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Dresdner Journal : 26.07.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-07-26
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187707264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18770726
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18770726
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1877
- Monat1877-07
- Tag1877-07-26
- Monat1877-07
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Journal : 26.07.1877
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W170 Donnerstag, den 26. Juli. 1877. ! /-> Oowwi„iooLr U«I vr»«1u«r ^oanutli; ».: L Ko-t«-,' Z«rU» V>«» «»»dor, ». -c»tt «»rU»: L L«v»»eL, L Le/Üott«,' »r«>^a: /.. Ltan-s»'» U(u«^u/ 0S«»»Lit, : ». knulklürl ». N.: u. t.' //«^v»ct»n'>Edv öuottb., oitrUl»: /nv I-,,- S»i»Qo,«r: o. Le^Ei«', «»rti-IsrU» «r»»kturt ». ». Statt,»5t: ^a«de L t,'o., «»«diu',: ^evciKS«, Vi«»: Oxpeiit. tt«r»»s8«dor: Uüllisl. Lip«titioo äv« vresäosr ^oarosl», l)rs«6vo, Lvms«»Uit«s Ho. LV. Dres-mrAonriml St«ap«t«««UI«, tu«» Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. UMrNov, «N«« «»kL «»»,««,» tKt kt. x« Uo» L»o» «u»r »» kt v»t« «j» L«I» »0 kk. LrsolM^»»»' mit Ll»»»t»m» a«^ sa»m- Mick ?«i«ch«U» ^b«xi» für u« solzoxtm» 1^. UiManNIichtr Tluil u t d r r s i ch t. Telegraphisch« Nachrichten. Zur ortentaltsche« Kragen TageSgrschichte. (Berlin. Bremen. Madrid. Stockholm. New-Uork.) Erneunmlgr«, BersetzMtgev re. i» öffeatt. vi««ff«. vretdarr Racheftchte«. Provi»zial-Nach richte«. (Chemnitz Pirna ) vermischter. Statistik und LniksmiMhschaft. Feuilleton. Tagrskalruder. Vsrsevauchrichte». Lelegraphische Litterungsberichte. Inserate. Telegraphische Nachnchte« »1r«, Mittwoch, rs. In«. (W. r. B.) Der Kaiser hat, der amtiichen ^Wiener Zeit««-" z«- folge, de« Lroaprtnzen Rudolf (anläßlich der Seldst- ItänbigkritSerklärung drsselden) das Großkrruz det St. Stephau-ordeut verliehe» und mittelst aller höchsten Handschreibens von» gestrigen Lage die Auf lösung des distzertgeu und die Acttviruug des neuen Hofstaates des Kronprinzen Rudolf augeorduet. Der Erzieher des Kronprinzen, Feldmarschall- lieuteuaat v. Latour, ist mittelst eines huldvollen kaiserlichen Handschreibens auf seine eigene Bitte in den Ruhestand versetzt «ud ihm das Großkreuz de-Leopold-ordeu-verlieben morden. GrafBom- belles ist unter Verleidung der Würde eines Seh. Rathes zum Oberhofmrister, Major Baku- lovich und Ritter v. Escheabacher find zu Flügel- adjutauteu des Kroaprinzen ernannt worden. Ceti «je, Dienstag, 24. Juli. (Tel. d. Polii. Corr.) vorgestern nahmen die Montenegriner die verschanzten Höhen von Lrrbksch, kaum 400 Meter von Rikfie entfernt, mit Stur«. Die eroberte Position domintrt sowohl die Festung als die Stadt Rikfie, welch letztere zwischen der Festung und Trebesch liegt, vollständig. Gestern Abend meldete ein Bericht des Petar Vvkotic an den Fürsten, da- das Fort Gorjarnopvliski nach kurzer Be schießung capitulirt habe. Es wurden 58 RizamS gefangen, Pferde, Munition »nd Proviant er- beutet. Gestern Abend nahmen die Montenegriner nach einem kurzen Bombardement auch das zweite Fort Rabovacz bei Rikfie, nahmen daselbst ZV Rizams mit 2 Jusbaschas gefangen und erbeuteten gleich falls viel Mauttiou «nd Proviant. Rom, Dienstag, 24. Juli. (Tel. d. Polii. Corr.) Durch dir diversen, iu Journalen und weitern Kreise« verbreiteten Gerüchte, welche dem italieni schen Govvrrnrment anf eine aktivere Orientpolitik htnauslavfeude Absichten infiauirteu, veranlaßt, erachtet es der italienisch« Minister des Aeußern, Melegari, für opportun, an die diplomatischen Vertreter Italiens im Auslande ei«e Circular- deprsche zn richten, worin er neuerlich die Politik Jtalieus in der Orieutfraae auseivandersetzen and darlegra wird, wie dieselbe niemals sich geändert und unaufhörlich und uneigennützig in vollem Ein klänge mit den andern Großmächten dir Aafrecht- haltung, oder zum Mindesten die baldige Wieder herstellung des Friedens auf Grundlage gerechter Eoucrsfioneu der Pforte an die insurgirteu Pro- viazen zum Zielpunkte gehabt hat. London, Dienstag, 24. Juli, Abends. (W.T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses erklärte auf eine Anfrage Whalley s der Schatz- kanzler, Sir S. H. Northcote, der englischen Re- gieruug sei weder schriftlich, noch auf irgend einem andern Wege eine Beschwerde der rassischen Re- gierang über eine Berletzang der Neutralität zu- gegangeu. Dem Parlamentsmitglied Lloyd erwiderte der UvterstaatSsecretär desAeußern, Bourke, die Ler- handlangen wegen Abschlusses eines neuen Han- delsvertrags mit Frankreich seien suspendirt wor den; die Regierung sei mit der Prüfung der aus der Confereuz gemachten Vorschläge beschäftigt. Die französische Regierung habe ersucht, die Ver handlungen erst nach den Wahlen wieder aufzu- nehmen. Der gegen die Specialdiscusfion der Bill über die südafrikanische Conföderation gerichtete An- trag Campbell s ward« nach einer sehr lebhaften Debatte mit 221 gegen 22 Stimmen abgelehnt und die Specialdiscusfion mit 22S gegen 5 Slim- men beschlossen. Dir Berathung des ersten Ar tikels wurde auf morgen vertagt. London, Mittwoch, 25. Juli. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die „Times" erfährt aus Malta, daß die britische Flotte in der Befikabai die Ordre erhalten habe, bianen Kurze« uach Gallipoli ab- zugehen. Die toryistische Presse fährt fort, eine recht zeitige Besetzung von Gallipoli als dringend zu bezeichnen. AnS Wien wird der „Times" telegraphisch gemeldet, daß in dortigen türkischen Kreisen Nichts von russischen Arsedensverhandlungen be kannt sei. St. Petersburg, Dienstag, 24. Juli, Abends. (W. T. B.) Ein aus Alrxandrapol vom 22. d. hier eingeaangents Telegramm meldet über die neuesten Vorgänge auf dem asiatischen Kriegs- schauplatze Folgendes: Am 20. d. griffen die Türken die linke Flanke der Position des Generals Alchasow an, indem sie von den Kriegsschiffen und von Otschemtschiri aus gleichzeitig das Feuer eröffneten und ihre Infanterie verschoben. Durch das Feuer der russischen Infanterie und Artillerie wurden die Türken indessen gezwungen, sich schnell wieder zurückzuziehen und ihre Dampfer zurückgehen zu lassen; von letzteren wurde einer durch das Feuer der russischen Truppen beschädigt. Dank den guten Be festigungen der Position war der Verlust der Russen nur ganz unbedeutend. — Aus Batum kommende Schiffe linden türkische Truppen in Otschemtschiri und nehmen von dort abchasische Familien mit. — Die Truppen Mukhtar Paschas haben in einer Stärke von 40 Bataillonen eine befestigte Position aus dem nörd lichen Abhang« des Adalakaberges zwischen Wifinkew Feaillttow Nebi-irt »»» Otto Bemck. Aq«ar«llena«sstell«»L. (Fortsetzung an» Rr. l«S > Auch von Ed. Hildebrandt, dem großen Specia- ltstr« für Aquarellmalerei, sind einig« Blätter vorhanden (5LS—526), von denen ei« paar die rapid« Technik des Meisters zeigt« ' Dem Fleißigen wäre« zu Lebzeiten di« Einnahmen»» w ünschen gewesen, welche die jetzt für seine nachgelassenen Leistungen angesetztrn P reife ergeben würden. Von Oswald und Andreas Achenbach seien zwei wunderbare, briläustg bemrrkt, im Verhältniß zu ihrem Werth preiSwürdtge Bilder erwähnt: von Jene«: „Tanz in italienischer Landschaft" (296»), von Diesem: „Aus dem thüringer Walde" (292). Sie athmen beide dir kecke Leichtigkeit, den frappanten MvmentanauSdruck, welcher den Aquarellcharaktrr so schön kennzeichnet. Oswald hat die lichten durchsichtigen Schatten des Sü den- mit graziösem, sichrem Strich in einem einzigen Farbtnaufsatz getroffen; die Landschaft schwebt in Dust und Glanz, im nebellosrn Hauch der Strahlenbrechung und führt der Erinnerung jene Eindrücke vor die Seele, welche uns bei glücklichen Tagen in Italien ost zweifeln lassen, ob »ms die Wirklichkeit oder rin Tramn-rbilde, eine „Fata mvrgami" umaiebt. Di« Gegenstände, Flure«, Frlsea, Bergforme«, Bäume, Mterrsstrand, erscheinen als «tue »» ihrer künstlerischen Id« erhöbe«, idrastsirte »ürperwelt verklärt; Formt« und Farbe« haben das rvh MatrrstA« verloren. Diesen schwelgenden AnmnthS- »«Sdruck hat Oswald auch in seiner flüchtigen Skizze entzückend «tedrrgrgrben. Andreas' Bild „aus Thüringen", in scharfer, gelb- goldiger Abendbeleuchtuug, eine Wald «nd Dvrfidyllr, ist mit meisterhafter Kühnhrit und entschiedenstem Farben- contrast behandelt. Durch dieses starke, doch vollendet gelungene Wag- niß ist das gemalte Licht selbstleuchtend geworden, die Bäume brennen wie grüne Kerzen und doch liegt über all so charaktertreu der nordische Ton des mittel deutsch«» Sommerabends. In der Farbengebung hielt ich im ersten Augenblick das Bild für einen Koeckocck. Eine solche Auffassung der Aquarellkunst trifft man leider nicht häufig. Minutiöse kleinlich allerliebste Ausführung, nament lich im Vordergründe und glatte Todtpinselung des frischen, ursprünglichen FarbenreizeS sind die Leichen - Wäscherinnen des echten originalen Reizes der Aquarell malerei. Nicht die klare, reist, bestimmte Ausführung des Ganzen oder der Einzelheiten, die in beiden Fällen künstlerisch gestaltet, ja geboten ist, in jeder Kunstsphäre und so auch im Aquarell, vernichtet die phantastebewe- gende Freiheit des Effects; wohl aber thut es die aus angebvrner Geschmacklosigkeit oder Unsicherheit hervor - gehtnde fortwährende Uebermalung, Abglättung und „harmonische" Verschmierung der Farbe, nicht minder in nächster Nähe dir Verwechselung des vielfach zu spitzen Spitzpinsels mit der Radirnadel, welche die Natur durchkäfert und den Beschauer so finnig wie abgeschmackt zum Blümchenpflücken einladet. Diese beängstigende Ma nier, die jetzt auch in der Oelmalerri die geduldigsten Kunstkenner ängstigt, taugt für keine Gattung, als für dir des AllerweltSnirdlichmachrrs, des Dilettanten, dem Niemand seine kleinen Privatfreuden und auf Sauber keit ausgehenden Kunstspäßchen stören wird. Wir «ol len aber doch ja nicht die Ansicht aufkvmmrn lassen, daß diese Albummuse, dir so zahm ist, wir rin wrißes Mäuschen und jeder Damr aus der Hand frißt, die Muse d«r Aquarrllmalerrt wäre. und Kerchata inne. — Die Nachrichten aus dem Terek- gebietr nehmen wieder einen beunruhigenden Charakter an. In einigen Dörfern Ltschkericms wurde auf die russische Miliz geschossen; sodann wurden 2 Compag nien Russen von den Türken überfallen. Cs wurde für nothwendig erachtet, die Dagtstan'scht Colonne auf den Andiahöhen wieder zusammenzuziehen, um den Truppen im Terekgebiete beistehen zu können. Bukarest, Dienstag, 24. Juli. (Tel. d. Deut schen Zeitung.) SSO« bei Nikopolis gefangene Türken find nach Riedermetzluug ihrer starken Eskorte entkommen und nach Rustschuk marschirt. Konstantinopel, Dienstag, 24. Juli, Nor' mittags. (W. T B.) Der Minister der aus' wärtigen Angelegenheiten, Aarifi Pascha, hat an die Vertreter der Pforte im AuSlande folgende Mittheilung gerichtet: Der Gouverneur von Tirnova hat an den Grob wesir ein Telegramm gelangen lassen, in welchem alle früheren Berichte über die Gräuelthaten der Russen und Bulgaren bei der Besetzung von Tirnova und den um liegenden Ortschaften bestätigt werden. Namentlich wird die Verbrennung einer Mosch« bestätigt, in welche sich die Einwohner von Chamstkene geflüchtet hatten. Dieselben kamen im Feuer um. Der Gouverneur meldet ferner, oaß die Russen die gefangenen Muselmänner unter Androhung des Todes zwingen, auf die türkischen Truppen, welche ihnen zu Hilfe kommen, zu schießen. Der Muschir Suleiman Pascha telegraphirt dem Kriegs minister, daß 12 unbewaffnete Muselmänner des Dorfes Sokurlu bei Beki-Saghra, welche sich den Russen ergeben hatten, von Bulgaren maffacrirt wurden; 3 andere wurden von Kosaken niedcrgemacht. Wir Haden so genau als möglich die Zahl der in Brand gesteckten Dorfschaften und die Zahl der durch die Russen und Bulgaren in den Orten, welche bis jetzt am meisten von der Inva sion des Feindes gelitten haben, massacrirten Einwohner feststrllen lassen. Ich theile Ihnen das Ergebniß mit: 1) In Batak, einem Dorfe außerhalb des muselmän nischen Districtes von Sistova, von 100 Häusern mit 200 männlichen und 300 weiblichen Einwohnern sind nur 7 leben geblieben. 2) In Balovan, einem musel männischen Dorfe des Districtes von Ayronovodo, welches 250 Häuser mit 700 männlichen und 1200 weiblichen Einwohnern zählte, ist, wie man glaubt, eine einMk Person dem Blutbad« entkommen. 3) In Caba Buras, welches aus 100 Gebäuden mit 200 männ lichen und 300 weiblichen Einwohnern bestand, sind 2 Personen dem Tode entronnen. 4) In Kestanbol, wo sich 150 Gebäude mit 300 männlichen und 600 weib lichen Einwohnern befanden, sind nur 3 Personen am Leben geblieben. 5) In Chems, einem Dorfe von 20 Gebäuden mit 12t' männlichen und 200 weiblichen Be wohnern, ist nur eine einzige Person mit dem Leben davon gekommen. 6) In Tundja sind von 650 Ein wohnern nur 3 entkommen. — Die Zahl der nieder- gebrannten Häuser in den Dörfern, welche von ihren Bewohnern vor der Ankunft des Feindes verlassen waren, beträgt: in Tranich-Homvi 40 Häuser, in Beran 150, in Odalar 180, in Armud Luk 80, in Bur- guch 10t), in Kodjina 70, in Oktjiler 200, im Ganzen also sind 820 Gebäude niedergcbrannt worden. — Man meldet außerdem, daß in 40 bis 50 Dörfern mit ge mischter Bevölkerung, von denen mindestens jedes 100 Häuser zählt, sich die muselmännische Bevölkerung den Russen unterworfen hat, aber man weiß noch Nichts über ihr Geschick. Sie werden mit uns der Ansicht sein, daß diese Schrecken erregende Statistik ein über wältigendes Zeugniß für die unerbittliche Grausamkeit der russischen Politik ist. Fern«r hat der Minister des Auswärtigen den Vertretern der Pforte im Auslände folgende Mit- theilung zugehen lassen Die kaiserlichen Truppen, welche nach dem Kampfe bei Plevna, von dem ich in meinem Telegramm vom 21. d. berichtete, zur Recognoscirung ausgrschickt wurden, haben noch 14 weitere Munitionswagen erbeutet, welche der Feind auf der Flucht zurückgelaffen hatte. Nach hier einaeganaenen Nachrichten vom Kriegsschauplätze find die Russen im Besitz des Schipkapaffrs bis Kazanlyk; dieselben haben auch Kaliser und Karlovo, iu der Nab, von Kazanlyk besetzt und behaupten sich in Etki-Saghra. Suleiman Pascha und Reuf Pascha organi- siren die Lrrtheidiguna. Biele Einwohner der von den Russen occupirtrn Gegenden fliehen nach Adria nopel. Rach weiteren hier vorliegenden Rachrichteu sollen die gegen Silistria marschirenden russischen Truppen zurückgeschlagen worden sein. Konstantinopel, Dienstag, 24. Juli, Nach mittags. (Tel. d. Wiener Fremdenblatt.) Aus Phi- lippopel hier eingetroffenr Nachrichten bestätigen, daß nicht nur der Schipkapaß, sondern alle De bouchös der Balkanübergängr im russischen Besitze sich befinden. 2006 verwundete Türke« find m Philippopel eingetroffen. Hier setzt man die ganze Hoffnnng anf einen Sieg der Donauarmee. Alexandrien, DienStag, 24. Juli, Morgens. (W. T. B.) Die aufständische Bewegung in Darfur ist ohne Blutvergießen durch den Obersten Gordon unterdrückt worden. New-Aork, Dienstag, 24. Juli, Lormittags. (W. T. B.) Der Strike der Eisenbahnbeamteu (vgl. die „Tagesgeschichte") gewinnt noch immer an Ausdehnung; iu San Francisco und an anderen Orten herrscht große Besorgniß. Washington, Philadelphia und Baltimore werden durch Bun- destruppen geschützt. Die niederen Volksschichten sympathifiren mit den Strikenden. Man fürchtet, daß die Ruhestörungen eine ernstere Gestalt an- ukdmen werden. Hier, in New Aork, bewacht die Miliz daS Arsenal; die Bevölkerung insultirt dir Soldaten. In einer gestern hier abaehaltrnen Volksversammlung wurden sehr erregte Reden ge halten; es wurde beschlossen, am Mittwoch ein Monstremeeting abzuhaltrn, um den Sympathien der Bevölkerung für die Strikenden Ausdruck zu geben. — In Reading (Pennsylvanieu) griff die Menge dir Miliztruppen an, welche Feuer gaben und 7 der Aufrührerischen tödtettn und 25 ver wundeten. Die Menge bemächtigte sich drs Zeug hauses. Auch in Sarrisburg sind Ruhestörung»« vorgekommen. Die Regierung bat deshalb befohlen, Panzerschiffe zu armiren. Die Truppenconcen- tration dauert noch fort. Die Gouverneure der Oststaaten haben ihre Unterstützung angeboten. Lur orientalischen /rage. * St. Petersburg,2l.Juli. Das temporäre Regle ment bezüglich der im gegenwärtigen Kriege gemach ten Kriegsgefangenen hat am 14. d. M. die aller höchste Bestätigung erhalten. Die heutigen officiellrn Blätter veröffentlichen das aus 4 Capiteln bestehende Reglement, von denen Cap. I von der Concentrirung der Gefangenen im Rayon der activen Armee, Cap. 2 von der Concentrirung an den Sammelpunkten und der Weiterbeförderung der Gefangenen in das Innere des Reichs, Cap. 3 von der Placirung und Beaufsichtigung der Gefangenen innerhalb des Reiches, und Cap. 4 von der Verpflegung derselben handelt. Anfangs neigte man zu der Absicht, die Kriegsgefangenen im Reiche der Auf sicht des Ministeriums des Innern, also den CivU- behörden zu unterstellen. In dem nun vorliegenden Reglement heißt es aber: „Die Oberleitung über die im Reiche befindlichen Kriegsgefangenen gehört dem Kriegs ministerium." Die Civilobrigkeiten unterstützen die Militärobrigkeit bei Erfüllung des Reglements. Die Kriegsgefangenen stehen bei den localen Truppen als Vom verstorbenen Stephan Rauh ist eine sehr um fassende Collection von echten Aquarellen, hier und da mit Sepia- und andern Zeichnungen vermischt, ausge stellt. Es offenbart sich darin ein reichhaltiges, oft rührendes Natnrstudium, welches stets der plastischen Form, der charakteristischen Silhouette und dem Local ton nachgeht. Der Künstler war in den Studien blättern und Skizzen am bedeutendsten, und insofern wird ihm diese Vertretung gerecht. Man braucht nur seine Baumportraits anzusehen, um für drs Meisters künstlerische Zeichnung und Pinselführung mit Achtung erfüllt zu werden. Doch im Gegensätze zu den meisten Künstlern, die immer gern praktisch „verwenden" und „verwerthen", wird bei Rauh mehr gesattelt, als ge ritten. Der bescheidene Maler gelangte verhältnißmäßig zu wenig durchcomponirten und ausgrführten Landschaf ten. Wo sich Derartiges findet, kleidet es sich fast schüchtern wieder halb und halb in die Gestalt der Studie, der kleinen Vedute, und dabei mangelt es nicht selten an Farbenfrische und Glanz des Colorits. Man kommt nicht zur unmittelbaren freudigen Empfindung Dessen, was hier mit den vorhandrnenen Mitteln sicher lich zu leisten war. (Forts, folgt.) Otto Banck. Die Erdbebenwellr bei den Sandwichtinsel«. Ausführlichen Nachrichten zufolge scheint sich die schon anderen Ort« erwähnte Erdbebenwellr auf allen Sand« wichstnseln zu gleicher Zeit gezeigt zu haben, leider ist sie ab«r nur sehr unvollkommen beobachtet worden, weil zur Zeit noch Dämmerung herrschte. Ein Corre- spondent der „Hawatan Gazette" in Kahului giebt die Zeit des ersten ZurücktretenS de- Meeres auf 1t 5 Uhr Morgens an und um dieselbe Zeit will ein Einwohner von Honolulu, aufmerksam gemacht durch die Rufe ter Eingeborenen, die sonst vom Wasser bedeckten Riffe trocken liegen gesehen haben. Auch ein Einwohner von Hilo, sowie der Capitän des dort liegenden Walfisch, fängers „Pacific" geben die gleiche Zeit an, während ein anderer Beobachter die Bewegung des Meeres be reits vor 4 Uhr, also fast eine Stunde vor Eintritt der Hauptwelle, welche das Dorf Waiakea über schwemmte, wahrgenommen haben will. Der Unterschied zwischen dem höchsten und niedrigsten Stande des Wassers an verschiedenen Orten der Insel war ein sehr bedeutender und betrug in Hilo an der Ostseite von Hawaii 26, an der Südostseite von Kauai nur 3 Fuß. Wie in früheren Fällen, war das Steigen des Wassers in Hilo und Kahului weit bedeutender als an den anderen genannten Orten, und zwar wahrscheinlich, da beide Häfen am Kopse einer Bai liegen, der Ge staltung der Küstenlinie, vielleicht auch der Form des Meeresbodens wegen. Wie ein Korrespondent des oben genannten Blattes schreibt, kam die Welle fast in gerader Linie aus Nord nordost und überschwemmte Waiakea, riß Alles mit sich fort, zerstörte den größten Theil der Ansiedelung und warf mehrere der stärker gebauten Holzhäuser eine Viertelmeile weit in das Land hinein. Die Zahl der Todten beträgt 5, die der Verletzten ist weit größer, aber noch nicht festgestellt. Etwa 45 Häuser der Ein- gebornen sind fortgeschwcmmt, und die armen Leute haben Alles verloren; dir der Regierung gehörenden Fischteiche sind ebenfalls zerstört, die Kartoffel- und Tarofelder der Eingcbvrnen vernichtet. Ein anderer Correspondent giebt die Höhe der Erdbebenwellr über Nirdrigwasserstand auf 13 Fuß 6 Zoll an. Alle inner halb 100 Hards vom Ufer stehenden Häuser find fort- gerissen, von dem Dampferpter ist keine Spur mehr
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