirt oder mit einigen nichtssagenden Zeilen abgethan. Vereinzelt läßt man auch durchblicken, daß unter den Gründen, die den deutschen Armeen zum Siege verhelfen haben, der „Verrath" eine gewisse Rolle gespielt habe. Dem gegenüber machen die verständigen Ausführungen in der „Heimath", dem in protestantischen Kreisen vielverbreiteten Organ des Pfarrers Hoffet, einen wohlthuenden Eindruck: „Die Wunden, die der Krieg geschlagen, beginnen allmählich zu vernarben. Viele Derer, die am allermeisten gelitten, leben nicht mehr, und in den jungen Generationen regt sich mehr das Interesse für eine gesunde Entwickelung unserer elsässischen Verhältnisse als die Erinnerung an die dahinter liegende böse Zeit. Zudem sind in das Land viele Alt deutsche eingewandert; mit ihnen hat man zahlreiche geschäft liche und freundschafliche Beziehungen angeknüpft, und mit ihnen ist man auch entschlossen, an der Wohlfahrt des Landes zu arbeiten. So werden denn die kommenden 25 Jahre einen ganz andern Charakter tragen, als die vergangenen. An Stelle des ängstlichen oder erbitterten Zurückhaltens auf der einen Seite und des übereifrigen, oft rücksichtslosen Vor gehens auf der andern wird jetzt ein gemeinsames und fruchtbringendes Zusammenarbeiten treten müssen zum Wohle der gemeinsamen alten und neuen Heimath." Zu bedauern ist cs, daß bis jetzt nur eine nicht all;»große Minder heit der elsaß-lothringischen Bevölkerung diesen Ausführungen beipflichtet." Das preußische Ministerium für Handel und Gewerbe hat vor geraumer Zeit die Magistrate der größeren Städte Preußens ersucht, die thatsächlichen Mitzständc im Bauhand- wcrk festzusteUen und Vorschläge zur Abhilfe zu machen. Wie es scheint, haben sich die Magistrate damit länger Zeit ge lassen, als dem Minister im Inieresse der dringlich erforder lichen Abhilfe lieb war. Daraus erklärt sich wohl die halb amtliche Erklärung, daß jenes Ersuchen „schon vor längerer Zeit" ergangen sei. Es wird hinzugesügt, daß der Minister den Magistraten empfohlen habe, auch den Interessenten selbst Gelegenheit zur Aeußerung ihrer Wünsche zu geben. Das wird hoffentlich nicht verab säumt, denn in der That kann man sich von solchen Conse- renzen der Bauhandwerker mit den Stadtbchörden nur Er sprießliches versprechen, während die Ergebnisse der Berathung der Bauhandwerker selbst, wenn sie unter sich und namentlich ohne rechtskundigen Beirath waren, allzuoft nur die erregte Stimmung verrathen, in der verhandelt wurde. Nichts ist erklärlicher und entschuldbarer, als diese Erregung, aber für eine gedeihliche weitere Behandlung der so dringlichen wie schwierigen Frage eines besseren Schutzes der Lau bandwerker gegen betrügerische Unternehmer kann doch einzig und allein die ruhige Erwägung dienen. Als einen im gegenwärtigen Augenblicke doppelt willkommenen Ausfluß einer solchen kühlen Betrachtung bezeichnet die „Nat.-lib. Corr." die Beschlüsse des 12. deutschen Tischler tages, der jüngsthin in Dresden abgehalten wurde. „Zwar hat er sich," — schreibt das genannte Organ — „was den gesetzlich zu gewährenden Schutz betrifft, den Vorschlägen des Deutschen Baugewerk-Berbandes (hypothekarisches Vor zugsrecht rc.) angeschlvssen und auch noch einige besondere NechtSbestimmungcn verlangt, die den Betrug genauer zu er fassen vermöchten. Aber der Tischlertag hat anderer seits sich das Verdienst erworben, daß er im Gegen satz zu so vielen anderen Bestrebungen jener Art ausdrücklich ermähnt, nicht von der Gesetzgebung und Rechtspflege allein die Abhilfe zu erwarten. Vielmehr verweist er des Genaueren auf diejenigen Wege der Selbst hilfe, welche unter allen Umständen beschritten werden müssen, wenn der Schutz gegen Betrug und Betrüger ein nach allen Seiten hin wirksamer sein soll. Der Tischlertag bat in seinem Beschluß weiterhin das Ersuchen an die einzelnen Innungen gerichtet, „sich mit guten Auskunfts- bureaux in Verbindung zu setzen, um ihren Mit gliedern die Auskünfte billig zu ermöglichen". Hier ist in der That die Richtung angedeutet, in der mindestens ebensoviel, wenn nickt weit größere Sicherheit gewonnen werden kann, als durch noch so strenge Betrugsparagraphen des Strafgesetzes und durch noch so ausgedehnte Cautelen des bürgerlichen Rechts. Nur daß es natürlich damit allein nickt abgethan sein kann, wenn die Innungen sich mit guten Auöknnftsbureaux in Verbindung setzen, sondern es muß der Gemeinsinn und der korporative Geist die Bauhandwerker auch soweit zusammenführen, daß sie sich gegenseitig ver pflichten, keinem Unternehmer Credit zu gewahren, über den das Ausknnftsbureau nicht genügend günstige Auskunft ertheilt. Wir sind auch der Meinung, daß die Kosten dieser AuskunftSertheilung nicht vom Einzelnen, sondern von der Innung oder Genossenschaft getragen werden sollten, und daß die Auskunftsvermittelung zu den Einrichtungen im Interesse des GewerbSzweiges zu rechnen wäre, zu deren Kosten im Sinne der Gewerbe-Ordnung eventuell auch die Nichtinnungsmeister als beitragspflichtig herangezogen werden können. Nichts wäre unseres Erachtens so sehr des Schweißes der Edlen Werth, als hierfür eine straffe Organisation zu sckaffen, und die Magistrate der zum Bericht aufgeforderten Städte Preußens, wie andererseits auch die Gewerbe- und Handwerkerkammern dürften gewiß Veranlassung nehmen, gerade auch die Mitwirkung der städtischen Behörden bei der Einrichtung von AnSkunftsbureaux der bezeichneten Art in Erwägung zu ziehen." Mir großer Genugthunng wird man überall in Deutsch land und jvohl auch über Lessen Grenzen hinaus die Zurück Weisung anfgenomme« haben, welche die Aufsehen erregende Kundgebung des Londoner „Standard" in dem von uns mit- getheilten Artikel der „Nordd. Allg. Ztg." gefunden hat. Es wird allgemein angenommen, daß die AuSsiihrungen der „Nordd. Allgem. Ztg." aus Inspiration durch das Aus wärtige Amt in Berlin zurückzuführen sind. Inhalt und Fassung lassen keine andere Annahme zu. Der bei aller Zurückhaltung und Mäßigung doch sehr feste und selbstbewußte Ton, der aus jeder Zeile dieser ernsten, würdevollen Replik spricht, wird hoffentlich an der Themse seine Wirkung nicht verfehlen, die englische Presse, namentlich die dem Ministerium Salisbury nahestehende, vor ähnlichen Taktlosigkeiten bewahren und lischen Regierung bei ihrem im Unterhaus Veranlassung Aeußerung darüber geben, Stellungnahme der auswärtigen Politik Englands dem Drei bund und speciell Deutschland gegenüber sich mit der des „Standard" deckt, einer Aeußerung, der Lord Salisbury sich jetzt kaum mehr entziehen kann. Wenn in der Auslassung vielleicht der neuen eng soeben begonnenen Debüt zu einer authentischen ob und wie weit die der „Nordd. Allgem. Ztg." davon die Rede ist, die Be- angen heit des „Standard" gehe so weit, den Erwerb der deutschen Colonien so darzustellen, als ob wir sie nur einer zufälligen Geberlaune Englands verdankte», 'o bezieht sich dies aus die significanteste Stelle des zweiten ,Standard"-Artikels, der den ersten an Unverschämtheit nock iberbietet, wenn er auch gleichzeitig den Rückzug anzutrcten 'cheint. Es heißt da: „Kamerun und den Kilimandscharo traten wir an Deutschland ab. Aus Freundschaft und Wohlwollen erlaubten wir, daß der Tanganjika-See und ausgedehnte Landstrecken, die zwischen unseren Besitzungen im Süden und in den Aequatorialgegenden die Verbindungsbrücke bildeten, in das deutsche Interessen gebiet fielen. Solche Abmachungen, zn denen wir uns gut gelaunt herbeilieszen, sind zu Zeiten scharf zu unserem Nachtheil ausgelegt worden, und die kaiserlich deutsche Kanzlei hat sich be müht, uns Hindernisse in den Weg zu legen, wenn wir, wie mit dein Congoabkommen, unsere Position zu verbessern trachteten Wir können nur bedauern, daß die gelegentlichen Excentrici» täten, zu denen das Berliner Auswärtige Amt sich hat hinreißen lasse», so wenig Rücksicht auf unsere Bequemlichkeit und unsere Empfindlichkeit genommen, und Deutschland so wenig Portheil gebracht haben." Wir wollen nicht weiter den hochnäsigen, impertinenten Ton des konservativen Organs urgiren, das ja gerade so thut, als hätte England allein über die Welt zu verfügen, und Deutschland müsse froh sein, wenn ihm die „Gehelaune" Albions hin und wieder einen Brocken zuwirft: wer es fertig bringt, den internationalen Anstand selbst vem höchsten Repräsentanten deS deutschen Reiches gegenüber in einer Weise, wie der „Standard" es gethan hat, zu verletzen, den belehrt überhaupt Niemand mehr, dem bringt man über haupt nicht einmal zum Bewußtsein, daß er ein unerzogener Rüpel ist. Nur der schiefen sachlichen Darstellung des „Standard" wollen wir zwei Worte der Abwehr widmen. Wo sind wir in Afrika jemals dem Wohlwollen Englands begegnet? In allen Hinterlandsfragen haben die Engländer dreist zugegriffen und auch nicht eine Hufe Landes sich entgehen lassen, auf die sie auch nur einen Schein von Recht geltend machen zu können glaubten. Im Zanzibarer Tauschgeschäft bat Englands „großmüthiges Wohlwollen" die deutsche Politik fest übers Ohr gehauen. Der Congo-Vertrag mit Belgien, den Deutschland 'verhindert hat, war direct gegen das Interesse unserer künftigen Entwickelung in Afrika gerichtet, wie es die ganze weitauSbtickende „ConcentrationS- thätigkeit" deS Herrn Cecil Rhodes im Süden des schwarzen Erdtheiles ist. Was unseren Protest gegen das Congoabkommen betrifft, so ist er erfolgt, weil dadurch allere Vereinbarungen verletzt wurden. Und das nennt der „Standard" eine — Excentricität der deutschen Politikl Aber der Verfasser dieser Artikel mag sich wirkungs voller von seinem College» von den „Times" belehren lassen, der, aus Berlin schreibend, die Anlässe aufzählt, bei denen man sich nach deutscher Auffassung englischer- seits dem deutschen Reiche unangenehm gemacht habe — er,nennt die Samoa-Frage, die deS Hinterlandes von Togo, Süd-Westafrika und das dortige Gebabren von Cecil RbodeS, die Ansprüche Deutscher in Witu rc. Wenngleich der „TimeS"-Berichterstatter keine Schlußfolgerung zieht, so ist doch seine offenbare Absicht, die Engländer auf die Räthlichkeit eines verbindlicheren Verhaltens Deutschland gegenüber hin zuweisen. Das ist jedenfalls erheblich vernünftiger, als daS Auf treten des,.Standard", der übrigens,wieschonoben angedentet.in dieser Beziehung sanftere Saiten anzuschlagen beginnt, indem er FerriHetsn. 5, Der sechste Sinn. Novelle von Woldemar Urban. Nachdruck verboten. (Fortsetzung.) „Ganz nach Ihrem Befehl, gnädiges Fräulein", sagte Herr Horn und wollte sich mit einer Verbeugung zurückziehen, weil er wohl wußte, daß Fräulein von Fahlen ein kurz und bündiges Reden und Handeln liebte. „Hm noch eins, Herr Horn " hörte er plötzlich ihre Stimme, aber das war gar nicht mehr der frische energische Ton von sonst; zögernd, unbestimmt, fast zaghaft kam cs von den Lippen, aber Max hatte in seinem Leben noch nie so etwas menschlich Weiches, fast Rrührendes gehört wie diese Stimme. Er hätte nie geglaubt, daß die resolute Kürze und Entschiedenheit ihres Wesens, die bestimmte Sicherheit ihres Auftretens einer so delicaten Reserve, einer so lauernden und lächelnden Neugier fähig gewesen wäre. „Gnädiges Fräulein?" fragte er leichthin. Ein feines Lächeln umspielte ähren Mund und sie senkte die Augen, um ihre schmale Hand mit einer Aufmerksamkeit zu betrachten, als ob sie sie in ihrem Leben noch nicht ge- lehen hätte. „Herr Lasten hat mir gesagt, daß Sie Doberan bald wieder zu verlassen gedenken, da Sie, wie ich daS auch ganz natürlich finde, darauf erpicht sind, Ihre Studien in Heidelberg wieder aufzunehmen." Max zuckte die Achseln, als ob er die Sache nicht recht begriffe. „Herr Lassen hätte Ihnen auch etwas Gescheiteres sagen können", antwortete er kurz. Sie spielte die Ueberraschte und sah ihn mit ihren reinen, klaren Augen wie die erstaunte Unschuld au. „Wie? Ist daS etwa nicht exact?" „Exact? DaS gerade Gegentheil wäre exact! gnädiges Fräulein." „Ab, sehen Sie mal an, Herr Horn. Das ist daS erste, waS ich davon höre und es wundert mich in der That. Denn wie mir Herr Lassen erzählte, haben Sie sich ja in Heidel berg — nun — vortrefflich amüsirt. ES Ware also nur natürlich gewesen, daß Sie sich dahin zurücksehnten." Der junge Student gerieth sichtlich in Verlegenheit. Sein guter Freund Alex hatte ihm da eine schöne Suppe eingebrockt. WaS wußte er jetzt davon, wie weit es Lassen für gut ge funden hatte, von seinen Heidelberger Amüsements zu erzählen? Wieviel wußte sie? Wußte sie etwa gar Alles? Auch das von der schönen Adele? Oder wußte sie am Ende gar nichts und schlug nur auf den Busch? Er ahnte fast so etwas und wenn er unbefangen gewesen wäre, so hätte er es vielleicht aus ihren neckisch lächelnden Mienen herausgelesen, mit denen sie sich an seiner Verlegenheit zu weiden schien. Nach einer kleinen, verlegenen Pause hob er aber den Kopf energisch in die Höbe und sagte mit ziemlicher Bestimmtheit: „Mein Fräulein, ich weiß nicht, was Ihnen Herr Lassen Alles erzählt hat, die Wahrheit aber ist, daß ich nur höchst ungern, nur gezwungen nach Heidelberg zurückachen würde, da mir das ganze Studium zuwider ist. Die Wahrheit ist, daß ich von ganzer Seele wünsche, die Landwirthschaft zu erlernen, weil ich die freie Gottesnatnr über Alles und be sonders mehr liebe als Hörsäle und Kanzel und die ganze Dogmatik. Die Wahrheit ist, daß ich am liebsten in Doberan bliebe, wo ich unter der Leitung meines Vetters Lassen mit der Zeit ein tüchtiger Bauer zu werden hoffe, woran ich in Heidelberg nach meinen bisherigen Erfolgen, oder wenn Sie wollen, Mißerfolgen, verzweifeln muß." Sie beobachtete ihn mit einer Aufmerksamkeit, als ob sie ihn malen wolle. „Und wer hindert Sie denn, zu thun, WaS Sie wünschen? Sind Sie nicht ein Mann, Herr Horn, der gesonnen ist, selbst für seine Zukunft einzustehen?" „Ich wüßte nicht, WaS Sie sonst annehmen könnten, gnädiges Fräulein." „Nun also. Damit Sie für Ihre Zukunft einsteben können, muß Ihnen jeder denkende Kopf auch die Selbstbestimmung dieser Zukunft einräumen. Wer also kann Sie hindern, ein Landwirth zn werden, sobald sie es werden wollen?" „Meine Familie wünscht es nicht." „Weshalb?" „Einer Voreingenommenheit halber." „Und eines VorurtheilS wegen wollen Sie auf Ihre Carriöre verzichten?" „Gnädiges Fräulein, Sie kennen doch trotz Ihres langen Aufenthaltes in England Ihr Heimathland gut genug, um zu wissen, WaS hier die Familie für einen Einfluß anSiibt. Wir haben keinen stärkeren! Und diesem Einfluß sollte ich mich entziehen? Wie ein losgelöstes Blatt im Winde treiben mein Leben lang?" Herr Horn junior war ein Impressionist, daS heißt ein Charakter, der ebenso gut unter der Herrschaft des augen blicklichen Gefühls stand, wie er auch die Macht hatte, Andere unter die Wucht seiner momentanen Gesühlswallung zu be wegen. Der Ton seiner Stimme, sein Blick und seine Mienen waren ein so unmittelbarer treuer Spiegel seiner tiefen Innerlichkeit und Gefühlswärme, daß sich seine Zuhörer ihm nicht entziehen konnten. So war auch Fräulein von Fahlen bei dem ganz leichten Hittern seiner Stimme plötzlich ernst geworden und schlug für einen kurzen Moment den Blick zn Boden. „Verzeihen Sie, Herr Horn", sagte sie; „ich war zu rasch als daß mein Urtheil hätte ein gutes sein können. Es würde sich also, fuhr sie in einem lichteren Tone fort, darum handeln, das Vorurtheil zu besiegen." „DaS ist's, gnädiges Fräulein", sagte er mit großer Leb haftigkeit; „wer mir zu diesem Siege verhilft, dem würde ich verbunden sein für mein ganzes Leben." „Nun", sagte sie wieder mit ihrem neugierigen Lächeln, daS würde sich schon verlohnen. „Wie wär's, Herr Horn, wenn ich heute einmal Gelegenheit nekmen würde, mit Ihrem Herrn Papa davon zu reden? Ich sollte meinen, ich könnte etwas ausrichten." „Wie, gnädiges Fräulein, Sie wollten sich meiner an nehmen?" „Ei, warum nicht? Das ist Christenpflicht. Man muß sich aller Menschen annehmen." „Mein Vater wird Ihnen nicht widerstehen können", frohlockte er. „Weshalb glauben Sie daS?" fragte sie rasch. DaS war nun eigentlich eine Gewiffensfrage; sollte er ihr darauf mit einem Complimcnt antworten? Sie schien daS zu wünschen, er aber fürchtete, geckenhaft damit zu werden, und daS wollte er um jeden Preis vermeiden. „Aus Rücksicht auf meinen Vetter", antwortete er. Er log. Er glaubte innerlich vielmehr, daß Fräulein von Fahlen ohne Weiteres für Jeden unwiderstehlich sein müsse. Er wußte also auch, daß er log und wurde darüber rotb. Sie schien eS aber auch zu wissen, denn sie sagte hastig und, wie ihm schien, um eine gewisse Verwirrung zu ver bergen: „Gehen Sie rasch, Herr Horn, denn wenn ich nicht irre, hörte ich soeben einen Wagen in den Hof rollen. Gehen Sie an Ihr Amt. Es werden Gäste sein." Max begriff nicht und hat es nie in seinem Leben be griffen, warum gerade jetzt Gäste ankommen mußten. Aber es war einmal so und deshalb verabschiedete er sich rasch und eilte in den Hof hinunter. VI. Als einer der letzten Iagdgäste erschien endlich auch Herr Horn skuior, der in einem offenen Wägelchen mit Herrn Actnar Saegebühl von Dinglinaen ausgebrochen war, unter wegs aber einen unliebsamen Aufenthalt gehabt hatte, weil sich auf den holprigen Wegen ein Rad gelöst hatte. Es War schau Hellerlichter Dag und die Sonne schien bereits glitzernd durch die wunderhübsch mit Rauhfrost überzogenen Bäume, als Max seinen Vater endlich auf dem Gutshof von Doberan begrüßen konnte. „Gott sei Dank, Vater, daß Du endlich kommst", sagte Max, dem eine ganz außergewöbnlich gute Laune aus den Augen leuchtete, „wie hast Du Dich so verspätet? Ich glaubte schon, e- wäre Dir ein Unglück zugestoßen." „Unsinn, nun sängst Du auch noch an mit Deinem Un glück, nachdem sie mir schon zu Hause die Ohren voll ge jammert haben. Was soll mir denn nur in aller Welt passiren? Bin ich denn etwa noch nie auf der Jagd gewesen! Ich sage Dir, Max, ich kann Geschichten erzählen " „Ja, Vater, aber die Geschichten werden dort d'rin er zählt. Komm' nur rasch, sie sind schon Alle da und sitzen beim Frühstück. Laß Dein Gewehr und Deine Tasche nur hier." „Ich sage Dir, Mar, Geschichten " „Jawohl, lateinische! He, Papa?" „Lateinische? Nein, aber " „Ich meine Jäger-lateinische." „Bist de toll Junge? Glaubst Du ich würde lügen?" „Ei, wo werde ich denn daS glauben, Vater. Aber ich kann Dir versichern, wenn ich alle Geschichten hätte anhören müssen, die seit zwei Stunden dort in unserm Warmhause erzählt worden sind, so wäre ich schon ganz blau angelausen." „Ja, da» glaube ich", lachte sein Vater, „aber meine Ge schichten " „Ja, ja. komm nur, sie warten Alle auf Dich." „Nun, so komm." Dann drehte er sich noch einmal nach Herrn Saegebüh. um, der sich am Wagen zu schaffen machte.
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